Sabine Brandl: Was bleibt
Die einfühlsamen lyrischen Betrachtungen von Sabine Brandl erzählen von den Gefährdungen der Seele, aber auch von den existenziellen Fragen: Leben und Tod.
Leben heißt LASSEN
Wenn wir bei der Geburt unsere gewohnte Umgebung verLASSEN,
um uns auf das Abenteuer Leben einzuLASSEN,
begegnen wir Menschen, die uns hoffentlich zuLASSEN.
Bei manchen werden wir eine Spur hinterLASSEN
und vieles müssen wir wahrscheinlich zurückLASSEN.
Vielleicht schaffen wir es, negative Muster wegzuLASSEN,
jedoch dafür positives Denken reinzuLASSEN.
Wenn wir keine Momente ausLASSEN
und Prozesse im Fluss beLASSEN,
gehen wir durch das Leben eher geLASSEN.
Einmal kommt dann der Zeitpunkt zum LosLASSEN
und so dürfen wir auch im Tod erneut unsere gewohnte Umgebung verLASSEN.
Warum ist nicht ewig
urvertrauen in die wiege gelegt – umsorgt, geliebt, gepflegt
liebe, die erdrückt – eigene bedürfnisse im keim erstickt
hände, die halten und führen – leblos sein, nichts mehr spüren
festhalten bedeutet schmerzen – körperlich, sowie im herzen
ohne grund und boden, ganz allein – für freien fall noch viel zu klein
kehle förmlich zugeschnürt – eigene welt der illusion kreiert
augen zu, taub und stumm – wann, wie oft noch, WARUM
seele bricht entzwei – eingeschlossen dieser laute schrei
unausgesprochene worte ohne sinn – weg alle berührungen, jedoch wohin
aufkeimende gedanken zersplittern – furcht, isoliert hinter gittern
im goldenen käfig gefangen – nach freiheit großes verlangen
gegenwart scheint schäbig – vergangenheit bleibt ewig
scheinwelt zerbricht – wahrheit ans licht
kaum denkbar der weg hinaus – sehnsucht nach ehrlichkeit tagein, taugaus
wege finden, ziele seh´n – vorwärts blicken, weitergeh´n
frei von schmerz und schuld – vorüber das ertragen mit geduld
fähig wieder zu agieren – heilung darf passieren
vergebung und verständnis suchen – niemanden dafür verfluchen
inneren frieden finden – tiefe dankbarkeit empfinden
WARUM, vollkommen bedeutungslos – ein augenblick, ewig und groß
Was bleibt
Wenn wir auf unser Leben zurückblicken am Ende,
legen wir in unseren Schoß dann die Hände?
War es zufriedenstellend, was wir geschaffen und getan,
oder fingen wir gerne noch mal von vorne an?
Sind wir mit allem und jedem im Reinen?
Wir müssen doch hoffentlich nicht um vergeudete Stunden weinen.
Haben wir unsere Zeit hier auf Erden genossen?
Waren wir zu lange verhärtet und verdrossen?
Haben wir genug gelacht und geweint?
Waren wir meist einsam oder doch mit anderen vereint?
Sind wir uns selber treu geblieben,
oder hat uns die Liebe zur Selbstaufgabe getrieben?
Haben wir die Natur geachtet und geschätzt,
anstatt ständig getrieben durch die Straßen gehetzt?
Reichtum haben wir hoffentlich im Herzen gefühlt,
und nicht ständig in unseren Bankauszügen gewühlt!
Haben wir all die schönen Momente aufgesaugt,
oder fühlten wir uns müde und ausgelaugt?
War die Kunst des Lassens für uns reine Selbstverständlichkeit,
oder bevorzugten wir Hass, Missgunst und Neid?
Sind wir tief in uns angekommen
und haben den süßen Klang der Stille vernommen?
Haben wir den wahren Sinn des Lebens erkannt?
Sind wir stets vor der Wahrheit weggerannt?
Wird es Menschen geben, die dann und wann an uns denken?
Werden uns diese dann ein Lächeln schenken?
Kommen wir wieder, bleiben wir dort,
Wie immer er aussehen mag, dieser Ort?
Jedem von uns ist eine besondere Zeit hier auf Erden geschenkt,
der Grund, warum wohl fast jeder an seinem Leben hängt.
Und wenn uns dann die letzte Stunde ereilt, fragen wir uns doch alle: WAS BLEIBT?