mal richtig gut essen gehen…

 In Kurzgeschichte/Satire

EulenfederMit eulenfeder “gut” essen gehen – guten Appetit!

‘schatz ! – lass uns doch mal wieder richtig gut essen gehen ! – in so einen ‘kulinarischen tempel’ – mal nicht den euro umdrehen, was haben wir uns schon gegönnt dieses jahr – mh ? was meinst du liebling – das sind wir uns doch wert, mit candlelight-feeling, uns zu ehren schönes anziehen, weisst du noch wie wir uns kennengelernt haben -na ? – hattest mich in ein top-restaurant entführt – das war ganz wunderbar ! ‘

er lächelt gütig und zwinkert ihr zu ‘und du weisst auch noch wie köstlich und heftig es war, danach, im hotelzimmer ? – kein wunder nach so gutem essen’ – grinst er und zieht sie an sich, zwickt sie leicht in den hintern…. ‘. ‘da gibt es dieses neue ‘casa arca di noe’ – hip momentan, alles was dort zum verzehr angeboten wird ist in einem vorraum lebend vorhanden, also ein schaf, ein kalb, eine ziege, fohlen, grosse aquarien mit hummern, langusten, schönen fischen, ein extra becken mit jungen haifischen sogar – habe mal reingeschaut, oliver hatte mir den tip gegeben und davon geschwärmt geradezu – und wie recht er hat: sieht aus wie eine natürliche landschaft, riesig der raum, grossartig gestaltet auch – einer begehbaren arche noah nachempfunden… jedes tier dort in seinem kleinen eigenen lebensraum – kleine pferche mit einer gans, ein känguruh, ein kleiner bär sogar, – weiss nicht mehr so genau aber ich denke habe auch einen jungen elch gesehen und vieles mehr. wie ein kleiner zoo auch, diese artenvielfalt ! so friedlich, natürlich alles, – und frischer, authentischer kann es ja nicht mehr sein, und auch keine quälerei wie in massentierhaltungen, da spürt man richtig die achtung vor den tieren, den erhalt des vielfalt, ja ! da waren auch kinder die tiere gestreichelt haben – verstehst schon – sie werden in den ganz natürlichen prozess von leben und tod eingebunden, spielerisch quasi..’. – ‘ das hat mich fasziniert und ich wollte dich damit überraschen sowieso – zu unserem hochzeitstag ‘- gesteht er gönnerhaft – ‘aber warum nicht auch
jetzt schon – liebling , das müssen wir uns mal leisten, da hast du recht !’

..ein braungebrannter, athletisch gebauter südländischer typ in kornblumenblauem jackett und ährengelber fliege verneigt sich vor ihnen und lädt sie höflich zu einem rundgang durch den ‘natural-food-park’ ein, erklärt in perfektem deutsch: ‘ sie können sich nun ihre essenswünsche selbst aussuchen, beste qualität jedes einzelnen tieres, nach ökologisch-tiergerechten richtlinien gewachsen, bestes futter von geburt an, hygiene ist zudem unser oberstes gebot, medizinische überwachung, auch herkunft aus ursprünglichen lebensräumen garantiert und sogar ein stammbaum ist nachweisbar bei einigen arten. hier gebe ich ihnen zudem unseren speisefahrplan und sie können unter anderem daraus ersehen welches gericht mit den beilagen dann seviert wird. ‘ – ‘ unsere philosophie der möglichst naturnahen und tierschonenden ernährung garantiert selbstverständlich einerseits auch das möglichst behutsame töten, aber auch das in gleicher weise naturgegebene rituael des schlachtens wie in den jeweiligen herkunftsländern seit gedenken praktiziert – da haben wir spitzenkräfte die ihr handwerk verstehen ! ‘ -‘die jeweiligen abteile sind überwiegend mit den geburtsnamen der tiere versehen, wir wollen also auch einen persönlichen bezug zum tier herstellen, ist ja auch tradition’ – ‘und – sie bekommen nur was sie sich selbst aussuchen, frisch und unverfälscht !’ – ‘und selbstverständlich sind alle unsere beilagan ebenfalls von bester qualität !’

‘wow !’ meint sie staunend ‘ich glaube ich habe schon was entdeckt’ – geht zum aquarium und zeigt auf ein besonders schönes exemplar eines hummers, freudig-entschlossen zum salzwasser-becken – ‘haifischflossen-suppe hab ich noch nie probiert’, ‘jutta war doch in china und hat begeistert von einer hochzeit dort erzählt und der tradition: ohne haifisch kein eheglück ! ‘ – zeigt auf einen jungen hai der an der schwanzflosse mit einer kleinen nummer gekennzeichnet war – ( der einweiser folgt brav in höflichem abstand und notiert alles ), ‘dort drüben die gans !’- beugt sich zum schild, holt die brille aus ihrem pfauenfeder- täschchen -‘die gesine also !’ – ‘mhhh… ahhh! – das schaf ! – sepperl’! ( vergleicht mit der speisekarte ), ‘was meinst du schatz ?’ – ‘wäre das auch was für dich ?’ – er geht zum rentier, nickt dem einweiser zu, schaut kurz in die karte, zeigt auf das fohlen ‘mag den ganz besonderen geschmack von pferden’ – und zum schluss auf den prächtigen wels.

‘darf ich sie nun bitten mir die jeweiligen körperteile zu nennen, die sie gerne verspeisen wollen !?’ – ‘ auf der rückseite finden sie eine graphische darstellung der gängigsten oder beliebtesten – bei fisch und sonstigen meeresfrüchten erübrigt sich dies’ – ‘aber was passiert dann mit den restlichen körperteilen, ich meine können ja nicht einen ganzen elch essen !’ – lacht sie, ‘sie bekommen das jeweilige teil das sie sich aussuchen’ – entgegnet er amüsant und mit stolzer stimme: ‘ der rest wird selbstverständlich nicht mehr zum verzehr angeboten ! – wir garantieren ja absolut individuelle und authentische frische !’ – ‘oh mein gott – das ist ja fantastisch, unglaublich dieser service ‘! – begeistern sie sich.

sie verlassen den voll-klimatisierten raum, gehen durch eine art schleuse und betreten einen traumhaft schön eingerichteten speiseraum, vivaldi’s vier jahreszeiten erfüllen ihn beruhigend, der anregende duft von wilden blumenwiesen verführt, in kerzenlicht getauchte nischen laden ein, kleinen biotopen nachempfunden, -ein top-gekleideter foodmanager mit perfekten umgangsformen verneigt sich, geleitet zum ausgewählten karibik-ambiente, nach aperitif-wünschen wird höflichst gefragt, ‘ das ist höchste esskultur liebling – ich bin überwältigt geradezu, sie beugt sich zu ihm hinüber und küsst ihn, ‘danke schatz – du bist ganz wunderbar !’

..,währenddessen waren die ausgesuchten tiere in einen riesigen vorraum der küche gebracht worden, grosse tische mit langen messern, beilen, viele behältnisse überall, uniform gekleidete bedienstete schieben tonnen, andere behältnisse zu einem aufzug, ‘menue-organizer’ ganz in weiss verrichten ihr handwerk – das töten der ausgesuchten tiere. der haifisch wird auf den tisch gelegt, mit gekonnten sicheren schnitten werden ihm lebendig die flossen abgeschnitten, der restliche zuckende körper in ein wasserbecken neben der schlachtbank geworfen, die rotgefärbte flüssigkeit aufgewühlt vom todeskampf. die flossen werden in einer schüssel auf ein kleines fliessband gelegt und so direkt in die küche weitergeleitet. an anderer stelle wird der hummer aus dem wasser geholt und direkt in einen grossen topf mit kochendem wasser gelegt ,lebend natürlich wie es sein soll, nach wenigen minuten wieder herausgeholt und ebenso in eine schüssel richtung küche transportiert… das widerspenstige rentier wird mit vereinten kräften in eine art vollautomatische tötungsmaschine geschoben, blut wird abgesaugt, auf knopfdruck wird das kopflose tier in die gewünschte lage gedreht und in handwerklicher tradition geschickt und präzise die gewünschte lende in portionsgrösse herausgetrennt, der restliche körper auf ein laufendes band gelegt und in einen grossen schredder gezogen, die lende wieder in eine schüssel und aufs fließband in die küche. das fohlen wird in eine schallisolierte schlachtbox gezogen, darin cnc-gesteuert an den hinterbeinen nach dem kopfschuss hochgezogen und das bestellte bruststück dann von hand herausgeschnitten, das einjährige tier verschwindet sofort in einer luke an der rückseite , die junge polnische gans gesine wird traditionell mit dem beil geköpft, die leber entnommen… volle blut-auffangvorrichtungen werden in grössere tonnen geleert, innereien und alle nicht georderte reste verschwinden sofort, hilfskräfte entfernen emsig alle unbrauchbaren, weil nicht zum verzehr bestellten kadaverteile und säubern unablässig tische und regale, den boden, sonstige schlachtvorrichtungen – keine spur bleibt, der raum wirkt trotz ständigem blutvergiessen und ausweiden klinisch sauber, ein perfekt organisiertes fliessband-abschlachten, es riecht erfrischend nach salbei und zitronenmelisse, unverzüglich zu den köchen weitergebrachte wunschteile garantieren absolute frische, und selbstverständlich wechseln die fachkräfte immer wieder die kleidung, die blutigen latze.

‘fantastisch die haifischflossen-suppe mhhh… nun weiss ich was mir da entgangen ist, nie gegessen zuvor !’ sie denkt dabei fest an die glückbringende tradition, lächelt ihn verliebt an und sie stossen an mit einem trockenen chateau du pape benedicte reservee… ‘ahh..- da kommt der hummer, sieht grossartig aus, prächtiges tier und… oh wie köstlich und knusprig, so zart das fleisch – ich bin begeistert !’ – der höflich reservierte ober bringt und schiebt auf einem mit bonsaipalmen samt winzigen kokosnüssen geschmückten wägelchen, verweilt etwas, fragt nach gewünschten getränken und immer wieder ob alles zur vollen zufriedenheit…. ‘frische rentierlende ! – mein gott wie wunderbar köstlich !’ – ‘und nur für mich zubereitet das gewünschte teil vom einzig für mich bestimmten exemplar, als original unikat quasi !’ triumphiert er und man ist berauscht geradezu von dieser unvergleichlichen und nie genossenen hohen esskultur !

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