Frisch geschlachtet schmeckts am besten
Wenn der Mensch selber schlachten müsste, so heißt es manchmal, wäre jeder Vegetarier. Ganz so sicher ist das aber nicht, der Fleischhunger ist bei manchen doch sehr stark. Nur, wie soll man das mit dem Schlachten am geschicktesten anstellen? Man ist ja human und will den Tierchen nicht wehtun … Tierschützer Eulenfeder möchte mit dieser kruden Erzählung aufklären. Sie ist nur so “roh” wie unsere tägliche Realität.
schon mit dem zeitpunkt des todes beginnt ja der zerfall. leichenbakterien (kennt jeder bei sich selbst, wenn er faule zähne hat) zersetzen das fleisch, den gesamten körper, gekühlt zu verzögern, ja, aber nicht aufzuhalten. fleischmaden entstehen wie aus dem nichts, vermehren sich sehr schnell und werden fett, daumengross. wer schon mal eine tierleiche gesehen hat, die von maden befallen ist, bekommt den eindruck, dass fleisch lebt! besonders unter der “decke” – so nennt man das rehfell – oben am rehrücken sind fleischmaden schon beim noch lebenden reh. naja, ist halt so, und das muss man in kauf nehmen, sie zuerst entfernen, wenn man ihm das fell abzieht. aber sind die maden wirklich nur zwischen decke und rückenwirbel? haben sie sich nicht längst auch weiter in den körper, das fleisch gefressen? und wie ist das beim schwein, bei rindern, beim schaf?
“schatz, mir ekelt so vor maden, weisst ja selbst wie eklig das war letztes mal, als du den ring stadtwurst auseinandergerissen hast und genau an der stelle eine made zum vorschein kam. wie ein kleiner weisser finger sich bewegt – ekelhaft war das, wirklich! und seitdem denke ich immer an maden, wenn ich fleisch oder wurst hole. und das gammelfleisch, kannst nie sicher sein was du da einkaufst.”
“ja”, sagt ihr mann, “hab auch schon überlegt, wie wir unser fleisch so frisch wie möglich haben könnten, selbst dann sehen können, ob wirklich frei von schädlingen, maden und würmern, und mich mit dem sepp mal unterhalten, weisst schon, dem metzger. hab ja auch schon oft mitgeholfen beim schlachten, und ich denke, ich könnt es auch selber machen, was meinst du dazu? bei uns im keller, müssen halt nicht drüber reden, für uns behalten! kalbfleisch magst du doch besonders, und wir könnten uns einen vorrat anlegen in der gefriertruhe.”
kurz nach mitternacht öffnet er die hecktüren seines lieferwagens und zieht an einem strick “emma” heraus, so heißt das kälbchen. seine frau hilft mit gutem zureden und streicheln, das verängstigte tier in den keller zu bringen, und sie binden den strick ans heizungsrohr, legen etwas heu vor emma auf den kellerboden, ein kleiner kübel wasser … verstört steht es da, das noch sehr junge kalb, die augen von angst geweitet, die beine zittern. “300 euro”, grinst ihr mann. “saumässig billig, erst ein jahr alt und frischer gehts nicht”, lacht er. die frau klopft ihm auf die schulter. “hast gut gemacht franz!” sie macht das licht aus im keller, und man geht zufrieden schlafen.
gleich nach dem frühstück geht er in den keller, holt seine schleifsteine, anderes werkzeug, das grosse fleischhauerbeil, die extra langen messer, eine axt, einen knüppel – “nur für alle fälle, soll ja nicht unnötig leiden das arme tier” -, schärft alles. seine frau legt planen aus – “muss ja nicht der ganze boden versaut werden”, meint sie. “musst keine angst haben, ist gleich vorbei”, versucht sie das kalb zu beruhigen. “also”, meint er, “kannst es nun losbinden und dann musst du es festhalten, am hals am besten und sollte den kopf möglichst nicht bewegen. ich versuche mit einem schlag erst mal zu betäuben, auf die schädeldecke, dann müssen wir es umwerfen, hinlegen und die beine dann festhalten. zur not hab ich den strick hier, wenn’s zu sehr zappelt, hat ganz schön kraft, darf man nicht unterschätzen!” – “wär’s nicht besser, gleich die vorderbeine zu binden, und ich muss dann nur noch die hinterbeine halten?” – “hast recht, wer weiss, wie es zappelt vielleicht, so ein todeskampf kann länger dauern.”
und er fesselt die vorderbeine, sie beugt sich von hinten über den rücken des kälbchens und umklammert den hals, die arme weit vorgestreckt und ihren kopf zurücklegend. “aber pass auf meinen kopf auf” – “jaja – brauchst keine angst haben.” er holt weit aus mit der grossen axt, wartet auf einen günstigen moment, und das dicke, stumpfe axtende kracht auf den schädel des kalbs, etwas seitlich aber, weil in diesem moment der kopf nach rechts ausweicht, rutscht über das linke auge ab und knallt auf den kellerboden. ein hoher kindähnlicher laut hallt durch die kellerräume, es tokelt und fällt über die gefesselten vorderbeine, legt sich auf die seite, der kopf windet sich wild hin und her, die hinterbeine schlagen aus, der ganze körper zuckt unaufhörlich krampfhaft, und die frau wirft sich verzeifelt drauf, versucht festzuhalten, was geht … “ja kruzifix”, schreit er sie an. “den kopf festhalten hab ich doch gesagt! mensch meier, jetzt ist es nur halb bewusstlos, und so wie’s jetzt daliegt, kann ich nicht nochmal auf den schädel schlagen!”
mit dem schlag war er über das linke auge abgerutscht, und es hängt zermatscht aus der augenhöhle, blutverschmiert die ganze linke kopfseite. “gib mir das lange messer, schnell! jetzt umdrehen, auf den rücken und festhalten diesmal!” sie versucht alle vier wild zuckende beine zu fassen zu kriegen, drückt diese zusammen und legt sich auf den bauch des kalbes. er zieht das fell am hals nach oben, sticht unter der luftröhre durch und zieht das messer nach oben. das kalb dehnt den kopf nach hinten, aus der breiten schnittwunde spritzt das warme blut vermischt mit luftblasen, es röchelt, und das weit geöffnete recht auge ist zur hälfte weiss und dreht sich im todeskampf. “gleich ist es vorbei, wird noch eine weile zucken”, meint er, “aber hat schon verloren”. langsam erschlafft der körper, die nach oben gestreckten beine werden starr, das blut sickert langsamer aus dem aufgeschnittenen hals.
“ist es jetzt tot?”, fragt sie. “vorbei? kann ich loslassen?” “ja, ist vorbei. bring mal die schüssel, leg sie unter den hals. das restliche blut auffangen noch. wäre schade drum, frische blutsuppe einkochen dann.” “schon eine ziemliche sauerei, hätte ich nicht gedacht, und gut dass wir die planen ausgelegt haben, aber die können wir wegschmeissen jetzt – eigentlich schade drum.” “naja, aber ist doch gut gelaufen trotzdem, oder? und wir haben dann wirklich frisches kalbfleisch für mindestens ein halbes jahr – und frisches kalbshirn, mhhhh. da freu ich mich schon drauf!” – “und zu viel leiden hat es auch nicht müssen – bis auf den ersten verunglückten schlag vielleicht. aber möcht nicht wissen, wie sonst so geschlachtet wird, wieviel qualen die sonst so aushalten müssen. beim schächten zum beispiel, weisst schon – da werden kälber und andere quasi lebendig abgestochen.” – “ja franz, hast recht! hast gut gemacht – bussi!”