Werner Schneyder: Von einem der auszog, politisch zu werden

 In Buchtipp

Alexander Kinsky hat Werner Schneyders aktuellstes Buch gelesen und empfiehlt es wegen der brillanten Analysen von Sozialdemokratie, Krieg, Wirtschaftslage etc. gern weiter.

Werner Schneyder, 1937 in Graz geborener Autor, Regisseur und Schauspieler, bekannt auch als Boxkommentator, untertitelt sein im Jahr 2014 bei Westend veröffentlichtes Buch „Von einem, der auszog, politisch zu werden“ „Die Geschichte eines ´Meinungsträgers´“. Er lässt kurz die Jugend (gezeichnet vom Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit) Revue passieren, darin speziell die Momente der politischen Bewusstseinsbildung. Anerkannte Popularität erlangten die Kabarett Duoprogramme mit Dieter Hildebrandt (1974 bis 1982), aus denen die wesentlichen Passagen zum politischen Zeitgeschehen und zur gesellschaftlichen Entwicklung im Buch nachzulesen sind.

Schon hier fällt die brillante Analysefähigkeit auf, mit der Schneyder (und mit ihm zusammen Hildebrandt) die Vorgänge durchschaut und aufzeigt. Vieles von diesem Textmaterial muss man (eigentlich leider) zeitlos nennen, politische Korruption, Mauschelei und die Benachteiligung sozial Schwächerer mussten damals so deutlich angesprochen werden wie heute. Höhepunkt der Zusammenarbeit mit Hildebrandt – wenn nicht Höhepunkt der deutschsprachigen Kabarettgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts überhaupt – war der Duoabend zusammen mit Hildebrandt 1985 in Leipzig, den es mittlerweile auch auf CD gibt. Allein die Texte dieses Programms nachzulesen lohnt das ganze Buch.

Zu einem Streifzug politischer Zeitgeschichte mit Themen wie der Entwicklung der Sozialdemokratie oder der Atomgefahr sowie der Kriegspolitik (ausgehend vom Waffenhandel) wird das Buch endgültig durch die Einbeziehung auch der wesentlichen Texte aus Schneyders seither entworfenen Soloprogrammen und zeitkritischer anderer Texte aus den Jahren, in denen er was Kabarettprogramme betraf pausierte. Es gibt drei einzelnen Personen gewidmete Kapitel in dem Buch: sie gelten Dieter Hildebrandt, Bruno Kreisky und Jörg Haider. Die ersten beiden respektvoll, das dritte eine weitere brillante Persönlichkeitsanalyse. (Hier wird das Phänomen Jörg Haider prägnant auf den Punkt gebracht, Stichwort „Marktlückennazi“.)

Schneyder ist ein sehr selbstbewusster Autor und Analytiker. Seine fundierten Schlussfolgerungen aus dem politischen und gesellschaftlichen Geschehen formuliert er sprachlich brillant und intellektuell hochstehend mit glaubwürdig ehrlicher Überzeugung. Mit diesem Buch kann man sich ein Bild davon machen, wie die Menschen regelmäßig über den Tisch gezogen werden, weltpolitisch genauso wie in Deutschland und Österreich. Durch das Nachdenken über Schneyders Analysen und Schlussfolgerungen, formuliert in Prosatexten, Monologen und Liedtexten, möge man sich anregen lassen, sich selbst, seine Positionen zu den Themen und Schneyders Lösungsansätze auf jeden Fall kritisch zu durchleuchten.

Weitere Informationen, Leseprobe und Bestellmöglichkeit:

http://www.westendverlag.de/buecher-themen/programm/von-einem-der-auszog-politisch-zu-werden-schneyder-werner.html#.U_D5PqNQSvk

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