Lifelogging – informationeller Totalitarismus oder sinnvolle Selbstvermessung?

 In Christine Wicht, Medien

Unter Lifelogging versteht man die digitale Selbstvermessung, eine ununterbrochene Protokollierung und Überwachung des eigenen Körpers und des persönlichen Verhaltens mit dem Ziel, sich selbst zu „optimieren“. Lifelogging ist praktisch eine personenbezogene Informatik. Stefan Selke, Soziologieprofessor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Furtwangen, hat wieder ein äußerst lesenswertes Buch geschrieben. Nach seinem Buch „Schamland“, in welchem er sich ausführlich mit der Vertafelung der Gesellschaft befasste, ist er nun in die Welt des Lifeloggins eingetaucht. Daraus ist ein spannendes und alarmierendes Buch entstanden, in dem der Soziologe einen neuartigen gravierenden Wandel in der Gesellschaft detailliert durchleuchtet. (Christine Wicht)

Stefan Selke möchte den Leser mit seinem Buch „Lifelogging“ zum Nachdenken anregen über die Auswirkungen der permanenten Selbstkontrolle, die möglichen Folgen der freiwilligen Weitergabe dieser privatesten Daten. Grundoperationen des Lifeloggings beinhaltet die Erfassung (Capturing) unterschiedlichster Lebensdaten durch Geräte, Kameras und Sensoren, Einschließlich der Speicherung (Storage) dieser Daten in möglichst langen Zeitreihen, auf die dann jederzeit zurückgegriffen werden kann (Retrieval), die dann wiederum mit Programmen ausgewertet werden können. Es handelt sich praktisch um eine private Black Box, mit der neues Wissen erzeugt wird und die eine Optimierung der eigenen Lebensführung zum Ziel hat.

Der Begriff Black Box steht sinnbildlich für die Durchdringung unserer Gesellschaft mit neuen Effizienzanforderungen. Außerdem geht mit der ständigen Selbstvermessung ein Optimierungszwang einher, begleitet von einem selbstauferlegten Erfolgsdruck, Fehler zu vermeiden. Daraus kann sich leicht ein Suchtverhalten entwickeln, weil der Mensch ständig kontrollieren muss, ob er noch alles unter Kontrolle hat (S. 277). Sich einer ständigen Vermessung auszusetzen erfordert ein starkes Selbstwertgefühl und es erfordert ebenso, Selbstzweifel auszuhalten. Die digitalen Sensoren erzeugen ein Datenkorsett und damit ein enormes Enttäuschungsrisiko, dem nur schwer zu entkommen ist (S. 207). Von der Neurose ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zur Sucht (S. 207). Diese Abhängigkeit kann in ein suchtähnliches Verhalten abgleiten. In Pennsylvania wurde bereits eine erste Suchtklinik für digitale Abhängigkeit gegründet. Dort werden inzwischen Stabilisierungsprogramme angeboten (S. 208).

Lifelogging steht für die Vision einer optimierten Gesellschaft. Am Anfang dieser neuen Gesellschaftsordnung stehen drei Dinge, nämlich Angst, Lust und Risiko. Die Angst in einer Gesellschaft der Fitten und Erfolgreichen nicht mithalten zu können, sowie die Kontrolle über das eigene Leben und den eigenen Tod zu verlieren. Die Lust an der Bezifferung des eigenen Körpers, des eigenen Tuns, eigenen Lebens. Und das Risiko, dass diese Daten eine neue, dominante Sozialfigur des 21. Jahrhunderts entstehen lassen: den digitalen Versager (S. 22). Der Autor setzt sich auseinander mit den Fragen was von der Idee „des guten Lebens“ bleibt. Was passiert, wenn wir unsere innere Stimme auf stumm schalten und stattdessen Maschinen und Daten zu uns sprechen lassen? Und er stellt die Frage ob wir noch Menschen sind, wenn wir aus Angst vor Kontrollverlust und Effizienzwahn zutiefst menschliche Aspekte wie Zufall oder Vergesslichkeit unterdrücken?

Wie viel Wissen über sich selbst braucht der Mensch? (S. 23). Man macht sich selbst zum Forschungsobjekt, denn Lifelogging entwickelt, testet und beforscht, fragt nach der Welt und den Menschen von morgen (S. 24). Die digitale Selbstvermessung ist ein Megamarkt, mit Kampagnen werden die Bürger darauf konditioniert wie wichtig es sei, Sport zu treiben und die Ergebnisse zu protokollieren, Gesundheit soll pausenlos überwacht und optimiert werden. Jedoch kann ein Computer keinen Bezug zum menschlichen Leben herstellen. Mit der umfassenden scheinpräzisen Lebensprotokollierung verschwindet die nötige Unschärfe der Bewertung, denn diesen Daten fehlt jeder Kontext. Sie sind entsinnlicht und eigentlich nur schwer zu interpretieren. Das was sie leisten, ist lediglich eine Verdoppelung der eigenen persönlichen Welt in Gestalt eines Datenraums. Wer sich darauf einlässt, muss auch die Folgen dieser Entwicklung überlegen.

In der heutigen Welt spielt der Mensch als Leistungsträger eine fundamentale Rolle. Es geht um Effizienz- und Konkurrenzorientierung in krisengebeutelten Gesellschaften. Lifelogging passt sich perfekt dem Anforderungsprofil einer Gesellschaft an, die Menschen immer häufiger bloß nach willkürlichen Kriterien in Leistungsträger oder Leistungsverweigerer einstuft.

Jim Gemmell, der Architekt der Lifelogging-Software, predigt die Ankunft in ein neues Zeitalters. Er ist von den Vorteilen des Lifeloggings überzeugt und hält es gar für unvermeidbar. Für ihn geht es darum, die digitale Existenz der Menschen sicherzustellen (S. 14). Der Mensch soll jederzeit und wann immer er sie braucht auf seine Daten zurückgreifen können (S. 15). Der Mensch wird sich auf die Totalerfassung der Daten hinbewegen und dies würde, nach Auffassung von Gemmell, zu einem besseren Leben führen (S. 15). Der Autor nahm an Treffen der Selbstvermesser in USA und Deutschland teil, seine Beobachtungen vermittelten ihm einen Eindruck von den Motiven, Ängsten und Erwartungen der Selbstvermesser. Digitale Daten ermöglichen zwar einfache Formen sozialer Vergleiche, aber sie erhöhen auch den Herdentrieb und den sozialen Druck (S. 17). Aber es stellt sich die Frage ob das, was technisch machbar ist, auch wirklich sinnvoll ist. Die Befürworter sehen darin eine digitale Unsterblichkeit in der Cloud eines Lifelogging-Serviceunternehmens. Sie blenden dabei aus, dass Lifelogging dazu führen kann, dass jeder Bürger, jeder Aktivist, anhand seiner freiwillig zur Verfügung gestellten sehr persönlichen Daten jederzeit aufgespürt und unter Umständen ohne Grund verhaftet und ohne richterlichen Beschluss aus dem Weg geräumt werden kann (S. 19). Es ist absurd, statt uns von einer Autorität überwachen zu lassen, erheben wir freiwillig die Daten (S. 20).

Prominente Technology Evangelisten wie Gordon Bell, Gary Wolf, Jim Gemmell oder Mark Zuckerberg verkünden den Glauben, dass die digitalen Daten helfen, den triologischen Körper gesünder und unser Leben insgesamt besser machen. Dieser Einstellung liegt ein ungebrochener Glaube an die technische Machbarkeit zugrunde, ein Glaube, der sich stellenweise bis hin zur mythischen Überhöhung der Technologie steigert. Wie bei vielen anderen soziologischen Experimenten stand auch bei Lifelogging das Militär Pate. Das Pentagon begann das Projekt, das zum Namensgeber von Lifelogging avancierte. 2003 besuchte der Programmdirektor Doug Gage zusammen mit einigen Kollegen der Behörde Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) die Entwickler Gordon Bell und Jim Gemmell in ihrem Labor bei Microsoft in San Francisco. Die Verteidigungsexperten zeigten sich interessiert an den neuen Möglichkeiten der digitalen Lebensprotokollierung und suchten nach Anregungen für Projekt LifeLog, in dem es darum ging, Soldaten der Zukunft mit Sensoren auszustatten, um dem Kommando eine bessere Übersicht zu ermöglichen und später als grundlegende Computersimulation zu dienen (S. 33). Das Projekt LifeLog wurde, nachdem es durch die Presse bekannt wurde, eingestellt und umbenannt in ASSIST (Advanced Soldier Sensor Information System Technology). Es wurde damit begründet, dass es Soldaten im Irak und in Afghanistan helfen könnte. Viele für Lifelogging genutzte Geräte und Gadgets stammen aus anderen Anwendungsfeldern und wurden umgenutzt. Beispielsweise die für das Aktivitätstracking genutzten Beschleunigungsmesser stammen aus der Automobilindustrie. Dort wurden sie benötigt, um Airbags bei Unfällen zuverlässig auszulösen (S. 44).

Lifelogging ist Technik und Kultur zugleich, da es Daten erzeugt und zugleich eine bestimmte Vorstellung von der Welt bewirkt (S. 251/252). Mit Hilfe der Datensammlungen können Verdächtigungskategorien entstehen, die „Unproduktive“ in Unternehmen, „Unrentable“ im Feld des Konsums, „Unvernünftige“ im Bereich Gesundheitsprävention und „Unbrauchbare“ im Bereich des Sozialen ausgrenzen (S. 257). Für den Autor wird sich in Zukunft die Frage stellen, ob die umfassende Selbstvermessung limitiert werden soll und kann oder ob daraus neue Schuldzuweisungen entstehen, die das Potential in sich tragen, die Gesellschaft zu spalten. Mit der Lebensprotokollierung geht auch ein Wandel der Versicherungskultur einher: Von einem kollektiven Solidarsystem zu einem Selber-Schuld-System. Die Verknüpfung von Schuld bedeutet nicht weniger als das Ende der persönlichen Freiheit und der gesellschaftlichen Solidarität.

Zwar könnte man sagen, dass der Selbstvermesser nichts anderes sei als ein Pawlow’scher Hund, abgerichtet und konditioniert (S. 279), doch die Wirkung der Masse ist nicht zu unterschätzen. Der Gesundheitsbereich ist ein lukrativer Markt. Mit Kampagnen werden die Menschen geschickt dahin geführt, wo sie freiwillig Daten abgeben, Geräte und Software kaufen und dabei noch das Gefühl haben, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Ein gut durchdachtes System. Der Wirtschaftstheoretiker und Zukunftsforscher Leo Nefiodow vertritt die These, dass Gesundheit ein Megamarkt ist, mit gewaltiger Sogwirkung auf zentrale Bereiche der Gesellschaft, der Menschen, Märkte und Meinungen prägt. Es ist die Basisressource einer auf einer neuen Produktivitätsdynamik angewiesenen Moderne, damit wird Gesundheit zur zentralen Soziotechnik und Ideologie kommender Wirtschaftsprozesse (S. 249). Hier wird ein neuer Markt mit mannigfaltigen neuen Geschäftsideen geschaffen.

Peter Ohnemus, CEO einer Schweizer Firma, die sich darauf spezialisiert hat, den Gesundheitszustand von Menschen vergleichbar zu machen und Krankenkassen eine Gesundheitsplattform anbietet, ist davon überzeugt, einen vergleichbaren „Health Score“ entwickelt zu haben, mit welchem die gesundheitliche Verfassung eines Menschen und die Einstellung eines Menschen auf die Gesundheit erfasst werden können. Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht bilden die Basis, die durch weitere Werte angereichert werden kann. Auf dieser Basis könnten Krankenkassen künftig Rabatte festlegen (S. 249). Zwar ist das momentan noch freiwillig, doch die Entwicklung ist absehbar. Wenn sich Lifelogging durchsetzt, wird dies zu einer neuen Gesellschaftsordnung führen, nämlich den Wandel weg von einer diskriminierungsfreien Solidargemeinschaft hin zur einer Verantwortungsverpflichtung des Einzelnen, in der Annahme, dass der Einzelne sein Leben ändert, wenn er zur Kasse gebeten wird (S. 250). Krankenkassen sind an der Optimierung ihrer Beitragszahler interessiert und Arbeitgeber an höheren Leistungen am Arbeitsplatz. Die AOK bietet schon jetzt ein System an, in welches die Versicherten ihre Vitalwerte eingeben und sich auf der Rangliste vergleichen können (S. 203). In den USA bieten 90% der Unternehmen Gesundheitsprogramme an, einige motivieren ihre Mitarbeiter bereits zu Lifelogging. Deren Daten werden gesammelt und für den Arbeitgeber analysiert. Die Versicherung Swiss Re stattete unlängst seine Mitarbeiter mit Schrittzählern aus, um ins Bewusstsein zu bringen, dass sich die meisten Menschen zu wenig bewegen. 90% der 10 000 Mitarbeiter beteiligten sich freiwillig an der Aktion (S. 250).

Das präventive Selbst als autonomer Gesundheitsmanager ist eine Wunschvorstellung, da die Komplexität sozialer, materieller und physiologischer Zustände nicht messbar ist (S. 204). Neues Wissen lässt neue Sorgen entstehen (S. 205), wie beispielsweise Datenneurosen (S. 206). Zu viele Daten können zu Fehldiagnosen führen. Lifelogging kann zu einer fremdbestimmten Lebensweise führen, da eine ständige opportunistische Anpassung der eigenen Lebensführung an eine sozialerwünschte und erwartete Form krank machen (S. 206). Lifelogging etabliert neue Umgangsformen mit dem Körper. Es befriedigt nicht nur bestehende Bedürfnisse, sondern erzeugt auch neue. Im Extremfall führt die technische Rationalität der Apparate dazu, dass der Mensch sich selbst nicht mehr als Zweck, sondern als Mittel erfährt. Er läuft, um seine Daten zu optimieren.

Lifelogging ist nur ein Mosaiksteinchen in einem größeren Bild. Nicht nur das private Leben wird immer mehr vermessen, im Bildungsbereich zeigt uns die Pisa-Studie, wie sehr dem Verfall des Bildungssystems mit standardisierten Leistungstests begegnet wird (S. 272/273). Es geht nicht mehr um die Freiheit des Einzelnen und um Selbstbestimmung. Es geht darum, den Menschen in allen Lebensbereichen zu vermessen. Für Stefan Selke steht der Verdacht im Raum, dass eine Gesellschaft, die ein Problem mit der informationellen Überbelichtung hat, bald auch ein Demokratieproblem haben wird (S. 264).

Es wundert auch nicht, dass Kevin Kelly, der ein Mitbegründer der Quantified-Self-Bewegung ist, auch schon einer der zentralen Ideengeber der neoliberalen Philosophie (S. 219) war. Lifelogging liegen zutiefst neoliberale Eigenschaften zugrunde. In der heutigen Welt spielt der Mensch als Leistungsträger eine fundamentale Rolle. Es geht um Effizienz- und Konkurrenzorientierung in krisengebeutelten Gesellschaften. Lifelogging passt sich perfekt dem Anforderungsprofil einer Gesellschaft an, die Menschen immer häufiger bloß in Leistungsträger oder Leistungsverweigerer einstuft. Der Leistungsdruck moderner Gesellschaften wird widerspruchsfrei in den Freizeitbereich übertragen, indem selbst Joggingstrecken mit Hilfe von Selbstvermessung optimiert werden sollen. Selbstvermessung ist der Vorbote einer um sich greifenden Ökonomisierung des persönlichen Verhaltens. Selbstvermessung führt letztlich auch zu freiwilliger Selbstausbeutung und wird damit an wirtschaftliche Zwecke gebunden (S. 215). Für den Moralphilosophen haben Belohnungssysteme einen korrumpierenden Effekt, denn wenn wir erst abnehmen, wenn wir dafür eine Belohnung erhalten, erobert das ökonomische Denken Stück um Stück unsere Lebenswelt (S. 216/217).

Bislang ist die Sammlung von Daten aus dem Bereich des privaten Verhaltens und von Körperfunktionen weitgehend ausgeschlossen. Mit Lifelogging wird diese Lücke geschlossen. Lifelogging ist nichts anderes als die Übertragung der Datensammelwut in den Bereich des individuellen Alltags. Das was in der Wirtschaft und Politik funktioniert, soll zur Maxime im Privaten werden (S. 57). Lifelogging ist inzwischen massenmarkttauglich und breitet sich in einem juristischen Vakuum immer weiter aus. Ilja Trojanow und Juli Zeh vergleichen die Beschädigung des Rechtsstaates durch die Erweiterung staatlicher Machtbefugnisse im Bereich der Kontrolle und Überwachung mit dem Eindringen des Nationalsozialismus in die Köpfe der Menschen. „Niemand kann mit Sicherheit sagen, wann eine Demokratie untergeht, wann ein Rechtsstaat zur leeren Hülle verkommt” (S. 258). Die informationelle Selbstbestimmung wird langsam zu einem kulturellen Auslaufmodell. Mit der Kenntnis dieser Daten lässt sich noch gezielter auf die Betroffenen einwirken, im harmloseren Fall zum Beispiel mit intimst personalisierter Werbung.

Lifelogging ist dauerhafte Selbstbetrachtung und steigert die Wirksamkeit des Kontrollwillens über alle Aspekte, die sich kontrollieren lassen wie Bewegung, Puls-, Atemfrequenz, Blutdruck und weitere Gesundheitsdaten, Aufenthaltsort, Tätigkeit, Motivation. Das kommt den Leitwerten unserer Gesellschaft wie Schlankheit, Sportlichkeit, Gesundheit, Produktivität und Effektivität, sehr entgegen (S. 195). Der Autor stellt die Frage, ob nicht der letzte Rest der Körpergefühls durch Selbstvermessung verloren geht, da durch Selbstvermessung nur isolierte Ausschnitte betrachtet werden und der Körper nicht ganzheitlich in den Blick genommen wird. Informationssucht in Form von Selbstbeobachtung kann ausarten in eine Art digitalen Exhibitionismus (S. 188). Das eigene Leben wird nicht mehr reflektiert oder bilanziert sondern kommuniziert, beispielsweise in Internetforen. Einen Vergleich der Optimierungsraten der persönlichen Daten mit denen aller anderen Protagonisten des Lifelogging weltweit, wer hält das aus und falls doch, wie lange? Es lohnt sich wirklich, vorher dieses Buch über Lifelogging von Stefan Selke zu lesen. Viel zu wenig ist im Bewusstsein, dass die digitale Sintflut aus Massendaten wie Fotos, Kommentare auf Facebook, der Rohstoff des 21. Jahrhunderts sind.

Jeder 5. Smartphonebesitzer hat bereits eine Selbstvermessungs-App installiert (S. 203). Dass zeigt auch, dass so eine App von Anwendern sowohl als intelligent und in bestimmten Situationen als auch hilfreich gesehen wird. Eine App als eierlegende Wollmilchsau, das scheint einfach, unkompliziert, man muss nur die richtige App in sein Smartphone laden und mit den Tracking Gadgets koppeln und schon bekommt man die Lösung für ein besseres Leben präsentiert. Die Menschen müssen sich fragen, ob sie in einer Welt leben wollen, in der sie sich ständig überwachen und vermessen sollen. Diejenigen, die diese Form der Körperoptimierung nutzen, müssen sich im Klaren darüber sein, dass sie damit einen erheblichen Beitrag zur Gesellschaftsveränderung leisten, in eine Richtung, die sie vielleicht gar nicht wollen. Mit Goethe gesprochen: „Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht los.“

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