Christina Lux: Rauhnächte

 In Kurzgeschichte/Satire, Spiritualität

Ein gutes neues Jahr wünscht auch Redakteur Alexander. Vor Weihnachten hat die Liedermacherin Christina Lux in ihrem Newsletter Rauhnachtgedanken formuliert, die hier gerne (mit Genehmigung der Autorin) weitergegeben werden.

Christina Lux: Rauhnächte

Es gibt kein größeres Geschenk als Liebe. Und wir suchen. Immer. Und oft sehen wir nicht.

Dass sie schon da ist. Und dass der, der sie uns verwehrt, in uns sitzt. Weil er sich fürchtet. Vor Enttäuschung, vor Verletzung. Davor, verlassen zu werden. Wieder. Wir bauen. Wir bauen uns ein Selbst. Eine Identifikation. Je weniger aufrichtig, desto verschobener die Wahrheit. Je weniger eigen, desto mehr suchen wir Identifikation im Außen. Identifikation ist eine Krücke, die uns vermeintlich ein Selbst gibt. Die Wahrheit ist, hast Du in Dir nicht klar, wer Du in Deinem Ursprung bist, hilft auch die Identifikation da draußen nichts. Ganz im Gegenteil. Du läufst Gefahr Dich an eine Idee zu hängen. An eine Vorstellung von Perfektion. Im schlimmsten Fall wirst Du ein Narzisst. Es kostet unendlich Kraft ein Bild von sich aufrecht zu erhalten. Und es bringt Leute dazu ziemlich grausame Dinge zu tun, um dieses Bild aufrecht zu erhalten und zu rechtfertigen. Sie beginnen zu lügen. Immer und immer mehr.

Es wird leicht, wenn man nichts mehr halten muss, nichts mehr sucht, nichts mehr sein muss, weil man einfach sein kann. Excavation. Re-turning. Re-membering.

Generationen. Kinder, die Eltern werden. Die mit ihren Narben und ihren ganzen Geschichten auf kleine Wesen treffen. Da, wo es nichts mehr bräuchte als schlichtes gesehen werden, sind wir blind. Weil jede Narbe, die nicht besehen wird einen blinden Fleck in der Wahrnehmung macht. Du musst lernen Deine eigenen Narben zu nehmen, wie sie sind, sie zu lieben, bis in die kleinste Ecke, sie zu umarmen, bis sie nicht mehr schmerzen. Vergessen und loslassen musst Du sie nicht. Sie machen am Ende Deine Klarsicht aus, wenn sie gesehen sind. Sie lassen Licht herein. Aber Du musst sie von der Geschichte über Dich entknüpfen, so dass Du frei damit sein kannst und wachsen kannst.

Ich bin nicht besser. Ich muss keiner besonderen Gruppe angehören, um Berechtigung zu haben. Ich werde nicht mit allen Menschen auskommen können. Ich habe für manches keine Toleranz. Nicht für Verachtung, nicht für Diskriminierung, nicht für Gewalt. nicht für Grausamkeit. Aber sie ist. Sie ist Teil dieses Menschseins. Und ich bin mir sehr bewußt, dass auch ich das alles in mir trage. Und ich prüfe. Immer wieder. Und wenn ich falsch liege, lass ich mich nicht davon kommen.

Vielleicht ist das Ganze einfach nur eine Monsteraufgabe Dinge in Liebe zu wandeln und das immer und immer wieder. From rage to grief, from silence to love, sagte Manuel Schoch einmal.

Macht aus diesem Fest, dessen Sinn kaum noch einer wirklich kennt, etwas Liebevolles, Ehrliches, und Wahrnehmendes…

Ich wünsche Euch ein wärmendes & leuchtendes Fest und einen guten Beginn im neuen Jahr.

Ich danke Euch von Herzen für Euren wunderbaren Künstlerartenschutz. Es stehen schon einige neue Termine und ich hoffe viele von Euch erreichen zu können.

Es ist schön mit Euch zu reisen!

Herzlich,

Christina Lux

https://www.christinalux.de/

 

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