Das Recht auf Langeweile
Die Leistungsgesellschaft versucht uns das „Nichtstun” auszutreiben — und beraubt uns so einer wichtigen Quelle der Kreativität. Pausenlos treibt unsere Gesellschaft ihre Mitglieder voran, damit sie sich ebenso permanent selbstverwirklichen. Wer vor Energie brennt und ständig die vermeintliche Erfolgsleiter hinauf steigt, verdient besondere Anerkennung. Nur ist dieser Karriereweg in Wirklichkeit ein Hamsterrad und das wiederum eine Scheinwelt, die Langeweile nicht akzeptieren kann. Das mag gut für das System sein, nur: Sollte das System nicht eher für die Menschen da sein, statt umgekehrt? Peter Frey
Gehen wir ein wenig zurück in die Vergangenheit, in das frühe Mittelalter. Der Knechtung durch Leibeigenschaft ging eine Zeit freier Bauern voraus. Die bäuerliche Landwirtschaft wurde damals — allein oder kollektiv — in acht bis neun Monaten des Jahres betrieben. Das war eine harte, kräftezehrende Tätigkeit. Doch drei bis vier Monate verbrachten die Familien im Müßiggang. Man versorgte die Tiere, brachte die Gerätschaften in Ordnung und tat ansonsten das, was Spaß machte. Es wurde viel Zeit miteinander verbracht — und man langweilte sich. Könnte es möglich sein, dass die Menschen damals glücklicher waren?
Wenn unser Wohlstand mit Glück definiert wird, dann ist die Antwort einfach. Doch wenn das nicht zutrifft? Wie sieht es aus, wenn wir all das betrachten, was um diesen Wohlstand herum geschieht? Erhaltung und Vermehrung von materiellem Wohlstand macht glücklich? Konsum macht glücklich? Kicks machen glücklich? Wie wäre es denn mit Langeweile, vielleicht macht die glücklich!?
Sich langweilen hat im Allgemeinen einen recht faden Beigeschmack — so nach dem Motto: „Hast du nichts zu tun?” — Zu Unrecht wie ich meine.
Deshalb mag dieser Text auch als Mutmacher wirken, unsere Gesellschaft aus einer anderen, einer neuen Perspektive zu betrachten und sich für andere Formen unseres doch zeitlich so beschränkten Lebens zu öffnen.
Foucaults Disziplinargesellschaft
Vorab: Michel Foucault — der hier kurz angesprochen wird — ist nicht zu verwechseln mit dem französischen Physiker Jean Bernard Foucault, der durch seine Pendelversuche (Foucaultsches Pendel) in die Geschichte einging (1).
Der im Jahre 1984, gerade mal 57-jährig, verstorbene Philosoph Michel Foucaults hat den Begriff der Disziplinargesellschaft hoffähig gemacht. Er ordnete diese zeitlich in die Phase vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis weit in das 20. Jahrhundert hinein ein. Dabei sind ihre Mechanismen in allen Gesellschaften feststellbar: sowohl in denen der kapitalistischen als auch jenen der sozialistischen Staaten.
Um dem Leser eine Brücke zu bauen, ist es erforderlich, ein Merkmal der Disziplinargesellschaft anzusprechen, den ich als Negativismus bezeichne. Der Negativismus ist der Psychologie entlehnt und beschreibt, schlicht gesagt, Verbote.
„Das Gesunde wird durch Verbote irritiert, weil Verbote gerade auf das mit Nachdruck hinweisen, das man unterdrücken soll. Das Verbot ‚Eintreten untersagt‘ reizt zum Eintreten und so weiter” (2).
Der Negativismus ist bestimmend für das philosophische Konstrukt der Disziplinargesellschaft und außerdem der entscheidende Unterschied zur Leistungsgesellschaft der Gegenwart, in welcher dieser dem Positivismus gewichen ist.
Der Negativismus lebt also von Verboten und dessen Durchsetzung mittels Strafe und Erziehung. Er diszipliniert uns von außen, verlangt uns Leistung mit allen denkbaren und undenkbaren Mitteln der Repression ab. Der Positivismus ist sein Antipode. Er schafft Anreize und lockt mit Belohnung. Leistung wird zu einer ethisch-moralisch Vorbild gebenden Kategorie erhoben, die wir verinnerlichen sollen. So weit, dass wir uns selbst disziplinieren, um „gut” und „erfolgreich” zu sein (3).
Beim Betrachten dieser philosophischen Kategorien dürfen wir uns aber stets im Klaren sein, dass ihre Gültigkeit auf Systeme, die über Macht und Herrschaft aufrecht erhalten werden, bezogen ist.
Wir können die Disziplinargesellschaft auch als Vorstufe der Leistungsgesellschaft ansehen. Das gilt einerseits auf der Metaebene von Gesellschaften, betrachtet über Jahrhunderte und andererseits individuell in der heutigen Zeit.
Auch heute werden Kinder und Jugendliche mit Gewalt (!) geformt, also diszipliniert. Die Disziplinargesellschaft ist eine Leistungsgesellschaft der die verfeinerten Mechanismen letzterer fehlen. Disziplinierung bedarf nicht zwingend brutaler Repression, wie beispielsweise körperlicher Misshandlung. Alle Formen der Repression — brutal und offenkundig, wie subtil und versteckt — münden immer in unserer Psyche und verändern diese. Repression, also Unterdrückung und Gewalt wirkt konditionierend, ja dauerhaft konditionierend. Denn die Methoden erzeugen Traumata und graben sich tief in unsere Psyche ein.
Die heutige Leistungsgesellschaft bewirkt etwas Schlimmes. Ihre Mitglieder erfahren die Disziplinierung und Konditionierung in einer Weise, die sie befähigt, sich selbst zu misshandeln, zu disziplinieren — und das dann auch noch als notwendig und gut anzusehen. Denn die gesamte Herde ist ja dieser Tortur unterworfen und bestätigt sich gegenseitig im „Erfolg” dieser Disziplinierung. Gleichzeitig bedeutet das aber die soziale Ausgrenzung der schwarzen Schafe, jener Subjekte, die nicht bereit sind, sich selbst zu optimieren. Zudem hat es zur Folge, dass die Methode quasi vererbt wird, denn auf diese Art und Weise werden immer neue Generationen von Kindern erzogen (!).
Der Positivismus ist innerhalb von Macht dominierten Systemen ganz offenbar die bessere Methode, um eine Disziplinargesellschaft auf quasi höherer Ebene erfolgreich weiterbetreiben zu können.
Eine Disziplinargesellschaft fußt auf Gehorsam und Kontrolle. Diese — wie auch die im konkreten Fall Ausführenden, sind — sichtbar. Die Repression lässt sich zuordnen und bildet das auch nach außen klar ab. Die Polarisierung in Opfer und Täter ist offensichtlich. In der Leistungsgesellschaft ist das so nicht mehr der Fall.
Das Perfide einer Leistungsgesellschaft besteht darin, dass sich dessen Mitglieder als befreit und positivistisch betrachten. Sie erkennen nicht, dass die Elemente von Disziplin, Gehorsam und Kontrolle Grundlage dieses Positivismus sind. Sie übernehmen sie stattdessen selbst.
Fremdbestimmung und Konditionierung von außen ist nicht mehr notwendig, weil das Subjekt diese Rollenzuordnung „freiwillig” verinnerlicht hat.
Nur diese Kategorien erlauben auch ein positivistisches Leistungsdenken, das in die Selbstmaximierung und Selbstausbeutung mündet.
Wachstumsgesellschaft
Was jedoch hat das alles mit Langeweile zu tun? Bewusste Langeweile kennt möglicherweise nur der Mensch — doch ausgerechnet der treibt sie sich derzeit aus. Es geht um eine Verarmung unseres Lebens, weil wir uns der Langeweile berauben, sie nicht nur als negativ, sondern als eine Art Faulheit und Desinteresse an den Dingen betrachten.
Ziehen wir daher eine weitere Ebene über die Disziplinar- und Leistungsgesellschaft, mit der diese beiden Konstrukte zwingend verbunden sind: die Wachstumsgesellschaft.
Für ihre Existenz bedarf die Wachstumsgesellschaft neuer gesellschaftlich wirkender psychologischer Muster. Mitglieder einer Wachstumsgesellschaft sind empfänglich dafür, weil sie die zuvor die in Machtstrukturen geltenden Maximen von Disziplin, Gehorsam und Kontrolle tief verinnerlichten.
In einer Leistungsgesellschaft weicht Ausbeutung als Ausdruck von Negativität, von Zwang und Gewalt — so wie sie in der Disziplinar- und Gehorsamsgesellschaft galt und auch wahrgenommen wurde — einem grenzenlosen, per se erstrebenswerten Positivismus. Dieser wiegt uns in der Überzeugung, dass das permanente Überschreiten vorhandener Grenzen ein Zeichen von Fortschritt ist.
Die Leistungsgesellschaft ist unstet. Sie kennt keine Ruhe. Ihre Mitglieder — egal wo man ihre Position aus Klassensicht einordnen mag — sind im Muss getrieben, besser zu werden und sich maximal zu verwirklichen. Denn nur so meinen sie, sich die ersehnte soziale Anerkennung verdienen zu können. Das dauerhafte Ausbleiben von Ruhe ist allerdings gleichzusetzen mit dem Abschalten eines Sicherheitssystems, dass uns Menschen davor schützt, innerlich auszubrennen.
In der Disziplinar- und Gehorsamgesellschaft ist dieses Ausbrennen auch in seiner physischen Repräsentation sichtbar. Die Menschen ruinieren über das aufgezwungene Verhaltensmuster ihre körperliche Gesundheit. Die biologische Uhr des Menschen wird ersetzt durch die Uhr des Leistungssystems, Zeit somit ein Systemparameter zur Auswertung von Quantitäten. „Zeit ist Geld” wurde zu einer Norm und das ist sie bis heute geblieben. Somit ist die Uhr als solches — geeignet zur Mess- und Abrechenbarkeit von Zeit — ein Symbol als auch Notwendigkeit der auf Quantitäten ausgelegten kapitalistischen Gesellschaft.
Langeweile sieht unsere Gesellschaft als „verlorene Zeit”, als „vertane Gelegenheit”, als inakzeptablen Luxus, als Stillstand. Doch ist sie ein Geschenk. Sie ist Langsamkeit, Langsamkeit in der Wahrnehmung des Augenblicks. Langeweile lässt uns Dinge im Außen und in uns selbst erkennen, zu denen wir im Leistungsmodus nicht in der Lage sind. Gerade weil Langeweile ohne vorgegebenes Ziel verweilt, ist sie offen statt fokussiert. Sie erlaubt uns in Ruhe (!), die absurdesten Dinge miteinander zu verknüpfen, regt also unsere Fantasie an und ist so eine Voraussetzung, um kreativ werden zu können.
Langeweile ist das lange geistige Verweilen an einem Ort, zu dem man sich zuvor treiben ließ, ohne erzwungenen Aufwand, innerlich gelassen und zugleich Beobachter dessen, was geschieht.
Arbeiter — egal auf welcher Hierarchieebene, egal ob in Disziplinierung, Gehorsam, Kontrolle oder Leistungsdenken gefangen — können im Status der Langeweile einer „Produktivkraft” nicht kreativ werden. Sie haben die kulturellen Normen des kapitalistischen Systems zum Teil ihrer Selbst gemacht und sich damit auch Langeweile verboten. Die Mitglieder der Leistungsgesellschaft verhalten sich wie Humanoide, verpflichtet der Matrix, die sie aufnahm und nach deren Regeln sie sich strikt richten — selbst dann richten, wenn sie meinen, es wäre ihr freier Wille, der das bestimmt. Wie es der Name schon sagt, ist die Klasse der Arbeiter ihrer Bestimmung nach und ameisenhaften Wesen gleich in erster Linie zum Arbeiten geeignet.
Für die Unternehmer — die andere Seite aus der Klassensicht einer kapitalistischen Gesellschaft — gilt das allerdings in gleicher Weise! Ihre Bestimmung, der Mittelpunkt ihres Seins ist es, immerfort „zu unternehmen” — gerichtet auf ein primäres Ziel: der Erzielung des für das Unternehmen existenziellen, monetären Gewinns. Was Rastlosigkeit und ständiges Getriebensein betrifft, unterscheiden sie sich da in keiner Weise von denen, derer sie sich bedienen. Vereint sind sie im Hamsterrad. So lässt sich eine Verbindung psychologischer Befindlichkeiten zu Ideologien erkennen. Das Hamsterrad ist ja schließlich die Ideologie, der Glaube, dem kollektiv angehangen wird.
Müdigkeitsgesellschaft
Dem Neoliberalismus — selbst eine Ideologie — ist das Hamsterrad immanent. Durch seinen Anspruch, alle Grenzen aufzuheben, um Maximierung betreiben zu können — braucht er die Leistungsgesellschaft. Denn nur nach deren Mantra, ist eine Gesellschaft bereit, die Ausbeutung und Selbstausbeutung als Selbstverwirklichung zu interpretieren und damit quasi freiwillig anzustreben. Der Positivismus des Neoliberalismus ordnet Opfer seines Maximierungsgedankens dem Ziel unter, sieht sie als bezahlbaren Preis, als Opfer einer höheren Sache.
Alle Mitglieder der Leistungsgesellschaft ordnen ihr Ich der höheren Sache unter. Sie unterwerfen sich der Selbstmaximierung, um Anerkennung im Außen zu erhalten und belohnen sich durch endlose, oft völlig triviale, sinnentleerte Kicks für ihre Selbstaufopferung und Selbstabwertung. Diese Kicks sind im Rahmen der Leistungsgesellschaft, die auch eine Konsumgesellschaft ist, nicht einmal aus der eigenen Kreativität entstanden, sondern das Ergebnis einer ständigen Programmierung.
Die Programmierung in der Leistungsgesellschaft ist eine Kombination fortwährend getriggerter, der jeweiligen Macht dienender Wertemuster zum einen und einem Feuerwerk von Konsumreizen zum anderen.
Propaganda und Werbung sind zwei Seiten einer Medaille. Sie disziplinieren und belohnen. Es ist nicht wichtig, welche Position die jeweiligen Teilnehmer innerhalb dieser Matrix einnehmen. Wichtig ist, dass sich alle an die vorgegebenen Regeln halten und sie weiter optimieren — und das geschieht auch.
Alle Mitglieder der eigentumsbasierten, wachstumsorientierten Leistungsgesellschaft ordnen sich im Wesentlichen in die Matrix ein. Das ist entscheidend und nicht das Maß an Eigentum, auch nicht die wahrgenommene Position im Rahmen einer Klasse. Eigentum und Klassen sowie deren dialektische Betrachtung sind bereits sprachliche Kategorien der Matrix und würden außerhalb ihrer selbst jede Bedeutung verlieren.
In der Leistungsgesellschaft wird Disziplin zum selbstverordneten Muss statt zu einer gelegentlichen Notwendigkeit. Selbstdisziplin wird zum Wert an sich und zum Werkzeug der Selbstmaximierung. Da sie dem „höheren Zweck” dient, verdrängt sie die Empathie — auch gegenüber sich selbst — auf eine sekundäre Ebene. Das gelingt nur, weil das Subjekt — also der Mensch — über Generationen hinweg daran gewöhnt wurde, Disziplin — beigebracht durch äußere Macht — als normal, mehr noch, als erstrebenswert anzusehen.
Fatalerweise betrachten und bewerten wir nun auch unsere Mitmenschen an ihrer Fähigkeit, sich der Matrix zu unterwerfen. „Leistung zählt”, „Ergebnisse zählen” — solche Wertekategorien lassen sich sehr gut quantifizieren und vergleichen. Auf Basis der erhobenen Daten können Leistung und Ergebnisse „verbessert”, sprich erhöht werden.
Wir haben verlernt, im Sein auch zu ruhen, und lassen das nun auch für andere nicht gelten. Wir suchen die Bestätigung für unser eigenes Handeln in der Erwartung, dass es andere genauso tun. Wir erwarten deren Unstetigkeit, Rastlosigkeit, ein ständiges aufreibendes Tun als Nachweise, „wertvoll” zu sein — wertvoll für das System.
Auf diese Art und Weise körperlich und geistig gestresste Menschen finden eine zweifelhafte Ruhe in einer Erschöpfung, in der völligen Apathie und Depression, die auftritt, wenn man infolge des Raubbaus an sich selbst innerlich ausgebrannt ist. Diese Ruhe hat nichts mit Langeweile zu tun, sie drückt sich vielmehr in völliger Leere aus. So ist die Leistungsgesellschaft auch eine Müdigkeitsgesellschaft (4).
Kaum dass ein Minimum an Energie aufgenommen wurde, fühlt der Betroffene das geradezu zwanghafte Bedürfnis, „weitermachen” zu müssen. Er lädt — gleich einem technischen System — den Akku der humanoiden Leistungsmaschine so gut es geht auf und setzt das, was ihm einprogrammiert wurde, dann fort. Das tut er, bis er endgültig verschlissen und so nicht mehr für das System nutzbar ist. Bei all dem geraten die Mitglieder der Gesellschaft in einen Kontrollwahn. Kontrolle ist schließlich unabdingbar, um optimieren zu können. Die Leistungsgesellschaft ist daher zwangsläufig auch eine Kontrollgesellschaft.
Steuern, Regeln, Messen — sehr nützliche Verfahren bei industriellen Prozessen — haben großflächig Einzug in den sozialen Verbünden kapitalistischer Gesellschaften gehalten. Steuern und Regeln steht für die verschiedenen Formen der von außen oder von innen angetriebenen Repression. Das ausufernde Messen menschlicher Parameter ist Teil der Überwachung. Dazu zählt in der Leistungsgesellschaft die verinnerlichte Maßgabe, sich selbst zu überwachen (5).
Obwohl der Betroffene sich rational durchaus im Klaren ist, dass er am Ende ein Verlierer sein wird — denn definitiv kommt für jeden der Tag, an dem er dem Leistungsanspruch nicht mehr gerecht werden kann — macht er trotzdem immer weiter. Weil er im Wechsel zwischen Leistungsmodus und totaler Müdigkeit keine Energien mehr abrufen kann, um Alternativen zu entwickeln.
Wir alle, mich eingeschlossen, haben dies tief verinnerlicht. Aus diesem System auszubrechen, aus der Matrix auszubrechen, ist so fundamental, dass das für den jeweiligen Protagonisten gefährlich wäre. Die Matrix — die wir alle lebendig halten und mit unserem Denken und Verhalten füttern — ist nicht geeignet, einfach ihre Mitglieder zu entlassen.
Die Herausforderung besteht darin, zum einen diese Matrix als solche überhaupt zu erkennen und zum anderen Wege zu suchen, wie man diese auflösen kann. Da sie sich in Herzen und Hirnen festgesetzt hat, kann das kein revolutionärer Prozess sein, einer der uns am Ende selbst zerstören würde. Aber die Aufgabe steht, und weder ein irdischer noch ein göttlicher Sendbote wird sie uns abnehmen. Denn selbst wenn es so wäre, begänne doch alles wieder von Neuem. Die Veränderung kann nur aus uns selbst kommen und verlangt Mut wie Achtsamkeit.
Noch etwas: Sollten Sie gerade nichts zu tun haben, dann genießen Sie es! Lassen Sie sich fallen und langweilen sich, ohne ein aufkommendes Schuldgefühl gewinnen zu lassen. Es gibt einfach viel zu wenig Momente der Langeweile.
Bitte bleiben Sie auch weiterhin schön aufmerksam.
Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.geophysik.uni-muenchen.de/outreach/foucault-pendulum/das-foucaultsche-pendel?set_language=de; abgerufen: 09. Januar 2020.
(2) Zwang und Schizophrenie; H. Feer; Karger; 1973; ISBN 978-3-8055-5046-7; Kapitel 9, Seite 96; https://www.karger.com/Article/Pdf/394421
(3) 12. Oktober 2017; Arno Orzessek; https://www.deutschlandfunkkultur.de/michel-foucault-ueberwachen-und-strafen-wie-die-macht-das.976.de.html?dram:article_id=398072
(4) Byung-Chul Han; Müdigkeitsgesellschaft; 2010/2016; Matthes &Seitz Berlin; ISBN 978-3-95757-274-5.
(5) 21. November 2008; Martin Conrads; https://www.fluter.de/was-ist-die-kontrollgesellschaft
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Dank an den Rubikon, www.rubikon.news, wo dieser Artikel zuvor erschienen ist.
Man könnte auf den vordergründig absurden Gedanken kommen, dass genau dieser Gedanke Wirklichkeit werden könnten, aber ist er es nicht bereits?
Wir gehen jährlich zur Gesundheitskontrolle – TÜV- , wir schrauben an uns rum, ziehen da fest und dort fest – Lifting – , werden entsorgt, weil nicht mehr gewinnbringend – Altenheim – , dann verschrottet und verschwinden endgültig aus dem Produktionskreislauf!
Der Mensch bleibt ein lebendiges Wesen, er sollte mit Gelassenheit alt werden dürfen, nicht mit Achtzig gestresst und erschöpft einen Marathon laufen, um dann auf der Intensivstation beatmet zu werden!
Eigene Zeit und Ruhe, das sollte in unserem Leben ein wichtiger Bestandteil sein, damit wir vor lauter Selbstoptimierung nicht vergessen, wie schön das Leben sein kann!
„Mensch bleiben!“
Zu arm für das Leben
Ein Volk
ist arm wenn es
existiert
doch nicht lebt
Mich umgibt ein
ARMES VOLK
in dem ich
nur existieren
und nicht leben
kann