Am Literaturkamin (14)

 In Allgemein, Holdger Platta, Poesie

 

Rentner vergiften im Park

Holdger Platta, in memoriam G. K.

 

(Anmerkung der Redaktion: Alle LeserInnen dürfen mitraten, welche AutorInnen, die Holdger Platta zu seinem Gedicht inspiriert haben, sich hinter diesen Initialen verbergen. Die Auflösung wird am kommenden Montag verraten)

 

Schatz, das Wetter ist schön, dem Staat geht es schlecht,

da leid’ ich’s net länger zu Haus!

Heut muß man, dem Mai ist’s nur recht,

in den bunten Frühling hinaus!

Jeder Bursch und sein Mädel

mit einem Freßpaketel

sitzen heute im grünen Klee,

Schatz, ich hab’ eine Idee!

 

Schau, die Sonne ist warm, und dem Staat ist es flau,

geh mer Rentner vergiften im Park!

Sie kosten nur Knete, und der Himmel ist blau,

geh mer Rentner vergiften im Park!

Und beim Staatsetatskostenentmisten

vergiß nicht die Pensionisten!

Der Frühling, der dringt bis ins innerste Mark

beim Rentner vergiften im Park!

 

Schatz, geh, bring das Arsen g’schwind her,

des tut sich am besten bewähr’n,

streu’s auf die Torten, kreuz über quer,

aufs Kekserl, des fressen’s so gern.

Erst kriegen’s die Rentner

im Eiscafé Schwendtner,

dann ordinäre

Pensionäre,

halleluja, des freuet uns sehre,

komm, gehen wir Rentner vergiften im Park!

 

Die Armut des Staates ist da, und der Frühling ist hier,

geh mer Rentner vergiften im Park!

Kann’s geben im Leben ein größ’res Plasier

als das Rentner vergiften im Park?

Der Hansel geht gern mit der Mali

aus Bali, denn die zahlt’s Zyankalie,

dem Staats geht’s dann besser, die Liebe wird stark

beim Rentner vergiften im Park!

Nimm für uns was zu naschen

in der anderen Taschen,

geh mehr Rentner vergiften im Park!

 

(Auflösung des “Rätsels” aus dem Gedicht vom vorigen Montag: Erich Fried)

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