Wer ist hier chaotisch?

 In FEATURED, Politik (Inland), Roland Rottenfußer

Wenn Politiker und Medien über „Anarchie“ schimpfen, sollten sie den Begriff wenigstens richtig gebrauchen. Ob G 20-Krawalle oder Fußball-Randale – das Gespenst der Anarchie geht um in Deutschland.  Allerdings nur in den Köpfen von Politikern und den Leitartikeln ordnungsliebender Journalisten. Leider, könnte man hinzufügen. Denn so viel Gewalt, wie sie von Herrschaftsstrukturen und Hierarchien ausgeübt worden ist, könnten Anarchisten niemals zustande bringen.  (Roland Rottenfußer)

Anarchie: die Pariser Kommune 1871

Einer, auf dessen Urteilskraft wir wirklich vertrauen dürfen, ist Donald Trump. Er bescheinigte der Polizei während des G20-Gipfels in Hamburg, sie habe einen „good job“ gemacht. Er präzisierte dann, natürlich per Twitter: „Everybody felt totally safe despite the anarchists.“ Mal abgesehen davon, dass er mit „everybody“ wohl nur die hochrangigen Politiker innerhalb ihrer martialisch verteidigten volksfernen Blase meinen konnte – was soll in diesem Zusammenhang das Wort „Anarchie?“ Auch die Medien bliesen in dieses Horn: „Die Nacht, in der im Schanzenviertel die Anarchie ausbrach“, titelte die Welt online.  Und die NZZ: „Das süße Gift der Anarchie.“ Es scheint, als wollten die Verteidiger des politischen Status Quo gleich zwei unliebsame Weltanschauungen auf einmal abräumen: den Sozialismus und die Anarchie. Und dies, obwohl beide Konzepte in der Geschichte eher selten zur Deckung kamen. Und obwohl die Journalisten und Politiker, die sich über „Anarchie“ entrüsteten, von selbiger offenbar nicht allzu viel Ahnung hatten.

Wer Autos anzündet, Läden plündert und Menschen mit Steinen bewirft, verhält sich nämlich nicht „anarchistisch“, er übt Gewalt aus, eine verschärfte Form von Herrschaft – und diese ist das glatte Gegenteil von Anarchie. Margarete Stokowski von „Spiegel online“ schrieb deshalb treffend: „Wären die Leute, die in Hamburg die Geschäfte geplündert haben, Anarchistinnen und Anarchisten gewesen, hätten sie die Läden nicht zerstört, sondern beispielsweise in Genossenschaften übernommen, die Preise und Löhne angepasst und als ausbeutungsfreie Unternehmen geführt. Bisschen was anderes.“  Es gibt aggressive Zerr- und Verfallsformen der Anarchie – wie bei jeder anderen, ursprünglich idealistischen Weltanschauung auch. Ihrem Selbstbild nach ist Anarchie jedoch selbstorganisierte Ordnung ohne Herrschaft und Hierarchien, eine freilassende, auf Humanität, Gerechtigkeit und Gleichheit abzielende Form gesellschaftlicher Organisation – was ausschließt, dass z.B. einer willkürlich das Gebrauchseigentum des anderen abfackelt.

Nicht einzelne Mächtige – Macht ist das Problem

Immer wieder wird diffamierend über Anarchie geredet und geschrieben, obwohl es eine lang andauernde, ein größeres geografisches Gebiet umfassende anarchistische Epoche nie gegeben hat und obwohl das gegenteilige Prinzip – Herrschaft bzw. Macht – in der Geschichte Verwüstungen ohne gleichen angerichtet hat. Historiker, Politiker und Rebellen haben verschiedene Ausformungen von Macht kritisiert und gefordert, diese durch vermeintlich bessere Spielarten von Macht zu ersetzen; es käme jedoch darauf an, sich gegen Macht als solche zu wenden. Ob Feudalismus, Absolutismus, Imperialismus, Staatssozialismus, Faschismus oder Neoliberalismus – immer ist Macht das Problem, und es genügt nicht, dass sie lediglich die Farbe wechselt. Macht ist der „Geschmacksverstärker“ in jeder politischer Suppe, sie verwandelt die absurden Ideen Einzelner in Katastrophen historischen Ausmaßes. Anders gesprochen: nichts ist wirklich gefährlich und schädlich, steht ihm nicht Macht stützend zur Seite. Die Idee, alle Juden Europas auszurotten, wäre als besonders abstoßende, ja geradezu skurrile Einzelmeinung eines Wahnsinnigen eine Fußnote in der Weltgeschichte geblieben – hätte nicht ein hierarchischer Apparat, bestehend aus tausenden gehirngewaschenen Jawohl-Brüllern aus der Schnapsidee fürchterliche Wirklichkeit werden lassen.

Macht ist das Problem. Man reite doch nicht auf den vergleichsweise wenigen Schandtaten von „Anarchisten“ herum (von denen nicht mal sicher ist, ob sie überhaupt als solche bezeichnet werden können). Sicher gibt es Gewalttaten wie den Mord an der Österreichischen Kaiserin Elisabeth, getötet von dem Bakunin-Anhänger Luigi Lucheni 1898. Sicher könnte man mutmaßen, dass Anarchie als Gesellschaftsform nicht „funktionieren“ würde. Aber ziehen wir einmal eine nüchterne Bilanz aus der globalen Epoche des Staatsautoritarismus: Die Geschichte der von der Staatsmacht ausgeübten Gewalt und der von Herrschenden verursachten Unordnung ist so abschreckend, dass der Vorwurf gegen Anarchisten, gewalttätige Chaoten zu sein, im Grunde als besonders plumpe Form der Schattenprojektion zurückgewiesen werden muss.

RAF und IS – Zerrspiegel der Staatlichkeit

Und vieles, was dafür herangezogen wurde, anarchistisches Gedankengut zu diffamieren, erscheint weit hergeholt, z.B. die Identifikation von Anarchie mit der „Baader-Meinhof-Gruppe“ der 70er-Jahre. Eine revolutionäre Zelle, die den Arbeitgeberpräsidenten für Wochen in ein „Volksgefängnis“ sperrt und ihm am Ende erschießt, hat mit Anarchismus nichts zu tun, denn sie übt ja in drastischer Weise Zwang aus. Solche „Linke“ haben den Respekt vor der Freiheit des Einzelnen als unbrauchbar für den Aufbau einer „gerechteren“ Gesellschaft entsorgt.

Die RAF war ein Staat im Westentaschenformat, sie hat sich staatliche Verhaltensweisen geradezu parodistisch angeeignet: dies Verfolgen und Bespitzeln unliebsamer Individuen, dies Auf-schwarze-Listen-Setzen,  dies Aburteilen durch „Volksgerichtshöfe“, Entführen und Verschleppen in „Volksgefängnisse“, schließlich das Strafen und Töten als finaler Machtgestus gegen einen Unterworfenen. „Anmaßung“, nennen die Organe „richtiger“ Staatlichkeit dieses Verhalten einer kriminellen Vereinigung; aber sind dieselben Verhaltensweisen, angewandt durch etablierte und offiziöse „Organe“, nicht ebenfalls genau dies: anmaßend? (Einmal abgesehen davon, dass das Töten wenigstens in Europa nicht mehr zum Repertoire staatlicher Stellen gehört, jedenfalls nicht im Kontext von Justiz, allenfalls als seltene Auswüchse von Polizeigewalt.)

Herrschaft: Schlacht bei Waterloo 1815

Eine Parodie von Staatlichkeit, ja deren getreuer (Zerr-)Spiegel, ist auch der so genannte Islamische Staat (IS). Wie geht die Machtergreifung durch Islamisten vor sich? Milizionäre fallen in Wagenkolonnen in Städte ein, schießen mit Gewehren in die Luft, verkünden auf Plätzen ihre neuen Regeln:  Die Taliban in Afghanistan verboten u.a., Musik zu hören, Filme anzuschauen und Drachen steigen zu lassen; nur für Frauen war es verboten, Sport zu treiben, Fahrrad zu fahren und öffentlich laut zu lachen. Sind diese neuen Regeln einmal im Volk bekannt, tritt die Machtergreifung in eine heikle Phase: sie muss durchgesetzt und im Bewusstsein der Unterworfenen fest verankert werden. Wächter durchstreifen die Stadt und achten auf Regelverstöße. Sie drangsalieren und demütigen z.B. Frauen, die unverschleiert auf die Straße gehe, singen oder zu laut lachen. In „schweren“ Fällen erfolgt Verhaftung oder gar öffentliche Hinrichtung in einem Kabuler Sportstadium. Der IS ist bei westlichen Politikern vielleicht auch deshalb so unbeliebt, weil er der staatlichen Machtausübung ganz allgemein einen Spiegel vorhält. Genau das nämlich definiert Staatlichkeit: sich selbst zum Machthaber erklären, Regeln aufstellen, deren Einhaltung überwachen, Regelbrecher bestrafen. Es ist das alte, böse Spiel seit Jahrtausenden.

Egal, wen wir wählen, wir wählen Herrschaft

Freilich, im Gegensatz zu den Afghanen damals haben wir unsere Machthaber „gewählt“. Das ist ein Unterschied, atmosphärisch zumindest. Und auch die Regeln in unserem Staat sind zum großen Teil akzeptabler, weniger schikanös und grausam. Aber was, wenn sich in einem leidlich funktionierenden Staatswesen immer mehr ungerechte Regeln einschleichen, der Machtapparat aber unvermindert stark und unduldsam bleibt? Der bedeutendste deutsche Anarchist der Gegenwart war Horst Stowasser (gest. 2009). In seinem Standardwerk „Anarchie“ stellt er Demokratie in Frage, nicht weil er sich statt dessen eine Diktatur wünscht, sondern weil auch Mehrheitsherrschaft eine Form von Herrschaft bleibt: „Wenn ich Gefängnisinsasse bin und freikommen möchte, werde ich diese Freiheit nicht erreichen, indem mir die Gefängnisverwaltung die Wahl des Wachpersonals ermöglicht.“ Stowasser beschreibt  den Urimpuls des Anarchisten, das ganz spontane Unbehagen an der Machtausübung des Menschen über den Menschen: „Vielleicht haben auch Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wieso da eigentlich Menschen über Ihnen sind, die Ihnen Anweisungen geben und über Ihr Leben und Ihre Zukunft entscheiden dürfen: ein ganzes System der Hierarchie, von dem wir ja schließlich wissen, dass es alles andere als gut funktioniert“.

Der letztgenannte Aspekt ist entscheidend. Immer wieder wird der Anarchie – ohne wirkliche Belege in der Praxis – vorgeworfen, sie würde nicht funktionieren. Immer wieder wird auch ins Feld geführt, in einem solchen Fall würden doch die falschen Leute die Macht ergreifen: Räuberbanden, die das Recht des Stärkeren ausüben und schlimmer wären als es jede staatliche Polizei sein könnte. Ja, vielleicht wäre das so. Aber eine hierarchisch aufgebaute Räuberbande, die uns drangsaliert und ausplündert – das wäre ja wieder Macht! Nicht Freiheit wäre also das Problem an Anarchie, sondern die Gefahr, dass „alternative“ Machtstrukturen diese gleich wieder zerstören könnten. In der Tat ist die einzig sinnvolle Begründung von Machtausübung die, damit schlimmere Machtausübung zu verhindern. Lieber noch den italienischen Staat in all seiner Unvollkommenheit  erdulden als die Mafia (obwohl das Volk in manchen Landstrichen Italiens unter beiden stöhnt und beide auch bis zur Ununterscheidbarkeit miteinander verwoben sind).  Diese Angst ist verständlich, ich teile sie sogar; dann aber sind nicht wirklich Freiheit und Anarchie das Problem, sondern deren Einschränkung durch angemaßte Macht-Haber.

Töten und Sterben für ein Konstrukt

Es macht keinen Sinn, konkret gelebte Anarchie (so sie denn überhaupt einmal vorkommt) mit einem utopischen Idealzustand zu vergleichen – diesem Anspruch würde kein anarchistisches Experiment gerecht werden;  vielmehr wäre eine sinnvolle Vergleichsgröße das flächendeckend den Erdball überspannende  „Experiment“ der Staatlichkeit, der Herrschaft. Staat und Nation – ein Gebilde wie „Deutschland“ – sind eigentlich gedankliche Konstrukte, kollektive „Erzählungen“, auf die sich eine Gruppe von Menschen geeinigt hat, wie der Sachbuchautor Yuval Noah Harari auf faszinierende Weise darlegt.  „Deutschland“ ist im Grunde eine abstrakte Idee – wie es Gesetze und Verträge sind, Geld oder religiöse Ideologien. Diesen Ideen kommt keine „wirkliche Wirklichkeit“ zu. Es sind Götzen, die in einem bestimmten Kulturkreis für eine bestimmte Periode herrschen. Und „man muss dem Götzen opfern, solange der Götze gilt.“ (Aus „Effie Briest“, Theodor Fontane). Solche Abstraktionen, solche Konstrukte sind es jedoch, die aus den dummen Ideen Einzelner völkerverschlingende Monster werden lassen.

So macht Horst Stowasser deutlich: Nicht die Person Hitler war gefährlich, sondern ihre Macht. „Wenn Pinochet, Franco oder Hitler als Massenmörder in die Geschichte eingegangen sind, dann nicht so sehr aufgrund ihrer Eigenschaft als Militärs, Faschisten oder pathologische Monster, als Caudillo und Führer des spanischen Staates oder als Kanzler des Deutschen Reiches. Ohne des ideologische Konstrukt und die konkrete Struktur des Staates wäre es absurd anzunehmen, ein Mensch könne es irgendwie zustande bringen, siebentausend, zweihundertfünfzigtausend oder mehrere Millionen Menschen töten zu lassen. Noch dazu ungestraft.“

Ordnungsliebende verbreiten Chaos und Gewalt

Nicht die eine oder andere Handlung staatlicher Organe ist anmaßend, so Stowasser; Staatlichkeit als solche ist es. „Wie angemaßt all diese spezifisch staatlichen ‚Rechte‘ sind, wird ohne weiteres klar, wenn jemand anderes als der Staat sie in Anspruch nehmen wollte. Versuchen Sie einmal, von Ihren Mitmenschen unter der Androhung von Strafe und Verfolgung regelmäßig Gelder einzutreiben. Was wäre, wenn Sie auf die Idee verfielen, einen Menschen, der gegen Ihre Grundsätze verstößt, jahrelang in einen kleinen Käfig zu sperren, der sich das Recht herausnähmen zu entscheiden, dass er nicht länger leben darf und ihn umbrächten? Oder bezahlen Sie ein paar Männer, geben ihnen Helm, Knüppel und Pistole und lassen sie auf all diejenigen los, die anderer Meinung sind oder andere Interessen vertreten.“ All das, übrigens, hat es durchaus auch im „privaten“ Rahmen gegeben. Man nennt es dann Verbrechen. Wolfgang Priklopil, der Entführer von Natascha Kampusch, z.B. war eigentlich ein Spießer, der mit dem unterworfenen Mädchen eine Art Privat-Staat organisierte – mit sich als Machthaber und dem Kind als einzigem Untertanen. Regeln, Regelüberwachung und Strafe gehörten zu seinen gängigen Erziehungsmethoden.

Wenn die Anhänger von Staatlichkeit immer wieder den Vorwurf des „Chaos“ gegen Anarchisten ins Feld führen, erscheint dies nicht minder projektiv. „Wer ist hier chaotisch?“, könnte man dem entgegensetzen. Beherrscht eine wirklich sinnvolle und Sinn stiftende Ordnung unsere Welt oder ist es nicht vielmehr ein Verbunde chaotischer, destruktiver System, abgesichert durch Repression? Stowasser schreibt hierzu: „Wenn wir unter ‚Anarchie‘ einmal die landläufige negative Bedeutung verstehen wollen, nämlich Chaos, so haben wir sie heute: weltweit und flächendeckend. Ein System, in dem genug Nahrung produziert wird und wo dennoch Tag für Tag zigtausende Menschen verhungern, ist ein Irrsinn. Ein System, das periodisch organisierte Massenmorde anordnet, ist unmenschlich. Ein System, das diesen Planeten zunehmend ausplündert und unbewohnbar macht, ist selbstmörderisch. Ein System, das zehn Prozent der Menschheit Reichtum beschert und die große Mehrheit der Ärmsten immer weiter ausplündert, ist niederträchtig.“

Staatssozialismus: keine Lösung

Nicht unbedingt eine Lösung ist für Anarchisten übrigens der zur Staatlichkeit geronnene Sozialismus. Anarchisten haben der Theorie, eine „Diktatur des Proletariats“ sei ein notwendiger Zwischenschritt auf dem Weg zur Freiheit, stets und mit Recht misstraut. Die Spaltung von Anarchismus und Sozialismus in zwei getrennte Lager hat eine tragische Note, da es sich eigentlich um einen „Bruderkrieg“ handelt. Anarchismus und Sozialismus wurden lange Zeit als Einheit verstanden, weil die Befreiung von Ausbeutung mit der Befreiung von Herrschaft Hand in Hand geht. Der Staat wurde auch von Sozialisten im Sinne von Proudhons berühmtem Satz „Eigentum ist Diebstahl“ als Schutztruppe zur Sicherstellung der „Diebesbeute“ (des Eigentums) verstanden.

Der Kern des Konflikts wurde bereits von deren „Urvätern“ Pierre Joseph Proudhon und Karl Marx ausgetragen. In der „Ersten Internationale“, gegründet 1864, waren die Ideen des frühen Anarchisten nämlich sehr populär. Als Marx Proudhon dann vehement für seine Sache vereinnahmen wollte, antwortete dieser mit einem legendär gewordenen Brief: „Machen wir uns nicht zu Führern einer neuen Intoleranz. Posieren wir nicht als Apostel einer neuen Religion, und sei es auch die Religion der Logik und der Vernunft. (…) Lassen Sie uns, wenn Sie wollen, gemeinsam die Gesetze der Gesellschaft suchen, die Wege, auf denen sie verwirklicht werden und den Prozess, nach dem es uns gelingt, sie zu entdecken. Hüten wir uns jedoch um Himmels Willen, den Leuten nach der Zertrümmerung aller vorgefassten Dogmen eine neue Doktrin einzuimpfen.“ Die weitere Geschichte des autoritären Kommunismus sollte Proudhon Recht geben.

Die Anwesenheit des Ziels in den Mitteln

Überall in der Geschichte finden wir den Verrat an der Freiheit durch „Revolutionäre“, die sich im Verlauf eines Prozesses als autoritär und faschistoid entpuppten. Robespierre und Lenin gehörten zu den schlimmsten. Das „Ancien Régime“ wurde gekippt, doch im Taumel der Siegesfeiern fiel wohl nur wenigen besonders Sensiblen auf: „Freiheit ist die einzige die fehlt“ (Marius Müller-Westernhagen). Gerade deshalb ist es so enorm wichtig, bei allen „rebellischen“ Entwicklungen, die wir derzeit erleben, die Freiheit zu hüten wie einen Augapfel. Und auf die „Anwesenheit des Ziels in den Mitteln“ zu achten – ein Grundprinzip des Anarchismus. „Fraternité“ kann nämlich nicht mit der Guillotine erzwungen werden.

Die Idee, „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes Wesen ist“ lässt sich nicht in Arbeitslagern in die Köpfe prügeln. Freiheit sei immer die „Ausdehnung des Feldes des Möglichen“, schrieb der Dichter Jean-Paul Sartre. Wann immer wir das Gefühl haben, dass unser Aktionsradius durch eine politische Entwicklung schrumpft, anstatt zu expandieren, ist es nicht mehr Freiheit. Dann haben wir das Recht und die Pflicht zu rebellieren.

 

 

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