Massenmord im Anthropozän
Insektensterben, Vogelsterben, Artensterben… Wollen wir zumindest die finale Katastrophe verhindern, müssen wir aufhören, das Leben nur nach seinem „Nutzwert“ zu bemessen. Drohnen haben eine Zukunft, Bienen nicht. In kurzer Zeit sind bis zu 80 Prozent der Insekten in unseren Breiten eingegangen. Aus Deutschland verschwand ein großer Teil der Brutvogelpaare, während in Übersee die letzten Pandas, Tiger und Nashörner um ihr Überleben kämpfen. Das große Sterben vollzieht sich weitgehend im Schatten „wichtigerer“ Themen aus Politik und Wirtschaft. Vernimmt man doch einmal einen Aufschrei, so gilt das Mitleid überwiegend dem Menschen selbst, der ohne Bienen um sein Honigbrot, ohne Vögel um das idyllische Gezwitscher während seiner Waldspaziergänge bangt. Soll Naturschutz mehr als eine halbherzig durchgeführte Reparaturmaßnahme sein, so müssen wir lernen umzudenken – umzufühlen. Wir können die Erde nicht aus demselben ego- und anthropozentrischen Geist heraus heilen, der die Katastrophe erst herbeigeführt hat. Roland Rottenfußer