Widerstand kann auch bunt sein

 In Ellen Diederich, Kultur

Ellen Diederich (rechts) mit Ingrid Straube im Internationalen Frauenfriedensarchiv Fasia Jansen in Oberhausen, März 2004
Foto: arbeiterfotografie.com

„Die Hoffnung hat zwei schöne Töchter: Wut und Mut. Wut darüber, wie die Verhältnisse sind. Und Mut, sie zu ändern.“ Im ZAKK, Düsseldorf, startet ab dem 6. März die Ausstellung „Frauen-friedensaktionen, ihre Banner, Symbole und Bilder.“ Die schönen Banner zeigen, dass politische Aktion nicht grau und griesgrämig daherkommen muss. Zugleich gibt die Auseinandersetzung mit ihnen Einblick in ein Stück Zeitgeschichte. (Ellen Diederich)

Als erste nutzten die Suffragetten in England die Kreativität von Künstlerinnen, um auf ihre Ziele aufmerksam zu machen. Ihr wichtigstes Ziel war das Wahlrecht für Frauen. Es entstanden Symbole, Zeichen, Bilder, die bald auch Alltagsgegenstände und Kleidung schmückten.

In den achtziger Jahren blockierten Frauen Stationierungsorte von Atomwaffen. In Greenham Common, Großbritannien, in Comiso, Italien, in Woendsrecht, Niederlande und anderen Orten. Sie nahmen die Tradition der Suffragetten wieder auf. Großartige Banner zu verschiedenen Themen entstanden. Sie sind sehr kunstvoll und sorgfältig aus Stoffen gearbeitet.

1995 war die vierte Weltfrauenkonferenz der UN0 in Peking. 240 Frauen aus 40 Ländern fuhren mit einem Zug drei Wochen lang von Helsinki bis Peking. Sie trafen sich mit Frauen der Länder, die sich durchquerten. Es gab während der Reise eine Reihe Arbeitsgruppen, so auch eine, in denen unter Leitung von Thalia Campbell, einer Meisterin dieses Handwerks aus Wales, aussagekräftige Banner entstanden.

Das Internationale Frauenfriedensarchiv Fasia Jansen hat seit der Zeit Banner zusammengetragen. Sie haben unterschiedliche Themen: u.a. Palästina – Israel, Staatsterrorismus nein!, Der 8. März, Porträts von Bertha von Suttner, Petra Kelly. Sie symbolisieren die jahrelange Friedensarbeit von Frauen.

Viele Jahre lang haben wir Friedensarbeit im umfassenden Sinn in verschiedenen Ländern gemacht. Friedensarbeit bedeutet, sich mit den verschiedenen Gewaltverhältnissen, Kriegen und der Beteiligung von Deutschland an diesen Kriegen zu befassen, beinhaltet die Beschäftigung mit Umwelt und Ökologie, die Analyse der Verhältnisse, die sich im Kontext der Globalisierung im Interesse der Banken und Konzerne entwickeln.

Es bedeutet vor allem aber auch, Ideen für friedliche Lösungen zu entwickeln, sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen, zu schauen: Was geschieht bereits und wo und was können wir voneinander lernen?

Es bedeutete für uns vor allem auch, uns an Aktionen zu beteiligen, Öffentlichkeit herzustellen. Wir organisierten Versöhnungscamps, leisteten Solidaritätsarbeit während des Krieges in Bosnien, mit dem Netzwerk der nordamerikanischen Indianerinnen, den Müttern der Verschwundenen in Lateinamerika, bei den Zapatisten in Mexiko, den Shoshonee im Atomtestgebiet in Nevada. Wir unterstützten den Friedensprozess zwischen katholischen und protestantischen Frauen in Nordirland, versuchten immer wieder in Palästina und Israel Gespräche mit beiden Seiten zu führen. Bei den Weltfrauenkonferenzen schufen wir Orte, wo Frauen aus so genannten Feindesländern in den Dialog kommen konnten, und vieles mehr. Wir nahmen Initiativen für Frieden wahr und versuchten, uns möglichst gut zu vernetzen.

Zu jedem der Banner gibt es eine Geschichte, es gibt Fotos von den Aktionen.
Wir haben alles zu einer Ausstellung zusammengestellt und stellen sie vor.
Roland Geisheimer hat die Fotos von den Bannern gemacht. Vielen Dank.

Ausstellungseröffnung am 6. März,
um 19.30 Uhr im ZAKK in Düsseldorf

ZAKK – Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation GmbH
Fichtenstr. 40 40233 Düsseldorf Tel. 0211 / 97 300 10

Wie das ZAKK erreichen mit Bus & Bahn:
Straßenbahn: 706 (Fichtenstr.), Bus: 732 (Oberbilker Markt),
736 (Pinienstr.) hält direkt vor dem ZAKK, U-Bahn: U 75 (U-Bhf. Kettwiger Str.),
U 74/U 77 (U-Bhf. Oberbilker Markt)

Hier eines der schönsten Banner mit Beschreibung:

Palästina – Israel

EllenIsraelPalästina

Zwei Völker, zwei Fahnen, unauflöslich miteinander verbunden, eine wirkliche Lösung kann nur gemeinsam entstehen.

1947 übergab die britische Regierung ihr Mandat über Palästina an die Vereinten Nationen. Die Generalversammlung beschloss am 29. November 1947 mit Zwei Drittel-Mehrheit in der UN Resolution 181 einen Teilungsplan des Landes.

Es war aber kein menschenleeres Land, auf dem dieser Staat errichtet werden sollte. Hier lebten an die 2 Millionen Menschen, von denen etwa 600.000 jüdischen, 1,4 Millionen muslimischen Glaubens waren.

Eine Reihe kriegerischer Auseinandersetzungen begann, die bis heute fortdauern.
Vertriebene PalästinenserInnen haben kein Recht auf Rückkehr in ihre angestammte Heimat. Im Unterschied dazu hat jeder Mensch jüdischen Glaubens – gleichgültig woher er kommt – das Recht (Law of Return), nach Israel einzuwandern.

Dieser erste arabisch-israelische Krieg wurde für die PalästinenserInnen zur „Nakba“ (Katastrophe). Nach UN-Berechnungen leben heute etwa 5 Millionen PalästinenserInnen weltweit verstreut. Die Reste des verbliebenen Landes in der Westbank und in Gaza sind heute noch 26% ihres ursprünglichen Landes.

27.000 palästinensische Gebäude sind seit 1967 zerstört, über 1 Million Olivenbäume, die Grundlage der palästinensischen Landwirtschaft, abgeholzt worden. Sämtliche Tiefbrunnen sind in israelischer Hand. Die Nakba markiert den Verlust der Heimat und den Beginn des bis heute andauernden Flüchtlingsschicksals.

In der Westbank und Ost Jerusalem leben inzwischen etwa 400.000 israelische Siedler- Alle UN-Resolutionen gegen den Bau der Siedlungen sind von Israel negiert worden. Durch den Bau der 700 km langen Mauer ist der Zugang zueinander noch weiter erschwert und Gebiete abgetrennt worden. Die Infrastruktur Palästinas ist zerstört, der Flughafen in Gaza, Hafenanlagen, Straßen, Häuser.

Es gibt wohl keinen Konflikt in der Welt, bei dem so viele Menschen versucht haben, die Friedensverhandlungen zu unterstützen, sei es im Rahmen bilateraler Verhandlungen oder im Rahmen der Vereinten Nationen. Der Friedensprozess tritt auf der Stelle. Und doch gibt es keine andere Möglichkeit, als immer wieder Prozesse zu unterstützen, die auf Verständigung hoffen, Gewaltfreiheit einzuklagen, Versuche machen, einander zu begegnen.
Die Hoffnung ist nach so vielen Jahren der Gewalt und des Krieges nicht groß.

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