Ariel Sharon und die Beduinen

 In Ellen Diederich, Politik (Ausland)

sharonAriel Scharon wird – trotz kritischer Töne auch in der Mainstream-Presse – nunmehr als “großer Toter” geehrt, ein Patriot, der sein Land liebte und es beschützen wollte, ein etwas sperriger Charakter, der allenfalls ein bisschen über sein Ziel hinausgeschossen hat, aber doch am Ende “einer von uns”, Teil der westlichen Wertegemeinschaft. Ellen Diederich, die sich oft selbst in Israel und Palästina aufgehalten hat und dort – zusammen mit israelischen Linken – gegen die entwürdigende Behandlung von Palästinensern protestiert hat, hat Ariel Sharons “Schaffen” schon eine längere Zeit beobachtet und zieht eine ernüchternde Bilanz. Und sie beleuchtete ein bisher kaum beachtetes Kapitel der israelischen Geschichte: den Umgang der Regierung mit den Beduinen der Negev-Wüste.

Ariel Scharon ist tot.
Merkel, Obama, Hollande und andere kondolieren dem „großen Staatsmann“, dem „Kriegshelden“. Viele PolitikerInnen wollen zur Beisetzung kommen.
Viele Fakten aus dem Leben Sharons als „Kriegsheld“ sind bekannt:

Ariel Sharon,
das ist von 1953 bis 1956 der Kommandeur der Einheit 101, die besonders grausam gegen Zivilisten vorging,

das ist der,

der 1956 im Suez-Krieg durch eigenmächtiges Handeln auch das Leben vieler israelischer Soldaten in Kauf nahm,

der 1977–1981 als Präsident eines interministeriellen Komitees zuständig war für die Gründung israelischer Siedlungen in den besetzten Gebieten, die er in den folgenden Jahren mit Nachdruck betrieb,

der, der 1982 als Kommandeur den Einmarsch in den Libanon befahl, um die PLO zu zerstören,

der in dieser Funktion 1982 den Angriff christlicher Milizen auf die Flüchtlingslager Sabra und Shatila südlich von Beirut deckte, bei dem viele Hundert muslimische und schiitische Menschen abgeschlachtet oder vergiftet wurden,

der 2.000 auf provokative Weise den Tempelberg in Jerusalem besuchte und so die 2. Intifada zu einem Höhepunkt trieb,

der 2002 die Wiederbesetzung palästinensischer Städte und Gemeinden befahl,

der 2003 den Befehl herausgab, den Bau einer 720 km langen Mauer zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten zu beginnen,

der, der 2004 die Räumung israelischer Siedler aus Gaza befahl, nachdem der Zugang zu den Wasservorräten nahezu unbrauchbar gemacht worden war und die Häuser der Siedler zerstört worden waren, der diesen Siedlern dann neues Land im Negev versprach.

In den derzeitigen Nachrichten wird immer wieder erwähnt, dass Sharon auf seinem Landgut in der Wüste Negev beigesetzt werden wird. Das ist für mich der Anlass, etwas über das Verhältnis Israels zur ursprünglichen Bevölkerung des Negev, den Beduinen, zu berichten. Die Frage ist: Wie kommt jemand wie Sharon zu einer „Ranch“ in der Wüste Negev?

Die Wüste Negev und die Beduinen

Die Region des Negev umfasst nahezu die Hälfte des gesamten Gebietes des Staates Israel. Es ist das Land der Beduinen, die so systematisch durch die Israelis vertrieben wurden wie keine andere Gruppe der ursprünglichen Bevölkerung. Das Schicksal der Beduinen geht meistens in der Berichterstattung über den Nahostkonflikt unter.

Zwischen 2004 und 2005 war ich Gast einer der alten Familien der Beduinen, den Es Sanis in Lakiya.
Der Negev, einst ausschließlicher Lebensraum der Beduinen, ist heute Israels größte Landreserve. Die Regierung will dieses Land für die Zukunft und Entwicklung der jüdischen Bevölkerung (die Beduinen sind Moslems) und als Übungsgelände des Militärs behalten. Die Beduinen haben große Familien. Von den 600.000, die 1948, bei der Gründung des Staates Israels hier lebten, wurden 90% vertrieben. Etwa 60.000 blieben übrig, heute sind es an die 170.000 Beduinen. Sie stellen 25% der Bevölkerung des Negev. Verfügten sie ursprünglich über das ganze Land, so sind ihnen heute noch 2% des Landes geblieben. Obwohl die Beduinen israelische StaatsbürgerInnen sind, haben sie keinesfalls gleiche Rechte. Die bitterste Kränkung gegenüber den Beduinen besteht darin, dass ihnen der Gebrauch und das Eigentumsrecht des Landes verwehrt werden.

8% der israelischen Bevölkerung leben im Negev. Die Beduinen leben in „anerkannten“ und „nicht anerkannten“ Orten. Weit entfernt von den wirtschaftlich entwickelten und kulturellen Zentren sind die Beduinendörfer und -städte die ärmsten Israels. Die Arbeitslosigkeit ist ungeheuer hoch, in den anerkannten Gemeinden um die 60%, in den nicht anerkannten Dörfern noch höher. Die Menschen finden keine Arbeit, das Land, auf dem sie etwas anbauen könnten, ist ihnen weggenommen worden. Der einzige Rest der Subsistenz sind einige Ziegen und Schafe, die in engen Pferchen gehalten, zum Weiden an die Ränder der Felder der Kibuzzim und Großgrundbesitzer getrieben werden.

So sind die Beduinen abhängig von staatlicher Fürsorge, erhalten als israelische StaatsbürgerInnen eine monatliche Unterstützung von umgerechnet ca. 300 Euro pro Familie. Die Familien sind sehr groß, durchschnittlich 10–12 Mitglieder. Die Lebensmittelpreise liegen nur unwesentlich unter denen in Deutschland.

In der gleichen Zeit, in der sich die Lebensbedingungen der Beduinen so rapide verschlechterten, entstanden in derselben Region so genannte individuelle Landgüter. Es sind Bauernhöfe mit riesigen Anbauflächen, die von der israelischen Regierung an einzelne jüdische Familien oder Gruppen in Verbindung mit einer voll zur Verfügung gestellten Infrastruktur und großzügig gewährter institutioneller Unterstützung gegeben werden.

Zu diesen Landgütern gehört auch die Ranch von Ariel Sharon. Dieser private Bauernhof von Ex-Premierminister Sharon umfasst ein Gebiet von 5 qkm.
Dort soll er jetzt beigesetzt werden.

Ein Teil des Negev soll mit Bäumen bepflanzt werden. Für diesen Plan hat sich auch die SPD engagiert. Sie startete eine Kampagne, zum 65. Geburtstag Israels im Jahre 2013 Geld zu sammeln, um im Negev 30.000 Bäume zu pflanzen. Den ersten Baum pflanzte der seinerzeit amtierende Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, der gerade neu gewählte Außenminister Frank Walter Steinmeier. (Siehe Informationsblatt der SPD vom 30. November 2012)

Die Kampagne hätte eine weitere Vertreibung der Beduinen mit sich gebracht, sie hatte keinen Erfolg, zu wenige Menschen spendeten. Es gab erhebliche Kritik.

Die nicht anerkannten und die anerkannten Dörfer

Von den etwa 170.000 Beduinen leben an die 76.000 in 45 so genannten nicht anerkannten Dörfern. In jedem dieser Dörfer leben zwischen 600 und 4.000 Menschen. Der Bau von Häusern in diesen Dörfern ist illegal. Den Bewohnern wird jegliche Versorgung mit Wasser- und Abfallentsorgung, sowie Elektrizität verwehrt. Darüber hinaus könnten sie sich Elektrizität auch gar nicht leisten. Eine Kilowattstunde, durch einen Generator erzeugt, kostet 20 israelische Shekel. Für die Bewohner der Dörfer ist das eine Summe, die sie nicht aufbringen können. So herrscht in den Wellblechhütten und Zelten im Sommer eine Temperatur von ca. 50 Grad Celsius, im Winter ist es nachts empfindlich kalt. Die Kochstelle ist ein Loch im Boden, im Regal sind ein paar Tassen und ein Topf. Die Wege sind so holperig, dass unser Auto Mühe hat, zu fahren.

Aber auch in den anerkannten Dörfern lebt die Hälfte der Bevölkerung als nicht anerkannte BewohnerInnen. Sie erhalten keine Erlaubnis, Häuser zu bauen, sind nicht an Elektrizität oder Wasserversorgung angeschlossen. Die Familien der Beduinen sind groß, wachsen rapide, brauchen mehr Platz. Auf abenteuerlichen Wegen holen sie sich Strom und Wasser, oft von Häusern, die mehrere Hundert Meter entfernt liegen.

Die Mitglieder der Beduinenfamilie Es-Sanis leben als nicht Anerkannte im anerkannten Lakiya. Die Familie hatte früher in der Umgebung größere Stücke Land. Sie zeigen mir die Felder, die heute zu einem Kibbuz gehören. Ich spüre die Verbitterung. Ein kleines Stück Land ist geblieben. Es ist umzäunt, eine armselige Hütte steht darauf und ein Betonboden, auf den mal ein Haus gebaut werden soll, ist gegossen, etwas Gemüse wird angebaut. Wir betreten das Stückchen Garten. Die Frauen wollten hier Hühner züchten, damit die Großfamilie Eier hat. Die israelischen Soldaten sind gekommen und haben die Hühner alle getötet. Bei meinen weiteren Recherchen erfahre ich, dass auch in den besetzten Gebieten Hühner getötet wurden, insgesamt an die 1,5 Millionen.

Als wir zur Hütte kommen, sehen wir, dass an der Tür ein Zettel hängt. Es ist eine Nachricht der israelischen Polizei. Die Nachricht sagt: Die Hütte ist illegal, sie muss abgerissen werden. Auch auf dem Betonboden liegt ein solcher Zettel:, festgeklemmt mit einer Coca Cola Flasche, die mit Wasser gefüllt ist. Die Anweisung: Innerhalb von wenigen Tagen habe die Familie das Stück Land zu räumen. Das geschieht am 29. Dezember 2004.

Den Bewohnern werden kommunale Selbstverwaltung ebenso wie Zugangsstraßen, öffentliche Transportmittel, ausreichende soziale und Gesundheitsversorgung, sowie angemessene Erziehung und Bildung verwehrt.

Bildungspolitik

Mein Gastgeber Fares war Lehrer für Beduinenkinder. Die Schulbücher für den Geschichtsunterricht lehrten Geschichte ausschließlich aus der israelischen Perspektive. Eines Tages sagte Fares seinen SchülerInnen: “Klappt die Bücher mal zu”, und er erzählte ihnen von der Geschichte der Beduinen in dieser Region. Der Schulleiter erfuhr davon, Fares wurde aufgefordert, zu den Büchern zurückzukehren. Er weigerte sich, da er das Recht auf Kenntnis der eigenen Geschichte als wichtig ansah. Er wurde entlassen. Es gab eine Reihe von Protestaktionen gegen seine Entlassung.

Wie wichtig das Beharren auf die eigene Geschichte ist, wird mir beim Gang durch die Altstadt von Ber Sheva deutlich. Der alte arabische Teil in Ber Sheva zum Beispiel, ist heute weitgehend mit arabisch jüdischen Einwanderern aus Nordafrika besiedelt. Die Straßen wurden umbenannt. Zwar hat man das Gefühl, in einem arabischen Stadtteil zu sein, aber die Moschee z.B. ist seit 1948 geschlossen. Die Schrift an den Läden ist hebräisch. Die Kultur der jüdischen Araber aus Nordafrika unterscheidet sich sehr von der der ursprünglichen Bewohner, die vertrieben wurden.

Alle diese Erfahrungen sind für Fares und seinen Bruder Soleiman der Anlass, mit anderen zusammen ein Bildungszentrum für Beduinen zu entwickeln. Hier sollen ohne Beeinflussung Geschichte, Traditionen, aber auch durch die moderne Gesellschaft geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten gelehrt und gelernt werden. Das Ziel ist jetzt, in Lakiya selber ein solches Ausbildungszentrum, vor allem für Frauen, einzurichten, um die Rate der Analphabetinnen zu senken. Das ist dringend notwendig. Nur mit einer soliden Ausbildung wird sich die Lage der Beduinen grundlegend verbessern können.

In Lakiya sind zwei Frauenprojekte mit Unterstützung der EU und verschiedener Stiftungen entstanden. In dem einen Projekt werden aus heimischer Schafwolle wunderschöne Wollteppiche in verschiedenen Naturfarben hergestellt. Die Wolle wird selber gesponnen, gefärbt und ungefähr hundert Frauen aus der Umgebung weben die Teppiche.

In dem zweiten Projekt werden nach traditionellen Mustern Kleider, Taschen, Bilder, Schal mit Kreuzstich bestickt. Auch dort finden einige Frauen Arbeit. Was notwendig ist, ist eine gute Vermarktungsstrategie.

Gesundheit

In den nicht anerkannten Dörfern leben etwa 40.000 Kinder, 60% von ihnen unterhalb der Armutsgrenze. Die Sterblichkeitsrate bei Beduinen Kindern beträgt 17.1 % auf tausend Lebendgeburten, in der jüdischen Bevölkerung 4.5%. Die Zahlen für die Beduinen sind die gleichen, die sonst aus Dritt-Welt-Ländern bekannt sind. Die Schulwege sind bis zu 40 km weit. Im Winter versinken die unbefestigten Wege im Schlamm, Autos und Busse können dort nicht fahren. So müssen die Kinder oft kilometerweit von der Hauptstraße bis zu ihren Dörfern laufen. In keinem nicht anerkannten Dorf gibt es eine höhere Schule. Nur 27% der Beduinenkinder insgesamt erhalten einen höheren Schulabschluss.

Die Gesundheitsversorgung ist schlecht. Einige ärmlich ausgestattete Ambulanzen sollen 76.000 Menschen versorgen. Die Ambulanzen haben weder Elektrizität noch Wasseranschluss. Medikamente, die kühl aufbewahrt werden müssen, können gar nicht erst mitgenommen werden. Die behandelnden Ärzte sind zum Teil jüdische Einwanderer aus Osteuropa, die die Sprache der Beduinen nicht sprechen.

Da die Dörfer keine Abfallentsorgung haben, gibt es Ratten und gefährliche Insekten. Viele Kinder werden durch Rattenbisse und Insektenstiche krank und müssen im Krankenhaus behandelt werden. Während der Sommermonate erkranken jährlich etwa 16.000 Kinder so ernsthaft an Durchfall, dass sie ebenfalls im Krankenhaus versorgt werden müssen. In der jüdischen Bevölkerung, die heute 75% der Negev Bewohner ausmacht, sind es etwa 5.000 Kinder, die an ähnlichen Symptomen leiden. Ein Großteil der Beduinenkinder ist jetzt, Ende Dezember, ernsthaft erkältet. Zwar gibt es in Israel eine medizinische Grundversorgung. Die Dörfer aber sind oft 20–30 km vom nächsten Krankenhaus entfernt. Die Menschen haben kein Geld für Busfahrten. Bei meinem Besuch jetzt sehe ich ein kleines Kind, das sich so schwer verbrannt hatte, dass es ärztliche Hilfe brauchte. Die Mutter musste hin und zurück ca. 20 km weit mit dem verbrannten Kind laufen. Insgesamt ist der Krankheitsstand bei den Beduinen-Kindern etwa 10 mal so hoch wie bei jüdischen Kindern.

Ungleiche Landverteilung, systematische Zerstörungen

Der Staat Israel hat 2000 ein berüchtigtes „Regierungsprogramm, wie mit dem Beduinen Sektor umzugehen ist“ beschlossen. Seit dieser Beschluss in Kraft trat, sind mehr als 100 Häuser zerstört worden und Tausende von Feldern mit Chemikalien besprüht worden, wodurch die Ernten unbrauchbar geworden sind. Das heißt, dass über 100 Familien ihr Zuhause verloren haben und für viele andere ihre hauptsächliche Einkommensquelle vernichtet wurde.

Die Zerstörung ist inzwischen weiter gegangen. Am 3.12.2013 sind weitere Häuser und Dörfer durch die israelischen Streitkräfte zerstört worden. Die systematische Aushöhlung der traditionellen Kultur und Lebensmöglichkeiten der einzelnen Menschen haben, wie vorauszusehen war, zu extremer Armut und einer hohen Kriminalitätsrate in den Beduinenstädten geführt. Heute stehen die Menschen vor der dramatischen Zerstörung der Beduinen-Kultur und ihrer Transformation in eine durch Bitterkeit, Armut und Kriminalität gekennzeichnete Gesellschaft.

Identitäten in der Zerstörung und Vernichtung bei den Beduinen und IndianerInnen Nordamerikas

Die Geschichte der Vertreibung, Missachtung, Armut, Unterdrückung und Eliminierung der Beduinen erinnert fatal an die der indianischen Urbevölkerung Nord-Amerikas.

Auf dem Weg zu den Beduinendörfern kommen mir ständig Erinnerungen an den Weg, den wir so oft von Las Vegas aus zum Atomtestgebiet Nevada gefahren sind, um gegen die Atomtests zu protestieren.

Jeweils prosperierende Städte in der Wüste: In den USA ist es Las Vegas, in Israel Beer Sheva. Hier wie dort kommt man auf dem Weg zunächst an einem riesigen Gefängniskomplex vorbei. In den USA ist es eines der größten Gefängnisse von Nevada mit unterirdischen Zellen, privat betrieben. Hier ist es das Gefängnis von Ber Sheva, in dem zurzeit etwa 6.000 Gefangene, zumeist PalästinenserInnen, häufig ohne Gerichtsurteil, einsitzen.

Der prominenteste Gefangene Ende Dezember 2004 ist Marwan Barghouti, fünfmal zu lebenslänglicher Haft verurteilter Palästinenser. Er kandidierte um das Amt des Präsidenten Palästinas, war der Herausforderer von Abbas, des seit damals gewählten Präsidenten. Viele Kommentatoren der internationalen Presse meinen, dass Barghouti der Einzige sei, der die PalästinenserInnen vereinigen könnte. Alle Versuche, seine Entlassung zu erreichen, waren vergeblich. Barghouti zog seine Kandidatur zurück. Nach meiner Rückkehr lese ich, er ist aus fast zweijähriger Isolationshaft entlassen und in ein anderes Gefängnis in Beer Sheva verbracht worden.

Vor dem Tor wartet eine lange Schlange von Menschen, meist Frauen und Kinder mit Essenspaketen. Sie wollen ihre angehörigen Männer im Knast besuchen. Ein Bus aus Nazareth, etwa 250 km entfernt von hier, steht vor dem Tor. Die Wege der Angehörigen sind weit.

Als nächstes kommen wir an einer riesigen israelischen Polizeistation vorbei, in Nevada war es eine vergleichbar große Einheit der US-amerikanischen Luftwaffe, die vor allem Tiefflugübungen macht. Tag und Nacht donnerten Flugzeuge in sehr niedriger Höhe über unsere Köpfe hinweg. Im Negev haben die Zeitungen dieser Tage die Nachricht verbreitet, dass zusätzlich tausend Polizisten hier her verlegt werden sollen. Der Plan sieht vor, die „illegalen Dörfer“ der Beduinen aufzulösen, die Bauten aus Wellblech und Abfallholz zu zerstören.

In Nevada kommt man dann an Reservate der Western Shoshone, das ist die indianische Nation, die dort seit Jahrtausenden gelebt hat. Ihr Land wurde widerrechtlich enteignet. Das Gelände des Atomtestgebietes ist etwa so groß wie Dänemark. In der Tradition der Shoshone ist die Vorstellung, Land zu kaufen oder verkaufen, völlig widersinnig.

Die Gesundheit der Shoshone ist durch die Atomtests außerordentlich beeinträchtigt. Atomtests mit der Explosionskraft von 14.000 Hiroshimabomben sind dort getestet worden. Die Krebsrate liegt bei einigen Krebserkrankungen bis zu 52% über dem Durchschnitt in den USA.

Hier im Negev, in unmittelbarer Nähe eines Teils der nicht anerkannten Dörfer produziert eines der größten Chemiewerke Israels. In den Dörfern ist die Krebsrate ebenfalls sehr hoch, es gibt auffallend viele Fehlgeburten und Kinder, die mit Behinderungen zur Welt kommen. Etwa 45 km entfernt liegt das israelische Atomkraftwerk und Atomwaffenlager Dimona.

Ausführliche Beschreibung der Geschichte und heutigen Lage der Beduinen in:

Die bittere Geschichte der Beduinenfamilie Es-Sanes aus Lakiya im Negev Israel

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