Donald Trump – Hoffnungen und Chaos (2/4)

 In FEATURED, Politik

Autor Wolfgang Bittner

2. Teil unserer Serie mit Auszügen aus Wolfgang Bittners Buch „Die Eroberung Europas durch Amerika“. Donalds Trump hat – bereits im Wahlkampf – viel Porzellan zerschlagen. Auf ihn richteten sich dennoch auch einige Hoffnungen auf einen Neuanfang. Würde der Neue im Weißen Haus entspannter mit Russland umgehen? Und würde er, der mit dem „Establishment“ der USA oft im Clinch liegt, die Interventionspolitik der USA beenden? Vieles bleibt zum heutigen Zeitpunkt ungewiss. Wolfgang Bittner, Experte für transatlantische und Ost-West-Beziehungen, analysiert den Stand der Dinge scharfsinnig und gibt Anregungen, was zu tun ist. (Wolfgang Bittner)

 

Zur Anti-Trump-Kampagne schrieb Paul Craig Roberts am 20. Januar 2017:

„Zusammen mit den Globalisten, der CIA, den die Produktion ins Ausland verlagernden Konzernen, der Waffenindustrie, dem NATO-Establishment in Europa und ausländischen Politikern, die es gewohnt sind, für ihre Unterstützung von Washingtons interventionistischer Außenpolitik gut bezahlt zu werden, wird Trump die Führung der Menschen, die sich als Opfer sehen, gegen sich haben: Schwarze, Hispanos, Feministen, Illegale, Homo- und Transsexuelle. Diese lange Liste beinhaltet natürlich auch die weißen Liberalen, da sie davon überzeugt sind, dass das amerikanische Hinterland die Heimat von weißen Rassisten, Frauenfeinden, Homophoben und Waffennarren ist. Nach ihrer Vorstellung sollten diese 84 Prozent der geographischen USA unter Quarantäne gestellt oder begraben werden.“[1]

Roberts berichtete über Pläne zur Amtsenthebung Trumps, über Demonstranten, die mit 50 Dollar pro Stunde bezahlt wurden und über seine Befürchtung, Trump könnte ermordet werden. Das ist keinesfalls abwegig, denn „auf der einen Seite steht das vorrangig national agierende Kapital der USA. Ihr Vertreter ist der neue Präsident Donald Trump. Auf der anderen Seite steht das international operierende Kapital, das sich in jahrzehntelangen Anstrengungen die USA mit ihrem Militär, ihren Geheimdiensten, ihrer Zentralbank FED und all den anderen Teilen des Machtapparats angeeignet und zu ihrer Operationsbasis gemacht hat.“[2]

Vertreter des internationalen Großkapitals war bis Januar 2017 Barack Obama, der von der kriegswilligen Hillary Clinton abgelöst werden sollte. Nachdem diese Planung nicht aufging und der nicht berechenbare, finanziell unabhängige Milliardär Donald Trump das Regime übernahm, herrschte Erbitterung und Konfusion beim ehemaligen Establishment. Der Versuch eines Washingtoner Regierungswechsels nach Vorbild des Kiewer Maidan wird von Kennern der politischen Szene in den USA nicht ausgeschlossen. Sollte es so weit kommen, stehen den USA schwere Zeiten bevor. Das lässt sich voraussagen. Aber auch mit Trump stehen nicht nur den USA schwere Zeiten bevor, wie sich bereits nach wenigen Monaten gezeigt hat.

Für den Fall eines vorzeitigen Endes der Präsidentschaft Donald Trumps würde der russlandkritische Vizepräsident Mike Pence seine Stelle einnehmen. Dann hätte sich das den Staat zuvor beherrschende Establishment endgültig durchgesetzt und könnte seine Interventions- und Kriegspolitik ungehindert fortsetzen. Noch im Frühjahr 2017 bestand die Hoffnung, dass Trump mit seinen Ansätzen einer Friedenspolitik wenigstens teilweise erfolgreich sein könnte. Es zeichneten sich jedoch bereits sehr deutlich die Schwierigkeiten und Widerstände ab.

Es stellt sich die Frage, ob sich nach der Wahl Trumps etwas zum Positiven geändert hat. Hat er CIA- oder NSA-Dienststellen geschlossen, Spitzeldienste verboten? Hat er Militär und Waffen von den russischen Grenzen zurückgezogen? Hat er den Kriegsherrn Poroschenko zur Ordnung gerufen? Hat er die Sanktionen gegen Russland zurückgenommen?

Nichts davon, im Gegenteil. Im Fokus der US-Aggressionen stehen wieder Kuba und der Iran, ebenso China und Nordkorea. Eine unbefriedigende bis erschreckende Bilanz! Die Obama-Regierung, die mit so vielen Vorschusslorbeeren antrat, war insgesamt gesehen ein Unglück für die Welt. Donald Trump, der im Wahlkampf viel versprochen hat, wird offensichtlich auch nicht viel ändern können. Er ist zwar von knapp der Hälfte der Bürger gewählt worden, aber hat es in den USA jemals eine demokratische Wahl gegeben? Die Marionetten tanzen nach einem mit Milliarden finanzierten Wahlkampf[3] entsprechend den Vorgaben der Interessengruppen. Selbst Hoffnungsträger, wie Obama ursprünglich einer war, werden zu Killern. Donald Trump bestätigte das in einem lichten Moment am 5. Februar 2017.[4]

Der kanadische Jurist Christopher Black, Anwalt für internationales Recht in Toronto, malt ein düsteres Bild von der Zukunft. Er vergleicht den Truppenaufmarsch an den russischen Grenzen mit den Vorbereitungen Nazi-Deutschlands für das „Unternehmen Barbarossa“, den Überfall auf die Sowjetunion. Black befürchtet von Spezialkräften inszenierte Zwischenfälle unter falscher Flagge, „um damit einen Angriff der USA und der NATO auf Russland zu rechtfertigen, wenn Donald Trump keine diplomatische Annäherung gelingen sollte. Ein solcher provozierter Krieg ist nach Blacks Ansicht ohnehin „nur eine Frage der Zeit“. Die Auseinandersetzungen in den USA hält er für einen „Bandenkrieg“ zweier um die Macht rivalisierender Fraktionen der herrschenden Kaste. Und „während die US-Medien und Obamas Anhänger die US-Bevölkerung mit gefakten Skandalnachrichten über Trump ablenken, wird der Aufmarsch der US-Streitkräfte gegen Russland und China ohne Unterbrechung fortgesetzt“.[5]

 

[1] Paul Craig Roberts, Trumps Kriegserklärung, Neue Rheinische Zeitung, 25.1.2017, http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23489, 26.1.2017.

[2] Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann, Vorsicht Trump!, Neue Rheinische Zeitung, 20.1.2017, http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23473, 26.1.2017.

[3] Winand von Petersdorff-Campen, Wie kaufe ich mir einen Präsidenten?, Frankfurter Allgemeine, 3.1.2016, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wahlkampf-finanzierung-in-den-usa-wie-kaufe-ich-mir-einen-praesidenten-13994060.html, 12.2.2017.

[4] Donald Trump, zit. n.: Clemens Wergin, Trumps USA-Russland-Vergleich entsetzt sogar die Republikaner, Welt, N24, 6.2.2017. https://www.welt.de/politik/ausland/article161832961/Trumps-USA-Russland-Vergleich-entsetzt-sogar-die-Republikaner.html, 6.2.2017.

[5] Christopher Black, Unternehmen Barbarossa II, Neue Rheinische Zeitung, 8.2.2017, http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23524, 9.2.2017

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