«Wollt ihr wieder sagen: wir haben nichts gewusst?»

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Lesenswert: Bernhard Frickes Buch "Rebell für die Erde"

Lesenswert: Bernhard Frickes Buch “Rebell für die Erde”

Bernhard Fricke, geschwächt durch einen gesundheitlichen Zusammenbruch, appelliert in dieser Brandrede noch einmal eindringlich an uns alle, uns nicht mit Umweltzerstörung, Kernenergie, Gewalt, Rassismus und Unterdrückung abzufinden. Der Begründer der Umweltschutzorganisation “David gegen Goliath” ist ein Veteran des Bürgerengagements. Zu seiner eigenen Enttäuschung stieß er dabei immer wieder auf Grenzen, speziell auf die Unbeweglichkeit der Institutionen und die Trägheit der Bürger. Die Kostbarkeit des Lebens selbst ist es, die den Tier- und Naturfreund motiviert, weiterzumachen. Aber allein kann er es nicht schaffen. Viele “Davids” müssen jetzt aufstehen, sein Lebenswerk unterstützen und fortsetzen. (Bernhard Fricke)

Das Gedächtnis der Menschheit

Das Gedächtnis der Menschheit
für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz.
Ihre Vorstellungsgabe für kommende
Leiden ist fast noch geringer.
Die Beschreibungen,
die der New Yorker
von den Gräueln der Atombombe erhielt,
schreckten ihn anscheinend nur wenig.
Der Hamburger ist noch umringt von den Ruinen,
und doch zögert er,
die Hand gegen einen neuen Krieg zu erheben.
Die weltweiten Schrecken der vierziger Jahre scheinen vergessen.
Der Regen von gestern macht uns nicht nass sagen viele.
Diese Abgestumpftheit ist es,
die wir zu bekämpfen haben,
ihr äußerster Grad ist der Tod.
Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote,
wie Leute, die schon hinter sich haben,
was sie vor sich haben, so wenig tun sie dagegen.
Und doch wird nichts mich davon überzeugen,
dass es aussichtslos ist,
der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen.
Lasst uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen,
damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!
Lasst uns die Warnungen erneuern,
und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!
Denn der Menschheit drohen Kriege,
gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind,
und sie werden kommen ohne jeden Zweifel,
wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten,
nicht die Hände zerschlagen werden.

Bertolt Brecht – geschrieben 1952

Liebe Davids,

bitte nehmt Euch etwas Ruhe und Zeit für nachfolgende Gedanken zum Weihnachts- und Neujahrsfest.

Nach fast einem Jahr Arbeit habe ich mein zweites Buch „Rebell für die Erde“ fertiggestellt und wollte vor der Präsentation zum 30. Tschernobyl-Jahrestag und 15. Geburtstag der Sonnen-Arche einige entspannte Meditationstage in Thailand verbringen, wo ich bereits viermal als Journalist und als Praktikant bei der German-Thai-Chamber of Commerce gewesen bin. Schon nach wenigen Tagen hatte ich einen völligen Zusammenbruch, wurde nebenbei umfassend beklaut und musste etwa 5 Wochen in Bewusstlosigkeit in Krankenhäusern in Thailand verbringen, bevor ich zurück nach Deutschland ins Krankenhaus Rechts der Isar geflogen werden konnte.

Ich schreibe diesen Brief mit nur einem halbwegs funktionstüchtigen Auge – vielleicht mein letzter umfassender Brief.

Wir feiern jetzt in der kältesten und dunkelsten Zeit des Jahres wieder Weihnachten, das Fest des Lichtes, der Liebe und der Versöhnung. Jesus, der Christus, der am meisten mit der göttlichen Energie verbundene Mensch, feiert seinen Geburtstag.

Hurra, wir leben immer noch – lautet der Titel eines Films.

Ich habe in diesem Jahr in aller Hilflosigkeit und Schwäche miterleben müssen, wie schnell unser größtes Geschenk, unser Leben, zu Ende gehen kann und wir einfach in eine andere Dimension hinübergehen.

Wir haben eine bestimmte Zeit zu leben, zu denken, zu handeln, uns zu freuen, aus Fehlern zu lernen, bewusst und dankbar für die vielen kleinen Wunder zu sein, die unser Leben ausmachen.

Nutzen wir unsere Zeit, um die uns gestellten Aufgaben bewusst, kraftvoll und mit Freude zu erfüllen.

Wenn man an die Wiedergeburt glaubt, hat es den unermesslichen Vorteil, dass sich unsere Zeitfenster nahezu unbegrenzt erweitern und wir auf dem Wege zu unserer “göttlichen Vollkommenheit” die uns bestimmten Aufgaben und Entwicklungsschritte über viele Inkarnationen erfüllen können.

Vor 30 Jahren und 8 Monaten erlebten wir durch den atomaren Unfall in Tschernobyl den Beginn eines kollektiven Selbstmordes.

Dieser GAU, den ich während meiner Zeit in Bad Endorf, in der besonders strahlenverseuchten Region Chiemgau (1800 km von Tschernobyl entfernt) erlebte, ist mir in unauslöschlicher Erinnerung geblieben.

Drei Jahre danach besuchte ich u.a. die 3 km von Tschernobyl gelegene Stadt Privyat. Meine Eindrücke in der menschenleeren, ursprünglich 50.000 Einwohner zählenden Stadt, fanden ihren Niederschlag in meinem aktuellen Buch „Rebell für die Erde“.

Für mich gehören die militärische und zivile Nutzung der Atomenergie heute wie damals zu den größten die Menschheit bedrohenden Gefahren. Unsere Warnungen vor der intensiven Nutzung der Atomenergie und ihren nach wie vor unkalkulierbaren Risiken haben bis heute nichts von ihrer Bedeutung verloren.

Die Gefahren der Atomenergie stellen ein Problem dar, das bis heute mit den vorhandenen Mitteln und Kenntnissen unlösbar ist.

Die aktuellen Diskussionen betreffen die vielfältigen und diffizilen Fragen des Rückbaus der Kraftwerke durch die Atomkonzerne, die dazu gesetzlich verpflichtet sind.

Der Physiker Reinhard Badlehner, langjähriger Freund und Mitstreiter der ersten Stunde, hat zum aktuellen Stand wie folgt Stellung genommen und wird dies auch in Zukunft regelmäßig tun:

Zur Forderung der Konzerne nach Entschädigung für die Abschaltung von Atommeilern fordert David gegen Goliath e.V.: die Entschädigung muss sofort zweckgebunden für den Rückbau der Anlagen eingefroren werden! Es ist davon auszugehen, dass die Konzerne die für den Rückbau der Anlagen erforderlichen Zahlungen niemals aus eigenen Mitteln aufbringen werden.

Als Anhaltspunkt gilt, dass die Kosten für den Rückbau mindestens den Kosten für den Aufbau entsprechen.

Außerdem kommen zu den Rückbaukosten jetzt noch nicht abschätzbare Kosten für die Endlagerung des Atommülls sowie der radioaktiv verseuchten Teile der Kernkraftwerke hinzu.

Vor diesem Hintergrund sollte man die Konzerne nicht “beschenken“, sondern alles dafür tun, dass sie ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können.

Bernhard Fricke

Bernhard Fricke

Zum Schluss:

Das Ende ist der Anfang – der Anfang ist das Ende….. heißt es in einem Buch so richtig.

Unsere erste veröffentlichte Anzeige trug den Kernsatz “Wenn Euch Eure Kinder fragen, was habt Ihr dagegen getan, wollt Ihr wieder sagen: wir haben nichts gewusst?!“. Dieser Satz hat mich seither begleitet – wie später auch der andere Satz “Auschwitz steckt in jedem von uns“.

Ich hatte das Glück, unter den beispiellosen Verbrechen der Nazi-Zeit noch nicht auf der Welt gewesen zu sein. Aber ich hatte mir schon sehr früh geschworen, alles dafür zu tun, dass sich derartige Verbrechen nie wiederholen. Dafür habe ich mich mein ganzes Leben lang mit aller Energie, Kraft und finanziellen Mitteln eingesetzt.

Ich habe die vielfältigen Gefahren unserer Zeit, wie Manipulation und Beschleunigung, ausufernde Gewalt, Verlust an Urteilsfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein, Massentierhaltung, etc. sehr bewusst verfolgt und so weit möglich zu verhindern versucht.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir auf der Erde noch vergönnt ist – jedenfalls meine 3 irischen Wolfshunde wünschen sehr, dass mir noch etwas Zeit bleiben wird.

Ich beurteile unsere Situation als so ernst wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Trotzdem sehe ich die Möglichkeit, diese Krise zu bewältigen – wenn wir dies wirklich wollen.

Es gäbe noch viel zu sagen ….

Ich rufe jeden auf, sich selbst treu zu bleiben, Menschen, Tiere, Pflanzen und Bäume als Geschwister zu achten und zu ehren und auch der kleinsten Lebensform Achtung zu schenken und jeder Form von Rassismus, Manipulation, Lüge, Gewalt und Unterdrückung entschlossen zu begegnen und der Solarenergie als einzigem realen Ausweg aus unserer Energiekrise jede Anwendungsmöglichkeit zu geben.

Um unsere nach wie vor dringend notwendige Arbeit und unsere Unabhängigkeit und Aktionsfähigkeit aufrecht zu erhalten, bitte ich auch dieses Jahr wieder um Spenden im Rahmen Eurer Möglichkeiten.

Da meine Mobilität trotz 5-monatigem Krankenhausaufenthalt und intensiver ambulanter Reha noch eine ganze Zeit erheblich eingeschränkt sein wird, möchte ich wirklich Interessierten eine kleine Freude machen: jeder, der über atomare und/oder Lebensfragen mit mir per Telefon oder persönlich sprechen möchte, kann dies mit etwas Vorlauf gerne tun (bitte per Telefon, email oder Fax anmelden).

Ich weise darauf hin, dass aus gegebenem Anlass die Geschäftsstelle nach 83128 Halfing, Forchtenegg 6 umgezogen ist (Tel. 08055 189920, Fax 08055 189580).

Ich wünsche Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes und erkenntnisreiches Neues Jahr.

Es gibt viel zu tun – warten wir’s nicht ab, packen wir’s mit gelingender Freude an – im Bewusstsein “Mr. Gott“ wird mit uns sein!

Euer Bernhard Fricke

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