Helfen wir den Menschen in Griechenland! – Abschlußbericht zum Jahr 2015

 In Holdger Platta

GriechenlandhilfeLogo-300x194Zurückblickend auf das Jahr 2015 haben wir Grund zur Dankbarkeit. Wie Holdger in seiner Jahresbilanz anführt, war die Resonanz auf unsere Griechenland-Spendenaktion beträchtlich und hat unsere Erwartungen übertroffen. Viele HdS-Leserinnen und -Leser sowie Menschen, die aus anderen Quellen von unserer Aktion hörten, haben gespendet – viele mehrfach und auf der Basis eines nur schmalen Budgets. Sie haben gezeigt, dass Menschlichkeit über das Beklagen von Missständen hinaus gehen kann und muss – so wichtig Analyse und Kritik an den herrschenden Verhältnissen auch sein mögen. Menschlichkeit, die Fähigkeit, sich von der Not Anderer unmittelbar anrühren zu lassen und auf dieser Basis zu handeln, ist Quelle wie auch Ziel des politischen Protests. Gewiss ist ein gutes, aufklärendes Webmagazin auch ohne einen karitativen “Arm” legitim und notwendig, aber im ungünstigsten Fall könnte ein Zuviel an geistigem Input und ein Zuwenig an Handeln dazu führen, dass wir nur, wie Konstantin Wecker in einem älteren Lied schrieb “unser Versagen etwas besser interpretieren”. Herzlichen Dank an alle Leserinnen und Leser – auch für’s treue oder gelegentliche Reinschauen und Mitdiskutieren – und ein privat wie politisch hoffentlich erfreuliches Jahr 2016! Holdger sollt die Geschichte unserer Spendenaktion in seinem Artikel noch einmal etwas genauer auf uns zieht Bilanz.

Liebe HdS-Leserinnen, liebe HdS-Leser,

ein ereignisreiches Jahr geht für meine Frau und mich zu Ende, und ich möchte etwas ausführlicher als sonst Bilanz ziehen für Euch und für uns.

Ein Entschluß wird gefaßt
Ich glaube, das wichtigste war für meine Frau und mich, daß wir Anfang/Mitte Juli zunächst ganz für uns eine Entscheidung fällten: nicht mehr hinzunehmen, daß ein europäisches Land, das immerhin diesem Europa die Demokratie gebracht hat, von eben diesem Europa nach und nach und mehr und mehr kaputtgemacht wird. Ich spreche von Griechenland und den sogenannten Euro-Staaten, und ich spreche insbesondere von den immer tiefer ins Elend beförderten Menschen in Griechenland. Im Grunde war es ganz einfach: meine Frau und ich nahmen unseren Zorn, der immer größer geworden war, ernst, und wir nahmen unseren immer dringlicher gewordenen Wunsch ernst, wenigstens einigen Menschen in Griechenland zu helfen – im Rahmen unserer Möglichkeiten. Was dann einsetzte – konkret: nach der berüchtigten Nacht, als man Tsipras in Brüssel kleinbekam – ich glaube, vom 12. auf den 13. Juli war’s -, das habe ich auch jetzt noch als einziges Dennoch und Mutmachen in Erinnerung. Und ich möchte wenigstens den ganz wichtigen Helferinnen und Helfern von damals danken – wobei ich betonen will: nach wie vor erfüllt von diesem Dank!

Viele HelferInnen finden sich
Zugegeben: die genaue Reihenfolge meiner Anfragen und Gespräche bekomme ich gar nicht
mehr hin (seither sehr, sehr viel Rathaus im Kopf, Ihr versteht!). Ich glaube, mit als erstes fragte ich bei meinem Freund und Redaktionskollegen bei HdS an, bei Roland Rottenfußer: könntest Du Dir vorstellen, daß wir von unserer Website aus einen Aufruf starten zur Hilfe für die Menschen in Griechenland? Die rasche und klare und eindeutige Antwort war – soll ich sagen: selbstverständlich? – ein „Ja“. Und daß dies nicht nur ein halb-engagiertes, sondern ein zutiefst überzeugtes „Ja“ war, das war mitzuhören in seiner Antwort. Seither jedenfalls betreut Roland Rottenfußer von seinem Posten aus auf zuverlässigste Weise unsere Aktion (musstest ja auch schon einspringen, als Texter unserer Zwischenberichte, als ich wegen Krankheit mal ausfiel). Kurz: bereits dieser Start war beglückend und rief in mir Hoffnung hervor.

Dann Peter Latuska, mein Freund und Vorstandskollege bei unserem seit 2010 existierenden Verein „Initiative für eine humane Welt (IHW)“: Dank dieser Gründung vor fünf Jahren und Dank Anerkennung dieses Vereins als gemeinnützigen Verein hatten wir auch bereits die Bankverbindung für den Spendenempfang. Peter, das wusste ich (und Peter natürlich auch), würde als Kassenwart die Geldverwaltung übernehmen müssen –, und ich stellte und stelle mir schönere Tätigkeiten als gerade diese Arbeit vor. Peters Antwort war ebenso überzeugend-klar und ebenso engagiert wie die von Roland. Der zweite, ganz wichtige, Helfer war für unsere Hilfsaktion gewonnen.

Womit ich bei Konstantin Wecker bin. Klar doch, ihn würde man nicht in die Alltagsarbeit bei dieser Hilfsaktion einspannen können, aber würde er überhaupt einverstanden sein, daß wir “seine” Website urplötzlich benutzen, um auf ihr – kontinuierlich! – für eine Hilfsaktion Gelder einzuwerben? Ihm also, den noch auf Konzert-Tournee befindlichen Konstantin Wecker, trug ich folglich in einer etwas längeren Mail – so ca. eine halbe DINA-4-Seite lang – meine Planungen vor. Die Reaktion von Konstantin Wecker war, wie ich finde, typisch für ihn, typisch für seine spontane, herzliche, wieder und wieder spürbare Mitmenschlichkeit. Sie bestand aus drei Worten (by the way: in einem Wort geschrieben) und aus roundabout 10 Ausrufezeichen: „Jajaja!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ – Tja, so einfach kann es zugehen beim genüsslichen Ausleben von Humanität (ich komme auf dieses Thema nochmal zurück – es sei hiermit schon angedroht!). Doch damit nicht genug, was das bereits von mir erwähnte „Dennoch“ betraf und betrifft.

Im Grunde müßte ich jetzt zurückgehen in meine früheste Kindheit. Keine Angst, mache ich natürlich nicht. Aber erwähnt sollte schon sein, daß ein Freund aus Kindheitstagen mein nächster Ansprechpartner war, ein Kindheitsfreund, den ich nach vielen Jahrzehnten der Freundschaftspause 1994 in Schreyahn, im Wendland, wiedergetroffen hatte – das war, als ich dort sozusagen ein kreatives Literaturstipendium absaß -, ein Freund fast aus der Sandkastenzeit, der im Schreyahn-nahen Rosche inzwischen Apotheker geworden war und seit vielen Jahren, damals – 1994 – schon, Hilfsaktionen für obdachlos gewordene Polen organisierte: Karl-Heinz Apel. Diesen Karl-Heinz, von mir „Kalle“ genannt, rief ich also anschließend an, einfach, um mir Rat zu holen, wie man Hilfsaktionen organisieren kann, ein bißchen aber auch deshalb, weil ich wusste, daß Kalle in der Südpeloponnes ein Ferienhaus besitzt und mittlerweile oft viele Wochen pro Jahr in Griechenland zubringt. Nun, wie gesagt, mit dem Glück und dem Glücken ging es weiter. Sofort war Kalle bereit, mit in unsere Hilfsaktion einzusteigen, sofort sah er auch Möglichkeiten für sich, ebenfalls als Spender und Spendenakquisiteur miteinzusteigen in dieses Projekt, sofort auch die Möglichkeit, selber, als Transporteur von Hilfslieferungen und Geldern, nach Griechenland zu fahren, und zwar Ende des folgenden Monats schon, also Ende August. Und last but not least: prompt, schon beim ersten Telefonat, konnte mir Kalle von einem griechischen Freund erzählen, der mit seiner Frau sicherlich ebenfalls mitmachen würde: von Tassos und Evelin Chatzatoglou, wohnhaft in Graz. Tassos war auf der Flucht vor dem Obristenregime im Jahre 1973 nach Deutschland geflohen, hatte dann in Oldenburg studiert und lebt nun, seit langem schon, in Südösterreich. Muß ich noch groß vom positiven Ende auch dieser Geschichte erzählen? Evelin und Tassos, beide sind ungeheuer wichtige MitunterstützerInnen unserer Hilfsaktion geworden, auch diese beiden waren unterdessen in Griechenland, haben Hilfsgüter und Gelder zu verarmten und verelendeten Menschen (und Institutionen) nach Griechenland gebracht, haben auch selber Gelder gespendet und Hilfe akquiriert. Heißt:

Binnen weniger Tage war ein HelferInnenteam zusammengekommen, das man sich besser nicht denken kann. Alle Voraussetzungen für eine funktionierende Menschenhilfe waren gegeben. Die Frage war “nur”: würden wir auch Spender und Spenderinnen in Deutschland (wie auch in Österreich) für unsere Hilfsaktion gewinnen können? Ihr alle könnt Euch vorstellen, wie gespannt wir auf die ersten Ergebnisse waren. Doch vorher noch zur Erinnerung – für alle in unserem Team von immenser Wichtigkeit! -: nein, auf “Caritas” alleine wollten wir uns nicht beschränken. Wir wollten, mit aller Klarheit, von Anfang an, auch Protest formulieren mit dieser Hilfsaktion, Protest gegen eine aus unserer Sicht zutiefst unmenschliche Politik der Euro-Staaten gegenüber Griechenland, Protest im übrigen auch gegen eine aus unserer Sicht wirtschaftspolitisch völlig idiotische Politik gegenüber Griechenland. Hinter dem Versteckspielerwort „Austeritätspolitik“, im Klartext beschönigender Ausdruck für das Kaputtreglementieren eines Landes, verbirgt sich nichts anderes als das ökonomische und soziale und humane Zugrunderichten einer ganzen Nation (sieht man mal von den Ganz-Reichen – by the way: Miturhebern der Krise! – in Griechenland ab!). Würde diese deutliche – auch! – politische Akzentuierung unserer Beistandsaktion also eher Hindernis oder Hilfe für unseren Spendenaufruf sein?

Zum Beginn und Zwischenergebnis unserer Spendenaktion
Ich erinnere mich noch sehr deutlich daran, wie gespannt vor allem Peter und ich auf das erste Ergebnis warteten, nachdem am Freitag, den 24. Juli, der Aufruf auf HdS veröffentlicht worden war – ein Text mit eben diesem humanitär-politischen Doppelcharakter, mit dieser Zweifach-Botschaft, Aufruf zur Hilfe und Protest in einem zu sein.

Nun, verschweigen möchte ich vor allem anderen dieses nicht:

Die erste Reaktion erreichte mich von „Eulenfeder“, einem regelmäßigen Leser unserer Website, von dem ich weiß, daß er selber zu den ganz, ganz Armen gehört, heißt: seit Jahren schon dem Terrorregime Hartz-IV ausgesetzt ist. Darf ich diese Reaktion begeistert nennen? Darf ich sagen, daß er sofort auch selber gespendet hat – natürlich: eine bescheidene Summe, aber zählt hier der Betrag? „Eulenfeder“ danke ich jetzt noch für dieses allererste persönliche Signal! Womit ich auch beim ersten “Groß”ergebnis bin. Nein, noch nicht ganz…

Zugegeben: Peter hat’s so wenig ausgehalten wie ich und rief mich bereits am Montagmittag nach dem genannten Freitag an. Ich solle doch mal raten, wieviel inzwischen auf unserem Spendenkonto eingegangen sei. Nun ja, Freitag der Veröffentlichungstag, dazwischen das Wochenende, an dem eine Bank nicht zu arbeiten pflegt. Ich tippte auf einen Betrag, so glaube ich mich zu erinnern, von maximal 300,- Euro. Und Ihr alle kennt ja das Spiel: „Nein, höher, rate nochmal!“ – Tja, der Spendeneingang belief sich bereits an diesem Montag auf über 5.000,- Euro, und nach einer knappen Woche, am Donnerstagmittag, den 30. Juli, waren bereits über 28.000,- Euro auf unserem Spendenkonto eingegangen. Darf ich feststellen, mit welch großer Freude ich an diesem Nachmittag den ersten Zwischenbericht zu unserer Hilfsaktion schrieb?

Keine Angst: ich werde in dieser Ausführlichkeit nicht weitererzählen von unserer Hilfsaktion!

Deswegen nur diese Mitteilungen noch: rechnen wir alle Sachgüter und Hilfsgelder zusammen – auch jene, die von den Mitakteuren Evelin, Tassos (von beiden rund 5.000,- Euro) und Kalle (rund 21.000,- Euro) kamen oder von diesen akquiriert worden sind -, so sind wir inzwischen bei einem Gesamtbetrag von weit über 100.000,- Euro gelandet. Und bitte glaubt mir: vielen, vielen Menschen haben wir inzwischen aus äußerster Not herausverhelfen können, außerdem so manche Institution aus bedrängenden Notlagen befreit: langwierige Krankheiten konnten endlich behandelt werden, Unterernährung gleich ganzer Familien beseitigt werden, Menschen bewahrt werden vor dem Abschalten von Strom oder vor der Winterskälte. Arztpraxen, Sozialkliniken, Krankenhäuser, Altenheimen konnten wir mit Sach- und Geldmitteln helfen, so daß diese ihrerseits verarmte Menschen kostenfrei behandeln und helfen konnten. Das alles mag man nachlesen in meinen wöchentlichen Zwischenberichten, die seit Anfang August an jedem Freitag auf unserer Website HdS erscheinen. Und die andere Mitteilung:

Weitere HelferInnen kamen hinzu
Es blieb nicht bei der Hilfe durch das namentlich erwähnte Helferteam. LeserInnen von HdS boten ihrerseits ihre Hilfe an, Freunde in Österreich und Deutschland stießen für diverse ergänzende Projekte hinzu: die Grazer Evelin und Tassos realisierten mit dem dortigen Filmemacher Clemens Haid ein Werbevideo für unsere Hilfsaktion – ca. 6 Minuten lang (dito auf HdS auch heute noch zu sehen) -, Margit Geilenbrügge sorgte mit Kurt Berlo dafür, daß wir ein genial konzipiertes „Logo“ für unsere Hilfsaktion bekamen – ich freue mich noch jetzt, daß ich dabei ein bißchen mitarbeiten konnte -, mein langjähriger Freund aus Hannover, Axel Kleinecke, interviewte mich zur Aktion für das alternative „Radio Flora“, ansässig in der niedersächsischen Landeshauptstadt, und Annik Wecker, die Ehefrau von Konstantin, fuhr sogar mit ihrem gemeinsamen Sohn Tamino zweimal für ein paar Wochen auf die Insel Lesbos, um im Auftrag unserer „Initiative für eine humane Welt (IHW)“ direkt vor Ort ankommenden Flüchtlingen zu helfen – und GriechInnen bei deren Hilfe für diese Flüchtlinge.

Ich weiß, das klingt nach verdammt viel Arbeit – und das war und ist es auch. Aber, und deswegen drängte es mich so sehr danach, Euch dieses alles mitzuteilen: das alles war und ist auch ungeheuer befriedigende Arbeit gewesen. Ich weiß, der folgende Satz wird ein wenig pathetisch klingen, aber es ist so: Sich in die Bereiche des Helfenkönnens zu begeben, das war und ist für meine Mitakteure und mich auch so etwas gewesen wie eine Reise ins Glück. Zur Nachahmung empfohlen, wobei jede und jeder seine Grenzen nicht vergessen mag, jeder und jede also im Rahmen der eigenen Möglichkeiten: man muß es erlebt haben, um erfahren zu dürfen, daß es verdammt gut tun kann, Gutes zu tun.

Ich weiß: der letzte Satz wird einigen womöglich etwas arg befremdend in den Ohren klingen. Darf man so empfinden, darf man das schreiben? Ist hier nicht falscher Stolz im Spiel, Hoffahrt, Arroganz sogar? Oder kommt da nicht uraltes – ich sage: furchtbar abgestandenes! – Christentum in einem hoch? Hat nicht ein Martin Luther gelehrt, daß allein der Glaube zähle – „sola finde“ -, nicht die „guten Werke“? Und ist es mit den „guten Werken“ nicht dahin, wenn man sogar weiß und schreibt, man habe „Gutes“ getan? Ach, Kappes, liebe Leute! Mir ist eine Welt lieber, in der viele Menschen Gutes tun und sie wissen das auch und dürfen das auch wissen, als eine Welt, in der selbst das Gute nur mit zerknirschtem Gewissen getan werden darf und in Selbstvorwürfen endet. Entsetzlich! Calvin, dieser – sorry – furchtbare Finsterling und Über-Asket in Genf, ließ eine Patin ins Gefängnis werfen, als diese über die Taufe ihres Patenkindes vor Freude in der Kirche zu lachen begann. Ich meine, diese zutiefst menschlichkeitsfeindliche Psychologie sollten auch alle Konfessionen auf dieser Welt mittlerweile im Orkus der Geschichte begraben haben. Amen! Sela!

Laßt mich stattdessen etwas anders noch ansprechen:

Ja, wir alle, die wir geholfen und Hilfe organisiert haben, alle auch, die gespendet haben und zum Teil immer noch spenden (viele sind inzwischen zu Dauerspendern geworden!), wir alle wissen, daß diese Hilfe – unsere Hilfe – nicht grundlegend die verzweifelte Situation von Millionen von Menschen in Griechenland ändern kann. Wir alle wissen, daß wir – gemessen an der Millionenzahl des Elends in Griechenland – nur furchtbar wenigen Menschen und Institutionen in Griechenland haben helfen können und weiter werden helfen wollen. Keiner von uns ist abgehoben, schwimmt inzwischen im Himmel der eigenen Seligkeit (gar: Seligpreisung!). Aber: mehr als nichts war und ist das alles schon, und zum Opfer eines terroristischen Über-Ichs, das mit seinem typischen Größenwahn die ganz große, die große ganze Lösung von uns verlangt, sollte bitte, bitte niemand von uns werden. Der folgende Satz gehört schon seit Jahrtausenden zur jüdischen Glaubenstradition, er findet sich sogar im Koran: „Wer einen Menschen rettet, rettet eine Welt!“ (Wie auch der korrespondierende Satz dazu: „Wer einen Menschen tötet, tötet eine Welt.“) Was, bescheidener formuliert, heißt: Vielleicht haben wir alle – Ihr SpenderInnen und wir OrganisatorInnen – keine „Welt gerettet“. Aber wir dürften dazu beigetragen haben dazu, daß zwanzig, dreißig, vierzig Menschen seit Beginn unserer Hilfsaktion wieder ein Leben leben können ohne Angst vor der nächsten Stromrechnung, ohne Angst vor dem Winter, ohne Angst vorm Verhungern. Das ist nicht nichts. Das war, bei einigen wichtigen Dingen des Lebens, für einige Griechinnen und Griechen ein Ende der Angst – und ist es immer noch.

Und: zum Glück sind wir mit unserer Aktion auch nicht die einzigen geblieben in unserem Land. Auch anderswo wurden Helfergruppen gegründet, auch andere – Einzelpersonen sogar – haben geholfen und helfen immer noch. Es ist nur wenige Tage her, da bekam ich von einer Ditte Gerns eine entsprechende Mail aus Hamburg zugeschickt, verbunden sogar mit einer großen Spende auch an uns, für unsere Hilfsaktion. Kurz: sich in der Gemeinschaft zu wissen mit vielen, vielen anderen Menschen, die ebenfalls helfen, auch das tut verdammt gut!

Letzte Post zu unserer Hilfsaktion
Bis in die letzten Tage hinein bekamen wir dementsprechend auch Post von HelferInnen im Land, so von einem Werner W., auf dem Überweisungsträger notiert: „Ein Dank an die Organisatoren.“ Oder vom Mehrfachspender Reinhard S.: „Vor Weihnachten wird gern gespendet. Hart wird der Winter aber im Januar/Februar – und dann sind die Weihnachtsspenden aufgebraucht. Also: weiter zum Spenden aufrufen! (Ich bin selbstverständlich wieder dabei).“

Dem kann ich nur hinzufügen, lieber Werner W. und Reinhard S.: Danke! – Und selbstverständlich rufen wir auch weiterhin zum Spenden auf, jede Woche, wie gewohnt. Womit ich auch bei dem neuesten Spende/SpenderInnenstand bin. Also:

Vor knapp zwei Wochen belief sich die Anzahl der Spenden/SpenderInnen auf 622, nunmehr auf 643, vor knapp zwei Wochen lag der Spendenbetrag bei rund 75.000,- Euro, nunmehr bei rund 77.000,- Euro. Und, wie schon gewohnt, an dieser Stelle auch die obligaten Angaben zum Konto, auf das Ihr spenden könnt, doch vorher noch eine paar wichtige Hinweise dazu, die mir unser Spendenverwalter Peter (Latuska) zugeschickt hat:

„Grundsätzlich sind Überweisungsträger bis zu 200,00 € als Spendenquittungen anerkannt. Bei Zuwendungen bis 200 Euro reicht ein “vereinfachter Nachweis”, zum Beispiel ein PC-Ausdruck der Buchungsbestätigung. Selbstverständlich schicken wir auf Wunsch aber auch Spendenbescheinigungen zu. Dazu noch einmal meine Anschrift und meine Emailadresse:

Peter Latuska
Theodor Heuss Str. 14
37075 Göttingen
Email: latuskalatuska@web.de

So könnte ich auch aus Gründen der Kostenersparnis auch eine Spendenbescheinigung per Email schicken, sobald mir die Emailadresse der Spenderin oder des Spenders zur Verfügung steht. Euch allen, die an dieser Aktion so engagiert teilnehmen, ein herzliches Dankeschön, ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und friedvolles neues Jahr,
Euer Peter Latuska“

Damit zum Konto, auf das Ihr unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ spenden könnt und – es sei daran erinnert! – unter dem Kennwort „Katerina K“ auch für die schwersterkrankte junge Patientin aus Piräus, die eine neue Niere benötigt:

Inhaber: IHW
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21GOE

Und hier noch, fast zum Schluß, die wichtige und bewegende Zwischenbilanz von Evelin und Tassos Chatzatoglou, unseren Mitakteuren aus Graz, zu unserer Hilfsaktion:

Ein Jahresabschlußbericht von unseren HelferInnen aus Österreich
„Vor etwa 5 Monaten fanden wir uns als Gruppe von Menschen zusammen, die beschlossen, etwas für die Not leidende Bevölkerung in Griechenland zu tun. Die Entscheidung zur Hilfe war eine leichte. Die Schwere der Tätigkeit liegt nicht in der körperlichen Komponente, sondern in der emotionalen. Die Fragen, wem man hilft und in welcher Form, erfordert intensives Nachdenken, sowie eine gewisse Härte. Auch bei der Ausführung muss man eine gewisse Sachlichkeit bewahren, um nicht unterzugehen. Man muss sich selbst und auch anderen gegenüber ehrlich sein und zugeben, dass man nicht allen helfen kann und seine eigenen Grenzen erkennen. Eine Leistung zu bringen, für die man keine materielle Entlohnung bekommt, erfordert eine tiefere Überzeugung, die verschieden begründet sein mag. Nichtsdestotrotz ist der Impuls, eine solche Tätigkeit zu verrichten, wohl immer ein ehrlicher.

Trotz Flüchtlingskrisen und Massenwanderungen konnten wir in sehr kurzer Zeit mit Hilfe der Spenderinnen und Spender genug Geld sammeln, um ein paar Menschen zu helfen, die die volle Breitseite der Krise abbekommen haben. Sei es mit dem Zahlen einer Beinprothese für ein 5-jähriges Mädchen oder mit dem Befüllen der Heizöltanks einer Schule für autistische Kinder – es war uns möglich, ein paar Menschen eine kleine Atempause zu ermöglichen und Ihnen vielleicht sogar Hoffnung zu schenken.

Dass die Krise nicht so schnell überwunden sein wird, ist kein Geheimnis. Auch unsere Hilfe ist keine Lösung, dennoch ist sie in unseren Augen sowohl notwendig als auch selbstverständlich. Vielleicht ist es uns möglich, mit unseren Erfahrungen und unserer Motivation noch mehr Menschen zum Teilen zu inspirieren, so wie es selbst die ärmsten GriechInnen tun. Schön wäre es, auch Paten oder Patinnen zu finden, die mittellose GriechInnen oder auch Familien monatlich z.B. mit Lebensmittelgutscheinen unterstützen möchten.

Die Worte der Dankbarkeit, die Anerkennung unsere Arbeit, die lobenden Worte über unsere Hilfe, aber auch die Verwunderung darüber, dass ÖsterreicherInnen, Schweizer und insbesondere Deutsche Menschen in Griechenland spenden, zeigen nicht nur die andere Seite, die “gute” und menschliche Seite Deutschlands, sie verpflichten uns, weiterzumachen. Auch wenn die Politik versagt und sich der Finanzwelt unterwirft, wir geben nicht auf, wir werden weiter den Menschen in Griechenland helfen. Und dazu brauchen wir – liebe Freunde – Eure Unterstützung.

Um die Situation der Menschen in Griechenland deutlicher zu machen, möchten wir zwei Beispiele anführen:
Wir halfen einer älteren Griechin, die einen Tumor im Kopf hatte, von der Insel Andros zur Chemotherapie nach Athen zu fahren. Auf dem Rückweg bekam sie leider eine Infektion und verstarb daraufhin. Die Behandlung auf der Insel war nicht möglich!

Wir ließen die Heizöltanks der Schule für autistische Kinder in Keratsini (Piräus) mit Heizöl befüllen. Vor der Betankung musste der Servicemann geholt werden, der die Tanks zuerst reinigen und die komplette Heizungsanlage Instand setzen musste. Die Anlage war nämlich die letzten 5 Jahre aufgrund des fehlenden Heizöls nicht mehr in Betrieb genommen worden. Der Staat hatte kein Geld für Heizöl, und so verbrachten die Kinder die letzten Winter in einer ungeheizten Schule.

In anderen Schulen Griechenlands ist es üblich, dass Kinder Holz, das sie gemeinsam mit ihren Eltern sammelten, als Heizmaterial mit in die Schulen bringen.

Insgesamt haben wir bis jetzt im Zuge unserer Spendenfahrten rund 3000 km zurückgelegt. Alle Fahrten sowie Telefongebühren gehen auf Kosten der Helfer und werden nicht aus Spendengeldern finanziert.“

Womit ich auch zum Schluß kommen will. Klar, ich gebe es zu, ich bin nach diesen vielen Monaten des mehr oder minder permanenten Aktivseins auch – darf ich das sagen? – „rechtschaffen“ erschöpft. Kommt ja “strafverschärfend” hinzu, daß ich Anfang November auch noch in die Flüchtlingshilfe eingestiegen bin, hier vor Ort, Deutschunterricht gebe für AsylbewerberInnen (gemeinsam mit anderen, aber natürlich), im benachbarten Nörten-Hardenberg. Aber meine Frau und ich blicken zurück auf ein Jahr, das wir so nicht missen möchten, das – wirklich – wieder und wieder beglückend für uns war – und uns mit unendlich viel Dankbarkeit erfüllt für die vielen, vielen HelferInnen, die wir bei unserer Arbeit gefunden haben.

Wir haben mit großer Freude unser agnostisches Weihnachten gefeiert, wir haben gegessen und getrunken und gelesen und Musik gehört, wir haben in die Kerzen geschaut und nach draußen durch die Fenster geblickt, ob nicht endlich Schnee fällt – und wir freuen uns jetzt schon auf das kommende Jahr, mit Fortsetzung dessen, was wir in diesem Jahr begonnen haben. Habt auch Ihr sehr viel Grund, Euch auf ein nächstes – hoffentlich gutes nächstes – Jahr zu freuen!

Mit lieben Grüßen
Euer Holdger Platta

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