Gleich gültig

 In Daniela Böhm, FEATURED

Freundlich interessierte Zuschauer beim Schlachtfest

Gleichgültigkeit wäre gut, wenn es bedeuten würde, dass wir alle Lebensformen gleichermaßen gelten ließen. Verbreitet ist aber leider nur die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der Tiere. Daniela Böhm fordert dazu auf, das, was wir eigentlich längst wissen, tatsächlich in unsere Herzen “durchsickern” zu lassen – und dann entsprechend zu handeln. (Daniela Böhm)

Es ist ein Unterschied, ob man etwas weiß oder sich dessen bewusst ist; anders ist es kaum erklärbar, dass die Anzahl der Veganer*innen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung nach wie vor gering ist – ca. eine Million, Tendenz zum Glück steigend. Etwas zu wissen, bewirkt nicht unbedingt eine sofortige Veränderung – die meisten Menschen leben und konsumieren nach einer TV-Dokumentation über qualvolle Massentierhaltung oder Missständen in Schlachthöfen weiter wie bisher. Das Wissen um die Fakten ist nicht in tiefere Ebenen eingedrungen und erst recht nicht ins Herz. Bewusstes Wissen ist gefühlt und verinnerlicht. Natürlich gibt es Menschen, die sich aus rein rationaler Überlegung für eine tierleidfreie Ernährung entscheiden, wegen der Gesundheit oder der Umwelt zuliebe, doch bei der Mehrheit spielt das Mitgefühl für die Tiere sicher eine große Rolle oder übernimmt im Laufe der neuen Lebensweise die Hauptrolle.

Neben Bequemlichkeit, Gewohnheit und der alten, mittlerweile überholten Überzeugung, dass Fleisch lebensnotwendig sei, sind andere Gründe die Verdrängung leidvoller Tatsachen und Gleichgültigkeit. „Es ist halt wie in der Natur, der Stärkere frisst den Schwächeren.“ Wie oft hört man als Veganer*in dieses Totschlag-Argument – im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann dem nur immer wieder entgegensetzen, dass sich der Mensch bei allen Gelegenheiten seinem Anderssein gegenüber den Tieren rühmt und sich dieses Argument von selbst widerspricht, denn eine menschliche Evolution wird damit grundlegend infrage gestellt.

Im Übrigen hat die vermeintliche Überlegenheit des Menschen mittlerweile schauerliche Auswüchse angenommen und bedingt neben großem Leid eine immense Gefahr für den blauen Planeten. Es wäre gut, wenn sich all die gleichgültigen Menschen der anderen Bedeutung des Wortes Gleichgültigkeit bewusst würden: Gleich gültig. Alle Lebewesen sind von Natur aus mit der gleichen Gültigkeit in diese Welt gekommen. Jedes hat seinen Platz und seine Aufgaben in der Natur und der Mensch ist mit Sicherheit nicht dazu auserkoren, das empfindliche Gleichgewicht dieses Planeten konstant zu stören und zu zerstören. Das Gleichgewicht und die Gleichgültigkeit befinden sich auf Augenhöhe: Alles hat ein gleiches Gewicht und seine Gültigkeit in der Natur, einfach deshalb, weil es im großen Gefüge des Ganzen eine ihm zugeordnete wichtige Rolle spielt – ob es ein Käfer ist, ein Rind, ein Baum, ein Regenwurm oder eine Pflanze.

Bewusstsein hat in der Konsequenz viel mit Verantwortung zu tun. Als Menschen sind wir nur Teil des großen Ganzen und tragen gleichzeitig die größte Verantwortung. Sich der gleichen Gültigkeit von allem was ist, bewusst zu werden, bedeutet Achtung vor dem Leben – ein Miteinander und kein Gegeneinander.

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