Bewegungen und Wahrheitsbewußtsein in Griechenland

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

145. Bericht zu unserer Spendenaktion „Helfen wir den Menschen in Griechenland!“ Diesmal gibt es auch gute Nachrichten aus Griechenland. Am vergangenen Mittwoch fand ein 24-stündiger Großstreik statt – weitgehend friedlich und vielleicht erfolgreich. Es könnte sein, dass die SYRIZA-Regierung in einigen wesentlichen Punkten einlenkt. Das Ganze findet allerdings auf der Basis einer insgesamt desaströsen sozialen Lage im Land statt. Und politisch stehen die Konservativen vor der Tür, die die nächsten Wahlen gegen Tsipras gewinnen könnten. Danke in jedem Fall an unsere Spenderinnen und Spender, die auch in der vergangenen Woche großzügig halfen.  Holdger Platta

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

Ihr erinnert Euch: bereits für die Vorwoche konnte ich für uns ein gutes Spendenergebnis verkünden: 392,- Euro waren auf unserem Hilfskonto eingegangen, überwiesen von 4 UnterstützerInnen an uns. Nunmehr, während der letzten sieben Tage – Achtung: inklusive der am Monatsanfang üblichen Überweisungen von DauerspenderInnen an uns! – stieg diese Wochenplus auf 740,- Euro an, 11 der insgesamt rund 26 regelmäßigen Finanzhelferinnen und -helfer sorgten für diesen Spendenanstieg. Heißt: rund 1.500,- Euro an Nachüberweisungsgeldern stehen jetzt für die Armen in und um Korydallos bereit und würden den Gesamtbetrag für sie auf 3.000,- Euro erhöhen (4.000,- Euro ist der Bedarf, den Tassos Chatzatoglou für diese Menschen in Not errechnet hatte). Wenn also einiges an Hilfsgeldern noch während der nächsten zehn Tage bei uns eintreffen sollte, könnten wir demzufolge Hilfe leisten vielleicht doch noch in der eigentlich notwendigen Höhe. So oder so: wir alle vom Organisationsteam danken Euch Spenderinnen und Spendern für dieses Zeichen der Ermutigung sehr!

Einen kurzen – längst noch nicht vollständigen! – Nachbericht möchte ich Euch heute vor allem über die Streikaktionen vom vergangenen Mittwoch geben (siehe dazu meine Informationen aus der Vorwoche an Euch!). Aber auch anderes soll noch zur Sprache kommen:

Verschiedenen Zeitungsberichten zufolge kann dieser 24-stündige Großstreik als Erfolg bezeichnet werden: sowohl die griechische Dachgewerkschaft GSEE (mit 2,5 Millionen Mitgliedern) hatte zu diesen Arbeitsniederlegungen aufgerufen als auch – unter anderem – die ADEDY, die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Zu den Forderungen zählte, wie bereits in der letzten Woche von mir berichtet, die Heraufsetzung des Mindestlohnes auf 751,- Euro pro Monat und Person gegenüber 577,- Euro oder auch 586,- Euro bislang (die Zahlenangaben schwanken in diesem Bereich). Hinzugekommen waren Forderungen nach Streichung, Rücknahme und Rückerstattung der von der SYRIZA durchgesetzten – rechtswidrigen! – Kürzungen bei den Grund- und Zusatzrenten sowie den Urlaubsgeldern. Auch soll das Wohneigentum der Menschen zukünftig besser geschützt werden und bei „Kreditverzug“ nicht sofort unter den Hammer kommen (heute läuft das meistens, ohne Gerichtsvollzieher, übers Internet – der vielen regionalen Protestaktionen wegen, die es vorher sehr häufig gegeben hatte, als diese Zwangsversteigerungen noch vor Ort exekutiert wurden!).

Nun, das Stadtzentrum von Athen war wegen der zahlreichen Demonstrationen am vergangenen Mittwoch nahezu dicht, außerdem herrschte Verkehrschaos. Es verkehrten an diesem Tage weder Eisenbahnen noch Schiffe (Fähren!), und auch die Nahverkehrsbetriebe in und um die Hauptstadt Athen hatten nahezu vollständig ihre Dienste eingestellt. Folge: in den Stunden und Tagen danach gab es zahlreiche Versprechungen des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras:

  • Die für Januar 2019 geplante weitere Rentenkürzung in der Höhe von 18 Prozent soll nun endgültig vom Tisch sein.
  • Die ungeliebte Immobiliensteuer ENFIA soll – immerhin – um zehn Prozent gesenkt werden, bei Wohnbesitz im Wert unter 60.000,- Euro sogar um 30 Prozent.
  • Freiberufler, Bauern, Ärzte und Rechtsanwälte sollen ab Januar 2019 ein Drittel weniger in ihre Sozialversicherungen einzahlen müssen.
  • Selbst die Besteuerung von Unternehmen generell – nunja! – soll abgesenkt werden.
  • Und der griechische Finanzminister Euklidis Tsakalotos kündigte für das kommende Jahr 710 Millionen Euro an, die für „soziale Maßnahmen“ aufgebracht werden sollen. Bei mindestens 3 Millionen betroffenen GriechInnen nicht gerade ein großartiger Betrag, doch immerhin.

Alles in allem also: durchaus möglich, daß dieser – übrigens weitestgehend friedliche“ – „Straßenkampf“, dieser Ausstand mit Generalstreik-Charakter, die SYRIZA-Regierung bei manchen Punkten zum Einlenken bewegt hat. Und: daß sich SYRIZA zurückbesinnt auf die Selbstverständlichkeit, für die Griechen dazusein und nicht weiterhin den Lakaien zu spielen für die brutale Eurostaaten-Politik mit ihrem menschenfeindlichen „Austeritäts“-Konzept!

Zweifelhaft bleibt, ob das Tsipras und Co. vor der Wahlschlappe im nächsten Jahr retten wird! Gleich drei Umfrageergebnisse wurden dazu während der letzten Woche vorgelegt. Sie unterscheiden sich voneinander, was die ermittelten Zahlen im Detail betrifft. Sie stimmen aber allesamt in der Grundtendenz überein. Hier die Resultate im Überblick:

  • Die Tageszeitung „Ta Nea“ veröffentlichte die Ergebnisse einer Wahlumfrage, derzufolge die Konservativen auf 28,7 Prozent aller Stimmen kämen, wenn jetzt Wahlen wären, die SYRIZA lediglich auf 20,4 Prozent.
  • Der Fernsehsender „SKAI“ verbreitete Umfrageergebnisse, denen zufolge die NEA DEMOKRATIA (ND) derzeit sogar 30,5 Prozent aller Wählerstimmen erringen könnten, die SYRIZA hingegen nur 21,5 Prozent.
  • Und das Umfrageinstitut „Public Issue“ ermittelte für die Konservativen um Kyriakos Mitsotakis herum sogar eine derzeitige Wählerzustimmung von 38,5 Prozent, während sich bei dieser Erhebung die SYRIZA mit Alexis Tsipras an der Spitze lediglich mit 22 Prozent aller abgegebenen gültigen Stimmen zufrieden geben müßte. Dieser Erhebung zufolge könnten die Konservativen sogar 154 bis 174 Mandate für das neue griechische Parlament gewinnen, die SYRIZA nur noch 56 bis 74 Mandate. Was bedeuten würde: die ND verfügte im neuen Parlament womöglich über die absolute Mehrheit, sie könnte alleine – ohne jeden Koalitionspartner – regieren.

Entsprechend der oben genannten Zahlen verteilen sich die individuellen Sympathiewerte für den konservativen Spitzenmann einerseits und den noch amtierenden Ministerpräsidenten andererseits: auch dort rangieren die Konservativen mit zehn Prozentpunkten und mehr vor den sogenannten Sozialisten um Tsipras herum.

Überaus deutlich geht aus all diesen Umfrageergebnissen übrigens die Unzufriedenheit der Griechinnen und Griechen mit der Regierung in Griechenland und der Lage in Griechenland hervor:

„Ta Nea“, der griechischen Tageszeitung zufolge, bewerten sieben von zehn Griechinnen und Griechen, also 70 Prozent, die Arbeit der Regierung als „negativ“, und 71 Prozent aller Befragten haben dasselbe Urteil über die wirtschaftliche Lage des Landes insgesamt. Eine Bevölkerung, die sich befreit fühlte vom Joch der menschenfeindlichen  Eurostaaten-Politik, hätte mit Sicherheit anders votiert. Woraus folgt: drei Monate nach dem „offiziellen“ Ende dieser Kaputtmacherpolitik der EU gegenüber Griechenland sehen die betroffenen Menschen in Griechenland immer noch keinen Grund, irgendeine Freiheit zu feiern, die Wiederherstellung nämlich eines humanen und sozialen, eines wirklich neuen und sich erneuernden Griechenlands! – Wie auch?

Wenn sich die Realitäten nicht ändern in diesem geschundenen Land, darf man das auch nicht von der Psychologie seiner Bewohner erwarten. Wer das täte – und es gibt solche Deuter in Griechenland und anderswo durchaus -, verwechselte die eigene PR mit der Wirklichkeit. Einem Volk, das am Boden liegt, kann man nicht aufschwatzen, dass es ihm schon wieder prächtig geht. Nicht einmal, dass es ihm sehr bald wieder sehr gut gehen wird! Wenn die Lügner ihren Lügen glauben, bedeutet das noch lange nicht, daß dieses auch die Betrogenen tun bzw. die Adressaten dieser Werbemätzchen! An die Banken Westeuropas hat man die GriechInnen verkauft. Für dumm verkaufen sollte man sie deswegen nicht!

Und damit wieder zu meiner abschließenden Bitte um weitere Unterstützung unserer Spendenaktion – wie gesagt, diesesmal besonders wichtig wegen der Bedürftigen in und um Korydallos.

Wer uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „GriechInnenhilfe“  auf das Konto:

Inhaber: IHW

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49

BIC: NOLADE21GOE

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an unseren Kassenwart Henry Royeck, entweder unter der Postanschrift Sültebecksbreite 14, 37075 Göttingen, oder unter der Mailadresse henryroyeck@web.de.

Und wer noch etwas mehr tun will: auch unser gemeinnütziger Verein, die „Initiative für eine humane Welt (IHW) e.V.“, ist immer wieder erneut auf neue Hilfsgelder angewiesen, zur finanziellen Absicherung unserer Arbeit ganz generell. Diese Spenden bitte dann an dasselbe Konto, wie oben angegeben, jedoch mit dem Stichwort „IHW“ versehen. Wir würden uns riesig auch über diese Unterstützung freuen.

Mit herzlichen Grüßen wie stets

Euer Holdger Platta

 

 

 

 

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