Beiträge von Roland Rottenfusser

Belohnen statt Strafen

Entwurf eines innovativen Justizsystems. Zeit: In der nahen Zukunft. In dem (fiktiven) Zwergstaat Nirgendstein, in einer unzugänglichen Bergregion an der Grenze zwischen Österreich und Italien gelegen, wurde seit der Justizreform von 2012 das Strafprinzip zur Gänze durch ein Belohnungsprinzip abgelöst. Es gibt ein Belohnungsgesetzbuch und eine Belohnungsprozessordnung. Der Nirgendsteiner Polizeiapparat wacht 24 Stunden täglich – ausgestattet mit modernsten Fahndungsmethoden – darüber, dass keine belohnenswerte Tat eines Bürgers unbelohnt bleibt. Neben Geldbelohnungen sind wird den Belobigten von Richtern auch der Aufenthalt in extra dafür konzipierten Belohnungszentren (analog zu Gefängnissen) auf Staatskosten ermöglicht. Reporter Roland Rottenfußer, zunächst skeptisch, reiste nach Nirgendstein, um den dortigen Justizminister Tomaso Moro über das innovative Justizsystem des Landes zu befragen: Wir veröffentlichen zentrale Passagen aus dem Interview. Roland Rottenfußer (mehr …)

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Gott – persönlich

Krishna-Kult in Indien

In vielen Kulturen lehren Bhakti-Wege die ekstatische Hingabe an einen persönlichen Gott. »Die Quelle«, »Schöpferisches Urprinzip«, »Das Absolute und Namenlose« oder schlicht »DAS« (in Großbuchstaben geschrieben) – viele Bezeichnungen gibt es für den Allerhöchsten, aber sie bleiben seltsam abstrakt. Neuere spirituelle Bewegungen, die sich vor allem am Buddhismus und Hinduismus orientieren, sprechen Gott nicht gern als persönliches Wesen an; dies gilt als uncool und Merkmal eines beklagenswerten Rückstands in der Bewusstseinsevolution. Wenn man auf asiatische Spiritualität fixierten Westlern Gott nahebringen möchte, muss man oft den Umweg über das Transpersonale gehen. Roland Rottenfußer beschreibt einen Glauben an einen persönlichen Gott »ohne Bart«, wie er weltweit in vielen liebevollen, ja ekstatischen Kulten praktiziert wird.  Roland Rottenfußer (mehr …)

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Die Treibjagd

Foto: Olaf Kosinsky unter Lizenz Creative Commons

Schon ein minimaler „Linksruck“ in der SPD provoziert die Mainstream-Medien derart, dass sie mit unfairen Mitteln gegen die neue Führung bolzen. Es ist als ob die neoliberalen Parteien sowie ein Großteil der Medien einen heiligen Eid geleistet hätten: Es darf nie eine sozialdemokratische Partei geben, die politisch links von Olaf Scholz steht und mehr als 10 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigt. Das ist nicht ganz leicht, denn links von Olaf Scholz ist viel Platz. Aber bis jetzt war die Strategie erfolgreich: Zuerst wurde der Sozialdemokratischen Partei die Sozialdemokratie ausgetrieben – und jetzt, da es zaghafte Versuche gibt, sie zu ihren Wurzeln zurückzuführen, wird alles unternommen, um die Partei unter 10 Prozent zu drücken. Dazu sind den Meinungsmachern selbst die billigsten Mittel reicht.  Roland Rottenfußer (mehr …)

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50 – was, jetzt schon?

Wer am Spätnachmittag des Lebens angelangt ist, darf Bilanz ziehen – zum Aufgeben allerdings ist es noch zu früh. “Manchmal, wenn ich Pläne mein Leben mache, erschrecke ich bei dem Gedanken, dass das bisschen Restleben zu kurz sein könnte für die lange Liste meiner Vorhaben. Der Tod, diese unbegreiflich, so ferne und so abstrakte Macht, die meine Großeltern und meinen Vater abberufen hat und inzwischen auch meiner Mutter bedrohlich nahe gekommen ist – dieser Tod soll mir nun deutlich näher sein als die Geburt!? Das ist gruselig. Ich ertappe mich dabei, dass ich mich verstärkt mit Reinkarnation beschäftige – die wohl einzige Chance, die jemand wie ich hat, um jemals wieder jung zu sein. Sicher, das ist nicht das Ende, nicht einmal der Anfang vom Ende, aber es ist definitiv das Ende vom Anfang.”  Roland Rottenfußer
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Nicht der Rede wert

Dass Friedrich Merz als möglicher Bundeskanzler gehandelt wurde und noch wird, gehört zu den peinlichsten Episoden der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die CDU ist eine Partei, die von der Falschen geführt wird, ohne dass ein Richtiger in Sicht wäre. Inszenierte Richtungskämpfe in den letzten Monaten sind Kappes. Die Union verfügt über zwei Flügel – beide militaristisch. Friedrich Merz mag in seinem persönlichen Ehrgeiz ein wenig gebremst worden sein, aber sein „Geist“ durchdringt die Partei allenthalben. Merz Auftritt auf dem CDU-Parteitag vor einer Woche ist das Musterbeispiel einer Seifenblasen-Rede. Sein völlig überflüssiges Wiederauftauchen auf der politischen Bühne demonstriert, was eine konzertierte Pressekampagne heutzutage bewirken kann.   Roland Rottenfußer (mehr …)

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Die Stunde der Entscheidung

„Wir können nicht beides retten: das Ökosystem und unser dysfunktionales Wirtschaftssystem — von einem von beiden müssen wir uns verabschieden“, kommentiert Dirk Pohlmann im Interview zum ersten Rubikon-Buch. Es wäre Wahnsinn, diese Welt mit denselben Mitteln heilen zu wollen, die ihrer tiefgreifenden Krise zugrunde liegen. Ebenso verfehlt ist es, jenen Eliten die Lizenz zum Retten zu erteilen, die den Karren in der vorangegangenen Epoche in den Dreck gefahren haben. Das grün-liberale Mantra, man müsse „Ökologie und Ökonomie versöhnen“, ist nur Zeugnis einer in der gegenwärtigen Weltlage brandgefährlichen Scheu, sich mit den Machtkartellen anzulegen. Selbstzweifel sind grundsätzlich ehrenhaft, aber nicht zielführend, weil es ja gerade im Interesse der Profiteure der Klima-Katastrophe liegt, Verwirrung unter den Aktivisten zu säen. Es wurde Zeit, dass eine neue Buchveröffentlichung die existenzielle Alternative, vor der wir stehen, klar auf den Punkt bringt. Der Journalist und Dokumentarfilmer Dirk Pohlmann ist Mitherausgeber des Buches „Die Öko-Katastrophe“, das heute erscheint. Roland Rottenfußer, der im Buch mit einigen eigenen Beiträgen vertreten ist, sprach mit ihm darüber. (mehr …)

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Burger für Don Giovanni

Werbeunterbrechungen in Opernaufführungen etablieren sich. Der öffentliche Raum wird immer mehr zur Werbefläche für private Anbieter. Da wäre es schon ein Wunder, wenn der Bereich der Hochkultur davon verschont bliebe. Im Land der Dichter und Denker, der Heimat Bachs und Beethovens, ist man verständlicherweise besonders empfindsam, was die Durchmischung erhabener künstlerischer Botschaften mit knallharten Wirtschaftsinteressen betrifft. Die Schonzeit für Schöngeister scheint jetzt allerdings vorbei zu sein. Auch die Oper ist dabei, aus dem wolkigen Wallhall herabzusteigen und in der Realität anzukommen. Roland Rottenfußer (mehr …)

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Almosen von den Räubern

Die Koalitionsparteien haben die Alterssicherung zugrunde gerichtet – jetzt plustern sie sich mit der „Grundrente“ als Wohltäter auf. Von einem „Meilenstein für den Sozialstaat“ sprach die SPD-Übergangsvorsitzende Malu Dreyer. 1,5 Millionen Menschen sollen mit dem Grundrentenkompromiss (mit Einkommensprüfung, ohne Bedürftigkeitsprüfung) ab 2021 bessergestellt werden. Allgemeine Schulterklopfen scheint nun angesagt. Die Koalitionäre sind einen Schritt vorwärts gegangen und wollen vergessen machen, dass Union und SPD in ihren Regierungsjahrzehnten zuvor zehn Schritte rückwärtsgegangen waren. Das Rentenniveau ist seit den 70er-Jahren kontinuierlich gesunken (von 60 % im Jahr 1977 bis ca. 48 % heute), während das Bruttoinlandsprodukt im selben Zeitraum ebenso kontinuierlich stieg. Ein Land, das sich viel auf seine „christliche Leitkultur“ zugutehält, verfährt nach dem Motto „Du sollst deinen Vater und deine Mutter missachten“. Der beleidigende Wahnsinn hat System, denn er liegt in der Logik der kapitalistischen Menschenverwertungsmentalität. Rentner brauchen keine Gnadengeschenke, sie brauchen zunächst Respekt und Schutz davor, dass man ihnen die Früchte ihrer Arbeit stiehlt.   Roland Rottenfußer

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Der Öko-Papst 2/2

Mystik in einem Blütenblatt?

Die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus gesteht jedem Geschöpf einen Eigenwert zu und kritisiert die Verdinglichung der Natur durch den Ökonomismus. Ein Statement des Papstes zur Umweltdebatte. Braucht es das? Wäre es, anstatt auf diese „ewig gestrige“ Instanz zu hören, nicht vielmehr notwendig, endlich die Warnungen der Wissenschaft ernst zu nehmen, die auf Fakten beruhen, nicht auf Jahrtausende alten Glaubenssätzen? Ja und nein. Auch der betont bescheidene und soziale Papst hat seine blinden Flecken. Und, ja, diese Enzyklika ist ein Weg weisendes Meisterstück. Sie ist notwendig im wahrsten Sinn des Wortes. Wir können die fundamentale Krise dieser Zivilisation nicht mit den Mitteln lösen, die sie herbeizuführen halfen: nicht mit Zynismus und Gefühllosigkeit, nicht mit dem kalten Effizienzdenken unserer Büro- und Technokratien, nicht mit überheblichem „Krone der Schöpfung“-Getue. Denn es ist eine Krise des Geistes, in der wir feststecken, ausgelöst auch durch eine fatale Umwertung aller Werte. Franziskus – hier ein Schüler seines Namensgebers Franz von Assisi – setzt die richtigen Akzente, indem er den Menschen in ein geschwisterliches Verhältnis zur Natur setzt und indem er dieser einen Eigenwert jenseits ihres „Nutzwerts“ für die Menschen zugesteht. Die Papst-Enzyklika setzt Poesie gegen die Prosa vermeintlicher Sachzwänge. Sie setzt Genügsamkeit gegen Konsumrausch und fordert die Politik auf, den „Schrei der Armen“ ebenso wie jenen der misshandelten Erde zu hören. Wir müssen aufhören, uns irgendetwas „untertan machen“ zu wollen. Wir müssen wieder lernen, Liebende zu sein, oder wir werden bald nicht mehr sein. Roland Rottenfußer (mehr …)

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Der Öko-Papst 1/2

Die Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus gesteht jedem Geschöpf einen Eigenwert zu und kritisiert die Verdinglichung der Natur durch den Ökonomismus. Ein Statement des Papstes zur Umweltdebatte. Braucht es das? Wäre es, anstatt auf diese „ewig gestrige“ Instanz zu hören, nicht vielmehr notwendig, endlich die Warnungen der Wissenschaft ernst zu nehmen, die auf Fakten beruhen, nicht auf Jahrtausende alten Glaubenssätzen? Ja und nein. Auch der betont bescheidene und soziale Papst hat seine blinden Flecken. Und, ja, diese Enzyklika ist ein Weg weisendes Meisterstück. Sie ist notwendig im wahrsten Sinn des Wortes. Wir können die fundamentale Krise dieser Zivilisation nicht mit den Mitteln lösen, die sie herbeizuführen halfen: nicht mit Zynismus und Gefühllosigkeit, nicht mit dem kalten Effizienzdenken unserer Büro- und Technokratien, nicht mit überheblichem „Krone der Schöpfung“-Getue. Denn es ist eine Krise des Geistes, in der wir feststecken, ausgelöst auch durch eine fatale Umwertung aller Werte. Franziskus – hier ein Schüler seines Namensgebers Franz von Assisi – setzt die richtigen Akzente, indem er den Menschen in ein geschwisterliches Verhältnis zur Natur setzt und indem er dieser einen Eigenwert jenseits ihres „Nutzwerts“ für die Menschen zugesteht. Die Papst-Enzyklika setzt Poesie gegen die Prosa vermeintlicher Sachzwänge. Sie setzt Genügsamkeit gegen Konsumrausch und fordert die Politik auf, den „Schrei der Armen“ ebenso wie jenen der misshandelten Erde zu hören. Wir müssen aufhören, uns irgendetwas „untertan machen“ zu wollen. Wir müssen wieder lernen, Liebende zu sein, oder wir werden bald nicht mehr sein.  Roland Rottenfußer (mehr …)

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