Engagement braucht Sprache

 In Buchtipp, Ludwig Schumann

Ludwig Schumann im Gespräch mit Hans Jochen Genthe, Jürgen Jankofsky, Stefan Rhein, Friedrich Schorlemmer und Konstantin Wecker. Ein spannender Gesprächsband im Brusttaschenformat, also ein Begleiter zum Mitnehmen, der seine Gültigkeit über das Reformationsjubiläum hinaus behalten wird. (Ludwig Schumann)

In den Jahren 2010 bis 2027 führte Ludwig Schumann eine Reihe Gespräche mit dem Neutestamentler und Luther-Biografen Dr. Hans Jochen Genthe, mit dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Friedrich-Bödecker-Kreises Jürgen Jankofsky, dem Vorstand und Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt Dr. Stefan Rhein (einem Katholiken im Zentrum evangelischen Glaubens!), mit dem Bürgerrechtler und Friedenspreisträger Dr. Friedrich Schorlemmer und dem Schauspieler, Liedermacher, Komponisten und Dichter Konstantin Wecker um das große Thema Reformation.

Schumann, evangelischer Theologe (und Koch), in der DDR aufgewachsen, weiß um die Schwierigkeit der Akzeptanz eines solchen Jubiläums in einem Landstrich, in dem auf Grund seiner Geschichte nur noch zwanzig Prozent der Bevölkerung überhaupt einer Religion angehören. (Ganz nebenbei gesagt liegt im atheistischen Selbstverständnis der ostdeutschen Bürger ein tiefer Grund dieser irrationalen Angst vor dem Islam, dem man als missionierende Religion glaubt, nur feindlich begegnen zu können.) Zu Beginn der Reformationsdekade schlug Schumann dem Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt vor, mit den Jahresthemen dieser Dekade in die Schulen zu gehen und Schüler zu Melanchthon, zu Luther, zum Thema Freiheit etc. schreiben zu lassen. Zusammen mit Jürgen Jankofsky gab er mit den Ergebnissen dieser Schülerarbeiten eine Reihe Bücher, gedacht für Schüler wie Lehrer, heraus, zuletzt „Von seltenen Vögeln und anderen Ungehorsamkeiten“.

Als Vorbereitung für die ins Projekt eingebundenen Autoren gewann er beispielsweise Friedrich Schorlemmer zu Vortrag und Gespräch. Für die sachsen-anhaltische Literaturzeitung oda (Ort der Augen) führte er über die Zeit der Luther-Dekade ebenfalls etliche Gespräche zum Thema Reformation, um dieses Thema, dem das Land Sachsen-Anhalt als Luthers Heimat ja besonders verbunden sein sollte, im atheistischen Umfeld auch als literarisch wichtiges einzupflegen. Im Reformationsjahr 2017 meinte nun der Dr. Ziethen Verlag Oschersleben, der gleichzeitig gemeinsam mit dem Friedrich-Bödecker-Kreis oda herausgibt, dass diese Gespräche über den unmittelbaren Anlass des Reformationsjubiläums hinausreichen und es darum wert seien, als Sammlung im vorliegenden Buch zu erscheinen.

Denn nicht das Gedenken steht hier im Mittelpunkt, sondern die Aufgaben, die sich aus dem Prozess der Reformation heraus ergeben, denen sich die Gesellschaft um ihres Konsenses willen stellen muss. Das titelgebende Gespräch „Engagement braucht Sprache“ führte Schumann mit Stefan Rhein und Jürgen Jankofsky. Rhein zitiert Melanchthon: „Wir sind zum gegenseitigen Gespräch geboren.“ Über Luthers Sprache spricht Schumann mit dem Luther-Biografen Hans Jochen Genthe, der ihm außerdem von seiner Italienreise auf den Spuren Martin Luthers erzählt. „Melanchthon als Dichter“ ist ein weiteres Gespräch mit Stefan Rhein, einem ausgewiesenen Melanchthon-Kenner, zu dessen Lebensglück es zählt, dass zu seinem Aufgabengebiet auch das Wohnhaus Melanchthons gehört, dass sich im Wesentlichen noch im Originalzustand befindet.

„Freiheit ergründen“ ist ein spannender Vortrag Schorlemmers, der mit dessen Genehmigung hier Aufnahme fand, den er vor am Luther-Projekt beteiligten Autoren hielt, sich dessen bewusst, dass diese kaum Beheimatung im kirchlichen Raum haben. Er diente als Grundlage für das nachfolgende Gespräch. „Ohne Stadt keine Reformation“ mit Stefan Rhein, und die beiden hier auf der Seite vorliegenden Gespräche mit Friedrich Schorlemmer und Konstantin Wecker runden die Ausgabe ab.

 

Ludwig Schumann:

Engagement braucht Sprache

Broschur
144 Seiten
15,00 EUR
Dr. Ziethen Verlag
ISDN 978-3-86289-152-8

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