„Heldentod fürs Vaterland“
Wie tausende junge Menschen immer wieder „motiviert“ werden können, in den Krieg und in den wahrscheinlichen Tod zu ziehen – das bleibt für uns Nachgeborene trotz vieler Analysen noch immer rätselhaft. Eine mögliche Erklärung ist: Es waren im vollen Wortsinn keine Menschen mehr, weil ihnen ihre Menschlichkeit – das Verlangen nach Leben, Glück und Liebe – systematisch ausgetrieben worden war. Übrig blieben leere Hüllen, die mit den ideologischen Inhalten der Kriegstreiber und -gewinner gefüllt wurden. Die Ursachen für derart gut „funktionierende“ Kriege liegen im Frieden und in den dort für Jahrzehnte ausgeübten Unterwerfungsritualen der Schwarzen Pädagogik. In Zeiten, in denen Bundespräsident Gauck eine „glückssüchtige“ Gesellschaft geißelt und der Ton an Schulen, in Ämtern und auf Polizeirevieren Stück um Stück autoritärer wird, tun wir gut daran, uns zu erinnern, wie es damals so weit kommen konnte. Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel entstand anlässlich eines mit dem Ersten Weltkrieg zusammenhängenden Jubiläumsjahrs. Wir veröffentlichen ihn heute noch einmal, weil auch die erneuten Kriegshandlungen in der Ukraine kaum denkbar wären ohne ein System der systematischen Entmenschlichung derer, die dann zu Soldaten werden, ohne massive Propaganda und Verharmlosung dessen, was Krieg bedeutet. Auch in Deutschland boomen derzeit wieder Militarisierung, Feindbilder und Bürgerdressur. Wir sind in keiner Weise gefeit vor vielleicht wieder ausbrechenden extremen Formen der Unmenschlichkeit. Holdger Platta
Ein paar Nachbemerkungen zu einem Gedenkjahr und zu einem großmäuligen Propagandabegriff. Ein Gedenkjahr neigt sich seinem Ende zu. Zig Fernsehsendungen, Politikerstatements und Buchpublikationen zum Ersten Weltkrieg haben wir über uns ergehen lassen müssen – nicht wenige davon mit der klaren Tendenz, endlich die kränkende Aussage „korrigieren“ zu können, dass Deutschland der Hauptverursacher dieses ersten großen Menschengemetzels im Weltmaßstab gewesen ist, eine Tatsache, die im Jahre 1961 bereits der Hamburger Historiker Fritz Fischer aufs detaillierteste nachgewiesen hatte.
Dankbar nahmen deswegen auch viele das Gegenbuch zu Fritz Fischer zur Kenntnis, das Revisions-Unternehmen des australischen Historikers Christopher Clark „Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ (in Deutschland herausgekommen in einem Verlag des Bertelsmann-Konzerns). Die frühere Schutzbehauptung, von Fritz Fischer überzeugend widerlegt, alle seien in diesen furchtbaren Krieg nur „hineingeschlittert“ (nach einem Wort des konservativ-liberalen Kriegsministers und späteren Premierministers in Großbritannien, Lloyd George), diese Selbstrechtfertigungsthese für alle feierte in diesem Gedenkjahr also unfröhliche Urständ – und passte verblüffend gut zu der Tatsache, dass manche unverantwortlichen PolitikerInnen auch in diesen Tagen wieder Europa in einen neuen großen Krieg hineinagitieren wollen.
Dabei fordert bereits Clarks eigener Titel, dieser famose Einfall mit den „Schlafwandlern“, zu einer zwingenden Frage heraus: Wovon, bitteschön, haben all diese „Schlafwandler“ – wenn es denn „Schlafwandler“ waren! – während ihres „Schlafwandelns“ geträumt? Welche unbewusste Motivation denn also trieb die Hauptverursacher an, wenn es nicht bewusstes Kalkül war? Welche – angeblich! – außerrationale Wunschträumerei bewegte also „die“ europäischen Politiker im Kriegsjahr 1914 bei ihrer „Schlafwandelei“? Was trieb diese Kriegsbetreiber unbewusst an, diese Politiker vermeintlicherweise im „Schlafzustand“? Was veranlasste sie, demzufolge „aus ihren Träumen heraus“ die eigenen Landsleute in den Tod zu schicken, und bei aller „Verträumtheit“ und „Schlafwandlerei“ gleichwohl hellwach im hellwachen Alltag mit bestorganisierter Akribie, unerbittlich und millionenfach? Würde die Sache besser dadurch, dass dieses Kriegbeginnen und Kriegbetreiben angeblich ein Fall von kollektivem Somnambulismus gewesen war? Würde dieser unmenschliche Schrecken um einen Deut akzeptabler dadurch, dass es sich bei diesen Gemetzeln um eine Langzeit-Träumerei gehandelt haben soll, um einen Langzeitschlaf des Menschlichen in all diesen Köpfen gleich über fünf Jahre hinweg?
Nein, ich werde all diese Fragen hier nicht beantworten können. Ich werde auch nicht die Frage nach der Haupturheberschaft Deutschlands am Ersten Weltkrieg neu aufrollen (die mir nach wie vor zweifelsfrei erwiesen erscheint, in klarer Übereinstimmung mit dem Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler sowie dem Wissenschaftsjournalisten bei der ZEIT, Volker Ullrich, die entsprechend deutlich Christopher Clarks „Traumwandler“-These verrissen). Ich werde, angeregt durch den Buchtitel Christopher Clarks, nur einem der vielen Trauminhalte dieser angeblichen „Schlafwandler“ nachgehen, nämlich der damaligen Größenfantasie alles Männlichen schlechthin, der furchtbaren Ideologie des „Heldentods“ fürs „Vaterland“. Vorausgeschickt sei: einer Ideologie, die selbstverständlich zur Realisierung in der realen Welt stets den unteren Chargen zugeteilt worden ist. An die Front, um dort gefälligst zu krepieren, wurden selbstverständlich immer nur die Jungen, die Soldaten, geschickt, ihnen verordnete man den „Heldentod“. Weit, weit hinter der Front, durchaus in komfortabler Sicherheit, hielten sich hingegen, bei bestem Wein und bester Verpflegung, die Generäle und Politiker auf, die alten Männer, und zwar einen ganzen Krieg lang. Was eine reaktionäre Nachwelt nicht daran gehindert hat, eben diese „Etappenhengste“ ebenfalls als Helden zu feiern, während der Zeiten der Weimarer Republik etwa, zu feiern als halt lebendig gebliebene Helden. Tja, welch ein Zufall, diese immer gleichbleibende Verteilung von Leben und Tod während der Kriege! Man könnte lachen, wenn es nicht so erbärmlich wäre.
Und damit, zunächst in böser Zuspitzung, meine Polemik gegen einen durch und durch verlogenen Begriff, gegen den „Heldentod“. Danach dann ein Stück ernsterer Analyse dieses Propagandabegriffs und seiner fatalen Attraktion.
„Heldentum“ als Folge vieler Feigheiten
Was frühere Gesellschaften – vielleicht die deutsche Gesellschaft vor allem – „Heldentod“ nannten, war eigentlich nichts anderes als eine Reihe von Feigheiten.
Die Feigheit begann schon damit, dass man sich „einziehen“ ließ. Sie ging weiter damit, dass man jedem Scheißbefehl eines Scheißdrillmeisters gehorchte. Sie setzte sich fort, indem man sich widerstandslos an die Front schicken ließ. Und endete schließlich mit irgendeinem Gehorsam irgendeinem Befehl gegenüber, der einem den Tod verpasste.
„Heldentod“? – Ich kenne kaum einen Begriff, der verlogener wäre als das Wort „Heldentod“.
Auf seinem eigenen Leben zu bestehen, das verlangt Mut. Beim „Heldentod“ hingegen stirbt noch jeder Soldat vor allem an einem vorangegangenen Leben, das voller Feigheiten war. Nein, „Helden“ sehen so nicht aus. Aber: wieso spreche ich von „Feigheiten“? Mit abwertendem Abscheu also von diesem Mangel an Mut? Erledige ich damit die Getöteten nicht auch moralisch noch, viele Jahrzehnte nach deren Tod? Nein, diesen falsch gerichteten Zorn gegen die Gehorsamen von einst, gegen die Mitmacher bei den Kriegen, gilt es zu korrigieren und gegen die Urheber und Verursacher dieses Gehorsams zu richten. Es geht um Eltern und Erzieher von einst, egal, in welchen Bereichen sie tätig waren, gleich, ob in Volksschulen, Gymnasien oder Kadettenanstalten, gleich, ob im Handwerksbetrieb, in der Fabrik oder auf dem Kasernenhof. Es geht darum, festzustellen, dass diese gehorsamen Menschen schon vor ihrem Tod Getötete waren, Menschen, denen man wirklichen Mut vorher schon mit der allergrößten Brutalität ausgetrieben hatte, Menschen, die Opfer geworden waren einer „schwarzen Pädagogik“, versetzt in einen Zustand des Gehorsams, der das genaue Gegenteil alles „Heldischen“ ist.
Schwarze Pädagogik als Seelenmord
Auch hier können nur wenige Hinweise Licht in dieses Dunkel bringen. Aber kurz angedeutet werden sollen sie doch. Eine Vorbemerkung aber vorweg:
Vermutlich die meisten jungen Männer, die 1914 von der deutschen Regierung in den Krieg geschickt wurden, dürften dieses nicht in dem Bewusstsein getan haben, auf die Schlachtbank und in die Niederlage geschickt zu werden. Der Slogan „Weihnachten sind wir wieder zuhause!“ ist legendär geworden. Der letzte große Krieg, der gegen Frankreich 1870/71, lag über vierzig Jahre zurück und war ein Sieg gewesen. Und in diese Siegergewissheit mochte auch sehr viel Befreiungssehnsucht eingegangen sein, die aus einem Friedenserleben stammte, das mit ungeheuer viel Repressionserfahrung verbunden war. Nach dem Sieg an einer Außenfront lechzt typischerweise derjenige am meisten, der sich im Innern des eigenen Landes – wie auch im eigenen Innern – vor allem als Unterdrückter empfindet (und sei es unbewusst!). Das Ausrücken in den Krieg stellt insofern auch ein Ausrücken aus einem Gefängnis dar. Womit wir aber direkt bei unserem abschließenden Thema sind: der „schwarzen Pädagogik“, die für das Deutsche Kaiserreich (wie auch für die nachfolgenden Jahrzehnte in deutschen Landen!) typisch war.
„Schwarze Pädagogik“? – Dieser Begriff wurde vor vielen Jahren von der Wissenschaftsjournalistin Katharina Rutschky (1977) geprägt und dann vor allem von der Schweizer Psychologin Alice Miller aufgegriffen, mit eindeutiger Bekräftigung dieser These, etwa in „Am Anfang war Erziehung“ (1980) und „Du sollst nicht merken“ (1981). Verstanden wird darunter eine Erziehung, die gekennzeichnet ist durch Gewalt, durch Kälte, durch strikte Gehorsamforderungen usw. Diese Erziehung war typisch für das Verhalten von Eltern und Lehrern vor allem in der österreichischen K.u.K. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und im kaiserlichen Deutschland. Ihre Prinzipien galten aber auch noch weiter in der Weimarer Republik, selbstverständlich weiter auch noch während des Dritten Reichs, und sie galten auch noch für das vorherrschende Erziehungsverhalten während der ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte in der Bundesrepublik.
Was nun die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg betrifft, so schlug sich diese Erziehung auch in zahlreichen Romanen, Autobiografien und Theaterstücken nieder und wurde dort zu einem immer dringlicher und dramatischer geschilderten Notstand, zu einer Erfahrung des Seelenmords, der geeignet war, ganze Generationen klein- und kaputtzukriegen. Ich erinnere hier nur an ein paar ganz besonders eindrückliche Beispiele: an „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind etwa, 1891 uraufgeführt, an die frühen autobiografisch getönten Romane von Hermann Hesse „Peter Camenzind“ (1904) und „Unterm Rad“ (1906), an den „Törless“ (1906) von Robert Musil und die Kindheits- und Jugenderinnerungen des Schriftstellers Hans Fallada (eigentlich: Rudolf Ditzen) „Damals bei uns daheim“ (1941), in denen der Zeitraum 1893 bis rund 1911 geschildert wurde. Ich erinnere, nicht zuletzt, an die Werke der Gebrüder Mann, an die „Hanno“-Episode in Thomas Manns „Buddenbrooks“ sowie an die beiden Romane von Heinrich Mann „Professor Unrat“ (1905) und „Der Untertan“ (1918). Schließlich rufe ich ins Gedächtnis die eindrücklichen Erinnerungen Stefan Zweigs in „Die Welt von gestern“ (1942) sowie an den Roman des damals noch blutjungen Friedrich Torberg „Der Schüler Gerber“ (1930). In allen diesen Werken zeigt sich vor allem eines: eben diese „schwarze Pädagogik“ in all ihren Abarten, mit Sexualunterdrückung und Prügelstrafen, mit Kälte in den Menschenbeziehungen und Gehorsamsdrill um jeden Preis. Und was hat das mit unserem Thema zu tun?
Nun, zunächst ist festzuhalten: Viele junge Menschen – junge Männer vor allem – zerbrachen an dieser Erziehung. Um das Jahr 1910 herum erregte vor allem die anwachsende Anzahl von Schülerselbsttötungen die Öffentlichkeit, in Berlin-Steglitz etwa, das dann – Zufall oder auch nicht? – zur Wiege der neuen Jugendbewegung, zur Geburtsstätte des „Wandervogel“ geworden ist. Andere hielten durch – und wurden hart. Aber das alles ist – für unser Thema hier – noch gar nicht mal das Entscheidende. Das Entscheidende war – und auch darin folge ich den Thesen Katharina Rutschkys und Alice Millers, nicht zuletzt auch der kürzlich erst veröffentlichten Analyse des zeitgenössischen Psychoanalytikers Arno Gruen („Wider den Ungehorsam“, Klett-Verlag Stuttgart 2014) –: mit all diesen Erziehungsmitteln, mit all diesem Sadismus und mit all dieser Kälte, wurde gleichsam eine fremde Identität ins Innere dieser jungen Menschen gepflanzt. Wem derart systematisch das eigene Wünschen und Begehren, Lieben und Hoffen aus dem Körper und aus der Seele hinausgeprügelt wurde, dem wurde sozusagen das gesamte eigene Ich mit seinen eigenen authentischen Regungen zerstört. Die eigentliche, noch im Wachstum begriffene eigene Identität wurde ausgetauscht gegen all das, mit dem sich diese „Zöglinge“ identifizieren sollten: mit der strengen Verbotswelt der Kirchen oder der sadistischen Gehorsamswelt von Schule und Militär (egal, ob mit der evangelisch-pietistischen Verbotswelt, der ein Hermann Hesse ausgesetzt war, oder mit der oft drauflosprügelnden nationalistischen „Männer“härte, die etwa im „Törless“ geschildert wird, oder mit einer Kälte, die auch einen pubertierenden Rudolf Ditzen alias Hans Fallada in den Suizidversuch trieb).
Die Unterwerfungsideologie einer Epoche
Wer – wie ich vor Jahren in meinem Buch „Identitäts-Ideen“ schrieb – Identität als Kongruenz eigener Bedürfnisse mit Anerkennung von außen und eigenständig gelebtem Leben in Freiheit definiert, der steht bei dieser Epoche der „schwarzen Pädagogik“ dem gesamtgesellschaftlichen Großversuch der Vernichtung ebensolcher ich-kongruenten Identität gegenüber. Übrigens: ausgeübt von Männern, die ihre Freiheitswünsche spätestens im Kugelhagel der gescheiterten 48er Revolution begraben hatten. Meine These lautet daher: Diese „schwarze Pädagogik“ geht nicht zuletzt auch auf den rabenschwarzen Verlauf des ersten Revolutionsversuchs auf deutschem Boden zurück. Das Niederkartätschen der Demokraten in Berlin des Jahres 1848, im März, das war auch die Geburtsstunde dieser brutalen Gehorsampädagogik um jeden Preis. Das bedeutet aber, mit anderen Worten gesagt: Die „tapferen“ oder „siegesgewissen“ jungen Männer, die da in den Ersten Weltkrieg zogen, waren alles mögliche, nur nicht sie selbst. Sie waren, bis in ihr tiefstes eigenes Innere hinein, Widerspiegelungen der vorherrschenden Unterwerfungsideologie ihrer Epoche. Und was eigentlich ihr Eigenstes war – die Lebens- und Liebesbedürfnisse, der Wunsch nach Leben und die Angst vor dem Tod –, das war eingekapselt, das war verdrängt und weggedrückt worden in eine unzugängliche Innenwelt. Was bedeutet: Der heiße Wunsch, an einer Außenfront endlich zum Sieger zu werden, entsprang eigentlich der Totalniederwerfung des eigenen Selbst an der „Heimatfront“. Und die Todesbereitschaft, fürs Vaterland zu sterben – „süß und ehrenvoll“ –, die war nichts anderes als äußeres Diktat, das zu einem inneren Befehl geworden war.
Zugegeben: damit sind nur einige Innen-Vorgänge skizziert, Psycho-Prozesse im tiefsten Seelen-Dunkel dieser Männer, die kaum etwas erkennen lassen von den Zwecken, denen diese Unterwerfungs-Identität in der realen, in der politischen Außenwelt dienen sollte: den Herrschaftsinteressen der reichsdeutschen Machteliten, den „ehrbaren Kaufleuten“ des Reichs, die auf neue Kolonien hofften, um ihren Reibach zu machen, den Kapitalinteressen nicht zuletzt der Kriegsindustrie. Richtig ist der Satz von Rosa Luxemburg, dass im Ersten Weltkrieg die verschiedenen Kapitalfraktionen um die Weltherrschaft kämpften. Richtig ist aber auch, dass dieser Kampf so viel Beifall in der Bevölkerung fand – einschließlich der im August 1914 „umgefallenen“ Sozialdemokratie, die urplötzlich ihrem Pazifismus, ihrem Antikapitalismus und ihrer internationalen Solidarität mit allen Arbeitenden weltweit den Laufpass gaben –, weil die skizzierte „schwarze Pädagogik“ zutiefst verängstigte „Helden“ für ihren Tod herangezogen hatte, mit all der Sterbebereitschaft, derer eine solche Gehorsamsgesellschaft eben bedarf. Kurz:
Christopher Clarks „Schlafwandler“-Gesellschaft träumte demzufolge – zumindest in den Menschen, die zu den Achsenmächten zählten – einen furchtbaren Traum: bei den Herrschenden das fremdenzerstörerische Verlangen, andere für sich krepieren zu lassen. Und bei den Untertanen die selbstzerstörerische Vision, in den Tod zu ziehen wie ins Paradies. Denn der Friede, unter dem sie gelebt hatten, war kaum etwas anderes gewesen als ein furchtbares Gefängnis, aus dem es auszubrechen galt. Oder noch schärfer formuliert:
Das entsetzliche Paradox dieser Kriegspsychologie bestand darin, dass im Jahre 1914 hunderttausendfach junge Männer hinausgeschickt wurden an die tödliche Front, deren Seele bereits vorher, in der Heimat, mitten im Frieden, von der „schwarzen Pädagogik“ ermordet worden war.
Nicht alles ist damit zu diesem Thema gesagt, aber vielleicht einiges Wichtige doch.
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[…] „Heldentod fürs Vaterland“ 30.09.2019, 15:51 Uhr. HINTER DEN SCHLAGZEILEN – https: – Wie tausende junge Menschen immer wieder „motiviert“ werden können, in den Krieg und in den wahrscheinlichen Tod zu ziehen – das bleibt für uns Nachgeborene trotz vieler Analysen noch immer rätselhaft. Eine mögliche Erklärung ist: Es waren im vollen Wortsinn keine Menschen mehr, weil ihnen ihre Menschlichkeit – das Verlangen… […]Einen Kommentar hinterlassen
Der 1.WK, es war keine Schlafwandlerei sondern es war die Großmannssucht! Und es griff dank der Fotografie erstmals eine erfolgreiche Propaganda. Kaiser und Könige wollten plötzlich Weltherrscher sein. Bosnien und Herzegowina waren schon annektiert und nun sollte Serbien dran glauben. Doch dann geschah das Attentat von Sarajevo. Die systematische Industrialisierung des Krieges wurde hochgefahren und einige verdienten gut daran, ebenso wie im 2. WK. Dafür mussten aber Millionen von Menschen ihr Leben lassen oder fliehen. Nie wieder!
Fragt sich doch nur für wen!
Erst aller Denunziationen überlebt, um dann aus dieser zu entfliehenden ALPTRAUM den TRAUM vom Helden als Soldat fürs nie erlebte VATERland zu
sterben!
Zu Lebzeiten schon billig, im Heldentod noch billiger. Auf dem Scheiterhaufen, wenn schon nicht im Massengrab.
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WIE IST ES EIN HELD ZU SEIN, WENN ICH DIESEN NICHT GESUND LEBEN KANN?
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WER…?
WO…?
WAS…?
IST EIN FÜHRER OHNE MITSTREITER?
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„Ernst Friedrich Krieg dem Kriege“
Heldentod? Herdentod! Von wegen lechts und rinks kann man nicht velwechsern, Hell Jandr …
Sie hat die Dinge beim Namen genannt ganz im Sinne von Rosa: „Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat!“
Politik, Kirchen und staatliche Institutionen bekamen den Spiegel vorgehalten und Ulrike Meinhof hat mit dem Drehbuch Bambule ohne Kompromisse dafür gesorgt dass unser Elend, unsere Verzweiflung und Not dieser Gesellschaft um die Ohren gehauen wurde, denn in den Heimen sind ehemalige Aufseher aus den Konzentrationslagern wieder in Brot und Arbeit gekommen und haben uns in jeweder Hinsicht leiden lassen bis hin zum Essenentzug und ein weiteres Wegsperren in dunkle, nasse und kalte Gemäuer…..
Sie stellte unser Leid in den Mittelpunkt wobei die Mehrheit dieser Gesellschaft uns verachtet und missachtet hat.
Meinhof war Journalistin bei der Zeitschrift Konkret in den sechziger Jahren und ist durch ihre Artikel und durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit für uns einzustehen in bleibender Erinnerung.
Den Begriff der „schwarzen Pädagogik“ hat nicht sie, sondern Katharina Rutschky in die bundesdeutsche Erziehungsdebatte eingebracht, und darum ging es ja an dieser Stelle in meinem Artikel.
Einschränkungslos zustimmen kann ich, daß eine Johanna Haarer mit ihrem furchtbaren Bestseller „Die deutsche Mutter und ihr Kind“ zur Geschichte der schwarzen Pädagogik zählt (ich selber war Opfer derselben, weil meine Mutter z. T. lieber deren Ratschlägen folgte, als den Bedürfnissen des Säuglings HP, der sich vor Hunger fast totschrie, bevor die Mutter, wie Haarer es vorschrieb, beim nichtmal einjährigen Säugling den Hunger stillte). Erst ein Arzt brachte meine Mutter von dieser Grausamkeit ab mit der Bemerkung, daß der Säugling, der bereits blaurot im Gesicht war wegen seiner Hungerschreie, kurz vor einem Nabelbruch sei…
Zu Ulrike Meinhof eine Bemerkung noch: kein anderer als der stockkonservative Marcel Reich-Ranicki hat Ulrike Meinhof in seinen Memoiren ein ehrendes Erinnern gewidmet: sie sei die einzige unter den JournalistInnen gewesen, die bei seiner Schilderung des eigenen Verfolgtwerdens als Jude zu weinen begonnen habe.
Achso, und was die ungute Haarer betrifft: im westlichen Nachkriegsdeutschland ließ sie ihr Buch, mit großem Erfolg, nachdrucken. Nur das Wort „deutsche“ war aus dem Buchtitel gestrichen worden. Wer sich über diese Dame der Sadismusempfehlungen beim Umgang mit Säuglingen, detaillierter informieren möchte, wird beim Psychosozial-Verlag fündig: dort ist ein kritisches Buch über sie erschienen (leider habe ich den Autorinnen-Namen im Moment nicht parat). Aber das verlagsinterne Suchsystem wird sicher behilflich sein.
Für mich bleibt nach Jahrzehntelanger politischer Auseinandersetzung, Recherche und in die Tiefe gehen Ulrike Meinhof nicht nur die Mutter der Heimkinder sondern sie bleibt auch eine brillante Journalistin die sich kompromisslos für Freundschaft und den Frieden mit der DDR und auch der Sowjetunion gegen alle Widerstände eingesetzt hat. Gegen die Wiederbewaffnung gegen all die Faschisten die im Justiz- Innen und Außenministerium sich bei vollen Pensionsansprüchen einen feinen faschistischen Lenz haben machen können.
Zu Haarer habe ich im Studium (Pädagogik/Psychologie eine Hausarbeit über die faschistische Pädagogik im Faschismus geschrieben.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
auch um den Preis, dass ohne Schublade ich nirgendwo zugehöre. schon lange.