Masken der Macht
Überall können wir die destruktive Wirkung von Macht beobachten, dennoch erhebt sich kaum einmal eine Stimme, die die Macht selbst in Frage stellt. Immer wird die Fiktion aufrecht erhalten, es müsse bloß der „Richtige“ ans Ruder kommen, dem wir uns dann freudig unterwerfen können. Machtgier wird sich ihrer selbst nicht gern bewusst. Daher tritt Macht selten völlig unmaskiert auf, beruft sich gern auf „Verantwortung“ oder das „gemeinsame Wohl“. Andere um des eigenen Lustgewinns willen zu unterwerfen und zu demütigen, steht in einem schlechten Ruf. Wer dieses krankhafte Bedürfnis verspürt, gesteht es nicht gern offen ein – nicht einmal sich selbst gegenüber. Macht über die Seelen ist im Vergleich zur Macht über die Körper (etwa durch militärische und polizeiliche Gewalt) die mildere, die weniger hässliche Variante. Wer Schuldgefühle in die Herzen der Menschen zu pflanzen vermag, der muss niemandem Handschellen anlegen; er fesselt ihn gleichsam mit unsichtbaren Seilen. Roland Rottenfußer (mehr …)