Alexanders CD-Tipp der Woche: Stephan Krawczyk – Wenn die Wasser Balken hätten

 In CD-Tipp

Unbedingte, unverfälschte Authentizität, keinerlei Anbiederung an den Markt und an Moden, das von Konstantin Wecker propagierte „Ich singe, weil ich ein Lied hab“ konsequent durchziehend – so hört sich die Liederschau mit Neuaufnahmen von Liedern von 1982 bis 2017 des aus der DDR stammenden Liedermachers Stephan Krawczyk an, die soeben veröffentlicht wurde. (Alexander Kinsky)

Der 1955 in Weida geborene Stephan Krawczyk war von 1978 bis 1983 Mitglied der DDR-Folk-Gruppe Liedehrlich. Mitte der 80er Jahre wurden dem Staat Krawczyks Liedtexte zu kritisch, er bekam erhebliche Schwierigkeiten und konnte nur mehr in Kirchen auftreten. 1988 wurde er sogar verhaftet und in Haft isoliert und schließlich, dazu genötigt, abgeschoben. Krawczyk ist seither weiter als Liedermacher und Schriftsteller aktiv und lebt in Berlin-Neukölln.

Auf der im März 2018 bei Johannes Kirchbergs Label dermenschistgut Musik veröffentlichten CD „Wenn die Wasser Balken hätten – Die Audiographie“ spannt Krawczyk sympathisch unverfälscht einen Liedbogen von 1982 bis zur Gegenwart. Im ersten Lied „Bitte“ singt er „Hüte deinen guten Kern, sei das Unteilbare“, und diese Aufforderung zur positiven Authentizität beherzigt er alle 18 Lieder hindurch hochachtenswert konsequent. Stilistisch vielfältig, chansonesk, ansatzweise sogar südamerikanisch durchpulst, vielfach in den subtilen Arrangements (alle Instrumente spielt Krawczyk selbst) Gitarren- und Akkordeon-dominiert, mit seiner nicht einschmeichelnden, aber umso eindringlicher sanften Stimme, fächert der Liedermacher reflektierend und poetisch seine Liedwelt auf, sehr individuell, sympathisch eigen. Sensibel die Charakterzeichnung im „Lied vom Clown“, satirisch die Zeichnung des überversicherten Menschen („Sicherlich“), stark das erste im Westen geschriebene Lied „Komm über mich im Unterholz“ und ein ganz wichtiger Markstein, ein politisches Statement wie man es auch von Bettina Wegner kennt, „Wieder stehen“ von 1987. Mir haben es aber ganz besonders die Liebeslieder der CD angetan, eines eigen anrührender als das andere. Das zarte „Mond“, das emotional-inbrünstige „Eva“, in den Strophen nur mit Gitarre begleitet, das poetische „Heute“ oder das wunderschön morgendliche, naturverbundene „Frühling“.

In „Neue Zeit“ singt Krawczyk „Man liebt sich und man leidet, das Leben ist der Preis“. Das möglicherweise moralisierend Erscheinende solcher Sätze kommt nie mit erhobenem Zeigefinger, immer als ehrliche, nachdenkenswerte Lebensweisheit. Diese authentisch rüberkommende Lebensweisheit atmet jedes Lied der CD.

Stephan Krawczyks Homepage:

https://www.stephan-krawczyk.de/

CD-Bestellmöglichkeit:

Stephan Krawczyk – WENN DIE WASSER BALKEN HÄTTEN die Audiographie

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