Am schlimmsten steht es um die Kinder in Griechenland
313. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Nein, auch in diesem Bericht kann ich nichts Gutes mitteilen: nicht, was unsere Hilfsaktion angeht, nicht, was die Verhältnisse in Griechenland betrifft. Dabei stelle ich dieses Mal, aus gegebenem Anlass, vor allem ein Thema in den Mittelpunkt: die verheerende Situation der Kinder in diesem wunderschönen Land im östlichen Mittelmeer. Holdger Platta
Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,
ich stelle auch in dieser Woche die Mitteilung der Spendenzahlungen an den Anfang. Vermutlich ist das verständlich für Euch nach der Nullwoche, über die ich Euch in meinem letzten Bericht zu informieren hatte.
Nun, trotz der vielen Dringlichkeiten, die uns vor allem Tassos Chatzatoglou in seinem ersten Reise-Report von seiner Hilfsfahrt durch Griechenland vor sieben Tagen ans Herz gelegt hatte, kann man den Spendenzufluss der letzten Woche kaum bedeutungsvoll nennen. Ausreichend ist er auf keinen Fall. 70,- Euro gingen bei uns für die GriechInnenhilfe ein, überwiesen von zwei SpenderInnen an uns. Auf positive Änderung müssen wir auch weiterhin hoffen. Gleichwohl, aber natürlich, herzlichen Dank den beiden UnterstützerInnen.
Tassos selber hat inzwischen die Familie von Dionysis, außerdem Alexander besuchen können und dort unsere Hilfsgelder ausgehändigt. Zwar hat er mir darüber nichts mitgeteilt, aber ich gehe davon aus, daß diese Geldspenden mit Dank und Erleichterung entgegengenommen worden sind. Sein Besuch bei Panagiota mit deren beiden Töchtern steht ihm noch bevor, auch – so vermute ich – sein Besuch bei Laura. Wenigstens was Panagiota betrifft, ist ja die Kostenübernahme ihrer Miete bis auf weiteres gesichert, zum größten Teil jedenfalls, völlig offen, bislang zumindest, ob wir in diesem Jahr die Gelder für Lauras neue Fußprothesen werden aufbringen können. Zumindest derzeit sieht es nicht danach aus.
Einschieben an dieser Stelle möchte ich auch die Information, dass ein Bittbrief von mir an ein Ex-Mitglied aus unserem HelferInnenkreis, das vielleicht – ich betone das „vielleicht“! – finanziell in der Lage sein könnte, diese Lücken zu schließen bei unserem Hilfsprojekt, unbeantwortet geblieben ist. Selbstverständlich hätten wir ihm zusichern können, dass sein Name ungenannt bleibt, deshalb nämlich, weil dieses Ex-Mitglied nicht mehr mit HdS in Verbindung gebracht werden möchte wegen unserer maßnahmenkritischen Positionierung beim Thema Corona-Politik.
Nach wie vor rechnet er uns der „Querdenker“-Szene zu, was – aus unserer Sicht – nach wie vor falsch ist. Weder verleugnen wir die Existenz der verschiedenen Corona-Viren noch setzen wir uns als strikte, als einschränkungslose „Impfgegner“ in Szene (noch jeder Beitrag von Sahra Wagenknecht weist dieses nach). Weder vertreten wir irgendwelche „Verschwörungsmythen“, antisemitische gar, noch befürworten wir Kampfgemeinschaft – egal, welcher Art! – mit Faschisten! Ich selber, um das einmal aufs deutlichste festzustellen, hätte mit einer solchen verwerflichen Kumpanei ein ganzes politisches und publizistisches Lebenswerk zu Grabe zu tragen.
Was die Verhältnisse in Griechenland selber betrifft, so möchte ich heute lediglich zwei Themen ansprechen. Zum einen: auch in Griechenland drangsaliert mehr und mehr die Inflationssteigerung große Teile der Bevölkerung. Mit inzwischen 8,9 Prozent Preissteigerungsrate hat dieses Land seit dem Jahre 2001 den Höchststand bei der Geldentwertung erreicht. Schuld daran vor allem der Anstieg der Kosten für Energie und Lebensmittel. Und zum anderen:
Auf besonders dramatische Weise wird die Not der Kinder immer größer in Griechenland. Konkret: es ist kein Geringerer als der Leiter des UNICEF-Büros in Griechenland, Luciano Calestini, der dieses bei einem Interview mit der griechischen Tageszeitung Kathimerini, einer eher liberal-konservativen Tageszeitung in Griechenland, den verantwortlichen Politikern dieses Staates ins Stammbuch geschrieben hat:
- „Griechenland kann mit Fug und Recht behaupten, das kinderfeindlichste Land der Europäischen Union zu sein“, so Calestini in dem betreffenden Interview;
- Griechenland benötige, gerade auch für die Kinder, ein neues Gesundheitssystem – wer dächte bei uns nicht an Dionysis, dessen Eltern die teure überlebensnotwendige Spezialdiät für den Jungen aus eigener Tasche bezahlen müssen, mit 300,- Euro monatlich;
- Griechenland benötige auch ein „soziales Sicherungssystem“, das „alle vulnerablen Kinder“ miteinschließt – ich darf hier, nochmals, an Laura erinnern;
- Griechenland habe seine „Haushaltsprioritäten“ neu auszurichten, um sicherzustellen, “dass unsere Kinder, die die am meisten vernachlässigten Kinder in Europa sind, nicht mehr die am meisten vernachlässigten Kinder in Europa sind“;
- speziell beklagt der UNICEF-Vertreter vor allem drei Probleme, die für die Kinder in Griechenland aufgetreten sind: Übergewicht (wegen Fehlernährung), Armut und mentale Gesundheit; etwa 600.000 Kinder in Griechenland seien von diesen Problemen betroffen;
- in Europa nehme Griechenland mit Platz 4 einen Spitzenplatz bei der Kinderarmut ein;
- des weiteren sei festzustellen: zwar habe Griechenland der Kinderrechtskonvention aus dem Jahre 1993 zugestimmt und über 80 Gesetze und Aktionspläne verabschiedet, aber bei keinem dieser Pläne und Gesetze seien die Ziele und Budgets festgeschrieben worden; noch immer, so Luciano Calestini, „haben wir in Griechenland (…) keine Klarheit darüber, was die nationale politische Agenda für Kinder ist und wer dafür zuständig ist“;
- und schließlich auch dieses noch: „Durchschnittlich geben die Staaten der EU 7.000 Euro jährlich pro Kind für Bildung aus, in Griechenland sind es 2.688“.
Kann ein Kommentar zur Kinderarmut in Griechenland verheerender ausfallen? Und betrifft das alles nur die Kinder in Griechenland? Indirekt – so meine These – hat der UNICEF-Beauftragte Calestini damit ein Urteil ausgesprochen über die Gesundheits- und Sozialpolitik in Griechenland insgesamt! Und weiß Gott: in meinen Berichten war immer wieder von diesen Problemen die Rede – mitsamt der Angabe von Gründen, die der griechische Menschenrechtler Calestini vom Kinderhilfswerk der UNO leider ausgespart hat. Kein Land kann gedeihen, kein Land kann als sozial und human bezeichnet werden, in dem die Reichen immer reicher und die Armen immer zahlreicher werden!
Was bleibt mir also übrig, als auch zum Abschluss dieses Berichtes wieder um Eure Hilfe zu bitten, mit schon gewohnter Inständigkeit – jaja, ich weiß. In diesem Sinne also wie stets:
Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“ auf das Konto:
IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW
Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.
Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta
1973 erschienen im Walter Verlag, Zürich