Beiträge von Roland Rottenfusser

Die Welt-Stasi

Der NSA-Skandal ist aus den Nachrichten verschwunden, doch der Ausbau einer globalen Totalüberwachung geht ungebremst weiter. Der NSA-Überwachungsskandal ist nur ein Symptom für eine noch viel umfassendere und Besorgnis erregendere Entwicklung: Die USA dominieren den Rest der Welt mittlerweile in einem Ausmaß, von dem frühere Weltreiche nur hätten träumen können. Nicht nur, dass das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ auf fast jedem Territorium der Erde macht, was es will – auch die Reaktionen der Nationalstaaten darauf sind deutlich von Angst diktiert. Gegen die US-Regierung und ihren zum monströsen Welt-Tyrannen angeschwollenen Sicherheitsapparat hilft jetzt aber nur noch der entschlossene Widerstand der unterworfenen Länder.  Roland Rottenfußer (mehr …)

30 Read More

Unfreiheit ist geil

Bundeswehr-Soaps inszenieren Kriegsvorbereitung als Lifestyle-Event und verharmlosen die Erniedrigung junger Menschen. Für die, die’s noch nicht wissen sollten: die Bundeswehr ist jetzt total in. Bundeswehr-Offiziere werben mit Duldung der meisten Lehrer und Eltern in deutschen Klassenzimmern fürs Sterben. Auf Plakaten und in Anzeigen liest man Slogans wie „Grünzeug ist auch gesund für deine Karriere“, „Bei uns geht es ums Weiterkommen. Nicht nur ums Stillstehen“, „Mach, was wirklich zählt“. Nicht zuletzt bereiten youtube-Serien wie „Die Rekruten“ und „Die Rekrutinnen“ junge Menschen darauf vor, dass selbst eine entwürdigende Behandlung durch Vorgesetzte „normal“ und somit hinzunehmen ist – mitten in Deutschland, in unserer vermeintlichen Demokratie. Bundeswehr-Soaps sind Ausdruck eines zunehmend wieder autoritären Staatsverständnisses und bagatellisieren psychische Gewalt. Paradoxerweise hat der perfide Marketing-Vorstoß der Bundeswehr Erfolg: bei den potenziellen Opfern. Roland Rottenfußer
(mehr …)

14 Read More

Die Verfassungsbrecher

Juristen brechen ihr Schweigen und zweifeln die Rechtmäßigkeit der derzeitigen staatlichen Zwangsmaßnahmen an. Kontaktverbot, Ausgangssperre, existenzvernichtende Beschränkungen der Möglichkeit, unsere Berufe auszuüben — all das wird von den meisten Menschen zwar als lästig, vielfach auch als beängstigend empfunden; daran, ob dergleichen überhaupt rechtens ist, erheben sich jedoch wenig Zweifel. Der Grund hierfür liegt vor allem in der geschlossenen Einheitsfront, die uns in den Medien und quer durch alle politischen Lager entgegentritt. Die verbreitete Meinung ist: Wenn es nicht legal wäre, würden die da oben es gar nicht wagen, so zu handeln. Es erhöbe sich eine Welle des Protests. Da die aber ausbleibt, glauben wir, wir müssten uns als juristische Laien wohl irren, wenn uns gelegentlich ein unbehagliches Gefühl beschleicht. Jetzt jedoch scheint der Bann gebrochen. Immer mehr kompetente Juristen ziehen die rigiden Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten in Zweifel. Wenn sie richtig liegen, haben wir es jedoch mit etwas Schlimmerem zu tun als einem verzeihlichen „Ausrutscher“ der Politiker. Es wäre Verfassungsbruch durch diejenigen Institutionen, deren ureigenste Aufgabe es ist, die Verfassung zu schützen. Roland Rottenfußer

(mehr …)

15 Read More

Deutschland sucht den Super-Rechtspopulisten

Thilo Sarrazin, Foto: Lesekreis

Ein unerhörter Kassandra-Ruf aus dem Prä-AfD-Deutschland. Anmerkung der Redaktion: In diesem Artikel aus dem Jahr 2011 entwarf Roland Rottenfußer ein Zukunftszenario: Was könnte passieren, wenn sich die von Thilo Sarrazin angestoßene Debatte zum veritablen Rechtsruck auswächst? (Sarrazin als Vorläufer) Leider erwies sich die Prognose als recht treffsicher… In den deutschen Medien wird eine „Rechtspartei“ und ein Rechtsruck des Zeitgeists geradezu herbei geschrieben. Einzig eine charismatische Führungsfigur „fehlt“ in dem Szenario. Ob es Thilo Sarrazin ist, bleibt noch unklar. Schon jetzt wird er als „ehrlicher Provokateur“ hofiert, der eine „notwendige Debatte“ angestoßen hat. Wem dient der Hype um talkshowtauglichen Islamophobiker? Und was hätten wir zu erwarten, käme es zu einem politischen Rechsschwenk? Roland Rottenfußer (mehr …)

14 Read More

Polanski – Opfer, Büßer und Genie

Roman Polanski. Foto: Georges Biard, Lizenz CC BY-SA 3.0

Roman Polanski hat einen neuen Film gedreht: „Intrige“, über die historische Dreyfus-Affäre. Und wieder geht es um Gewalt, um Schuld und Unschuld. Dies ist charakteristisch für einen Regisseur, der sich hartnäckig an Themen wie Verbrechen, Buße und Vergebung abarbeitet. Wer ist dieser Besessene auf dem Regiestuhl? Leistet er filmisch Abbitte für eine Vergewaltigung, die 43 Jahre zurück liegt oder will er sich mit der Figur Dreyfus selbst als verfolgte Unschuld inszenieren? Wie stark war Polanskis Werk überschattet von seiner Kindheit als Jude im von Nazis besetzten Polen? Als Film über Antisemitismus und Autoritarismus ist „Intrige“ ein vernichtender und notwendiger Kommentar zum gegenwärtigen Rechtsruck. Eine Spurensuche in die Seelenlandschaft eines der faszinierendsten Künstler unserer Zeit. Roland Rottenfußer (mehr …)

3 Read More

Ärzte des Grauens

Die letzten Wochen im Leben des Patienten Rupert R., rekonstruiert aus seinem hinterlassenen Tagebuch. Ende November suchte mich die Krankenschwester Aïsha Özgyl (Name von der Redaktion geändert) in der Redaktion auf, um mir ein – wie sie sagte – brisantes Dokument zu überreichen. Es handle sich um das Tagebuch meines unlängst an der Eichhörnchengrippe verstorbenen Freundes Rupert R. Die in 60 % der Fälle zum Tode führende virale Infektionskrankheit, war in den Monaten zuvor in einer beispiellosen Medienkampagne zur neuen gefährlichen Volksseuche ausgerufen worden. Angst und Misstrauen grassierten in der Bevölkerung, und umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen – teilweise verbunden mit der vorübergehenden Aufhebung von bürgerlichen Grundrechten – wurden von den Gesundheitsbehörden verhängt. Ruperts Tagebuch ist ein erschütterndes Dokument. Die dort enthüllten Sachverhalte sind wirklich kaum zu glauben, würden aber, wenn sie zuträfen, unser Bild vom ärztlichen Beruf und von der Aufgabe des Gesundheitswesens in unserer Gesellschaft grundlegend erschüttern.  Ein satirischer Thriller von Roland Rottenfußer
(mehr …)

1 Read More

Der naheliegende Kandidat

Fotograf: Hans Weingartz, Lizenz Creative Commons

Roland Rottenfußer fordert, seinen Namensvetter Roland Koch zum CDU-Vorsitzenden zu küren. Der ehemalige hessische Ministerpräsident vereint die brillantesten Eigenschaften der bisherigen Bewerber Merz, Laschet, Röttgen und Spahn auf sich. Er ist die Fleisch gewordene Essenz der CDU. Unverständlich, warum bisher niemand von ihm spricht, wenn es um CDU-Vorsitz und Kanzlerkandidatur geht – warum auch Roland Koch selbst in der ihm eigenen bescheidenen Art seinen Hut noch nicht in den Ring geworfen hat. Seine Kandidatur läge in der Logik der jüngeren Entwicklung in der Geschichte seiner Partei. Durch seine überragende Präsenz würde Koch das quälende Patt zwischen den bisherigen Kandidaten rasch beenden. Die Kanzlerschaft wäre ihm dann nicht mehr zu nehmen. Roland Rottenfußer (mehr …)

7 Read More

Die Geister, die sie riefen

Anstatt sich nur entrüstet von der AfD zu distanzieren, sollten CDU und FDP damit aufhören, eine ähnliche Politik zu machen. Ein Gespenst ging um in Deutschland: das gruselige Projekt einer von der AfD abhängigen Regierung in Thüringen. Dieser Spuk scheint verjagt. Eilfertig distanzieren sich jetzt alle von Björn Höckes Mannen, die offen „Faschisten“ genannt werden. Einige bei Union und FDP zeigen sich als reuige Sünder, andere wollen es schon immer gewusst haben. Die Bugwellen, die die Affäre vor sich herschob, brachten jetzt sogar das Boot einer aussichtsreichen Anwärterin auf die Kanzlerschaft zum Kentern. AfD rules. Die xenophoben Zündler haben sich durch mangelnde direkte Machtteilhabe noch nie davon abhalten lassen, die Republik vor sich herzutreiben. Bei so vielen aufrechten Demokraten, wie sie derzeit in den Talkshows zu besichtigen sind, ist Vorsicht geboten. Vielleicht wollen die Entrüstungs-Simulanten damit nur ihren eigenen Schatten vertreiben und vertuschen, dass sie den Deutschalternativen eigentlich nur allzu ähnlich sind.  Roland Rottenfußer (mehr …)

20 Read More

Hannes Wader: „Um ruhelos zu suchen bis zum Schluss“ 2/2

Fotograf: Christof Sonderegger, Comet Photo AG (Zürich), unter Lizenz Creative Commons. 

Der große Liedermacher gibt in seiner Autobiografie Einblicke in sein Leben und in seine Wesensart: auf nüchterne Art bewegend und oft schonungslos selbstkritisch. Bei Hannes Wader ist die Frage nicht, ob er generell eine interessante und glaubwürdige Person ist; vielmehr fragt sich, ob seine vor Weihnachten erschienene Autobiografie „Trotz alledem. Mein Leben“ die Erwartungen, die Fans an so ein Werk haben, erfüllen kann. Dies kann mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden. Wader, der nach eigenem Bekunden nicht gern schreibt, schreibt großartig – so wie der von Natur aus eher scheue Mann „eigentlich“ nicht gern in der Öffentlichkeit steht und dennoch auf fünf Jahrzehnte voll begeisternder Auftritte zurückblickt. Mit dieser Biografie kann man den Künstler und Menschen wirklich kennen lernen. Wader wühlt tief und oft schonungslos selbstkritisch in seiner eigenen Seele und bietet dabei eine Fülle farbiger Details – einschließlich des „Zeitkolorits“. Selbst wer ihn nicht so gut kennt, wird in „Trotz alledem“ einen lesenswerten Überblick über ein bewegtes Dreiviertel-Jahrhundert deutscher Geschichte finden – und einen intimen Einblick in die Liedermacherszene, die er in den späten 60ern und 70ern zur Blüte zu führen half. Erster Teil des Artikels hier. Das Buch ist erhältlich im Sturm-und-Klang-ShopRoland Rottenfußer (mehr …)

2 Read More

Hannes Wader: “Um ruhelos zu suchen bis zum Schluss“ 1/2

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Der große Liedermacher gibt in seiner Autobiografie Einblicke in sein Leben und in seine Wesensart: auf nüchterne Art bewegend und oft schonungslos selbstkritisch. Bei Hannes Wader ist die Frage nicht, ob er generell eine interessante und glaubwürdige Person ist; vielmehr fragt sich, ob seine vor Weihnachten erschienene Autobiografie „Trotz alledem. Mein Leben“ die Erwartungen, die Fans an so ein Werk haben, erfüllen kann. Dies kann mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden. Wader, der nach eigenem Bekunden nicht gern schreibt, schreibt großartig – so wie der von Natur aus eher scheue Mann „eigentlich“ nicht gern in der Öffentlichkeit steht und dennoch auf fünf Jahrzehnte voll begeisternder Auftritte zurückblickt. Mit dieser Biografie kann man den Künstler und Menschen wirklich kennen lernen. Wader wühlt tief und oft schonungslos selbstkritisch in seiner eigenen Seele und bietet dabei eine Fülle farbiger Details – einschließlich des „Zeitkolorits“. Selbst wer ihn nicht so gut kennt, wird in „Trotz alledem“ einen lesenswerten Überblick über ein bewegtes Dreiviertel-Jahrhundert deutscher Geschichte finden – und einen intimen Einblick in die Liedermacherszene, die er in den späten 60ern und 70ern zur Blüte zu führen half. Das Buch ist erhältlich im Sturm-und-Klang-ShopRoland Rottenfußer (mehr …)

1 Read More

Einen Kommentar hinterlassen

Beginnen Sie mit der Eingabe und drücken Sie Enter, um zu suchen