Beiträge von Holdger Platta

Zwischen den Fronten – immer noch? Teil 2/2

Deutsche Soldaten 1940 in einem norwegischen Dorf. Bildquelle: ADN-ZB/ Archiv, Lizenz Creative Commons

Anmerkungen zur »Kriegskinder«-Debatte in der Bundesrepublik. Die Kriegskinder-Literatur, wie sie u.a. von den Werken Sabine Bodes repräsentiert wird, hat die Wahrnehmung der Folgen von Krieg, Vertreibung und deutscher Kollektivschuld in Nachkriegsdeutschland verändert. Nachdem es lange Zeit als »tabu« galt, auf deutsche Leiden – etwa die von traumatisierten Kriegsgefangenen und Soldaten – hinzuweisen. Dies wurde vielfach als „Relativierung deutscher Kriegsschuld“ gedeutet. Als dann die Welle der Aufarbeitungsbemühungen über Deutschland hereinbrach, atmeten viel auf: »Endlich sagt’s mal jemand«. Sicher haben die zutage geförderten Erkenntnisse über Familienprägungen und transgenerationale Traumata vielen geholfen, ihre eigene psychische Befindlichkeit besser zu verstehen. Aber ist ein solcher Diskurs nicht »rechts«? Dient er dem »Aufrechnen« der Leiden von Deutschen gegen die ihrer Opfer, also der psychologischen Selbstentlastung der Täter-Nachfahren? Holdger Platta bemüht sich in seinem ausführlichen, zweiteiligen Aufsatz um sorgfältige Abwägung und beschreitet einen mittleren Weg, der Schuldabwehr ebenso vermeidet wie eine Art Redeverbot mit Blick auf die eigene deutsche Versehrtheit. Holdger Platta (mehr …)

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Zwischen den Fronten – immer noch? Teil 1/2

Deutsche Kriegsgefangene nach der Schlacht von Aachen, Bildquelle: https://www.archives.gov/research_room/arc/

Deutsche Kriegsgefangene nach der Schlacht von Aachen, 1944, Bildquelle: https://www.archives.gov/research_room/arc/

Anmerkungen zur »Kriegskinder«-Debatte in der Bundesrepublik. Die Kriegskinder-Literatur, wie sie u.a. von den Werken Sabine Bodes repräsentiert wird, hat die Wahrnehmung der Folgen von Krieg, Vertreibung und deutscher Kollektivschuld in Nachkriegsdeutschland verändert. Nachdem es lange Zeit als »tabu« galt, auf deutsche Leiden – etwa die von traumatisierten Kriegsgefangenen und Soldaten – hinzuweisen. Dies wurde vielfach als “Relativierung deutscher Kriegsschuld” gedeutet. Als dann die Welle der Aufarbeitungsbemühungen über Deutschland hereinbrach, atmeten viel auf: »Endlich sagt’s mal jemand«. Sicher haben die zutage geförderten Erkenntnisse über Familienprägungen und transgenerationale Traumata vielen geholfen, ihre eigene psychische Befindlichkeit besser zu verstehen. Aber ist ein solcher Diskurs nicht »rechts«? Dient er dem »Aufrechnen« der Leiden von Deutschen gegen die ihrer Opfer, also der psychologischen Selbstentlastung der Täter-Nachfahren? Holdger Platta bemüht sich in seinem ausführlichen, zweiteiligen Aufsatz um sorgfältige Abwägung und beschreitet einen mittleren Weg, der Schuldabwehr ebenso vermeidet wie eine Art Redeverbot mit Blick auf die eigene deutsche Versehrtheit. Holdger Platta

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Wir dürfen hoffen, wenn es so weitergeht…

Der siebte neue Spendenbericht zu „Patenschaft für Pangiota“ (vorher „GriechInnenhilfe“) Nur ein kurzer Abschlussbericht zu unserer Hilfsaktion für notleidende GriechInnen in diesem Jahr, aber ein wichtiger Abschlussbericht gleichwohl! – Wenn die letzten Fakten aus diesem Jahr 2022 Beständigkeit zeigen werden, muss uns vor dem Jahr 2023 nicht bange sein. Und es kann auch in den kommenden zwölf Monaten weitergehen damit, dass wir verarmten Menschen in Griechenland werden helfen können. Holdger Platta
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Eine leichte Besserung bei unserem Spendeneingang

Der sechste neue Spendenbericht zu „Patenschaft für Panagiota“ (vorher „GriechInnenhilfe“). Dieses Mal kann ich bereits nach kürzerer Zeit einen weiteren Zwischenbericht geben. Wie sieht es also mittlerweile bei unseren Hilfsmöglichkeiten für verelendete Griechinnen und Griechen aus? Und: wie stellen sich inzwischen die Verhältnisse in Griechenland insgesamt dar? Dazu einige Neuigkeiten in meinem heutigen Bericht über eines der Armenhäuser in “unserem” Europa, in dieser gewissenlosen Wertegemeinschaft unter dem Diktat ihrer sogenannten Wirtschafts- und Finanzeliten. Holdger Platta
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Wie ticken die Kicker ganz oben?

Zur Mentalität von Infantino und anderen Aufsteigern im Fußballsport. Es gibt so einen Spruch, den man immer wieder mal hört: Ab zehntausend Euro Monatsgehalt hört der Mensch auf, anständig zu sein. An diese Aussage habe ich während der letzten Tage des öfteren denken müssen. Denn was sich da FIFA-Chef Infantino geleistet hat beim Verbot, dass die Fußballspieler bei der Weltmeisterschaft in Katar ein sehr bescheidenes Zeichen für die Menschenrechte setzen dürfen, das spottet nicht nur jeder Beschreibung. Das ist schäbigste Charakterlosigkeit, die mit keinem exzellenten Fußballspiel aus der Welt gekickt werden kann. Wer das Eintreten für Menschenrechte bei einer Weltmeisterschaft im Sport für illegal erklärt und mit Strafen bedroht, wer die große Weltverabredung der Vereinten Nationen vom Dezember 1948, jederzeit und überall eintreten zu wollen für Schutz und Wahrung der Menschenrechte, als unzulässige Politisierung von Sport deklariert, hat in einem solchen Führungsamt bei der FIFA nichts mehr zu suchen. Und er hatte vermutlich in diesem Amt niemals etwas zu suchen gehabt, zumindest legitimerweise nicht.  Aber: Infantino ist nicht der einzige, und Infantino ist nicht der erste, der solche humanen Defizite an den Tag legt. An diese Tatsache habe ich während der letzten Tage ebenfalls denken müssen. Und ich bringe im folgenden Beitrag, der im Herbst des Jahres 2013 entstand, ein Beispiel aus unserer eigenen, aus der bundesdeutschen Fußballwelt ganz, ganz oben. Hier, auf HdS, erscheint dieser Beitrag zum ersten Mal. Und er dürfte ganz sicher nicht nur Hartz-Vierer interessieren, Armutsrentner und andere Menschen, die “unser” Sozialstaat seit langem im Stich lässt. Er dürfte interessant sein für alle, denen ein bisschen noch an der Menschlichkeit und den Menschenrechten auf diesem Planeten liegt. Und jawohl: ich lege mich hier mit einem Fußball-Promi an, den so mancher auch heute noch als „Kaiser“ zu bezeichnen pflegt: mit Franz Beckenbauer, dem Ex-Libero auf dem Fußballrasen, der Liberalität seit langem schon auf ganz eigene Weise auszulegen pflegt. Man könnte sagen: wie ein „Kaiser“ halt, und diese höchstrangigen Adligen, diese Kaiser, fielen ja seit Jahrtausenden schon dadurch auf, dass sie zum Spitzenpersonal der weltweiten Kriminellen-Szene gezählt werden mussten. Um es auf die kürzeste Formel zu bringen: Edel war dieser Adel nie. Ganz im Gegenteil: Feudalismusgeschichte war immer auch Kriminalgeschichte. Und das scheint auch für den sogenannten „Geldadel“ gültig zu sein – selbst dann, wenn ihm der Ehrentitel „Kaiser“ ganz demokratisch von einem ganz braven demokratischen Volk verpasst worden ist. Aber lest selbst! Holdger Platta (mehr …)

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Leider ein Spendenrückgang! Aber Tassos Chatzatoglou sprang ein!

Der fünfte neue Spendenbericht zu „Patenschaft für Panagiota“ (vorher „GriechInnenhilfe“). Wahrlich: ein sehr gemischter Bericht, den ich Euch heute vorzulegen habe. Unserer Hilfsaktion ging es während der letzten zweieinhalb Monate nicht besonders gut – was an mir gelegen haben dürfte. Aber zu einem Gutteil auszuhelfen vermochte unser Griechenland-Reisender Tassos Chatzatoglou. Alle Einzelheiten dazu in meinen neuen Mitteilungen an Euch. Holdger Platta (mehr …)

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Streuselkuchen mit sehr viel Verschweigen

In seinem Gedichtband „Ruhmesblätter mit Linsengericht“ beschreibt Holdger Platta eine Kindheit in der Nachkriegszeit – eine Atmosphäre der Verdrängung und latenten Gewaltdrohung. Versteinerte Väter. Mütter, die grimmig und wie erloschen in ihren stickigen Küchen werkelten. Beide über einem verborgenen Grauen brütend, von dem sie nicht zu reden vermochten und das Kinder, die in einem solchen Dunst aufwuchsen mit einer Schwere beluden, die im Kern nicht ihre eigene war. Gewalterfahrung schwelte da im Hintergrund, die sich jederzeit an Unschuldigen entladen konnte. Es ist die Atmosphäre, in der viele der heute Älteren aufwuchsen, manche von ihnen auch in prekären Verhältnissen, aus welchen nur eine blühende Fantasie die psychisch lebensnotwendige Flucht ermöglichen konnte. Die Kriegskinderliteratur hat Schlaglichter auf nur scheinbar der Vergangenheit angehörende kollektive Traumata geworfen. Die Spuren hiervon finden sich auch in den Seelen der scheinbar unbeteiligten Jüngeren. Der Lyriker Holdger Platta hat jetzt einen Gedichtband veröffentlicht, der die literarischen Früchte von fast 40 Jahren Arbeit umfasst. Und dies in einer Zeit, in der Lyrik vom Verlagswesen großenteils totgeschwiegen wird – zum Schaden nicht nur der Autoren, sondern definitiv auch der interessierten Öffentlichkeit, für die eine über Jahrhunderte gepflegte, wertvolle Kunstform nun quasi verschwunden ist. Ist Plattas Werk nun späte „Trümmerliteratur“ – wie man die Werke von Schriftstellern wie Borchert, Böll, Lenz oder Andersch bezeichnet hat? Wenn ja, dann in der positiven Bedeutung des Wortes: als ehrliches Bemühen um Aufarbeitung, sprachlich getragen von einem unprätentiösen Realismus, dem es jedochnicht an stilistischer Raffinesse mangelt. Alles an diesen Gedichten erscheint doppelbödig, kein Wort ist zufällig gesetzt. Und an Relevanz für die Jetztzeit fehlt es keineswegs. Wir dürfen diesen Nachkriegs-Gedichtzyklus durchaus als Warnung in Richtung unserer Vorkriegsgesellschaft verstehen. Roland Rottenfußer (mehr …)

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Auf Seiten der Menschlichkeit: Erich Fried

Ich hoffe sehr, dass viele mir zustimmen werden: es ist längst überfällig, innerhalb dieser Textreihe Auf Seiten der Menschlichkeit auch Erich Fried vorzustellen. Kaum einer wie er, der österreichisch-jüdische Poet, der 1921 in Wien geboren wurde, hat sich in seinem literarischen Werk derart konsequent für die Menschlichkeit auf diesem Planeten eingesetzt. Und ich füge gleich an dieser Stelle hinzu: auch nicht mit dieser beeindruckenden literarischen Qualität wie Erich Fried! Holdger Platta (mehr …)

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Der Tod ist ein Professor aus Deutschland

Nur noch fünf Jahre lang Arbeitslosengeld? Zum Vorschlag des Bremer Hochschullehrers Gunnar Heinsohn. Zweiter Rückblick auf die Geschichte von Hartz-IV. Nachdem ich vor ein paar Tagen an die Ungeheuerlichkeiten erinnert habe, die sich zwei Wirtschaftswissenschaftler in Chemnitz ausgedacht hatten – 2008 die Herren Friedrich Thießen und Christian Fischer –, an den Vorschlag nämlich, alle Arbeitslose und Armutsrentner mit einem Regelsatz von 132,- Euro abspeisen zu wollen (richtiger: unter diesen Bedingungen allmählich verhungern zu lassen), möchte ich heute noch anderen professoralen Beitrag zur Hartz-IV-Debatten in Erinnerung rufen. Ob Ihr es glaubt oder auch nicht: im Jahre 2010 schlug Gunnar Heinsohn, vormals Professor für Sozialpädogik (!) an der Bremer Universität, der bundesdeutschen Öffentlichkeit vor, in einem Beitrag für die FAZ vom 16. März dieses Jahres, dass man zukünftig an die Arbeitslosen, Armutsrentner und Aufstocker nur noch fünf Jahre lang „Sozialhilfe“ auszahlen solle – dies nach dem Vorbild der USA. Begründung: unser Staat bewirke durch seine „lebenslange Alimentation“ der Bedürftigen lediglich, dass die Unterschicht immer stärker anwachse, dadurch nämlich, dass diese aufgrund der bundesdeutschen Sozialpolitik mehr und mehr kostspielige Kinder in die Welt setze. Daran erinnere ich mit meinem folgenden Kommentar aus dem Jahre 2010. Er wurde damals am 21. April unter anderem in „Sozialmagazin. Die Zeitschrift für Sozialarbeit“ veröffentlicht. Holdger Platta (mehr …)

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Das Menschenvernichtungspapier

Nachforschungen und Kommentar zur Studie der Chemnitzer Finanzwissenschaftler Thießen und Fischer. Manchmal ist es gut, sich zu erinnern. Jetzt zum Beispiel, da von der Berliner Regierung ein neues „Bürgergeld“ beschlossen worden ist, das mit seinem Gesamtbetrag von 502,- Euro pro Person und Monat weit unter allen seriösen Schätzungen und Berechnungen zu einer menschenwürdigen Regelsatzhöhe zurückbleibt – steckenbleibt unterhalb eines Betrags, der mindestens bei 750,- Euro pro Person und Monat zu liegen hätte. Was da die Ampelkoalition als „Respekt“ vor den Menschen und neue „Menschlichkeit“ verkaufen will, ist Betrug, ist Zynismus, ist Inhumanität, nichts sonst. Aber, wie gesagt: manchmal ist es gut, sich zu erinnern. Das möchten wir heute tun mit der Veröffentlichung eines Artikels, den ich vor vielen Jahren, im Herbst des Jahres 2008 bereits, auf vielen Websites im Internet veröffentlichen konnte (HdS war damals noch nicht dabei). Manchem Leser und mancher Leserin heute mag das Folgende kaum noch glaublich erscheinen. Aber es ist so: zwei Wissenschaftler aus Chemnitz glaubten seinerzeit, den ALG-II-BezieherInnen und ArmutsrentnerInnen einen Regelsatz von insgesamt 132,- Euro pro Person und Monat zumuten zu können oder zumuten zu dürfen. Und in der Politik und in der bundesdeutschen Medienöffentlichkeit widersprach seinerzeit niemand diesen beiden Herren aus Sachsen. Holdger Platta (mehr …)

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