Wir weigern uns, Feinde zu sein
… ist der Titel des Vortrags einer „Menschenrechts-beobachterin am Rande der Mauer“. Iris Bildhauer berichtet von ihren Erfahrungen bei der Begleitung der PalästinenserInnen, über das Leben am Rande der Mauer und die Zusammenarbeit mit israelischen Friedensorganisationen. „Wir haben Ungerechtigkeiten und Gewalt erlebt, Hilflosigkeit und Wut. Es war nicht immer leicht, das alles mitzuerleben und zu verarbeiten“, sagte Iris Bildhauer, und: „Meine zu Beginn meines Dienstes gestellten Fragen, zum Beispiel, wie gehe ich mit meiner eigenen Wut um angesichts der Menschenrechtsverletzungen und Entwürdigungen, die Israelis den Palästinensern zufügen, habe ich nicht alle zu meiner Zufriedenheit lösen können. Wahrscheinlich ist das auch gar nicht möglich.“
Sie war an Checkpoints, Landwirtschaftstoren, in Flüchtlingslagern und hat die Menschen vor Ort begleitet und mit israelischen SoldatInnen, Siedlerinnen und Friedensaktivisten gesprochen. Iris Bildhauer hat von August bis November 2008 einen 3-monatigen Friedensdienst in Tulkarem im Norden des besetzten Westjordanlands/ Palästina absolviert. Die MenschenrechtsbeobachterInnen von EAPPI (Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel) begleiten PalästinenserInnen und Israelis bei ihren gewaltfreien Aktionen und ihrem gemeinsamen Eintreten für eine Beendigung der rechtswidrigen israelischen Besatzung der Palästinensergebiete, um eine gerechte und dauerhafte Konfliktlösung zu erreichen. „Erschüttert“ seien sie immer wieder von den Schikanen gewesen, denen die Palästinenser tagtäglich ausgeliefert seien. „Das hatte ich mir vorher so extrem nicht vorgestellt“, sagt Iris Bildhauer. Sie besuchte auch den israelischen Ort Sderot, der von Gaza aus immer wieder beschossen wurde. Auch dort haben sie Menschen angetroffen, deren größter Wunsch der Satz beschreibt: „Wir wollen einfach nur in Frieden leben.“¹ Sie habe friedliebende PalästinenserInnen kennen gelernt, deren Duldsamkeit und Gastfreundschaft sie beeindruckte. So auch Daoud Nassar, der am umzäunten Grundstück einen großen Stein gelegt hat, darauf stehe in drei Sprachen: „Wir weigern uns Feinde zu sein“.
Bildhauer berichtet von schwierigen Diskussionen mit Siedlern: „Als Deutsche musst du doch auf der Seite der Juden stehen“, habe man ihr gesagt. „Ich stehe auf der Seite der Opfer von Menschenrechtsverletzungen“, war ihre Antwort. Die israelischen Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten seien eines der größten Probleme, erklärt Bildhauer. Mittlerweile gebe es rund 450 000 Siedler in der Westbank und Ostjerusalem. Diese seien zum Teil streng gläubig und beharrten auf ihrem alttestamentarischen Anspruch auf das Land. In Hebron zum Beispiel ist es Aufgabe des Teams dort, palästinensische Kinder zur Schule zu begleiten, weil sie in der Vergangenheit des öfteren von gewaltbereiten Siedlern attackiert wurden.
Die MenschenrechtsbeobachterInnen setzen sich möglichst unparteiisch für die Einhaltung der Menschenrechtsgrundsätze und der Prinzipien des humanitären Völkerrechts ein. Durch gezielte Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit machen sie im Anschluss an ihren Dienst in ihren Heimatländern auf die Situation vor Ort aufmerksam. Auch wenn sie nicht auf alles eine Antwort hat. Aber sie will Zeugin beider Seiten sein. Nur so wird Frieden möglich werden, glaubt sie.
Die Referentin ist Mitglied der Nahostkommission von Pax Christi, arbeitete schon vor Jahrzehnten im Kibbuz und pflegt bis heute intensive Kontakte zu israelischen Freunden. Iris Bildhauer arbeitet bei EIRENE in Neuwied.
Pax Christi International sucht Freiwillige
Über das Ecumenical Accompaniment Programme in Palestine and Israel (EAPPI)
EAPPI, ein Programm des Weltkirchenrats (ÖRK), unterstützt lokale und internationale Anstrengungen zur Beendigung der israelischen Besatzung und will zu einer Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts durch einen gerechten Frieden, gestützt auf das Völkerrecht und die einschlägigen UN-Resolutionen, beitragen.
Auftrag von EAPPI ist es, Palästinenser und Israelis bei ihren gewaltlosen Aktionen zu begleiten und gemeinsame Anstrengungen zur Beendigung der Besatzung zu unternehmen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Programms beobachten die Lage und melden Verstöße gegen die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht. Sie unterstützen Aktionen gewaltlosen Widerstands an der Seite lokaler christlicher und muslimischer Palästinenser und israelischer Friedensaktivisten, gewähren Schutz durch ihre gewaltlose Anwesenheit, setzen sich für politische Veränderungen ein und üben ganz allgemein Solidarität mit den Kirchen und allen, die sich gegen die Besatzung wenden.
Aufgaben
Prävention von Gewalt durch Präsenz, z.B. an Checkpoints, landwirtschaftlichen Übergängen, in Gemeinden nahe israelischer Siedlungen, auf dem Schulweg von Kindern etc.
Solidarität mit und Unterstützung von israelischen und palästinensischen Organisationen, die sich für ein Ende der Besatzung einsetzen, z.B. Teilnahme an Demonstrationen, Olivenernte etc.
Zusammenarbeit mit internationalen Menschenrechtsorganisationen, z.B. Austausch von Daten und Berichten
Intensive Öffentlichkeits- und Advocacyarbeit während des Einsatzes (Berichte, Artikel, Interviews etc.) und danach (öffentliche Vorträge, Fotoausstellungen etc.)
Trägerorganisationen
Deutsche Freiwillige werden von pax christi, dem Berliner Missionswerk (BMW) und der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) entsandt, die nationale Koordination liegt beim Evangelischen Missionswerk (EMW). Des Weiteren beteiligen sich Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, die katholische Arbeitsgemeinschaft Entwicklungshilfe (AGEH) und andere kirchliche Stellen, sowie Einzelspendende.
Seit 2005 wird die Arbeit vom Netzwerk der ehemaligen deutschen Freiwilligen unterstützt (eappi-netzwerk.de).
Konditionen
Wir übernehmen die Kosten für Vorbereitungsmaßnahmen, Reise, Versicherungen, Unterkunft, Verpflegung und Taschengeld. Außerdem begleiten wir Sie vor, während und nach dem Einsatz. Vor Ort leben und arbeiten Sie in einem internationalen Team. Die Unterbringung erfolgt am Einsatzort in Häusern oder Apartments.
In den meisten Fällen teilen sich jeweils zwei Freiwillige ein Zimmer. Aufgabenstellungen differieren je nach Einsatzort und aktueller Lage. Zusätzlich zu den regulären praktischen Aufgaben wird von allen Freiwilligen regelmäßige Berichterstattung erwartet. Nach ihrer Rückkehr sollen die Freiwilligen eine möglichst breite Öffentlichkeit über ihre Erfahrungen und die Situation in Israel und Palästina informieren.
Voraussetzungen für einen Einsatz
Mindestalter 25 Jahre
Physische und psychische Belastbarkeit
Kommunikative Kompetenzen
Bereitschaft, sich in einem internationalen Team und in Absprache mit den Verantwortlichen vor Ort zu bewegen und zu arbeiten
Sehr gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift
Guter Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln
Kenntnisse der Geschichte, Politik und aktuellen Situation in Israel und Palästina
Identifikation mit dem Ökumenischen Programm und den Organisationen, die es in Deutschland tragen
Kirchliches Umfeld
Kenntnisse in der Entwicklungs-, Menschenrechts- und Solidaritätsarbeit
Termine
Der 30.04.2014 ist Bewerbungsschluss mit dem EAPPI-Bewerbungsformular.
Die Vorauswahl wird bis spätestens 23.5.2014 getroffen.
Das Auswahlverfahren findet am 10./11. Juli 2014 in Wuppertal statt.
Die Einsatztermine für 2014/15 sind:
18./19.10.2014 – 16./17.01.2015
03./04.01.2015 – 01./02.04.2015
21./22.03.2015 – 19./20.2015
18./19.07.2015 – 10./11.10.2015
Weiterführende Informationen finden Sie hier