Der kleine Baum der Erkenntnis

 In Poesie

Sabine BrandlSabine Brandl aus Linz hat uns freundlicherweise wieder einige neue Gedichte zur Verfügung gestellt.

Der kleine Baum der Erkenntnis
(Begegnung mit Michaela)

vieles wollen

einfach wollen

vieles einfach wollen

einfach alles wollen

einfach sein wollen

sein wollen

alles sein wollen

alles einfach sein wollen

nichts mehr wollen – alles einfach sein

einfach sein

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Und jetzt bist du weg ….

Und plötzlich bist du nicht mehr da,
wie sehr du fehlst, war mir nicht klar.

Keiner wuselt mehr hinter mir her,
dein Platz bleibt nun für immer leer.

Noch gestern bist du deinem Ball hinterhergejagt,
wie´s weitergeh´n wird, hast du dich nie gefragt.

Du hast für den Moment gelebt und das Leben genossen,
während wir bereits haben Tränen vergossen.

Wir haben die Entscheidung über Leben und Tod gefällt,
für uns das wohl schwierigste auf dieser Welt.

Hast du deinem Rudel doch immer bedingungslos vertraut
und uns mit deinen großen Augen erwartungsvoll angeschaut.

Wir wollten keinesfalls, dass du Schmerzen leiden musst,
mit dieser Absicht haben wir dann einen Zeitpunkt vereinbart ganz bewusst.

Wenn ich dich ansah, haben mich dennoch Schuldgefühle gequält,
dieses kleine Wesen doch so viel von uns allen hält.

Ich wünsch mir so sehr, dass du weißt, dass uns Liebe dazu hat bewogen
und dass du dich von uns nicht fühlst belogen und betrogen.

Von so liebevollen Händen wurdest du in Hundehimmel geführt,
selbst ihr hat es am Ende die Kehle zugeschnürt.

Ganz still und friedlich bist du eingeschlafen
und wir hoffen, dass es dir gut geht in deinem neuen Hafen.

Wo du auch bist, ich wünsche dir Räucherlachs ohne Ende
und sanfte, liebevoll streichelnde Hände.

Beinahe 9 Jahre haben wir mit dir verbacht
und du hast uns so verdammt viel Freude gemacht.

Auch wenn wir dich manchmal mussten weisen in die Schranken,
können wir uns bei dir nur für deine Treue bedanken.

Ein Platz in unseren Herzen wird immer dir gehören,
den kann niemand einnehmen und schon gar nicht zerstören.

Nun flüstern wir im Herzen dir zu ganz leise:
„Kleiner, alter Mann pass auf dich auf und gute Reise“.

(für unseren kleinen, alten Mann Ernesto )

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ER-FÜLLT

ER trägt feinsten Zwirn und Designerklamotten,
SIE hingegen Jeans, Turnschuhe und Ringelsocken.

Wie jeden Tag ER beim Verlassen seiner Villa die Alarmanlage aktiviert,
SIE verlässt ihre kleine Mansardenwohnung unbekümmert und ungeniert.

Schon auf der Fahrt ins Büro muss ER die aktuellen Aktienkurse erkunden,
während SIE am Arbeitsweg auf dem Radweg ein 50-Cent-Stück hat gefunden.

ER begrüßt seine Sekretärin, die wie immer ist perfekt geschminkt und gestylt,
SIE sieht die Geschichten in den Falten der alten Menschen, wenn sie Frühstück austeilt.

Sein Mittagessen nimmt ER mit honorigen Herren aus der Finanzwelt ein,
für SIE ist es immer wieder schön, wenn Besuch kommt zu den Menschen im Altenheim.

Nach dem Essen ER noch schnell ins Solarium hetzt,
während SIE mit einem Buch in der Sonne auf einer blauen Parkbank sitzt.

Am Abend kauft ER einen Strauß Rosen am Blumenstand,
SIE erfreut sich an den Mohnblumen am Wegesrand.

Zuhause wird ER erwartet von seinem Rassehund mit einem gehorsamen Sitz,
während SIE ihr schwanzwedelnder Streuner begrüßt und umkreist wie ein Blitz.

ER bekommt, wie jeden Tag, sein 3-Gänge Menu vorgesetzt,
SIE mit Gartenkräutern ihrem Nudelauflauf noch Würze versetzt .

Und wenn ER dann noch am Computer für fallende Börsenkurse sucht Ursache und Grund,
plaudert SIE bei guter Musik mit ihrer Freundin, auf dem Schoß ihren Hund.

Erschöpft und müde nach einem AUSGEFÜLLTEN Tag fällt ER in sein Bett hinein,
SIE schließt ihre Augen nach einem ERFÜLLTEN Tag, der für sie schöner könnte nicht sein.

ER FÜLLT jeden Tag aus bis zur letzten Sekunde,

während SIE ERFÜLLTE Tage genießt, und zwar Stunde für Stunde.

An dieser Stelle es nur eines noch zum Nachdenken gibt,
ob erfüllen nicht doch ganz nah an erfühlen liegt?

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SEIN IM JETZT MIT MUTTER ERDE

Von der Sonne gewärmt und geküsst – nichts, was man vermisst

Liebkost vom Wind – leicht, wie ein Kind

Behütet von Bäumen – nichts versäumen, nur träumen

Im Wasser schweben – Leichtigkeit erleben

In den Wolken geborgen – keine Sorgen

Die Haut vom Regen benetzt – Leben im JETZT

Unter einem Regenbogen verweilen – kein Grund mehr zu eilen

Wiesen mit Blumen geschmückt – ein Anblick, der beglückt

Am Strand Meereswellen rauschen – einfach nur lauschen

Sterne, die im Dunkeln flimmern – sich um nichts mehr kümmern

Der Nacht vom Mond erhellt – welch wunderbare Welt

Von MUTTER ERDE reich beschenkt – alles in gute Bahnen gelenkt

Vom Klang der Stille getragen – einfach SEIN ohne Mühen und Plagen

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