Coronoia: Potemkinsche Haltung

 In FEATURED, Politik

Per se verdächtig: der Chinese

Gut und Böse können nicht daran bemessen werden, was jemand tut; vielmehr kommt es darauf an, wer der Handelnde ist. So sind harte Corona-Maßnahmen gut, wenn sie in Deutschland verhängt werden, und böse, wenn dies in China geschieht. Ziviler Widerstand dagegen ist widerwärtige Demokratiefeindlichkeit in Deutschland, jedoch begrüßenswerter Heldenmut in China. In diesem nicht mehr ganz neuen, jedoch nach wie lesenswerten Artikel widmet sich der Autor der verbreiteten Doppelmoral im Westen. Denis Schneble

Die potemkinschen Dörfer stehen bekanntlich für vorgespiegelte falsche Tatsachen, hauptsächlich unter Verwendung von Attrappen und / oder Schauspielern. Etwas absolut Leeres bzw. Hohles oder auch völlig Ver- oder Runtergekommenes wird mit einer schönen Fassade versehen, um als hübsche Kulisse einer künstlich geschaffenen Scheinrealität zu dienen. Ähnlich verhält es sich mit der „Haltung“ vieler, sich für „die Guten“ haltenden Menschen. Was die „Woke“-Szene anlässlich der Vorgänge in China aktuell einmal mehr abzieht, verschlägt selbst einem ausgewiesenen Misanthropen wie mir die Sprache.

Diejenigen, die sich seit rund drei Jahren exakt jene „chinesischen Verhältnisse“ wünschen und denen keine „Maßnahme“ streng und hart genug sein konnte; die die kranken No- und Zero-Covid-Phantasien auch hier umsetzen wollten, folgen dem einmal mehr nur noch nach orwell’schen Maßstäben agitierenden politischen und medialen Mainstream – und verteidigen urplötzlich den punktuell aufkeimenden Widerstand in einigen chinesischen Städten gegen exakt jene harte Lockdown- und No-Covid-Politik, die sie sich hier immer erträumt haben! Wie viel verlogener geht es denn eigentlich noch?

Es ist nicht lange her, da wurde in diesem Zusammenhang sogar geleugnet, dass es in diesem Scheißland voller Bücklinge und Arschkriecher überhaupt so etwas wie „Lockdowns“ gegeben habe. „Wir hatten doch gar keinen richtigen Lockdown!“ hieß es da immer wieder (in einem enttäuschten Tonfall). „Querdenker“ – oder noch nieveauvoller: „Querficker“ – seien schuld daran, dass das Virus noch nicht besiegt sei! Diese autoritären Charaktere haben die exzessive und brutale Gewalt der Polizei und unzähliger Behörden bejohlt, als den Menschen das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit vollkommen willkürlich genommen wurde. Sie geiferten, diese Demonstranten oder Spaziergänger würden die Leben unzähliger Menschen „gefährden“. Sie forderten Berufsverbote für Pflegerinnen, die an den Demos in Berlin teilnahmen.

Sie ignorierten, dass im ersten, besonders hysterischen „Lockdown“ unzählige Menschen vor allem in den Heimen einsam verreckt sind. Und unzählige, vor allem kleine Selbständige ruiniert wurden. Ebenso, dass man die Seelen und Psychen unzähliger Kinder für immer zerstört hat. Sie hatten kein Problem damit, dass man Eltern von Seiten sogenannter „Gesundheitsämter“ mit dem Entzug des Sorgerechts drohte; der zwangsweisen „Absonderung“ ihrer Kinder oder gar ihrer selbst in irgendwelche „Einrichtungen“, wenn sie sich nicht an die Quarantäneverfügungen halten.

Man hat zwei Jahre in Folge das Neujahrsfeuerwerk verboten, den Besuch beim familiären Weihnachtsfest „reguliert“. Man hat sich selbst exekutierende Gesetze geschaffen, die an eine „Inzidenz“ von 100 u. a. „Lockdowns“ und „Ausgangssperren“ knüpften. Man hat „Ungeimpften“ verboten, Weihnachtsmärkte zu besuchen und wie im Rausch Volksverhetzung betrieben. Eine nur noch als faschistisch zu bezeichnende „Impfpflicht“ im Krankheitsunwesen etabliert – und wollte diese auch noch auf die gesamte Gesellschaft ausweiten. Man ruiniert mithilfe der politischen Justiz auch weiterhin systematisch die Existenzen vieler Ärzte, die a ausgestellt haben.

Aber – so sagen uns diese rückgratlosen Menschen, die sicher alles nur keine „Haltung“ haben – das sei ja alles nicht mit China zu vergleichen. Denn China ist bekanntlich böse, eine Diktatur! Dient es doch seit jeher als Erzählungsstabilisator, wie gut wir es hier im Vergleich doch hätten. Vergessen, dass man sich fast drei Jahre lang daran ergötzt hat, wie konsequent die chinesische Regierung doch all die technokratischen Mittel einsetzt, von denen man im Westen auch so begeistert ist, um die Menschen zu unterdrücken. Wie feucht das Höschen wurde, als von „grünen Zonen“ und täglichen „Massentests“ berichtet wurde. Vom Vorzeigen des QR-Codes auf dem orwell’schen Taschen-Televisor, um irgendwelche Einrichtungen betreten zu dürfen.

Diese Menschen sind der sprichwörtliche Pudding, den man nicht an die Wand nageln kann. Sie haben, ich schreibe das nicht zum ersten Male, absolut keinerlei „Haltung“. Sie vertreten keine gefestigten(!) eigenen Werte, sondern grenzen sich ausschließlich negativ von irgendwelchen Antagonisten ab, auf die die Finger des politisch gesteuerten Mainstreams zeigen. Es ist die pure arschkriecherische Beliebigkeit von Untertanen, deren einziges Talent darin besteht, unentwegt Ausreden für ihren grenzenlosen Opportunismus zu finden, welche wiederum in ihrer offenen Widersprüchlichkeit schier atemberaubend sind.

Diese Menschen leiden nicht an Realitätsverlust, sie genießen ihn. Ihre potemkinsche Pseudo-Haltung ist ein Paradebeispiel für das, was Orwell in seinem Meisterwerk „1984“ als Zwiedenken bezeichnet. Diese Menschen haben sich jeglicher Logik entledigt; sie besitzen auch kein Ehr- oder Schamgefühl und sind vollkommen unfähig, zu differenzieren. Sie sind gemeingefährliche Normopathen, ohne die jedes totalitäre System gar nicht erst funktionieren könnte. Man muss einmal mehr Hannah Arendt zitieren:

Aber, so die sich urplötzlich für die Versammlungsfreiheit von chinesischen, rechten, die Gesundheit anderer Menschen gefährdenden Nazi-Schwurblern und Querdenkern Einsetzenden, sei China ja schließlich eine „Diktatur“! Und wir hier eine „Demokratie“! Diese binäre Einteilung der Welt in „gut“ und „böse“ reicht diesen Schwachmaten erneut als Rechtfertigung für ihren Zwiedenk; wie er schon im Juni 2020 reichte, um die BLM-Demos zu rechtfertigen. Dass man hier als die faschistischen Corona-„Maßnahmen“ Kritisierender in diesem ach so freiheitlichen System gar als „Delegitimierer“ des Staates politisch verfolgt wird? Egal!

Dass „Maßnahmen“ wie all jene, die in diesem Land in den letzten drei Jahren angewandt wurden, objektiv(!) betrachtet sicherlich alles, nur nicht „demokratisch“ waren oder vor allem in ihrem Ausmaß noch einer freiheitlichen Gesellschaft entsprochen hätten (vor 2020 war etwas in dieser Art hier unvorstellbar), sondern ausschließlich in autoritären Systemen angewendet wurden – damit kann man diesen Idioten nicht kommen, denn das würde sie einmal mehr vollkommen überfordern.

Erstveröffentlichung dieses Artikels im Blog von Dennis Schneble: https://www.ds-pektiven.de

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