Eulenfeder: Halali
“sie sind aber eine mutige frau! – stellen sich mit blossem gewehr den wilden tieren!” … diesen satz konnte ich mir nicht verbeissen, musste ihn rauslassen – dabei stand ich vor einer in lodenfreylich jägerträchtig prächtig geschmückten frau mittleren alters. behütet von einem jagdkopfschmuck mit fasenenfeder und silbernen abzeichen – das schrotgewehr geschultert, am riemen sich festhaltend – stand sie etwas abseits, verloren wirkend, von der in reih und glied formierten jagdherren-formation. die halali-hörner am mund einiger, strammstehend die anderen, beidseits der erlegten strecke – dreizehn hasen, 2 rehe, vier fasane, drei wachteln, ein dachs und ein wildschwein.
wie sie dalagen! – die stummen zeugnisse eines blutrausches, rituell aufgereiht nach art und grösse, ordentlich ausgerichtet in ebenso zwei reihen, die toten augen gegenüber sich seelenlos anstarrend, während die hörner odisch-zackig geblasen das ritual als gelungene kulturleistung abschlossen.
sie zuckte etwas zusammen bei diesem satz, schaute beschämt zur seite, ein kurzer blick zu mir rüber. in den augen konnte ich bedauern lesen, ein gewisses schamgefühl. sie fühlte sich nicht dazugehörig, musste dabei sein als ehefrau eines dieser sich an einer mordkultur ergötzenden jäger vom phall, die tradition verpflichtete sie dazu.
die formation löst sich auf, man beglückwünscht sich in stolzer haltung mit glänzenden augen. es geht ins wirtshaus, der erfolg muss begossen werden, blasmusik übertönt die fröhliche runde. niederes treibervolk übernimmt die leichen und schafft sie in ein nebengebäude, die leckersten teile werden zum braten hergerichtet – freudige erwartung des festmahls.
die frau dreht sich nochmal nach mir um, nachdem sie als letzte den anderen folgt, ein leichtes schulterzucken …
mich erfasst tiefe trauer vermischt mit wut – durchstreife meinen wald in der hoffnung, noch lebende bewoher zu sehen. schrecken herrscht, kein vogel zu hören, totenstille unter den bäumen. ich setz mich auf den entweihten boden und kann die tränen nicht mehr zurückhalten … bitte stumm um verzeihung.
während dessen gehts hoch her im wirtshaus. der wirt ist zufrieden – auch für ihn ein mordsgeschäft! zwischen waidmannsheil und -dank werden die heroischen taten nochmal aufgerollt, nochmal im detail geschildert. kein jägerlatein – ein ehrbares dieses waidmannshandwerk. der höhepunkt des fröhlichen kulturfestes: der sauschädel wird serviert: auf einer riesigen silbernen platte, dampfend, mit lorbeer geschmückt und mit knoblauchzehen gespickt! der leichenfrass kann beginnen.
“sauwana blattschuss, schorsch! reschpeckt!” – “an bock moanst, franz? ja, danke. owa de sau howe ned so guad dawischt, min easchtn! – hod no zuckt, haha … owa dann min siema drilling genau aufd schädldeckn – do hod se se gschtreckt!” – “sepp, de wachtln host du runtagholt, stimmts?” – “und wia franz: min zwölfa schrot, olle drei af oamal – im stuazflug. bessa heds ne geh kenna!” – “wea hodn an dachs dawischt?” – “i woas, de hund homnan untad’ baamwuazln driem. hoda gmoant do isa sicher – haha … owa dann min zwilling de volle ladung – aus woas mid eam!” – “und du franz? de hosn – stimmts?” – “ja, owa jedn oanzln min siema asm untan rohr – koan schrot!” – “leckst mi am oasch franz! – sauwane leistung!” – “wos moanstn wea de fasan gschossn hod – ha?” – “da benedikt, wea sunst – hahaa … de fasan moga! koana kummt eam aus!” – “owa de hund und de dreiwa woan a guad heid – hom sauwa allas zsammdriem! – blous an fux homa ned dawischt heid! naja – beim nextn mal griang man!”