Rechtsruck in Deutschland (3/6)

 In FEATURED, Politik (Inland)

Psychosoziale Ursachen und Bewältigungsmöglichkeiten. Unbestreitbar leben wir in Deutschland heute in einem kapitalistischen System. Die US-amerikanische Publizistin Naomi Klein hat 2015 ausführlich dargelegt, weshalb nur eines von beiden geht: ökologisch verträgliche Lebensweise oder Kapitalismus (1). Der Psychoanalytiker Wilhelm Reich (1897-1957) hat immer wieder darauf hingewiesen, dass sich gesunde psychosoziale Verhältnisse in Klassengesellschaften in letzter Konsequenz ebenfalls nicht herstellen lassen. Doch in welcher Weise fördert unser gegenwärtiges, zunehmend neoliberales Gesellschaftssystem psychosoziale Zustände, die „rechten“ Entwicklungen in die Hände spielen? (Andreas Peglau)

Redaktionelle Vorbemerkung: Die Analyse von Andreas Peglau zum Rechtsruck in Deutschland erscheint als Sechsteiler. Bisher erschienen die Teile 1 („Massenpsychologie des Faschismus, 1933 – und heute“), 2 („Bundesdeutsche Seelenverhältnisse“) und 3 („‚Rechter‘ Neoliberalismus“).

Teil 3: „Rechter“ Neoliberalismus
Der Mensch als Markt-Anhängsel

Der Neoliberalismus – oftmals zutreffender als Marktradikalismus bezeichnet – „bestimmt die Wirtschafts- und Sozialpolitik, die Medienöffentlichkeit und das Alltagsbewusstsein hierzulande so stark wie kaum eine andere Weltanschauung“ (2). Er wird nicht nur von Unternehmerverbänden, CDU-Wirtschaftsrat und Industrielobby vertreten, sondern ist selbst in „Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrtsverbände“ eingesickert, hat daher „eine öffentliche Meinungsführerschaft errungen, die nur schwer zu durchbrechen ist“ (3).

Zugrunde liegen dem Neoliberalismus keine bürgerlich-humanistischen Ideale, geschweige denn die Forderung nach „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, sondern eine, dem Sozialdarwinismus verwandte Verachtung aller, die weder reich noch mächtig sind. Das belegen Ansichten Friedrich von Hayeks, die „den maßgeblichen Referenzpunkt im Neoliberalismus“ darstellen.(4) Als menschliche Triebkraft wird von ihm nur „Eigennutz“ akzeptiert, der maximal die eigene Familie oder sonstige Kleingruppen umschließe. „Wahrer“ Individualismus bestehe in der „Demut vor den unpersönlichen und anonymen sozialen Prozessen“, durch die der Markt das gesellschaftliche Leben gesetzmäßig reguliere. Wer oben oder unten ist, gehöre da auch hin. Hier korrigierend eingreifen zu wollen, gar gemeinsam mit anderen, sei „falscher Individualismus“, führe schlimmstenfalls zu sozialistischem „Kollektivismus“. Freiheit wird hier, macht der Wirtschaftswissenschaftler Ralf Ptak deutlich, ausschließlich als Unterordnung der zu Konsumenten und Produzenten reduzierten Individuen unter das Wirken des Marktes verstanden. Was dabei als Menschenbild übrig bleibt, fasst er so zusammen: „ein dem Eigennutz verpflichtetes, armseliges Wesen, das bestenfalls seine eigene Situation versteht und die persönlichen Lebensbedingungen nur in einem eng begrenzten Rahmen anonymer Regeln beeinflussen kann“ (5).

Wer Menschen so beurteilt, darf ihnen – jedenfalls wenn sie keine Kapitalisten oder deren Handlanger sind – natürlich keine große Macht geben, schon gar nicht, um den Lauf des (allein)seligmachenden Kapitalismus aufzuhalten. Demokratische Tendenzen können daher in neoliberalen Staatsgebilden bestenfalls in bestimmten Umfang toleriert werden. Hayek forderte: Um marktfeindliche Beschlüsse vermeintlich unqualifizierter Mehrheiten zu verhindern, müssten Politiker, erst recht demokratische Institutionen durch eine berufene Elite von „original thinkers“ kontrolliert und reglementiert werden.(6) Der Staat soll schwach sein gegenüber dem Kapital, aber stark in seiner Manipulations-, Gängelungs- und Unterdrückungsfunktion gegenüber dem Volk.

Der Psychologe und Kommunikationsforscher Rainer Mausfeld beschreibt das so:

„Neoliberalismus und Demokratie sind in der Tat miteinander unvereinbar. Milton Friedman (1912–2006), einer der Gründungsväter des Neoliberalismus, hat dies 1990 offen zum Ausdruck gebracht: ,a democratic society once established, destroys a free economy‘ (Newsletter of the Mont Pelérin Society) – was es natürlich aus Sicht der Eliten zu verhindern gilt. Demokratie wird also nur soweit als ‚zulässig‘ angesehen, wie der Bereich der Wirtschaft von demokratischen Entscheidungsprozessen verschont ist – also solange sie keine Demokratie ist. In diesem Sinne ist weltweit der Neoliberalismus der größte Feind von Demokratie.

Aus Sicht multinationaler Konzerne stellt Demokratie vor allem ein Geschäftsrisiko dar. Wenn die Bevölkerung partout nicht bereit ist einzusehen, dass die Organisation einer Gesellschaft wirtschaftlichen ‚Sachzwängen‘ Rechnung zu tragen hat und dass Löhne und Sozialleistungen äußerst nachteilige Faktoren für die Kapitalvermehrung sind, müssen durch die herrschenden Eliten eben geeignete ‚Strukturanpassungsmaßnahmen‘ auf autoritärem Wege durchgesetzt werden.

Eine wirklich demokratisch organisierte Gesellschaft ist also mit den von den herrschenden Eliten favorisierten Gesellschaftsformen unvereinbar. Wenn schon ‚Demokratie‘ im politischen Geschäft als eine ‚notwendige Illusion‘ erachtet wird, dann sollte die Demokratie eher die Form einer durch geeignete Experten gelenkten ‚Zuschauerdemokratie‘ (‚spectator democracy‘) annehmen als die einer partizipatorischen Demokratie. In einer Zuschauerdemokratie lässt sich die Illusion der Demokratie aufrechterhalten und zugleich eine Stabilität des gegenwärtigen Status politischer Eliten gewährleisten.“

Hayek ging zudem davon aus, dass sämtliche Individuen naturgemäß einen, über den Markt vermittelten, Kampf jeder gegen jeden um knappe „Güter“ aller Art zu führen hätten, bei dem schwächere, weniger leistungsfähige auf der Strecke bleiben sollten. Dieses Ausleseprinzip übertrug er auf ganze Völker, zum Beispiel, wenn er behauptete, gegen Überbevölkerung „gibt es nur die eine Bremse, nämlich daß sich nur die Völker erhalten und vermehren, die sich auch selbst ernähren können“ (7).

Diese Auffassungen weisen markante Übereinstimmungen auf mit „rechter“ Ideologie.
„Notwendige“ Ungerechtigkeit

Als „kleinster gemeinsamer Nenner des Rechtsextremismus“ wird von vielen Forschern die „Ideologie der Ungleichheit“ und damit Ungleichwertigkeit der Menschen genannt.(8) Hayek urteilte über Ungleichheit, sie sei „nicht bedauerlich, sondern höchst erfreulich. Sie ist einfach notwendig“ und dürfe nicht durch „Umverteilung“ und „soziale Gerechtigkeit“ gefährdet werden (9).

Auch bezüglich der gegen Demokratie und – außerhalb der Eliten – gegen individuelle Freiheit gerichteten Zielsetzungen, gibt es bemerkenswerte Parallelen zwischen rechtsextremer und neoliberaler Ideologie. Letztere behält sich ohnehin „eine autoritäre Option zur Durchsetzung marktwirtschaftlicher Freiheit vor, die für den ‚Notfall‘ auch eine Diktatur nicht ausschließt“ – was die führende neoliberale „Chicagoer Schule“ in den 1970er Jahren bewog, den faschistoiden Machthaber Chiles, Pinochet, offen zu unterstützen (10). Wilhelm Röpcke, später neoliberaler Wirtschaftsberater der Regierung von Konrad Adenauer, hatte schon 1933 geschrieben, „daß Wirtschaftsfreiheit sehr wohl mit einem illiberalen Wirtschaftssystem vereinbar ist“ (11). Ralf Ptak kommentiert: „Der ‚wohlmeinende‘ Diktator wird – wenn nötig – zur Durchsetzung des neoliberalen Wettbewerbsstaates akzeptiert, die Herrschaft der ‚Masse‘ gilt dagegen als entartete Demokratie“ (12).

Auch das „ausgeprägte Freund/Feind-Denken“ – mit dem Hauptfeind Kommunismus (13) – eint „rechte“ und neoliberale Denker. Zudem ist nicht nur dem Rechtextremismus die Annahme „unverrückbare[r], absolute[r] Prinzipen“(14) zu eigen: Der neoliberale Glaube an die Weisheit und Unfehlbarkeit des Marktes und den Kapitalismus als Höhe- und Endpunkt der Anthropogenese ist ähnlich dogmatisch – und ähnlich dümmlich. Schon 1997 arbeiteten Herbert Schui und andere Sozialwissenschaftler in einem Buch mit dem treffenden Titel Wollt ihr den totalen Markt? als wichtige Gemeinsamkeiten von Neoliberalismus und extremer „Rechter“ heraus: „Die Legitimierung des Starken, Durchsetzungsfähigen und Erfolgreichen, die Auslese und der starke Staat sind geeignet, dieselben Gemüter zu begeistern, die sich aus ähnlichen Gründen zum Faschismus hingezogen fühlen“ (15).

Es ist bei all dem nicht verwunderlich, dass bereits in den 1990er Jahren „rechte“ Parteien wie die FPÖ, in Deutschland NPD, DVU und Republikaner auf „die Effizienz eines entfesselten, wieder funktionsfähig gemachten“ – das heißt: über den Sozialstaat triumphierenden – „Kapitalismus“ setzten (16), dass heute die AfD neoliberale Prinzipien verficht und sich „Mitglieder der Neuen Rechten positiv auf Konzepte des Neoliberalismus beziehen“ (17).

Der Neoliberalismus ist also hochgradig selbst „rechts“ und stützt „rechte“ Entwicklungen – Letzteres auch, indem er Verhältnisse erzeugt, die denen der späten Weimarer Republik ähneln.
Verschobene Wut

Schon 1933 waren, wie auch Wilhelm Reich erkannte, Angehörige des Mittelstandes für die faschistische Ideologie besonders anfällig, weil sie fürchteten, ins Elend abzurutschen.(18) Heute ist die deutsche „Einkommensmittelschicht“ ebenfalls gefährdet. 1992 machte sie noch 62% der Bevölkerung aus, 2006 war sie auf 54,1% geschrumpft, zum größeren Teil dem Abstieg „in die armutsgefährdeten Lagen“ geschuldet.(19) Dieser Prozess hält an.

Auch 2016 waren rechtsextreme Einstellungen bei Erwerbslosen stärker ausgeprägt als bei Erwerbstätigen (20) und eine auf diverse Zielgruppen gerichtete Menschenfeindlichkeit bei Armen verbreiteter als bei Wohlhabenden(21). Denen, die heute in Deutschland als arm eingestuft werden, geht es zwar im Durchschnitt materiell weit besser, als den ärmeren Schichten am Vorabend des Dritten Reiches und als vielen anderen, die diesen Planeten besiedeln. Aber ein Blick in die Geschichte oder auf die Verteilungssituation materieller Güter zwischen den Staaten dieser Erde genügt, um zu erkennen: Armut an sich, auch Hunger macht noch keinen Faschismus. Wiederum fördert die bloße Erwartung, in die Armut abgeschoben zu werden – also zu diesem Zeitpunkt ein noch rein psychisches Problem –, hierzulande bereits die Übernahme „rechter“ Einstellungen (22). Woran liegt das?

Die Antwort dürfte lauten: Arm zu sein in einer an sich reichen Gesellschaft wie der unsrigen bringt nicht nur materiellen Mangel mit sich. Soziologische Untersuchungen zeigen seit langem, dass Arbeitslosigkeit zumeist „mit einem niedrigen Selbstwert, Motivationsproblemen, schwerwiegenden Isolationsgefühlen, Beziehungsproblemen“, massiven Selbstvorwürfen wegen vermeintlichen Versagens „sowie gesundheitlichen Schäden einhergeht“. Auch im heutigen Deutschland gilt, wie Zeit online 2016 titelte: „Wer früher stirbt, war länger arm“. Arme Männer leben im Durchschnitt fast elf Jahre kürzer als reiche. Arme Frauen haben eine um mehr als acht Jahre geringere Lebenserwartung als reiche.

Wie bereits erwähnt, blicken zudem viele der Wohlhabenderen verächtlich herab auf jene, deren Lebenserwartung durch Armut verkürzt ist. „Stigmatisierungen durch die Mehrheitsgesellschaft“ und Abwertungen von Arbeitslosen, insbesondere Langzeitarbeitslosen waren auch 2016 in Deutschland weit verbreitet: 49% der erwachsenen Bevölkerung meinten, „die meisten Langzeitarbeitslosen“ seien „nicht wirklich daran interessiert, einen Job zu finden“ oder fanden es „empörend, wenn sich Langzeitarbeitslose auf Kosten der Gesellschaft ein bequemes Leben machen“. All das muss bei solcherart Diskriminierten vielfach Wut oder Hass auslösen – die sich verbinden dürften mit jener Aggressivität, die durch andere Ungerechtigkeiten seit Kindesbeinen angestaut wurde. Damit korrespondiert, dass „rechte“ Tendenzen gerade in den reichsten Regionen der Erde, in Europa und Nordamerika, um sich greifen – in denen zugleich die extremsten Einkommensunterschiede zwischen Armen und Reichen zu verzeichnen sind.

Halten wir also fest: Nicht nur die Armut, sondern auch die krassen Einkommensunterschiede in diesem unseren Land müssen reduziert werden, um rechtsextreme Einstellungen zu lindern. Die Angst vor einem zu erwartendem Abrutschen ins soziale Elend und die Wut darüber, dort längst angekommen zu sein, befeuern „Rechts“-Tendenzen ebenso wie die – berechtigte – Empörung über ungerechte Besitzverteilung.

Doch wer seit der Kindheit darauf getrimmt wurde, sich unter Autoritäten zu ducken, dem muss es schwer fallen, sich mit den tatsächlichen Verursachern dieser Misere zu konfrontieren und die Aggression in Energie zur konstruktiven Veränderung der Gesellschaft umzuwandeln: Das könnte nicht nur Konflikte mit Staatsmacht und -ideologie herbeiführen, sondern auch alte Kinderängste vor Bestrafung und Isolation wecken. Das Anstreben einer „konservativen Revolution“ – auch so ist ja mehrfach das Ziel von „Rechten“ bezeichnet worden – hat dagegen den neurotischen Vorteil, sich nicht als „Umstürzler“ betrachten zu müssen, da doch angeblich nur das gute Alte bewahrt oder wiedererlangt werden soll.

Um die Konfrontation mit regierungsamtlichen Ersatzeltern und sonstigen Mächtigen zu vermeiden, bietet sich zum einen an, Wut und Hass in depressiver Weise gegen sich selbst zu richten. Nicht umsonst muss von Depression, schon von Sigmund Freud als autoaggressive Selbstabwertung klassifiziert (23), als deutscher „Volkskrankheit“ gesprochen werden (24). Eine zweite Möglichkeit ist, die angestauten aggressiven Impulse auf Schwächere und Sündenböcke umzuleiten. 1933 waren es vor allem die entrechteten Juden, die dafür herhalten mussten. Zurzeit sind es insbesondere diejenigen, die als Flüchtlinge in unser Land kommen, aber auch andere, als „fremd“ eingestufte Menschen wie Muslime, Sinti und Roma sowie Homosexuelle oder Arbeitslose (25). Statt anzuprangern, dass „Topmanger“ und „zehn Prozent der oberen Haushalte“ sich ungerechtfertigt viele Milliarden des gesellschaftlichen Reichtums aneignen, fällt es leichter, sich die Millionen von Euro, die zur Versorgung der Flüchtlinge genutzt werden, als Ursache eigener – tatsächlicher oder befürchteter – Verelendung und Unsicherheit einzureden.(26)
Wobei zusätzlich ausgeblendet wird, dass viele erst zu Flüchtlingen werden durch Kriege, die auch Teile der deutschen Herrschaftselite durch Waffenexporte anheizen.
Bilanz

Gemessen an den Faktoren, die Wilhelm Reich als psychosoziale Basis von „Rechts“-Entwicklungen ansah, ist die Situation in Deutschland heute zwar weniger dramatisch als am Ausgang der Weimarer Republik. Aber es gibt auch keinerlei Grund für Entwarnungen. Trotz mancher Fortschritte haben wir das, was Reich als psychosozialen „Schoß“ des Faschismus diagnostizierte, nicht überwunden.

Je intensiver gesunde Gefühle und gesunde Sexualität weiterhin durch patriarchal-autoritäre Normen und Institutionen, durch Kleinfamilien und Kirchen unterdrückt und pervertiert werden, je schlimmere Erniedrigungen, je mehr Existenzangst der neoliberale Kapitalismus dem hinzufügt, desto mehr destruktives Potential steht zur Verfügung – gerade für „rechte“ Bewegungen. Hier lässt sich die anerzogene Unterwürfigkeit beibehalten; sie muss nur auf Ersatzführer und neue Idole umgelenkt werden. Der seit Kindheit angestauten Wut werden zudem sozial Schwächere, oftmals bereits Ausgegrenzte als Feindbilder präsentiert, an denen man sich ohne größeres Risiko abreagieren kann.

Eine sowohl neoliberal als auch fremdenfeindlich agierende Partei wie die AfD muss daher auf breite Resonanz in der Bevölkerung stoßen, bietet sie doch das Sich-Andienen beim nahezu vergotteten Wirtschaftssystem ebenso an wie die Kanalisierung von Hass. Sollte an die Spitze dieser Partei und der mit ihr sympathisierenden Teile der PEGIDA-Bewegung auch noch eine als charismatisch wahrgenommene Führungsfigur treten, könnte das in der Masse autoritär strukturierter Individuen nahezu suchtartige Zustimmung auslösen.

Quellen und Anmerkungen:

(1) Klein, Naomi (2015): Die Entscheidung. Kapitalismus vs. Klima, Frankfurt/M.: Fischer.
(2) Butterwege, Christoph/Lösch, Bettina/Ptak, Ralf, unter Mitarbeit von Tim Engartner (2016): Kritik des Neoliberalismus, Wiesbaden: Springer VS, S. 11.
(3) Ebd.
(4) Ebd. S. 46.
(5) Ebd., S. 46ff., 54ff., 63ff.
(6) Ebd., S. 63ff.
(7) Ebd., S. 67.
(8) Salzborn, Samuel (2015) [2014]: Rechtsextremismus. Erscheinungsformen und Erklärungsansätze, Baden-Baden: Nomos/UTB, S. 22
(9) Auf die Frage, ob er denn gar nichts von der „Idee sozialer Gerechtigkeit“ halte, antwortete Hayek: „Nein, nicht das geringste. […] Soziale Gerechtigkeit kann es nur in Befehlswirtschaften geben, wo der Staat über die relativen Einkommen der einzelnen Bürger bestimmt.“ http://www.forum-ordnungspolitik.de/zur-ordnungspolitik/grundsaetze/334-wir-brauchen-mehr-ungleichheit
(10) Butterwege et al. 2016 (wie Anm. 2), S. 59, 64.
(11) Zitiert ebd., S. 60. Röpcke war allerdings ein Gegner des NS-Systems und floh 1933 ins Exil. In den 1950er und 1960 vertrat er dann erzkonservative Ideen, lehnte das Frauenwahlrecht ab und verteidigte die südafrikanische Apartheid mit rassistischen Statements. https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_R%C3%B6pke_(Wirtschaftswissenschaftler)
(12) Ebd., S. 60.
(13) Ebd., S. 23f. Der Totalitäts-Doktrin folgend, bezogen Hayek und Röpcke zwar nicht nur den dem Kommunismus, sondern auch den Faschismus verbal mit ein. Tatsächlich attackierten sie aber nach 1945 vor allem die sozialistischen Länder.
(14) Ebd., S. 25.
(15) Schui, Herbert/Ptak, Ralf/Blankenburg, Stephanie/Bachmann, Günter/Kotzur, Dirk (1997): Wollt ihr den totalen Markt? Der Neoliberalismus und die extrem Rechte, München: Knaur, S. 15. Die Autoren weisen allerdings daraufhin, dass die NSDAP in ihrer Propaganda zu Teilen deutlich andere, nämlich antikapitalistische Schwerpunkte gesetzt hatte. Die in jüngerer Zeit erfolgte Verschmelzung „rechter“ und neoliberaler Positionen kann also nicht einfach als Fortführung nationalsozialistischer Politik eingeordnet werden.
(16) Ebd., S. 11.
(17) Siehe auch Nullmeier, Frank (2010): Kritik neoliberaler Menschen- und Gesellschaftsbilder und Konsequenzen für ein neues Verständnis von „sozialer Gerechtigkeit“, Expertise im Auftrag der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung, S. 7
(18) Reich, Wilhelm (1933b): Massenpsychologie des Faschismus. Zur Sexualökonomie der politischen Reaktion und zur proletarischen Sexualpolitik, Kopenhagen/Prag/Zürich: Verlag für Sexualpolitik, S. 74ff.
(19) Koppetsch, Cornelia (2015) [2012]: Die Wiederkehr der Konformität. Streifzüge durch die gefährdete Mitte, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, S. 23f.
(20) Decker, Oliver/Kiess, Johannes/Brähler, Elmar (Hg.) (2016): Enthemmte Mitte. Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland, Gießen: Psychosozial, S. 40.
(21) Zick, Andreas/Küpper, Beate/Krause, Daniela (2016): Gespaltene Mitte – Feindselige Zustände. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2016, hg. von Melzer, Ralf, Bonn: Dietz, S. 59ff. Nicht erforscht wurde hier, ob die Armen sich auch am meisten politisch „rechts“ betätigen.
(22) Heitmeyer, Wilhelm (Hg.) (2015) [2012]: Deutsche Zustände. Folge 10, Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 122f.
(23) Freud, Sigmund (1915): Trauer und Melancholie, in ders.: GW Bd. 10, Frankfurt/M.: Fischer, S. 427–446, S. 429–433.
(24) „Insgesamt erkranken in Deutschland ca. 5,3 Mio. Menschen im Laufe eines Jahres an einer behandlungsbedürftigen, unipolaren Depression. Das Risiko, als Erwachsener irgendwann im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt nach neueren Studien für Frauen bei 21 bis 23 % und für Männer bei 11 bis 13 %. Das heißt, etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann ist im Laufe des Lebens von einer Depression betroffen.“ https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression/haeufigkeit
(25) Siehe zum Beispiel Decker et al. 2016 (wie Anm. 20), S. 82–87.
(26) Auf diese „Aggressionsverschiebung“ und darauf, dass es der Psychologie bedarf, um diesen Vorgang zu verstehen, machte bereits 2015 der Wirtschaftswissenschaftler Herbert Schui aufmerksam. https://www.hintergrund.de/politik/inland/die-grosse-aggressionsverschiebung/

Redaktioneller Hinweis:

Vor einem Wiedererstarken des Faschismus hat bereits Bertolt Brecht gewarnt: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ Aber was ist dieser „Schoß“?

Die bemerkenswerten Antworten, die der „linke“ Psychoanalytiker Wilhelm Reich (1897-1957) auf diese Frage gab, werden bis heute fast durchgängig ignoriert, auch in Politik, Faschismus- und Rechtsextremismusforschung. Das ist bitter, weil Reich es anders verdient hätte. Wichtiger ist jedoch: Ohne diese Antworten endlich ebenfalls zu berücksichtigen, dürfte es weder eine Chance geben, die internationale „braune Renaissance“ zu verstehen noch ihr wirkungsvoll entgegenzutreten.

Das im Juli 2017 erschienene neue Buch des Psychologen und Psychotherapeuten Andreas Peglau verbindet knappe biografische Informationen zu Reich und zu seiner 1933 erschienenen „Massenpsychologie des Faschismus“ mit Antworten auf Fragen wie

Was war bzw. ist die wichtigste psychosoziale Basis politischer „Rechts“-Entwicklungen – früher und heute? Welche Auswirkungen hat autoritär-entfremdende Sozialisierung für das Zustandekommen von Destruktion, Rassismus und Krieg? Welche Rolle spielen psychische Faktoren für das Aufrechterhalten patriarchalisch-kapitalistisch-neoliberaler Systeme und für das mögliche Revolutionieren dieser Systeme? Welche Menschen- und Weltbilder können uns als Voraussetzung zum konstruktiven Handeln dienen?

Es kann direkt beim Verlag bestellt oder hier kostenlos heruntergeladen werden.

Andreas Peglau: Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus als Erklärungsansatz, Nora-Verlag Berlin, 174 Seiten, 14,90 Euro, ISBN 978-3-86557-428-2.

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