Dem Linken ist die Natur wurst

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Eine kleine Polemik. “Der Mensch ist, was er isst”, heißt es. Was aber essen Linke? Auf jeden Fall wollen sie sich dem nicht dem Verdacht von “Esoterik” aussetzen, daher auf keinen Fall Tofu, Basmatireis und Yogi-Tee. Und ebensowenig Gemüse aus Bio-Landbau, denn das riecht verdächtig nach einer rechtslastigen Blut- und Boden-Ideologie. “Aus regionalem Anbau” ist erst recht verdächtig, da regionalpatriotisch, wo doch bekanntlich die Internationale – also auch internationale Produkte wie argentinisches Rindfleisch, Avocado und Zuchtlachs – das Menschenrecht erkämpft. Und gehören nicht auch die liebeswerten, anständig malochenden Werktätigen in der Massentierhaltung, die Küken-Schredderer und Bolzenschussgerät-Bediener zur Arbeiterklasse, der als Kollektiv unser höchster Respekt gebührt? Ich weiß, das ist ein bisschen polemisch ausgedrückt, aber unser Autor behauptet auch nichts anderes. Bobby Langer

 

Dem Linken ist die Natur wurst. Sie ist ihm Objekt wie alles andere; wohlwollend nutzt er sie allenfalls für Spaziergänge, bei denen er die Natur einordnet, kategorisiert und darüber debattiert, ob sie denn zum gesellschaftlichen Über- oder doch eher Unterbau zu zählen sei. Über Vogel- und Insektenschützer sowie Krötenretterinnen, die nicht verstehen, dass die Natur ein Überbegriff und folglich ein Abstraktum ist, macht sich der Linke lustig, klopft ihnen aber auch gern mal freundlich auf die Schulter – den Retterinnen, nicht den Kröten. Freilich kennt der Linke einschlägige Literatur über die Natur, ist aber über Darwin hinaus selten auf der Höhe der Zeit, weil ihn „das einfach nicht interessiert“. Natur steht ihm auch in einem verdächtigen Blut-und-Boden-Zusammenhang, dem allenfalls Positionen indigener Autonomieprojekte in Lateinamerika ein Gegengewicht bieten.

Aber auch im besten Fall ist die Natur dem Linken „wurst“, dann nämlich, wenn sich die Natur zu Wurst verarbeiten lässt und zuvor Schwein hieß.

Selbst eine domestizierte Natur in Form eines Parks oder Gartens ist dem Linken selten mehr als der eben noch erträgliche Rahmen für einen Sonntagsausflug bei den Großeltern. Insgesamt aber ist ihm der Garten kleinbürgerlich, spießig, gartenzwergig, dem Erkenntnisgewinn wenig bis gar nicht zuträglich und infolgedessen eher schon demenziellen Alterstagen zuzurechnen. Garten reiht sich ein in die gedankliche Kunstperlenkette von Schützenfest, Kegelbahn, Kriegerdenkmalsfeier und Zapfenstreich. Lässt sich der Linke trotzdem einmal überreden, einer Gartenparty beizuwohnen, dann lässt er es sich ostentativ schmecken und ist kumpelhaft, genauer: genossenhaft mit der Arbeiterklasse.

Einen massiven Vorbehalt hat der Linke auch gegenüber allem mystisch-philosophischen Geschwurbel im Stil eines Rudolf Steiner. Das ist weder Vorurteil noch Empfindung, vielmehr kann er das erkenntnistheoretisch begründen. „Dazu muss man Steiner nicht gelesen haben.“ Dennoch gestattet es der Linke seiner Frau, bei der es sich mit zunehmender Häufung um eine „Partnerin“ handelt, ihre Kinder in den Waldorfkindergarten zu fahren, obwohl er „dann doch die emanzipatorische Pädagogik einer Maria Montessori“ bevorzugen würde. Für den Linken gilt nur ein Satz, nämlich dass das Sein das Bewusstsein bestimme. Selbst die Dialektik hat sich angesichts dieser Wahrheit bedeckt zu halten. Unerträglich sind folglich dem Linken, dem wir naheliegenderweise als Vornamen Karl, allenfalls Friedrich, angedeihen lassen, Philosophen, die die Konstruktionen des Egos bzw. bürgerliche, auch linke, Identitäten generell infrage stellen und damit den Erkenntnisanspruch an sich.

Nun bliebe die Frage: Ist der Wurst der Linke wurst? Oder umfassender: Ist der Natur der Linke wurst? Wir würden sagen, ja, aber sicher sind wir uns nicht, wir haben gerade keine Zeit mehr dafür, wir müssen jetzt in den Garten.

Randnotiz: „Wir“ steht natürlich immer für „ich“, eine schwer zu unterdrückende Gewohnheit.

 

Anzeigen von 4 Kommentaren
  • Volker
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    Und gehören nicht auch die liebeswerten, anständig malochenden Werktätigen in der Massentierhaltung, die Küken-Schredderer und Bolzenschussgerät-Bediener zur Arbeiterklasse, der als Kollektiv unser höchster Respekt gebührt

    Was sonst?
    Alle sind gleich.

    Ausgenommen: Yogi-Tee-Wodka-Trinker, Yogi-Sportler mit Gummileib, Menschen-Schredderer, Bolzenschuss-Drohnenlenker in Ramstein aus Freundesland Großbruderstaat sowie alle Psychopathen mit Killerblick Doppelwumms.

    ++ glucks ++

    (…) klopft ihnen aber auch gern mal freundlich auf die Schulter – den Retterinnen, nicht den Kröten.

    Volker allen quakenden Kröten einmal kräftig auf Schultern klopft: Karl, Robert, Frau Doppelwumms, Joe, Wolodyrix Psychorix …. (reicht für den Anfang)

    Garten reiht sich ein in die gedankliche Kunstperlenkette von (…)

    Gartenzwerg-Fetischisten, Parzellen-Besetzer, Gartenlauben-Könige, Gemüse-Maler, Sensen-Schwinger, Wochenend-Strategen….

    (…) nämlich dass das Sein das Bewusstsein (…)

    Sein oder bewusstlos Links sein … (habe wohl was verwechselt)

    Für den Linken gilt nur ein Satz (…)

    Links die Gabel, rechts das Messer,
    schärfen Hackebeilchen.
    Wurschtel-Löhner, Tafelesser,
    warte noch ein Weilchen,
    machen Hackefleisch aus dir.

  • Ulrike Spurgat
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    Ach, Bobby Langer, sie haben schon wesentlich witzigeres von sich gegeben.

    Geradezu lächerlich ist das was ich hier lese und sowas von gestern noch dazu………..

    Der oder die LINKE ist so oder so…oder aber doch anders…. wer weiß das schon ?

    Bobby Langer !

    Nun, dass ich mich  als eine Kommunistin verstehe ist in diesem Zusammenhang uninteressant, allerdings stimme ich mit dem großen Denker und Gelehrten Karl Marx völlig darin überein, dass “das Sein bestimmt das Bewusstsein”.

    Und über Dialektik können wir gerne reden

    Ganz sicher werde ich hier nichts aber auch garnichts rechtfertigen sondern mir selber links treu bleiben. Leider ist es mir unmöglich ihren teils läppischen Bewertungen und Einschätzungen von den Linken so ganz allgemein zu folgen.

    Polemik hin Polemik her.

    Seit vielen Jahren pflanze ich, wenn es meine Zeit erlaubt einiges an Gemüse in MEINEM Bauerngarten an, mehrere Obstbäume die im Sommer Schatten spenden.   Kürzlich erntete ich ca 20 kg Pflaumen; köstlich kann ich ihnen flüstern…. natürlich sind das linke Pflaumen..die z Pflaumenmus und lecker schmeckendem Pflaumenkuchen vom Blech verarbeitet worden sind. An Abnehmern fehlt es nie, und an Lob übrigens auch nicht. Und weiter… Wöchentlich erledige ich meine Einkäufe, wenn es meine Knete erlaubt auf dem Wochenmarkt wo es fast ausschließlich regionales zu kaufen gibt. Man kennt sich. Da ist der Kartoffelmann mit den Bamberger Hörnchen; eine echt leckere Kartoffel, wie auch die Annabel oder die Laura. Da ist der Eiermann mit seinen Eiern!  und den Hühner Eiern, da ist die Geflügelfrau die artgerecht ihr Geflügel hält und wo sicher ist, dass ab und zu gerade in dieser Jahreszeit ein Suppenhuhn für eine Hühnersuppe im Korb verschwindet. Die Birnenernte (Williams Christ) hat den ROTEN Pflaumen in nichts nachgestanden, auweia, obwohl es GRÜNE Birnen sind.  Über die Sommermonate blüht der Klatschmohn, die Kornblumen, die Akelei, die Margaritten, die Ringelblumen, die Nachtkerzen usw in voller Pracht, und der Fotograf verweilt und zückt des öfteren seine Kamera um diesen Moment von einer unbeschreiblichen Schönheit einzufangen. Und dann die Insekten, die gemütlich aussehenden Bienchen die sich mit den Hummeln im Klatschmohn tummeln… In diesem Jahr ist es mit den Beerensträuchern mau gewesen. Mickrig könnte man sagen. Die Kräuter auch die Heilkräuter sind nun abgeerntet, teils getrocknet oder in Öl eingelegt, da sie ganzjährig beim Kochen verbraucht werden stehen sie im Dunkel. Noch was: der kleine Teich mit seinen Seerosen in den Farben: weiß, rosa und rot ist es ein magischer Moment wenn sie aufgehen. Die gelbe Wasserlilie sollte nicht vergessen werden..

    Die Clematis rankt am Holzzaun  neben der betörend duftenden Kletterrose, und der wilde Wein trägt nun sein rotes Kleid, wie jedes Jahr um diese Zeit neben dem satten dunkelgrünen Efeu.

    Und nun zur Bildung: Da ich überzeugt bin, dass es bei der Bildung um Bildung für Alle geht und nicht darum, dass der Geldbeutel der Eltern über die Bildung den Werdegang eines Kindes entscheidet, dass versteht sich ja bei Linken wohl von selbst, stehe ich genau dafür ein, dass Bildung an den Regelschulen auf ein hohes Bildungsniveau gehört, obwohl ich kürzlich eine Empfehlung für einen Jungen für die Montessori Schule gegeben habe. Der Junge würde in der Regelschule so wie sie heute ist mit Pauken und Trompeten untergehen.

    Zu Steiner will ich nichts sagen, spätestens da scheiden sich die Geister ein weiteres mal. Und mit dem Ansatz Maria Montessoris habe ich mich kürzlich intensiv auseinandergesetzt und komme dabei zu ganz eigenen Schlüssen. Sie haben sich sicherlich auch mit dem was sie hier loslassen im Vorfeld substantiell auseinandergesetzt…, allerdings braucht man das heute nicht mehr zu tun, da Analysen wenig gefragt sind, denn es geht ja mehr um Meinungen die man wie eine Unterhose wechseln kann, und das ist beliebig,allemal.

    Das ist das Geständnis einer ganz Linken die naturverbunden ist, ihren Freunden und auch Bekannten, wann immes es möglich zur Seite zu steht, die meistens versucht nachhaltig zu leben, die Fahrrad fährt, Kastanien, Eicheln und  Bucheggern einsammelt, die Igel und anderen Tieren Vögel eingeschlossen jedes Jahr aufs Neue in ihrem überschaubaren Garten willkommen heißt., und die auch noch das Leben mit allem was dazugehört, sei es Schmerz, Freude, Trauer, Verlust und einem immer wieder aufstehen, wenn man fällt, kompromisslos liebt.

    Apropos Wurst: alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei.

    In diesem Sinne: Rotfront !

     

     

     

     

     

     

     

  • Frieda Carlo
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    Super. Ich finde, Herr Langer und Ulike  machen seinen Job beide richtig gut. Immer weiter von “Linken” und “Rechten” reden, es ist wichtig, dass auch weiterhin möglichst viele auf diese Masche hereinfallen! Und dass sie bloss nicht auf die Idee kommen,  ihren Blick, ihren berechtigten Zorn endlich auf die rd. 300 Menschen zuz richten, die uns die Suppe einbrocken, im globalen Maßstab, und zwar Tag für Tag.
  • Freiherr
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    Naja – das Klischeehafte hilft weder noch, bleibt Klischee.

    Ich denke gerade an ganz was anderes: bald treffe ich meine ” Lieblings-Feindin ” Ulrike und ich werde sie in meine Arme nehmen, so sie das zulässst, wir werden Grenzen überbrücken !

     

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