CD-Tipp: Simon & Jan, Ach Mensch

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Konstantin Wecker hat Simon und Jan, die 2009 ihr erstes Album vorgestellt haben und seither mit ihren Liedern unterwegs sind, bei den Songs an einem Sommerabend vor Kloster Banz 2014 kennengelernt und findet sie wirklich gut. Wir von HdS schließen uns dem nur zu gerne an und empfehlen hiermit nachhaltig ihre neue CD „Ach Mensch“. (Alexander Kinsky)

Was für eine Themensammlung! Ein Internetsüchtiger („Karnickelkotzen“), seriöse Schauspieler, die sich an Mc Donald´s verkaufen, pointierte Irrtümer des Lebens („Verwählt“) – wäre so mancher Promi doch bei seinem erlernten Beruf geblieben! –, das Ablenkungsleben (eben am Leben vorbei), die Musikantenstadlverblödung, die Unkritischen und die Mutter, die LSD kocht, der Dichterzwang, das Agieren vor der Apokalypse, die billigen Pointen des Kabaretts heute, den Sinn des Lebens in „Titten und Ärschen“ finden (mit Hitpotential, gleichzeitig wirklich und parodistisch), die ewige Glaubens- und Sinnsuche mit all ihren Höhen und Tiefen im Titellied „Ach Mensch“, und auch noch schrullige und auf ihre Art liebeswerte Abartigkeiten des Individuellen – diese thematische Bandbreite bieten Simon und Jan auf ihrer am 26.Juni 2015 beim Label Ahuga erscheinenden CD (mit DVD) „Ach Mensch“.

Sie arbeiten dabei musikalisch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, gehen viel subtiler vor: großteils gitarrendominierter, beiläufiger, sanft einlullender, melodiös-strophiger Gesang, manchmal mit reizvollen Bläsersätzen aufgepeppt, sich dann aber umso eindringlicher (wenn es doch zu widerlich wird, was zu kritisieren ist) zu „Climax-Stellen“ zuspitzend, mehr unterschwellig sich zu diesen Passagen hinarbeitend, als sie auch nur im Ansatz pathetisch vordergründig an den Pranger zu stellen.

Die vielfach sarkastische Kritik wirkt damit umso eindringlicher. Nach dem letzten Song unbedingt noch dranbleiben  – der Unsinn oder Sinn des Lebens (egal) ergibt noch so manche Collage. Und die DVD mit einem Konzertmitschnitt aus Bochum bietet zusätzlich einen Song über die Zwänge, in denen das vierjährige Wunderkind Wolfgang steckt – und demonstriert nicht zuletzt, was für eine sympathische Liveausstrahlung die beiden haben und welch tolle Gitarristen sie sind. Bestmögliche deutschsprachige Chansonkultur der Gegenwart, beinhart kritisch auf den Punkt, textlich brillant und musikalisch unaufdringlich-eindringlich.

 

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