The Money-Projekt – Alles Geld der Welt verschenken

 In Monika Herz, Wirtschaft

Foto: Jeff Kubina, Maryland Renaissance Festival

Die Spekulationssphäre ist kein Anhängsel der Realwirtschaft; umgekehrt ist die Realwirtschaft nur quasi der Wurmfortsatz einer gigantischen Spekulationsblase. Und wehe, sie platzt! Die Zahlen, die Monika Herz hier recherchiert hat, sind erschreckend. Gemessen an den virtuellen Geldmengen, die global verschoben werden, ist ein Bill Gates nur auf Hartz IV. Dabei wäre es so schön, dieses Geld in kleinen Portionen den Menschen auszuhändigen, die wirklich was damit anfangen können. Wer von uns bräuchte schon dringend mehr als eine Million? Aber so viel Vernunft und Menschlichkeit kann man unserer “Weltgemeinschaft” wohl nicht zutrauen. (Monika Herz)

Wir sind eine große Familie und die erste Familienfeier anlässlich des Welt-Geschenk-Tags fand schon am letzten Samstag statt. Keiner von uns hat ein Haus, das groß genug wäre, um auch nur den engsten Familienkreis um einen Tisch herum zu platzieren. Das macht nichts. Wir machen aus der Not eine Tugend und anstatt nur einen Tag zu feiern, machen wir eine Festwoche daraus. Wie bei Königs anno dazumal. Meine Schwiegermutter sagte in der Küche zu mir: „Ich hätte so gerne eine Million. Ich würde alles verschenken. Ich schenke so gern!“ Ich antworte darauf, dass ich es genauso machen würde. Was ich verschwieg, war, dass ich nicht nur gern eine Million hätte, sondern am liebsten das ganze Geld der ganzen Welt. Das würde ich dann auch verschenken.

Manchmal ist die Welt echt magisch. Kaum hatte ich nämlich den Gedanken so recht formuliert, erreichte mich die frohe Botschaft eines alten Freundes aus längst vergangenen Piratenzeiten. Der Christoph. Er schrieb mir, dass sich da doch tatsächlich ein gewisser Herr Desjardins die Mühe gemacht hat, alles Geld der Welt zu sammeln und in kleine Kästchen zu packen, damit wir sie anschauen, auspacken und uns hoffentlich daran erfreuen können. Ein Kästchen entspricht 100 Milliarden. Wahrscheinlich sind es Dollar, und keine Euro, aber das ist so gut wie egal.

Um Verwirrungen vorzubeugen, sollte man noch wissen, dass im englischen Sprachgebrauch 1 Milliarde eben nicht 1 Milliarde heißt, sondern 1 Billion. Das hat sich wohl jemand ausgedacht, damit wir den Durchblick verlieren, falls mal jemand von uns auf die schräge Idee kommen sollte, sich in der Welt des Geldes einen Überblick verschaffen zu wollen.

Da ich also den heiligen Wunsch in den Himmel sandte, alles Geld der Welt zu besitzen, damit ich es hinterher schön verteilen kann, hat mir der Himmel also diesen Herrn Dejardins sowie einen guten alten (natürlich jungen und hübschen) Piraten vorbeigeschickt. Mit Päckchen voller Geld. Nur mal so zum Anschauen.

http://money.visualcapitalist.com/all-of-the-worlds-money-and-markets-in-one-visualization/

Ein Kästchen auf dieser Zeichnung (bitte Link anklicken) entspricht nicht etwa der unvorstellbaren Menge von 1 Milliarde Euro. Sondern 100 Milliarden Euro. In Worten: Hundert Milliarden Euro. Damit man eine Ahnung davon kriegt, wie viel Geld es auf der Welt gibt, hat der nette Herr Dejardins die Päckchen der drei reichsten Männer der Welt mal hingezeichnet. Es sind relativ kleine Päckchen. Bill Gates zum Beispiel mit seinen 79,2 Milliarden US-Dollar hat nicht mal ein volles Päckchen abgekriegt. Der Ärmste. Ein volles Päckchen entspricht 670.000 Eigentumswohnungen im Wert von 150.000 Dollar. Mit einem solchen Päckchen hätte ich nämlich trotz meiner großen Familie schon Schwierigkeiten. Ich hab mal eine Umfrage gemacht in der Familie. Jeder von uns wäre mit einer Million voll zufrieden. Nur diejenigen, die noch kein Haus oder keine Eigentumswohnung haben, die würden sich zuerst gern ein Haus kaufen. Und dann erst den Rest verschenken. Selbst wenn ich den Kreis der Familie auf 100 erweitere, also auch die entfernten Familienmitglieder mit jeweils einer Million beschenke, dann würden immer noch – oh ist das Kopfrechnen schwierig. Also ich könnte mit einem dieser Päckchen 100 Leute mit je einer Milliarde Euro beschenken. 1 Milliarde sind 1000 Millionen. Dann hätte jeder von meiner Familie also immer noch 999 Menschen zu finden, die sich gerne eine Million schenken lassen würden.

So viel zu den einzelnen Päckchen des Herrn Dejardins. Die großen Kraken wie Apple oder Microsoft z.B., die halten ungefähr 5 bis 6 solche Päckchen in Händen. Wenn ich mir die Zeichnung mit den Päckchen, die ich dann verschenken würde, so anschaue, dann sind weder der nette Herr Gates noch die Kraken so recht im Zentrum meiner Aufmerksamkeit. Apple mit seinen 616 Milliarden in 6 Päckchen? Geschenkt! Interessant wird es erst, wenn ich weiter runterscrolle.

Das gesamte Geld der Welt in Münzen und Scheinen etwa: 50 Päckchen! Wie viele Eigentumswohnungen sind das gleich wieder?

Das ist aber natürlich nicht das ganze Geld der Welt, das ich gerne hätte, um es zu verschenken. Wie gesagt. So viel haben wir ja schon gelernt in der Finanzkrise. Wenn die Leute anfangen würden, massenhaft ihr Geld von den Konten abzuheben, damit sie es in bar auf der Hand haben, dann sperren die Banken die Tür zu. Denn da gibt es noch das „Buchgeld“. Das sind so viele Päckchen, dass ich Schwierigkeiten kriege mit dem Zählen. Es ist das sog. „Broad-Money“ – nein, nicht Brot-Geld! Alles Buchgeld der Welt: 80.9 Trillionen! Aber wie war das gleich wieder? Trillionen heißen Billionen bei uns? In Päckchen wird’s einfacher zu verstehen. Wenn es nur nicht so viele wären: 809 Päckchen!

Nochmal zur Erinnerung. In jedem Päckchen befinden sich 670.000 Eigentumswohnungen. Im „Brotgeld“-Paket sind demnach also Eigentumswohnungen für 542 Millionen Menschen. Auf der Welt gibt’s ungefähr 7,2 Milliarden Menschen. Es reicht also noch nicht für alle. Wobei jetzt Kinder nicht unbedingt eine eigene Eigentumswohnung brauchen, finde ich. Aber sei’s drum. Außerdem kostet eine Eigentumswohnung in Syrien wahrscheinlich weniger als bei uns. Weil da niemand mehr wohnen mag. Ich würde da momentan auch nicht wohnen mögen. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich bin immer noch dabei, meine Päckchen auszupacken. Als nächstes: Die globalen Schulden mit 1990 Päckchen. Da die Schulden gleichzeitig die Vermögen sind, also alles Geld, was zum Beispiel vom Herrn Draghi so locker aus dem Hut gezaubert wird, sind die Schulden also echtes Geld. 1990 Päckchen! So quer übern Daumen würd ich mal sagen: Das reicht dann! Also ich würd’s nehmen! Das reicht für schöne Eigentumswohnungen für die gesamte Weltbevölkerung.

Das Geschenk des netten Herrn Dejardins ist aber immer noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Es gibt nämlich noch mehr als alles Geld der Welt. Man möchte es ja kaum glauben. Aber es gibt Päckchen, die tun so als wären sie gefüllt mit Geld. Wenn man sie dann aufmacht, ist aber gar nichts drin. Das ist zwar beim „Brotgeld“ und beim Schuldengeld auch nicht anders. Und auch auf den Münzen und Scheinen steht eigentlich nur eine Zahl, also eine Information drauf. Es funktioniert nur, weil wir den Zahlen und Informationen vertrauen. Wenn unser Vertrauen ins Buchgeld zum Beispiel schwindet und wir lieber Bargeld möchten, dann gibt’s ein Riesenproblem.

Jedenfalls gibt es da noch einen großen Haufen mit Päckchen, in denen quasi noch weniger als nichts drin ist. Das sind die Derivat-Päckchen. Ihre Zahl ist irgendwo zwischen 6300 und 10.200 Päckchen. Zu je 100 Milliarden. Wie viele Eigentumswohnungen sind das jetzt gleich wieder?

Also die würde ich nicht nehmen. Die würde ich zurückschicken ins Nichts und ihnen nicht erlauben, noch einmal hier vorbei zu schauen. Nicht weil es mir zu viel wäre. Geld kann man schließlich immer brauchen. Und auch nicht, weil es mit dem Kopfrechnen allmählich etwas länger dauert. Sondern, weil ich mich hier ausnahmsweise mit einem der reichsten Männer der Welt solidarisiere. Mit Warren Buffet. Der soll nämlich gesagt haben:

“Der Derivat-Gesit ist jetzt aus der Flasche, und diese Produkte werden sich mit ziemlicher Sicherheit in Anzahl und Bandbreite verfielfältigen, so lange bis eine Ereignis ihre Toxizität erweisen wird. Zentralbanken und Regierungen haben bisher noch keine wirksame Methode gefunden, um sie zu kontrollieren oder auch nur die Risiken aufzuzeigen, die diese Papiere bergen. Meiner Ansicht nach sind Derivate finanzielle Massenvernichtungswaffen. Sie bergen Gefahren, die momentan nur latent sind, potenziell aber tödlich.”

So. Und jetzt wünsch ich euch allen schöne Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr.

Quellen:

https://de-de.facebook.com/pages/Goodbye-Wahnsinn/276573669020006
https://de.wikipedia.org/wiki/Derivat_%28Wirtschaft%29

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