Ein Beruf wie jeder andere?
Der Plan Ursula von der Leyens, aus der Bundeswehr ein familienfreundliches Unternehmen (!) zu machen sowie die offenkundige Bereitschaft der neuen Bundesregierung unter Merkel und Steinmeier, Deutschland solle mehr „Verantwortung“ in der Welt übernehmen (sprich: sich an mehr Kriegen beteiligen), verlangt nach einer Antwort: Hier ein Aufruf der Friedenskoordination Potsdam,
Aktionsbündnis für Frieden und Völkerverständigung. (Michael Meixner)
Der jüngste Vorstoß der Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen stößt bei vielen Bürgerinnen und Bürgern auf Verwunderung. Hatte sie doch am 12.01.2014 erklärt, die Bundeswehr zum „attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands“ machen zu wollen, es solle
eine „familienfreundlichere Ausrichtung“ und „Teilzeitbeschäftigung“ ermöglicht werden. Das Bild des „Bürgers in Uniform“ solle wieder in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken. Von einigen Seiten wurde dies belächelt, von anderen hoch gelobt, vor allem von den
Parteien der Großen Koalition: CDU, CSU und SPD. Bündnis 90/Die Grünen sehen den Vorstoß skeptisch aber grundsätzlich positiv, einzig die LINKE wandte sich scharf gegen die Pläne von der Leyens mit dem Wortlaut es gäbe weder „familienfreundliche Kriegseinsätze“
noch „Teilzeitkriege“.
Diese Auffassung teilen auch wir als Friedenskoordination Potsdam.
Schon einmal gab es in Deutschland eine Zeit, in der das Militär in die Mitte der Gesellschaftgerückt wurde: Zinnsoldaten, Kriegsspielzeug, Waffen und Uniformen gehörten damals zum
Alltag von Haushalt und Familie. Sehr beliebt in jener Zeit waren Matrosenuniformen für die Kinder und die Mitgliedschaft in Schützenvereinen. Dies führte in der Folge zu einem Krieg, dessen Beginn sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt und in dem viele Deutsche aus einem falsch verstandenen Patriotismus freiwillig mitkämpften, weil sie es als ihre „Bürgerpflicht“ ansahen. Danach folgte ein noch grausamerer Krieg, dessen Folgen bis heute in unserer
Gesellschaft spürbar sind.
Einige Nationen haben aus diesen beiden Weltkriegen gelernt und Konsequenzen gezogen, andere hingegen fühlen sich nach wie vor verpflichtet, die militärische Ordnung Europas aktiv mitzugestalten. In Deutschland geht die Bundeswehr dazu in Schulen, Universitäten
und andere Einrichtungen, um für sich und ein Leben als Soldat zu werben, ähnlich wie in den USA.
Nach der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2010 und der Umstrukturierung zu einer freiwilligen Berufsarmee im Jahr 2012 kann von einem „Bürger in Uniform“ bei der Bundeswehr nicht mehr gesprochen werden, da eine Wehrpflicht für alle männlichen Bürger
nicht mehr besteht. Wer in die Bundeswehr geht, tut dieses freiwillig und wählt bewusst diesen Berufsweg, womit auch der mögliche Auslandseinsatz in einem Krisen- oder Kriegsgebiet in Kauf genommen wird – Soldat ist eben kein Beruf wie jeder andere!
Wir fordern daher:
– Abzug der Bundeswehr und aller deutschen Soldaten von allen weltweiten Kriegseinsätzen sowie die Verpflichtung, sich nicht an weiteren Kriegseinsätzen zu beteiligen,
– Einstellung sämtlicher militärischer Forschung (auch ausländischer) an allen zivilen und universitären Forschungseinrichtungen Deutschlands,
– Verbot der Werbung der Bundeswehr in Schulen, Universitäten und anderen Einrichtungen, damit der Beruf des Soldaten klar von zivilen Berufen zu unterscheiden ist,
– keine öffentlichen Gelder für militärische und militärhistorische Gebäude, Einrichtungen und Projekte – ausgenommen, sie dienen der reinen Selbstverteidigung der BRD,
– Loslösung der Bundeswehr aus den Militärstrukturen der NATO und ähnlichen Bündnissen (auch denen der EU) und Umwandlung zu einer zivilen Organisation, die der Landesverteidigung dient.
Von Albert Einstein stammt der Satz: „Ein kluger Kopf passt unter keinen Stahlhelm!“