Griechenland: Reiseziel vieler – und Ausreiseland!

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Fahren Sie hin – es kostet (Sie) fast nichts!

83. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Großartige Arbeitsteilung in Deutschland: Während sich Politiker wie Wolfgang Schäuble um die Verarmung Griechenlands “bemühen”, nutzen deutsche Touristen liebend gern die billigen Übernachtungs- und Verpflegungspreise, die auch eine Folge ebendieser Verarmungspolitik sind. Um nämlich als attraktive Tourismusanbieter konkurrenzfähig zu bleiben, gehen Hoteliers drastisch mit den Preisen runter. Die Zeche zahlen – man darf raten! – die kleinen Angestellten, die sich oft mit Hungerlöhnen begnügen müssen. Aus einem solchen Griechenland kann man eigentlich nur noch davonlaufen – und das tun vor allem junge, leistungsfähige GriechInnen, so dass die Sozialsysteme dort nach und nach ausbluten. Hauptemigrationsziel dieser Menschen: Deutschland! Bedrückende, aber auch interessante Zusammenhänge, die Holdger Platta in diesem Griechenlandbericht aufdeckt. (Holdger Platta)

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

 

die gute Nachricht vorweg: unsere Hilfe für notleidende Griechinnen und Griechen wird fortgesetzt. Während ich diese Zeilen schreibe, ist Karl-Heinz Apel, unser ‚Außenhelfer’ aus Rosche bei Uelzen, mit seiner Ehefrau Uschi bereits wieder in Griechenland, und vermutlich kommt er in diesen Stunden bei Katerina K. in Piräus an – Ihr wisst, bei der jungen Griechin, die sich im letzten Jahr, in London war das, einer Lebertransplantation unterziehen musste und nunmehr auf die zweite Operation wartet, auf die Nierentransplantation im nahen Athen. Karl-Heinz Apel bringt ihr Geld mit, das ihre weiteren Dialysefahrten in die griechische Hauptstadt finanziell absichern wird (bis zum Operationstermin). Und innerhalb der nächsten Tage wird Karl-Heinz Apel das Krankenhaus in Molai ansteuern und das Sozialzentrum in Neapolis (das ebenfalls eine Krankenstation unterhält), um dort die Institutionen mit Verbandsstoffen zu versorgen und mit sonstigem medizinischen Hilfsmaterial. Anschließend wird Karl-Heinz Apel in Kyparissi, einem kleinen Küstenort in der Südpeloponnes, erneut Kontakt aufnehmen mit der Arztpraxis dort und mit dem Priester, der – unter anderem dank Eurer Hilfe! – zahlreiche Arme in der Region mit Lebensmitteln versorgt und sonstigen Sachgütern für den alltäglichen Überlebensbedarf. Einige Wochen später werden sich dann wieder Tassos und Evi Chatzatoglou aufmachen zu einer neuerlichen Hilfsfahrt nach Griechenland. Mit einem Wort: unsere Arbeit für viele notleidende Griechinnen und Griechen wird fortgesetzt. Und mein Dank gilt schon jetzt den beiden Außenhelfer-Teams!

Zur Situation in Griechenland wechseln sich übrigens die guten und weniger guten Nachrichten fast im Tagesrhythmus ab. Heute greife ich nur zwei Informationen aus den letzten Tagen auf:

Jawohl, Griechenland – und das ist die gute Nachricht – steuert auf einen Tourismusrekord in diesem Jahr zu. Der griechische Touristikverband SETE erwartet für dieses Jahr 28,5 Millionen ausländischer Gäste zwischen Ionischem Meer und Ägäis, das bedeutet ein Plus von fast vier Millionen Urlaubsgästen gegenüber dem Vorjahr mit rund 24,7 Millionen Touristen. Die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft dürften SETE zufolge damit wohl anwachsen auf einen Betrag knapp über 14 Milliarden Euro (gegenüber 13,2 Milliarden Euro im Vorjahr 2016). Freilich enthält diese Nachricht auch einen Wermutstropfen: die Pro-Kopf-Aufwendungen der Touristen in Griechenland gehen damit weiterhin zurück – ein Trend, der schon seit einigen Jahren zu beobachten ist. Gaben die Touristen im Jahr 2011 pro Kopf noch 639 Euro für ihren Urlaub in Griechenland aus, dürften das in diesem Jahr weniger als 500 Euro pro Tourist sein. Hellas wird also zu einem Billigreiseland, schön für die Gäste, weniger schön für die Einheimischen dort. Und nimmt man hinzu, was ich Euch bereits vor einigen Wochen einmal mitgeteilt habe, in meinem 78. Bericht Kleine Freude bei uns – aber selbst die Konjunktur kennt keine Gnade in Griechenland, dann verdüstert sich dieses Bild noch mehr. Dort hatte ich Euch berichten müssen, dass der „Tourismusboom“ an den meisten Menschen von Griechenland vorbeigeht. Ich wiederhole hier die wichtigsten Zeilen aus meinem damaligen Bericht: „Unter den Bedingungen der Krise und Not schlagen viele Hoteliers in diesem wunderbaren Reiseland am Mittelmeer derzeit ganz besonders drastisch zu. Sie betreiben Lohndrückerei und Ausbeutung pur, sie prellen Beschäftigte um ihre Löhne und verbreiten Angst unter ihren Arbeitern und Angestellten, so diese sich wehren wollen. Selbst in Teilbereichen der Konjunktur kennt der Kapitalismus keine Gnade, was die Interessen der arbeitenden Menschen betrifft.“

Von einschränkungslos negativem Charakter sind darüber hinaus die Ergebnisse einer Untersuchung, die das „Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung“ für Gesamteuropa einschließlich Griechenland vorgelegt hat. Dieser Studie zufolge leidet das Land am Mittelmeer immer stärker unter einem Bevölkerungsschwund. Konkret: bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts dürfte die Anzahl der Menschen von derzeit noch über 11 Millionen Einwohnern zurückgegangen sein auf eine Zahl unter 10 Millionen (bis 2050 sollen es sogar nur noch unter 9 Millionen Menschen sein, die in Griechenland leben – das entspräche in etwa einem Bevölkerungsschwund von 16 Millionen Menschen bei uns in der Bundesrepublik). Gleichzeitig wird, dieser Studie der Berliner Forscher zufolge, bei der insgesamt 290 europäische Regionen untersucht worden sind, Griechenland – neben Portugal – die im Schnitt älteste Bevölkerung in Europa haben, „verheerend nicht nur für die ohnehin schwachen Sozialsysteme dieser Länder, sondern auch für die Wirtschaft“, so die „Griechenland Zeitung“ in ihrer neuesten Ausgabe vom 23. August.

Ursachen für diesen Abwärtstrend: einmal das, was die bundesdeutschen Wissenschaftler als „Fruchtbarkeitsindex“ bezeichnet haben, und zum anderen die „starke Abwanderung“ (vor allem jüngerer Menschen) während der letzten Jahre, eine „Abwanderung“, die voraussichtlich andauern wird und laut „Berlin-Institut“ verursacht worden ist von der Wirtschaftskrise in Griechenland und – nebenbei – in erster Linie Deutschland zugutekommt. Die Vermutung liegt nahe, dass auch die Geburtenrate in Griechenland – eine der niedrigsten im gesamten Europa –, also der schlechte „Fruchtbarkeitsindex“, auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen ist: 1,35 Geburten pro Frau im Laufe ihres Lebens (im Vergleich dazu: in Frankreich, einem „Spitzenreiter“ in diesem Bereich, erblicken durchschnittlich 1,96 Kinder pro Frau das Licht der Welt). Folge dieser Entwicklung, so die Experten aus Berlin: das Verhältnis der „aktiven Bevölkerung zu den Rentnern“ wird 2050 „das schlechteste in Europa sein“. Die Krise heute programmiert demzufolge die Krise von morgen schon vor. Zur ökonomischen Krise derzeit kommt also die demographische Krise demnächst noch hinzu. Die Politik der Euro-Staaten gegenüber Griechenland macht also nicht nur das Leben von Millionen Menschen heute schon in Griechenland kaputt, sie zerstört jetzt bereits auch die soziale und ökonomische Grundlage des zukünftigen Griechenlands. Sage keiner morgen, er habe dieses heute noch nicht gewusst!

Womit ich, liebe HdS-Leserinnen und HdS-Leser, fast schon am Schluss meines heutigen kleinen Berichtes angekommen bin. Fehlt noch was? – Ja, es fehlt noch was! Es fehlen die neuesten Spendenzahlen. Doch – erstmalig in der kleinen Geschichte unserer Spendenaktion – kann ich heute keine neuen Spendenzahlen mitteilen. Es gibt sie nicht. In der Vorwoche – einige erinnern sich bestimmt – gingen, überwiesen von 7 Spenderinnen und Spendern, 544,- Euro an Hilfsgeldern bei uns ein, während der letzten sieben Tage hingegen, zum erstenmal, wie gesagt, kein einziger Euro, kein einziger Cent. Wir alle vom HelferInnenteam hoffen, dass dieses in der nächsten Woche schon wieder anders aussehen wird. In diesem Sinne also, wie üblich, alle Angaben zu unserer Bankverbindung zum Schluss:

Wer uns bei unserer Hilfe für Menschen in Griechenland unterstützen will, unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“, oder wer auch uns Akteure wieder mal mit Organisationsgeldern helfen will (dann bitte unter dem Stichwort „HDS“), der überweise uns bitte Spendengelder auf das folgende Konto:
Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE
Und hier nochmal die Kontaktdaten von Peter Latuska, an den Ihr Euch wenden könnt, wenn Ihr Patenschaften übernehmen wollt oder eine Spendenbescheinigung benötigt (für Spendenbeträge bis 200,- Euro genügt fürs Einreichen beim Finanzamt Kopie oder Original Eurer entsprechenden Kontoauszuges):
Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de
Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

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