Alexanders Albumtipp der Woche: Toni Kater – Die schönen Dinge sind gefährlich

 In CD-Tipp

Deutschpop zum Innehalten – Gedankenketten zum Sein und sehr Persönliches, liedpoetisch statt aufdringlich aufbereitet: es lohnt sich, in die 13 Lieder einzutauchen, die Toni Kater im März 2020 auf ihrem im eigenen Label Toni Kater Records veröffentlichten sechsten Album veröffentlicht hat. (Alexander Kinsky)

Die Musikerin und Autorin Toni Kater, 1977 in Blankenburg im Harz geboren, heißt eigentlich Anett Ecklebe. Seit 2004 veröffentlicht sie CDs mit selbst geschriebenen Liedern. Auch ein Instrumentalalbum und ein A-cappella-Weihnachtsalbum finden sich in ihrer Diskografie. Daneben komponiert sie für Film und Theater und publiziert Fabelbücher.

Stilistisch bietet Toni Kater auf „Die schönen Dinge sind gefährlich“ großteils lyrischen, farben- und facettenreichen Deutschpop. Es sind Zuhörerlieder, in die man sich textlich wie musikalisch gut ganzheitlich hineinfallen lassen kann.

Gute Lieder spiegeln immer ein Stück der Seele eines selbst, man findet etwas von sich in den Liedern. Ob alltagsphilosophisch oder persönlich, ob lebenspraktisch oder geheimnisvoll-melancholisch – ein ganz spezieller Sog durchzieht die Lieder dieses Albums, der für sich einnimmt, der ganz direkt anzusprechen vermag.

Sehr persönlich sind die Liedpoesie des Lebens im Wesentlichen (also ohne die täglich verführerischen Ablenkungen), des viel zu schönen Orts und der schönen gefährlichen Dinge, der parallelen Bahnen, der Vulkane in der Gegenwart des Partners, wenn es um Freundschaft und Liebe und später um die Frage geht, ob die Liebe bis ins Alter hält, oder wenn man sich wie Fische fühlen möchte, die nichts sagen.

Und daneben, nein damit eng verbunden offenbart sich ein empfindsames, feinfühliges Weltbewusstsein – „Jedes Wort und jede Wahrheit wird kurz das, wofür es da ist“, und „Jeder ist für sich“, noch so ein Mitdenk-, Weiterdenk-, Nachdenklied, und dann auch (dem Konstantin Wecker Fan fällt dessen Gedicht „Jeder Augenblick ist ewig“ ein): „Dieser Augenblick“ (bei Toni Kater) IST JETZT.

Musikalisch unaufwändig und doch „ganz da“, mit Klavier und Keyboards, etwas E-Gitarre, etwas Cello, etwas Schlagzeug, erzeugt Toni Kater atmosphärisch dichte Liedgewebe, balladesk oder mit sanftem, intensivem Sog (etwa in „Jeder für sich“).

Die Lieblingsstelle des Schreibers auf diesem Album ist das Break in „Parallel“, weil es so überraschend und doch folgerichtig kommt, weil es das Lied gleichzeitig stoppt und als Bewegungsvorgang umso bewusster macht.

Toni Kater hat auch ein weltverbunden-sensibles „Europa“-Lied auf dem Album, ein ganz anderes als jenes von Felix Meyer, Max Prosa, Fayzen & Sarah Lesch, und doch ein mit diesem wunderbar verwandtes, eine unbedingt hörenswerte Liedballade, vielleicht noch stärker in der „Unplugged“-Aufnahme nur mit Gesang und Klavier, aufgenommen bei  Deutschlandfunk Kultur am 20.3.2020, abrufbar auf youtube.

Im besten Sinn anspruchs- und niveauvoll sind die Videoversionen zweier Lieder aus dem Album gelungen: „Dieser Augenblick“ (Video Anika Kuntze) und „Parallel“ (Video Suska Göldner) mutieren mit ihren optischen Auflösungen zu echten Gesamtkunstwerken aus Bild und Ton.

Mit dem letzten Lied „Bon tuyau“ überrascht Toni Kater noch ein letztes Mal. Sie singt hier Französisch, mit mystischem, keltisch-rituell anmutendem Hip-Hop grundiert.

Die Homepage von Toni Kater: https://toni-kater.de/

Kommentare
  • heike
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    Zur Zeit sieht es mit Europa nicht gut aus, obwohl noch immer viele Anstrengungen gemacht werden, die Fahrt in die richtige Richtung aufzunehmen bzw. die aufgenommene Fahrt fortzusetzen. Zumindest ist das beim Umweltschutz, der Agrarreform und dem Absenken der CO2-Emissionen der Fall von Seiten der Grünen und der Linken. Man muss diese Initiativen unterstützen und bekannt machen, Newletter abonnieren, damit man auf dem Laufendem bleibt.   Schlecht war der Brexit. Schlecht ist auch die halbherzige Flüchtlingspolitik. Nicht mal 350 Kinder aus den Flüchtlingslagern kann man retten… Das kann man nicht vertehen. Man könnte die Kinder ja auch zunächst in einer Quarantäne belassen, bevor sie weiter in Kinderheimen, SOS-Kinderdörfern oder Familien untergebracht werden. Warum sollte so etwas nicht gehen? Das wäre doch besser als sie in den Lagern mit ihren schlechten hygienischen und auch schlechten sozialen Bedingungen zu belassen.

     

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