Herr Seehofer, hier kommt Ihre neue Staatssekretärin!

 In FEATURED, Monika Herz, Politik (Inland)

Monika Herz, Staatssekretärin in spe

Monika Herz möchte Staatssekretärin werden. Das kann heutzutage ja leicht passieren, dass einem so ein hoch dotiertes Amt zufliegt. Als Kompromisslösung. Sie erinnern sich: Wenn die Union 2 Prozent Mehrwertsteuererhöhung fordert und die SPD 1 Prozent, ergibt das als Kompromiss 3 Prozent. Und wenn Seehofer einen Verfassungsschutzchef halten und Nahles ihn unbedingt entlassen will, ergibt das als Kompromiss eine Beförderung mit üppiger Gehaltserhöhung. Aber besitzt Monika auch das erforderliche Unfähigkeitsprofil, um auf den Spuren von Herrn Maaßen zu wandeln? Schließlich hat sie bisher keine Nazi-Aufmärsche verharmlost und wäre insofern nicht geeignet, rechte Wählerschichten zu binden. Lesen Sie, warum die Autorin dennoch denkt, für den Job goldrichtig zu sein. (Monika Herz)

Bewerbung als Staatssekretärin

Sehr geehrter Herr Seehofer,

wie ich gehört habe, werden bei Ihnen im Innen-Ministerium dringend Staats-Sekretäre gebraucht. Ich bin sicher, dass ich die Richtige für so einen Job bin. Die wesentlichen Qualifizierungs-Merkmale bringe ich jedenfalls mit:

1. Ich kann das Maul aufreißen, wo meine Meinung überhaupt nicht gefragt ist und
2. damit einen Fehler machen, der eine Regierungskrise auslöst und
3. die Krise dann beseitigen, indem ich mich befördern lasse und
4. ist mein bisheriger Job eigentlich inzwischensowieso überflüssig.

Außerdem kann ich natürlich rechnen und schreiben, wie es sich für eine Sekretärin gehört. Dass ich schreiben kann, sehen Sie ja.

Dass ich rechnen kann, will ich Ihnen kurz nachweisen. Ich könnte auch mit Stellen hinter dem Komma rechnen, aber weil die Zahlen ohne Komma leichter zu verdauen sind, nehm ich lieber die leichtverdaulichen.

Als Staatssekretärin verdiene ich im Monat etwa 18.000 Euro (genauer 17.678,08 Euro). Plus Zulagen, ungefähr 2.500,- Euro. Für was die Zulagen genau sind, weiß ich jetzt grad nicht, aber das wird sich dann schon rausstellen. Ich rechne mal vorerst nur mit dem Grundsold. Die Zulagen, die steck ich dann so nebenher noch ein. Geld kann man schließlich immer brauchen.

18.000 Euro im Monat – das ist ungefähr so viel, wie ein durchschnittlicher Mensch netto im Jahr zur Verfügung hat. Ich bin da zwar bisher nicht rangekommen an so ein Durchschnittsgehalt, aber wie gesagt, mein bisheriger Beruf ist ja auch eigentlich überflüssig. Ich war nämlich bisher hauptberuflich Mutter von fünf Kindern. Nebenberuflich war ich alles Mögliche, ich bin quasi ein Tausendsassa, aber das nur nebenbei.Nächstes Jahr sind dann auch die zwei Jüngsten endlich mit ihrem Studium fertig und ich kann meine Bude dichtmachen. Mein Job ist dann gemacht. Verdient hab ich nichts dabei. Das ist bei uns in Deutschlandso üblich.

Aber: Dass ich nicht lüge: Rentenpunkte hab ich mir schon verdient. Pro Kind zwei Punkte, pro Punkt ca. 25,- Euro, mal fünf Kinder, macht immerhin 250,- Euro Rente im Monat. Dann, wenn ich dann in Rente geh. Mit 67.Also, die 250,- Euro Rente, wenn ich die 6 Jahre lang krieg, dann bin ich 73, dann hab ich so viel gekriegt wie als Staatssekretärin in nur einem Monat. Wenn ich dann nochmal 6 Jahre lang am Leben bleib, bis zu meinem 79. Geburtstag, dann hab ich so viel verdient wie als Staatssekretärin in zwei Monaten und wenn ich dann nochmal 6 Jahre mach, bis zum 85.

Geburtstag, dann hat der Staat für mich so viel Geld ausgegeben, wie er für mich als Staatssekretärin in 3 Monaten ausgeben wird. Ohne die Zulagen versteht sich.

Deshalb denke ich, es ist besser für mich, wenn ich Staatssekretärin werde. Der Vorteil ist ja außerdem, dass ich als Beamtin meinen letzten Sold bis an mein Lebensende bekomme. Nicht nur 45 % vom Durchschnittsleben-Gehalt wie der Normalsterbliche. Ich könnte da echt was damit anfangen mit dem Sold. Wie gesagt, ich hab 5 Kinder. Obwohl alle fünf sehr gescheit sind und studiert haben, wird sich keiner mal ein Haus kaufen können. Wissen Sie warum? Nein?

Ich kann Ihnen sagen, warum Sie das nicht wissen! Ich kann Ihnen auch sagen, ob das ein Problem ist, nicht nur für meine Kinder, sondern für ziemlich viele Leute. Also das Problem ist nicht nur, dass Sie nicht wissen, was Sache ist, sondern auch, dass Sie keinen Plan haben, wie man ein Problem, das man gar nicht kennt, lösen könnte.Ich kann Ihnen schonsagen, wie das Problem zu lösen ist. Aber das sag ich Ihnen erst, wenn ich den Job dann hab. Weil, Sie wissen schon: Umsonst ist der Tod! Und der kostet das Leben.

Sie sehen also: Sie brauchen mich! Ohne mich und mein freches Maul stünden Sie womöglich plötzlich ohne Krise da. Ich reite Sie jetzt zuerst direkt rein in die Krise und anschließend reit ich Sie wieder raus, indem Sie mich zu Ihrer Sekretärin küren. Sie können dann meinetwegen gern Innenminister bleiben, wenn Ihnen das so wichtig ist. Die eigentliche Arbeit machen ja sowieso im Hintergrund wir Sekretärinnen. Ich kann das, den Job mach ich im Schlaf! Echt! Aber nur gegen Cash! Das ist bei uns in Deutschland nun Mal so üblich.

Für ein persönliches Vorstellungsgespräch stehe ich Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Herz

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