Zwischen den Fronten – immer noch? Teil 2/2
Anmerkungen zur »Kriegskinder«-Debatte in der Bundesrepublik. Die Kriegskinder-Literatur, wie sie u.a. von den Werken Sabine Bodes repräsentiert wird, hat die Wahrnehmung der Folgen von Krieg, Vertreibung und deutscher Kollektivschuld in Nachkriegsdeutschland verändert. Nachdem es lange Zeit als »tabu« galt, auf deutsche Leiden – etwa die von traumatisierten Kriegsgefangenen und Soldaten – hinzuweisen. Dies wurde vielfach als „Relativierung deutscher Kriegsschuld“ gedeutet. Als dann die Welle der Aufarbeitungsbemühungen über Deutschland hereinbrach, atmeten viel auf: »Endlich sagt’s mal jemand«. Sicher haben die zutage geförderten Erkenntnisse über Familienprägungen und transgenerationale Traumata vielen geholfen, ihre eigene psychische Befindlichkeit besser zu verstehen. Aber ist ein solcher Diskurs nicht »rechts«? Dient er dem »Aufrechnen« der Leiden von Deutschen gegen die ihrer Opfer, also der psychologischen Selbstentlastung der Täter-Nachfahren? Holdger Platta bemüht sich in seinem ausführlichen, zweiteiligen Aufsatz um sorgfältige Abwägung und beschreitet einen mittleren Weg, der Schuldabwehr ebenso vermeidet wie eine Art Redeverbot mit Blick auf die eigene deutsche Versehrtheit. Holdger Platta (mehr …)