Brief an die superreichen Millionäre und Milliardäre

 In Wirtschaft
Reicher Scrooge in Animiationsfilm zu Charles Dickens "Weihnachtsgeschichte"

Reicher Scrooge in Animiationsfilm zu Charles Dickens “Weihnachtsgeschichte”

Wie fühlt es sich eigentlich an, superreich zu sein, während anderswo Menschen hungern und das Geld an allen Ecken und Enden fehlt? Genügt der Hinweis, dass das Geld legal erworben wurde? Wäre es nicht, unabhängig von “Recht” und “Unrecht”, nahe liegend, das Geld, das man in dieser Höhe nicht mehr selbst in Lebensglück verwandeln kann, einfach abzugeben? Und wie fühlt es sich an, zu realisieren, dass Reichtum nicht nur neben Armut existiert, sondern auch zum großen Teil deren Ursache ist? Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Heinz-J. Bontrup spricht hier einmal nicht über die Reichen, sondern zu ihnen. Ein Appell, denn wir nur unterstützen können. (Erschienen in Ossietzky Heft 3/2016)

Ihr unverschämt Reichen in der Welt,

ich bin als Ökonom entsetzt über die neue Oxfam-Studie. Demnach habt ihr 62 Superreichen der Welt so viel Vermögen wie 3,5 Milliarden Menschen auf der Erde zusammen. Und auch die Studie der Schweizer Großbank Credit Suisse kommt zu dem Ergebnis, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung inzwischen reicher ist als der gesamte Rest der Menschheit. Ihr werdet schon allein durch den Zinses-Zins-Effekt immer reicher und die Armen immer ärmer. Für Euch Reiche ist das Geld doch längst ohne jede Funktion und euer erbeuteter Superreichtum völlig sinnlos. Wie könnt Ihr damit leben, dass Euer Vermögen die Ursache für die grausame Verarmung, für so viel Elend auf der Welt ist. Das Menschen sterben müssen, weil sie nichts zu essen und kein trinkbares Wasser haben. Außerdem ist Verarmung und Verelendung die wesentliche Ursache für Kriege, aus denen Ihr dann auch noch Profit saugt.

Ihr zerstört mit Eurer Raffgier die Umwelt und raubt für Euren Profit die Rohstoffe der Erde aus. Ihr lasst andere Menschen für Euch arbeiten ohne Rücksicht auf deren Arbeitsplätze und Gesundheit zu nehmen. Ihr habt auch keine Hemmungen durch Eure Spekulationen die Weltwirtschaft in die Krise zu schicken, um dann an der Krise noch zu verdienen. Und statt Steuern zu zahlen, geriert ihr Euch am Ende noch mit Euren Stiftungen und Spenden als Wohltäter der Menschheit und wollt dafür gelobt und verehrt werden. Was für ein Zynismus. Dabei entscheidet natürlich nur Ihr, wer was von Euch bekommt und wer nicht. Dies ist zutiefst antidemokratisch. Wie wäre es, wenn Ihr Euer erbeutetes Vermögen den von Euch ausgebeuteten Völkern ganz einfach zurückgebt?

Prof. Dr. Heinz-J. Bontrup, Wirtschaftswissenschaftler

PS: Und den herrschenden politischen Volksvertretern sei gesagt: Schlaft weiter!
Erschienen in Ossietzky Heft 3/2016

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