Sich selbst verändern, um die Welt zu verändern

 In Umwelt/Natur
Bernhard Fricke auf der Sonnenarche

Bernhard Fricke auf der Sonnenarche

Nachdem viele hoffnungsvolle politische Initiativen nach kurzer Zeit in sich zusammengebrochen waren und auch seine eigene Umwelt-Initiative “David gegen Goliath” bei weitem nicht alle ihre hoch gesteckten Ziele erreichen konnte, suchte Bernhard Fricke nach alternativen Wegen. Er fand sie im Prinzip der “kleinen Schritte mit großer Perspektive”. Ohne die großen politischen Bewegungen, so sie möglich sind, abzuwerten, appellierte der Besitzer des Tierparadieses “Sonnenarche” an jeden Einzelnen, sein Konsumverhalten zu überdenken. Ein Ausfluss dieses Denkprozesses sind die “11 Geboten für eine lebenswerte Zukunft”.

Seit der Atomkatastrophe von Tschernobyl am 26.4.1986 haben wir unser erklärtes Ziel, den sofortigen Atomausstieg und den Solar-Einstieg, durch vielfältige Aktionen, Demonstrationen, Petitionen, Unterschriftensammlungen, Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, Kulturveranstaltungen, Anzeigenkampagnen in großen Tageszeitungen, groß angelegte Mailingaktionen und unser 12-jähriges parlamentarisches Engagement im Münchner Stadtrat zwar kräftig vorangetrieben, aber noch längst nicht erreicht.

Unsere Erkenntnis ist gewachsen: Zwischenzeitlich haben die ökologischen, ökonomischen und sozialen Probleme eine derartige Größenordnung erreicht, dass sie das Überleben unserer Zivilisation auf unserem Heimatplaneten Erde
massiv gefährden. Erschwerend kommt hinzu, dass gleichzeitig die Bereitschaft zum nachhaltigen bürgerschaftlichen Engagement nachgelassen hat. An dieser Feststellung ändert auch die Zunahme von Online-Petitionen, z.B. von Avaaz,
Compact, Change.org nichts, die sich inzwischen fast schon zu einem Volkssport entwickelt haben, aber trotzdem Sinn machen.

Es scheint so zu sein, dass die Menschen nur dann einen langen Atem für die Durchsetzung von politischen Zielen haben, wenn sie unmittelbar betroffen sind, z.B. durch eine Überschwemmung, einen Großbrand oder eine neue Straße – oder wenn sie sich von ihrem Engagement einen persönlichen Vorteil versprechen. Dann können sie vorübergehend über sich hinauswachsen und ihre persönlichen Interessen zurückstellen. Diese Kriterien treffen bei den schwerwiegensten globalen Überlebensproblemen, wie Klimawandel und Gefahren der Atomenergie nicht zu. Diese Probleme sind dadurch gekennzeichnet, dass wir sie mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen, sie also weder sehen, noch hören, schmecken, riechen oder spüren können. Wir können sie nur verstandesmäßig erfassen. Deshalb brechen alle gutwilligen Bürgerbewegungen wie Occupy oder Attac nach einiger Zeit wieder zusammen. Eine Bewegung, die ökologische, ökonomische und soziale Probleme nur reaktiv symptomatisch, also im Außen bekämpft, nutzt sich infolge nicht ausreichender finanzieller Mittel ab, dümpelt noch einige Zeit vor sich hin – und löst sich dann langsam auf. Von diesen Entwicklungen ausgenommen sind professionell arbeitende, auf größtmögliche Effizienz ausgerichtete Gruppen wie Greenpeace oder Global Watch, bei denen das bürgerschaftliche Engagement oft eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Aus diesen Erfahrungen wissen wir: Es reicht nicht aus, Probleme nur im Außen zu bekämpfen, weil sie etwas mit uns selbst zu tun haben – mit unserem Energie-, Verkehrs- und Konsumverhalten, mit unserer mangelnden Friedfertigkeit und Toleranz und mit unserer „Geiz ist geil“-Schnäppchenjäger-Mentalität. Das bedeutet keine Absage an politisch-parlamentarische oder bürgerschaftliche Aktivitäten auf dem Weg zu notwendigen Veränderungen, aber zwingend, dass diese Veränderungen auf der äußeren Ebene parallel mit Veränderungen auf der persönlichen Ebene einhergehen müssen.

Fazit: Wir können die Welt am ehesten verändern, wenn wir uns selbst verändern. Diese Bewusstseinsprozesse, und in Folge als deren Konsequenz Verhaltensänderungen, brauchen allerdings sehr viel Zeit. Zeit, die wir nicht mehr
unbegrenzt zur Verfügung haben. Der Mensch lernt entweder aus Einsicht oder Erfahrung – so schwer es auch fallen mag, aus alten Verhaltensmustern auszubrechen – oder aus Zwang und Katastrophen. So hat z.B. erst der atomare Super-GAU von Fukushima den deutschen Atomausstieg möglich gemacht. David gegen Goliath hat 28 Jahre auf die
erste Alternative gesetzt: Diese Bemühungen haben nicht ausgereicht, die fortschreitenden Zerstörungen auf unserem einzigartigen Heimatplaneten Erde aufzuhalten. Wir hätten noch 1.000 mehr Veranstaltungen abhalten, 10.000 mehr politische Anzeigen schalten und 1.000.000 mehr Flugblätter verteilen können: Wir hätten die notwendigen Veränderungen trotzdem nicht erreichen können. Dazu war und ist die Bereitschaft zu einer grundlegenden Bewusstseins- und Verhaltensänderung, die z.B. zur Aufgabe von Besitzständen, liebgewordenen Gewohnheiten, Bequemlichkeiten und zum Teilen und Abgeben führen, noch nicht ausreichend vorhanden.

In Kenntnis dieses Dilemmas haben wir uns immer mehr auf unseren „Davids-Weg der kleinen Schritte mit großer Perspektive“, konkretisiert in unserer Aktion „Elf Umweltgebote für eine lebenswerte Zukunft“, konzentriert. Dies
bedeutet, dass wir dazu ermuntern, die uns möglichen Änderungen bei unserem Einkaufs-, Energie- und Verkehrsverhalten, bei Geldanlagen, bei Wahlen und vor allem auch im persönlichen Umgang mit uns selbst, unseren Familien und Freunden und allen weiteren Mitmenschen vorzunehmen – und zwar jetzt sofort. Dazu brauchen wir keine neuen Gesetze oder Verordnungen.

„Lokah samastah sukhino bhavantu“ (Sanskrit)
„Mögen alle Lebewesen überall glücklich und frei sein. Mögen meine Gedanken, Worte und Taten dazu beitragen.“

www.davidgegengoliath.de

Empfehlenswertes Buch über “David gegen Goliath”: Anleitung zum Einmischen: 1986-2014: 28 Jahre David gegen Goliath e.V., zu bestellen auf der DaGG-Webseite

11 Gebote für eine lebenswerte Zukunft

Luft: Ich will alles tun, um die Luft nicht zu verschmutzen.
Ich werde auf unnötige Autofahrten verzichten und wieder öfter die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad benutzen oder zu Fuß gehen. Als Autofahrer werde ich nicht schneller als 120 km/h, oder ein Auto mit Katalysator fahren. Zum Schutz der Ozonschicht verwende ich keine Spraydosen mit Treibgas.

Wasser: Ich will alles tun, um das Wasser rein zu halten.
Ich werde weniger Wasser verbrauchen. Ich kaufe nur noch umweltverträgliche Wasch- und Putzmittel und dosiere sie sparsam. Giftige Stoffe wie Lacke, Öle und Medikamente entsorge ich als Sondermüll.

Landschaft: Ich will alles tun, um Landschaft und Boden zu schützen.
Ich werde keine Pestizide und keinen überflüssigen Dünger mehr verwenden. Auch in meiner Freizeit werde ich Rücksicht auf die Natur nehmen. Ich werfe keinen Abfall in die Landschaft.

Energie: Ich will alles tun, um meinen Energieverbrauch einzuschränken und weniger Rohstoffe zu verbrauchen.
Ich werde nur noch stromsparende Geräte anschaffen und auf jeden unnötigen Einsatz von Elektrogeräten verzichten. Durch Wärmedämmung und gesenkte Raumtemperatur verbrauche ich weniger Heizenergie.

Tiere:Ich will alles tun, um Tiere zu schützen.
Ich kaufe keine Produkte mehr, für die gefährdete Tierarten sterben müssen wie Pelze, Elfenbein und Krokoleder. In Tierversuchen getestete Kosmetika und Körperpflegemittel verwende ich nicht. Haus- und Nutztiere halte ich artgerecht.

Pflanzen: Ich will alles tun, um die Vielfalt der Pflanzenwelt zu erhalten.
Ich bepflanze meinen Garten und meinen Balkon mit möglichst vielen verschiedenen Arten. Ich verzichte weitgehend auf Unkrautvernichtungsmittel. Ich pflücke keine geschützten Pflanzen.

Nahrung: Ich will alles tun, um Anbau und Verkauf gesunder Nahrung zu erreichen.
Ich werde Lebensmittel bevorzugen, die aus kontrolliert biologischem Anbau stammen und keine künstlichen Zusätze enthalten. Ich kaufe keine Produkte aus der Massentierhaltung. Ich kaufe Lebensmittel möglichst direkt beim Erzeuger.

Abfall: Ich will alles tun, um Abfall zu vermeiden.
Ich werde auf unnötige Verpackungen verzichten. Ich sortiere meinen Abfall. Ich kaufe Getränke in Pfandflaschen und nehme den Einkaufskorb statt der Plastiktüte.

Lärm: Ich will alles tun, um Lärm zu vermeiden.
Ich verwende geräuscharme Maschinen und Geräte und nehme auf das Ruhebedürfnis meiner Mitmenschen Rücksicht. Ich verzichte auf Dauerberieselung durch Radio und Fernsehen.

Verbraucher: Ich will alles tun, um ein umweltbewußter Verbraucher zu sein.
Ich kaufe nur Produkte, die Natur und Umwelt möglichst wenig belasten. Ich zwinge die Produzenten durch mein Kaufverhalten, umweltverträgliche Waren anzubieten. Der Kunde ist König.

Alltag: Ich will alles tun, diese zehn Gebote im täglichen Leben zu verwirklichen.
Ich werde immer wieder versuchen, Widerstände, auch meine eigenen, zu überwinden, meine Freunde und Bekannten zum Mitmachen zu ermuntern und der Aktion UMWELT KONKRET zum Erfolg zu verhelfen. Ich setze mich immer für eine lebenswerte Zukunft ein: Wir haben nur eine Welt.

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