Mein freier Tag
Die Technik! Wer sich bei ihr auskennt, ahnt oft nichts von der stillen Verzweiflung, die Uneingeweihte immer wieder ergreift, wenn sie ein neues Programm erlernen, Updates downloaden oder Kommunikationsvorgänge rekalibrieren müssen. Wenn man irgendwo neu dazukommt, wird einem grundsätzlich ein neues Programm oder ein neuer Kommunikationsvorgang aufgezwungen, der als absolut unverzichtbar gilt. Und alle anderen scheinen das viel schneller zu begreifen als man selbst. Wer es nicht kapiert, bleibt draußen. Selber schuld! Es wird Zeit, dass dieses verbreitete, meist stille Leiden laut wird, dass sich Opfer zu Wort melden und über ihre Erfahrungen berichten. Dabei entdeckte unsere Autorin, dass in diesem Land noch viel mehr im Argen liegt als nur die Schreckensherrschaft von Programmierern, die gegenüber den Bedürfnissen von technisch weniger versierten Kunden Ignoranz zeigen. Überhaupt ist es mit dem Einfühlungsvermögen nicht so weit her in dieser kalten Zeit. Monika Herz
Immer wieder kommt dieses Gefühl in mir hoch. Ich nenne es Verzweiflung. Ich möchte weinen. Und tu es auch. Und warum?
Nicht etwa, weil mein Hausarzt mir heute Morgen dringend von einer Impfung abgeraten hat. Ich wollte mich eh nicht impfen lassen. Aber ich hatte meinem Sohn und meiner Schwester, die sich deswegen Sorgen um mich machten, versprochen, mich informieren und beraten zu lassen. Mein Arzt – wie gesagt – fand drastische Worte in dem Zusammenhang: Dass das Robert-Koch-Institut seit September 2019 keine relevanten Daten mehr erhebe. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann gibt es deswegen keine Influenza-Grippe mehr, weil keine Daten mehr dazu ermittelt werden. Wo kein Monitoring und kein Bericht an die Presse, da kein Ereignis. Influenza ausgestorben. Das sei alles sehr komplex, überwiegend ein politisches Problem, kein Gesundheits-Problem. Dass sogar das Wort „Mord“ im Zusammenhang mit möglichen schweren Impfschäden bei Kindern aus dem Mund meines Arztes herausfloss – nein, nicht deswegen bin ich so verzweifelt. Oder vielleicht doch?
Ich bin auch nicht verzweifelt, weil draußen angeblich Ende Mai ist. Aber es ist saukalt. Obwohl mich auch das ein wenig verzweifeln lässt. Ich brauche Wärme. Sonne. Ich friere.
Ich bin auch nicht verzweifelt, weil ich von einer Freundin gehört habe, dass die Schuldnerberatungen am Anschlag sind. Insolvenzanträge noch und nöcher! Noch fühle ich mich in Sicherheit. Ich bin ja jetzt Rentnerin. Besonders langjährig Versicherte. Hoffentlich geht die Rentenkasse nicht auch noch in die Insolvenz. Dann wäre ich deswegen schon verzweifelt. Aber die Renten sind ja sicher. Also bin ich es auch.
Und nein, auch dass mein Arzt meinte, jeder der bereits geimpft sei, solle viel Vitamin D zu sich nehmen, damit er überlebt. Er sagte das wirklich so drastisch. Nein, auch das brachte nicht diese Wellen der Verzweiflung in mir hervor. Oder vielleicht doch…? Immerhin habe ich Freunde und Angehörige, die sich impfen lassen oder bereits geimpft sind. Ich habe Angst um meine Kinder und Enkelkinder. Jetzt hab ich doch Angst. Dabei dachte ich, ich hab keine mehr.
Komisch, dass sich die Verzweiflung, die ich da in mir spüre, so ähnlich anfühlt wie damals, als die fünf Kinder noch klein waren, besonders die Jüngsten. Dass ich das alles nicht schaffe. Dass ich nicht mehr kann…
Tatsächlich, ich sitze hier und die Tränen fließen. Aber nicht wegen all dem. Sondern weil ich mit dieser Technik nicht mehr zurechtkomme, mit dieser Digitalisierung. So alt bin ich doch noch gar nicht!
Basecamp und Miro. So heißen die beiden Programme, die ich mir aneignen möchte. Weil ich dabei sein will. Weil ich da mitmachen will. Die Programme sollen die Arbeit in Teams erleichtern. Das mag schon sein. Für mich gilt das halt nicht. Ich bin eh eher eine Einzelgängerin. Seit einem ordentlichen „Burnout“ arbeite ich nur noch allein. Aus Teams will ich eher flüchten. So ein Typ bin ich. Also manchmal. Manchmal bin ich auch wieder ganz gesellig. Deshalb will ich jetzt doch in dieser Gruppe da mitmachen. Geldkonvent. Was das ist? Sag ich später. Die Programmsprache ist Englisch, natürlich. Viele Worte muss ich nachschauen. Current? Draft? Template? Hatch? Ich war 2004 das letzte Mal in einem Land, in dem ich Englisch sprechen musste. Im Kloster in Indien. In einem Schweige-Retreat. Ich kann nur noch sehr wenig Englisch. Das Unternehmen, bei dem ich jetzt mitmachen will, ist aber international, deswegen muss ich jetzt nochmal Englisch lernen. Das auch noch.
Gestern abend hat ein freundlicher junger Mann sogar extra einen Einführungskurs gegeben. Über Zoom. Ja, das kann ich inzwischen, zumindest passiv. Ich war noch nicht mal die Älteste. Aber ich konnte nur teilweise folgen. Mein Hirn funktioniert nicht mehr. Vielleicht habe ich bereits Demenz? Diese Ängste ständig!
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich einfach zu viele Themen gleichzeitig bearbeite. Zum Beispiel habe ich im Moment etwa vierzig „Reiter“ am Laufen. Inzwischen nenne ich sie die „apokalyptischen Reiter“. So für mich zum Spaß. Meine Welt habe ich ja immer mit mir dabei, wo ich geh und steh: Momentan habe ich folgende „tabs“ auf meinem Computer
- Mein Kalender – heute ist ja „eigentlich“ mein freier Tag
- Mein geschäftliches Postfach
- Meine Nachrichten von t-online.de
- Mein privates Postfach
- Eben jenes „basecamp“
- Your Drafts
- Miro – temporäres board
- Gemeinwohlökonomie – wer wir sind
- Firmenauskunft – 303 auditierte Gemeinwohl-Unternehmen
- Beispielfirma: Gute Leute Beratung Brigitte Jacobs-Hombeuel
- Gemeinwohlbericht von Gute Leute Beratung
- Selbstorganisierte Treffen der Akademie Pioneers of change mit 125 ungelesenen Kommentaren
- Spiral dynamics meistern, Anleitung, Test und Materialien von Karl Hosang
- 32 inspirierende Fragen für die Visionsfindung
- Finanzkonvent – wer ist dabei?
- Moneyfest der Genossenschaft für Gemeinwohl
- Krankenhauszusatzversicherung
- So lassen Sie sich zu viel gezahlte Bankbeträge erstatten (Diese Grattler!)
- So hat der Bundesgerichtshof geurteilt
- Crowdfunding für Gemeinwohl
- Die eigene Website heilen-mit-herz.de (muss aktualisiert werden)
- MO – das tibetische Orakel
- Meine Verträge (Smartphone – wieso brauche ich einen neuen Vertrag?)
- Andreas Scheuer – Wie dreist darf ein Minister sein? (Wie wird wohl beim Jüngsten Gericht mit ihm verfahren? Als Christ glaubt er doch an so was, oder?)
- Sie möchten Gemeinwohl-Beraterin werden? Der Lern- und Ausbildungsweg
- Was tun, wenn der Gerichtsvollzieher kommt?
- Hauptzollamt
- PLZ-Suche
- Pilgerwegenetz – Heilige Landschaft Pfaffenwinkel
- Nordschleife – Sprudelnde Quellen – 7 Tagesetappen – 12-21 km
- Gemeinwohl-Matrix 5.0
- Wem gehört die Welt? Von der Macht des Marktes
- Miro – Check-in
- Wikipedia: Apokalyptische Reiter
- leo.org
- Friedrich-Stiftung – Geförderte Projekte
Sechsunddreißig Reiter! Informationen über Informationen! Ich komme nicht durch! Ich vergesse alles gleich wieder! Hilfe! Wer kann mir helfen?
Als meine Mutter noch lebte, war das Leben einfacher. Ich wusste, dass ich meine Zeit gut verbringe, wenn ich sie auf der letzten Strecke ihres Weges begleite. Noch dazu in diesen – ja ich sag’s jetzt: In diesen apokalyptischen Zeiten.
Und ausgerechnet jetzt, wo es so sehr auf jede Einzelne ankommt, auch auf mich – obwohl ich schon Rentnerin bin, frühzeitig wegen besonders langjährigem Versichertendasein –, gerade jetzt kann ich nichts tun! Weil ich in diesem gesch… baseboard die Wege nicht finde, auch wenn ich noch so lange herumirre. Und weil dieses Miro, von dem die jungen Leute so schwärmen – weil ich damit nicht arbeiten kann.
Nach Stunden zunehmender Verzweiflung habe ich dann beschlossen, lieber das zu tun, was ich kann: Schreiben.
An meinen freien Tagen schreib ich manchmal so Zeug. Wo ich gerade stecke und was mich gerade bewegt. Und meistens wird es dann veröffentlicht und wird gelesen und manchmal kommentiert es sogar jemand.
Blog sagt man dazu. Von mir aus. So viel Englisch geht noch. Meine Mama hätte es nicht mehr verstanden. Aber sie ist ja auch gestorben. Welche Welt wird sie vorfinden, wenn sie wiedergeboren wird? Und wo wird sie wohl wiedergeboren? In Eritrea? Oder lieber doch in Österreich?
Wo bin ich? Also so weit fortgeschritten ist die Demenz noch nicht, dass ich nicht mehr weiß, dass ich gerade zuhause bin. Bin ich froh, dass ich ein Zuhause hab.
Und ich hab’s doch noch geschafft. Nach einer kreativen Pause, in der ich Mut fasste, hab ich es doch noch geschafft, in dieses Miro Board reinzukommen. Gerade habe ich angefangen, was reinzuschreiben. Man kann da offenbar eine digitale Mindmap anfertigen. Mindmap! Schon wieder! Zum Glück weiß ich, was das heißt und wie das geht. Dazu habe ich mal vor gefühlt tausend Jahren einen Kurs mit lebendigen Personen gemacht, damals finanziert von der Friedrich-Erhard-Stiftung. Da haben wir auch Mindmaps gemacht. Damals wollte ich Land kaufen und eine Gemeinschaft gründen. Ist nichts draus geworden.
Land kaufen! Inzwischen kann ein Normalsterblicher gerade noch eine Tonne kaufen. Land kaufen, Bauland gar? „Man“ muss es erben oder geschenkt bekommen. Oder zugeteilt. Aber kaufen geht gar nicht – nicht für Normalsterbliche.
Ob mich diese Tatsache auch in die Verzweiflung treibt? Ja, eigentlich schon.
Aber zum Ausbruch kommt diese Verzweiflung dann, wenn ich mit diesen neuen Programmen nicht mehr zurechtkomme und nicht arbeiten kann. Dann fang ich an zu weinen.
Stunden später. Jetzt habe ich es doch echt geschafft. Fast. Also ich hab ein Miro Board erstellt. Eigentlich ist das so was wie eine digitale Tischdecke. Wo ich was draufgemalt habe. Digital. Acht Flicken habe ich draufgemalt. Ein Problem. Ein Ergebnis. Fünf Fragen und einen Joker. Also, wenn diese Ideen so mit mir durchgehen, das ist dann schon toll. Ich sehe direkt diese 8 Positionen in Gestalten vor mir. Ich hab ja als erstes die Lösung reingeschrieben. Erst danach hab ich das Problem benannt. Klassisch geht man, glaub ich, andersrum vor. Mir egal. Zuerst das Problem, dann die Lösung. Und dann der Weg dahin. Ich mach’s umgekehrt. Weil ich eine Hejoka bin. Was das ist? Erzähl ich später. Der Weg besteht bei mir aus Fragen. Also statt Antworten hab ich Fragen. Ob das wohl ein guter Weg ist? Das ist ein sauguter Weg!
Das Problem: Es gibt zu wenig gemeinwohlzertifizierten, bezahlbaren Wohnraum.
Das Ergebnis: Bezahlbarer, gemeinwohlzertifizierter Wohnraum ist geschaffen worden mit Hilfe eines Plans, mit Hilfe einer Gemeinwohl-Genossenschaft, von Gemeinwohl-Banken mit Gemeinwohl-Konten, wo Gemeinwohl-Investoren in Vollgeld Gemeinwohl-Wohn-Projekte finanzieren.
Frage: Ist das Problem überhaupt wahr? Gibt es überhaupt ein Problem? Wenn ja…
Frage: Was ist bezahlbarer Wohnraum? Definition Landratsamt Weilheim-Schongau
Frage: Welches Vollgeld? Was ist das?
Frage: Was heißt überhaupt Gemeinwohl?
Frage: Welche Werte stecken da gleich wieder dahinter?
Joker:
Und am Ende dann das Resultat: Problem gelöst (in welcher Zeit? 2024 ist Baubeginn – 2030 sind die ersten Häuser bewohnt?)
dear Mo,
gerade du als Shamanin weißt sehr genau wo die Kraft liegt, die Innere vor allem und wo sie zerstörerisch ist, bei den überflüssigen Einflüssen von aussen.
Einen riesigen Karren von Überflüssigkeiten hast du dir da selbst aufgeladen –
einen ganzen Terminkalender von Zwängen,
no wonder dass es dir damit nicht gut gehen kann !
Du lieferst dich da Dingen aus, die dich auffressen – deine Lebenszeit vertilgen, dir die Kraft rauben u.s.w…
das und das und das müsstest du dir aneignen, gegen deinen Willen, eigentlich –
nur um wo und mit was mithalten zu können ?
Du machst dich ja selbst krank – verzeih mir diese Aussage.
Leben bedeutet Zeit haben zum Leben ! Nichts Tun ! Ohne Uhr leben… die Uhr besiegen die einen das ganze Leben durchs falsche Leben treibt.
Wirf diese furchtbare Last weg die du dir da selbst aufgezäumt hast –
ich bitte dich !
Hol dir einen meiner Häuptlings-Wanderstäbe ab und wer mit einem solchen ein Stück des Weges gegangen ist, dem gehört er dann auch ( alte Indianerweisheit ), und
der Stab ist ein Halt, ein Begleiter in der kraftgebenden Natur, ein Verbündeter.
Bin ich nun der Shamane oder du ?
Nimm mir diese gutgemeinte Kopfwäsche nicht übel…
ich habe gesprochen !
Wir trinken Jägermeister, weil Verzweiflung uns treibt.
oder
Otto find ich gut – Verzweiflung auf Raten.
oder
Zewa – Verzweiflung wisch und weg.
Also, nicht verzweifeln, für jede schräge Lage wirbt ein Spruch.
🙂
hast du denn nicht gelesen, um was es geht? Im Text ist das Zauberwort versteckt! Du verkaufst doch nicht etwa Häuptlings-Wanderstäbe. Lass dich bloß nicht erwischen. Unerlaubte Gewerbeausübung! Wo muss ich gleich wieder hinkommen, wenn ich so einen Stab bei dir abholen möcht? Dich besuchen und eine Waldwanderung mit dir machen, hat was! Den Weisenrat neu aufstellen. Ich möchte eine zweite Frau an meiner Seite und hab auch eine Idee, wer das sein könnte.
Und Volker,
danke für deinen lyrischen Text. Weil ich mit meinen altersmüden Augen nicht recht gelesen hab, hieß es für mich „Verzweiflung auf Rädern“ – statt „Verzweiflung auf Raten“. Und ich sehe dieses rollende Königreich vor mir, die Edlen von Elendi….
sind sie doch zuerst vom Häuptling selbst eingewandert worden, auf Tauglichkeit überprüft, in jedem Gelände – auf Ergonomik auch getestet –
sowieso in reiner Handarbeit gefertigt,
…müsste ich ja mindestens zweitausendeinundertundfünfzig verlangen – aber würde den Stab entweihen, entseelen….
zu finden bin ich meist im Wald und auf der Heide –
überwiegend abseits von Wegen freilich, der Dachs wäre ja nicht so dumm gleich neben dem Wanderweg seinen Bau anzulegen… die Ameisen müssen es leider immer wieder erfahren, das Zerstören der Ameisenhaufen scheint Spass zu machen. Aber auch für solche Deppen ist dann der Stab gut geeignet.
Aber auch zuhause bin ich freilich anzutreffen, die Adresse kennst du ja.
Eine zweite Frau wäre so schlecht nicht – grins.
bis neulich
da Freiherr