Das Transnarrative

 In FEATURED, Kultur, Medien, Philosophie, Politik, Wolf Schneider

Neulich fühlte ich mich versucht zu sagen, die Gretchenfrage von heute sei: “Wie hältst du’s mit der Impfung?” Zur Erinnerung: In Goethes Faust wird Faust von seiner Angebeteten gefragt: “Wie hast du’s mit der Religion?” So sehr ist die Haltung pro oder contra Impfung (und Ausgrenzung der nicht Impfwilligen) eine weltanschauliche Grundfrage geworden. Wie konnte es so weit kommen? Wolf Schneider

 

Nach der Französischen Revolution war die Frage pro und contra Gottgläubigkeit zentral und politisch wie privat oft der sprichwörtliche Elefant im Raum. Im heutigen Deutschland ist das in systemkritischen Kreisen die Impfung. Also nichts Neues, gesellschaftliche Spaltungen gab es doch schon immer. Allerdings fördern heute die Algorithmen der sozialen Medien solche Spaltungen, weil dort Aufmerksamkeit (attention) die Währung ist, mit der gehandelt wird, und Empörungsspiralen Aufmerksamkeit erzeugen: Das Empörende schauen wir uns zuerst an und leiten es emotional erregt weiter, woraufhin uns die Medien – Wahrheit hin, Falschheit her – noch mehr davon geben.

Solange diese Medien in privater Hand und von renditesuchenden Aktionären abhängig sind, wird sich das nicht ändern. So wie früher Post, Bahn, Strom- und Wasserlieferanten nicht der Privatwirtschaft überlassen wurden, sollten heute Kommunikationsmedien dieser Größe und globalen Macht nicht mehr in privaten Händen verbleiben, meine ich, sondern gemeinschaftlich verwaltet werden.

Wie uns die sozialen Medien manipulieren

Ein aktueller Arte-Film (95 min lang) über Mikrotargeting zeigt die Wirkung der sozialen Medien auf die Politik in den USA, Brasilien, Italien, Indien und bei uns. Sehr sehenswert und aufrüttelnd! Ebenso die Whistleblowerin Frances Haugen, wie sie vor dem US-Senat aussagt (9 min) über die Praktiken von Facebook, Whatsapp und Instagram.

Wie kommen wir da wieder raus? Ich meine, der erste Schritt muss eine Verankerung im Transnarrativen sein, d.h. in einem Bewusstsein, das eine Erzählung als solche erkennt. Ein Bewusstsein, das insofern ‚mit einem Bein‘ im Hintergrund dieser Erzählung steht, auf der Leinwand (die ich oben abgebildet habe), in der Stille. Das dann von dort aus nicht nur entscheidet, welche Erzählung die glaubwürdigere ist, sondern auch welche den besten gesellschaftlichen Zusammenhalt schafft. Denn durch die Masse an Information im Internet lässt sich auch noch die verrückteste Erzählung von rhetorisch Begabten eloquent begründen, sogar fast ohne faktische Lügen. Meditation, Mystik und die Verankerung im Transnarrativen waren deshalb nie wichtiger als heute.

Und jetzt ganz praktisch: Wer Whistleblowing generell und konkret unterstützen will, kann das mit der Open Source Software GlobaLeaks tun. Die sei auch für nicht tech-affine Menschen anwendbar, sagt die deutsche Wikipedia dazu.

So funktioniert Spaltung

Und da wir schon bei Erzählungen sind, die uns ja heute machtvoller denn je von den Massenmedien präsentiert werden – die tägliche Mediennutzungszeit ist heute quer durch die Gesellschaft so hoch wie noch nie – auch der Common sense in Sachen Corona beruht auf Erzählungen. Ein ARD-Mitarbeiter hat sich nun kritisch zu anderthalb Jahren Corona-Berichterstattung bei den Öffentlich-Rechtlichen geäußert. Lesenswert, finde ich. Die pro Mainstream Thesen liest man ja sonst schon häufig genug. Auf einige sehr profilierte Gegenstandpunkte seiner Behauptungen verweist der SWR-Mitarbeiter zudem am Ende seines Artikels. Leider hat ein Politiker von der AfD in Stuttgart diesen Brief öffentlich gelobt. Das macht ihn für die meisten Journalisten zu einem nur hämisch zu erwähnenden Objekt. Der ‚Beifall von der falschen Seite‘ verhindert die Weiterleitung. So funktioniert Spaltung.

Wer sich dem entziehen will, muss sich vielleicht unfreiwillig 29 Tage in der Südsee treiben lassen, wie zwei Männer von den Solomon-Inseln, die am Ende zwar erschöpft waren, aber dankbar, in der Zeit immerhin keine Nachrichten mehr von der globalen Pandemie er halten zu haben, berichtet der Guardian. Eine Alternative wäre: mal 29 Tage, freiwillig medienfasten. Solch ein Entzug von der pandemischen Infoflutung geht auch bei uns.

Anzeigen von 4 Kommentaren
  • Schmitz Leonhard
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    Ich schaue schon lange keine Nachrichten und Talk Shows mehr. Dann lieber tolle Bücher lesen und gute Schallplatten (CD) hören. Wenn ich dann noch mit meinen Hunden spazieren gehe, bin ich voll zu frieden
  • Die A N N A loge
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    Ich gönne mir von dem ganzen Medienspektakel eine Auszeit. Mein Kopf dröhnt von all dem schnelllebigen, lauten, unreflektierten Marktgebrülle der sozialen Netzwerken und  der Apps. Die digitale Neue-Medien-Welt galoppiert im höchsten Tempo, der Boden vibriert unter ihren Hufen, und es beschleicht sich der Eindruck, als wollten die Jockeys weit über das gedachte Ziel hinaus schießen.

    Ich lebe bereinigt von überflüssigen Apps, Emails, Newsletter, Werbung und zuviel an Socialen Netzwerken. Der Großstadtlärm der Neuen Medien ließ mir keine Wahl, es war Selbstschutz.

    Frei, endlich frei für meine eigene Gedankenwelt, für meine eigene, nicht von außen beeinflusste Meinung, für mein eigenes Tempo.

    Und da taucht aus der Tiefe eine Stimme auf, die das laute Basar-Gebrüll um die Massenware “soziale Medien ” verstummen lässt.

    https://youtu.be/Uh-weE6muBI

  • Freiherr
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    Was nun passiert, schon da ist, schon praktiziert wird und noch weiter vorangetrieben wird,

    ist die Schaffung Menschen 2. Klasse ! – mit diesem ” Grünen Pass ” dann vollendet, wie damals Arier – Nichtarier, nun Geimpfte – Nichtgeimpfte,

    geächtet, auch öffentlich, verfolgt, bestraft, segregiert, separiert, Ausschluß aus dem öffentlichen Leben, vom Arbeitsleben,

    Ausschluß aus Kultur, Sport, Gastronomie, Verkehrsbetrieben, Reisen…

    hat schon begonnen, wird schon umgesetzt, weitreichend schon,

    wird noch in Gesetze gepackt werden, der Grüne Pass, der Arierausweis, das Papier zur völligen Kontrolle über die Nichtarier.

    Und wieder lassen sie es geschehen, wieder begeistern sie sich dafür, wieder wird totgespritzt, wieder eine Auslese vorangetrieben, wieder wertes Leben – unwertes Leben,

    gesunder Volkskörper – kranker Volkskörper,

    und wieder treiben die Propagandamaschinen es voran, hetzen, schüren, unterstützen, verdienen daran.

    Und wieder das Mitläufertum auf allen gesellschaftlichen Ebenen, wieder der Bürgerfaschismus, die Denunziation, die Melder…

    die Mehrheit hat sich auf die sichere Seite spritzen lassen, dem Ruf der Führer gefolgt, die Kennzeichnungspflicht ist dann der Grüne Pass.

    Kein deut übertrieben übrigens, als Zwangsmaßnahmenverweigerer ( bis auf Lebensmittelversorgung, noch ) bin ich schon ausgegrenzt, verweigert man mir die Hand, geht mir aus dem Weg, lässt mich nicht rein, schaut verächtlich,

    bis auf wenige noch normale Menschen.

    Wie lange kann man noch durchschwimmen, sich durchschummeln, wann kommen sie mich holen ?

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

  • Gerd Schnesche
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    echt gut, Sugata, das freut den ehemaligen connection-Leser.

    Gerd Apari Schnesche.

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