Der Mensch ohne Bargeld

 In FEATURED, Wirtschaft

Autor Egon W. Kreutzer

Aufmerksame Beobachter stellen fest, dass sich die Schlinge um das Bargeld allmählich aber unaufhaltsam immer enger zieht. Die Wahrheitspresse schweigt sich hierzulande weitgehend darüber aus, doch die Fakten sprechen eine bedeutsame Sprache. (Egon W. Kreutzer, http://www.egon-w-kreutzer.de)

Hier, im EU- und Euro-Europa gelten bereits Beschränkungen für Zahlungen mit Bargeld:

Max. Rechnungssumme für Barzahlung:
Italien: 1.000 Euro
Portugal: 1.000 Euro
Frankreich (ab 09/2015): 1.000 Euro
Griechenland (Konsumenten): 1.500 Euro
Spanien: 2.500 Euro
Griechenland (Unternehmen): 3.000 Euro
Belgien: 5.000 Euro
Slowakei: 5.000 Euro
Dänemark: 50.000 DKr, umgerechnet 6.700 Euro

Dass es dabei nicht bleiben wird, ist gewiss.

Die Veränderungen, die ein Fortschreiten der Einschränkung der Bargeldverwendung hervorrufen wird, sind jedoch vielen noch unklar.

“Es macht doch nichts. Mehr als 1.000 Euro pro Monat hebe ich kaum einmal von meinem Konto ab – und damit bezahle ich doch auch nur Rechnungen, die deutlich unter dem Höchstbetrag bleiben. Für mich ändert sich doch gar nichts. Aber den Schwarzgeldgeschäften, den Drogendealern, den Schwarzarbeitern und den Steuerhinterziehern wird das Wasser abgegraben – und das kann doch nur gut sein.”

So die seelenruhige Stellungnahme des guten Staatsbürgers, der in der Einschränkung der Barzahlungen erst einmal einen Segen für sich sieht. Eine Welt ohne Bargeld, alles mit der einen Chipkarte, die zugleich Personalausweis, Gesundheitskarte und Mitgliedsausweis beim ADAC ist, mit der sich die Tür zum Arbeitsplatz öffnet, während gleichzeitig die Gleitzeituhr zu ticken beginnt, das ist doch eine Erleichterung!

Und viele werden hemmungslos “Hurrah” schreien, wenn die Implantation des Chips unter die Haut vom Hausarzt als IGEL-Leistung angeboten wird, weil sie dann nie mehr ihren Ausweis oder ihre Geldbörse vergessen können.

Schöne neue Welt?

Im Prinzip ja. Die Welt wird sich auch ohne Bargeld perfekt organisieren lassen. Es wird sogar preiswerte Chip-Zahl-Kassen für Bettler geben. Da kann man dann im Vorübergehen, ohne auf das Elend auch nur einen Blick zu werfen, schnell mal 50 Cent in den virtuellen Hut werfen, aus dem dafür zum Dank fünf Takte des Frühlingsstimmen-Walzers von Johann Strauß erklingen.

Im Supermarkt kommunizieren die Chips in den Produkten mit der Kasse, die Kasse kommuniziert mit dem implantierten Identitäts-Chip des Kunden, der kommuniziert mit dem Bankkonto – und wenn Deckung vorhanden ist, ist die Ware bezahlt, noch bevor man mit dem vollen Einkaufwagen die Regalreihen verlassen hat.

Es ist fast, als gäbe es überhaupt kein Geld mehr. Was man nicht mehr wahrnimmt, hört auf zu existieren. Wer ein Einkommen hat, das ausreicht, um alle Rechnungen prompt bezahlen zu können, wird sich eines Tages fühlen, wie im Schlaraffenland – so einfach wird das Leben sein, solange die gebratenen Täubchen nicht aufhören, in die hungrigen Mäuler zu fliegen.

Unter dem Aspekt der Praktikabilität des vollständigen bargeldlosen Zahlungsverkehrs ist die Abschaffung des Bargelds eigentlich längst überfällig. Es ist ja nur der Wechsel von einem altmodischen und umständlichen System auf ein neues, komfortables und viel einfacheres System.

Die Einführung eines solchen Systems alleine zur Vereinfachung von Bezahlvorgängen wäre den Regierungen allerdings vollkommen egal.

Das würden sie schlicht den freien Kräften des Marktes überlassen. Sollen sich doch Handel und Banken absprechen und die notwendigen Systeme schaffen – wenn die dann von den Konsumenten akzeptiert werden, ist alles in Ordnung – und wenn nicht, dann geht es uns auch nichts an, denn im Gesetz steht, was gesetzliches Zahlungsmittel ist, wie es auszusehen hat und dass es angenommen werden muss.

Wenn Regierungen Gesetze machen, die den Gebrauch von Bargeld verbieten oder stark einschränken, stecken andere Motive dahinter.

Den Bürgern erzählt man das Märchen von den Steuerhinterziehern, die dann keine Chance mehr hätten, die Gemeinschaft zu betrügen – und die Bürger fressen diesen Köder, weil sie schon wieder vergessen haben, dass die Unternehmen mit den höchsten Gewinnen und die Menschen mit den höchsten Einkommen, also diejenigen, von denen sowohl pro Kopf als auch in Summe am meisten zu holen wäre, auch weiterhin mit Steuerprivilegien ausgestattet sein werden, während dem Frisörlehrling künftig auch noch die dreißig Euro Trinkgeld, die er pro Woche erhält, bei der Lohnsteuer und den Beiträgen zur Sozialversicherung angerechnet werden.

Den Bürgern erzählt man das Märchen von den Millionen vollzeitbeschäftigter Schwarzarbeiter, denen nun das Handwerk gelegt werden wird, während der Bürger vergessen hat, dass die Masse der Schwarzarbeit von großen Unternehmen mit dem Mittel der Einschaltung von Subunternehmen, die wiederum Subunternehmen einschalten, die ihrerseits Menschen auf Werkvertragsbasis ausbeuten, zu verantworten ist, und dass die verfolgbaren Geldströme erst dann Verdacht erwecken, wenn sie beim letzten Glied in der Kette, beim ausgebeuteten, illegal beschäftigten ausländischen Arbeiter angekommen sind, der jedoch so leicht durch einen anderen zu ersetzen ist, dass das Geschäft vollkommen unbehelligt fortgeführt werden kann.

Den Bürgern erzählt man das Märchen von den Drogendealern, die nicht mehr wissen, wohin mit den vielen kleinen Scheinen, die sie Tag für Tag von den Abhängigen einsammeln, vergisst aber zu erwähnen, dass Geldwäsche auch dann noch funktionieren wird, wenn es kein Bargeld mehr geben wird. Es gibt tausende von Möglichkeiten, legale Geschäfte vorzutäuschen, um illegale zu verdecken. Die “Spielothek” ist nur eine davon – und obwohl die Behörden genau wissen, dass in den meisten dieser schlecht besuchten, schummrigen Etablissements nur Geldwäsche betrieben wird, gibt es trotz vollmundiger Ankündigungen immer noch keine gesetzliche Handhabe einzugreifen, und man sieht auch keinen Handlungsbedarf, entsprechende Gesetze zu erlassen.

Ich will hier keine Gebrauchsanweisungen für Geldwäscher veröffentlichen, doch ich kann Ihnen versichern, dass findige Köpfe längst die Pläne für die bargeldlose Epoche in der Schublade haben.

Bleibt noch das bisher unerwähnte Totschlag-Argument:

Der Kampf gegen den Terrorismus.

Der Kampf der “Westlichen Wertegemeinschaft” gegen den Terrorismus gleicht auf’s Haar dem Kampf der “Christlichen Religionsgemeinschaften” gegen den Satan.

Satan ist, wie der Terrorismus, immer und überall. Satan wurde in die Welt gesetzt, um den bedingungslosen Gehorsam der Gläubigen gegenüber Gott, vertreten durch seine selbsternannten irdischen Stellvertreter zu prüfen.

Der Terrorismus wurde zum gleichen Zweck in die Welt gesetzt, nämlich um sich des bedingungslosen Gehorsams aller Bürger gegenüber den wahren Herrschern der Welt und ihren in Parteienklüngeln bestimmten nationalen Stellvertretern zu vergewissern.

So wie es die Christenheit als selbstverständlich empfindet, sich ihren religiösen Führern in allen Seelennöten zu offenbaren, in weiten Teilen sogar jedes abweichende Verhalten persönlich und von Ohr zu Ohr zu beichten, so empfindet es das Stimmvieh der Scheindemokratien als selbstverständlich, dem Staat jedes Recht auf Einblick in alle Details seines Privatlebens zu gewähren, deren der Staat mit den jeweiligen Mitteln der Technik habhaft werden kann.

So wie die Christenheit weiß, dass der Kampf gegen Satan erst gewonnen werden kann, wenn die Welt untergegangen ist und das jüngste Gericht stattgefunden hat, wobei Satan weiterhin die Hölle beherrschen wird, wo alle schmoren müssen, die – ohne zu bereuen und um Vergebung zu bitten – gesündigt haben, sollte das Stimmvieh auch wissen, dass der Kampf gegen den Terrorismus erst zu Ende sein wird, wenn endgültig die Neue Weltordnung errichtet ist und sich die selbsternannten Eliten vollkommen sicher sein können, dass nur noch treudoofe Untertanen für ihr Wohlergehen sorgen, weil alle anderen durch Drohnen und anderes Mordgerät ausgetilgt wurden, oder bis zum Lebensende in finsteren Verließen vermodern.

Sonderbar, dass schon in der Offenbarung des Johannes (13,16) auf die Abschaffung des Bargelds hingewiesen wird:

Und es macht, daß die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens. Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.

Wenn nur noch diejenigen kaufen und verkaufen können, die den Chip hinter der Stirn oder unter der Haut der rechten Hand tragen, dann ist die vollständige Kontrolle über alle Transaktionen erlangt.

Die schöne Weisheit, wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten, bekommt damit eine bisher ungekannte, neue und gefährliche Qualität.

Die Älteren unter uns erinnern sich noch, es gab in diesem unseren Lande einmal so genannte Grundrechte. Dazu gehörten zum Beispiel das Post- und Fernmeldegeheimnis, die Unverletzlichkeit der Wohnung, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit, und von alledem abgeleitet, hatte auch das Bankgeheimnis lange Zeit Bestand.

Zu spät haben wir Gewissheit erhalten, dass schon seit Bestehen der Bundesrepublik die Amerikaner so ziemlich alle Briefe öffneten, die über die Grenzen der Republik befördert werden sollten. Als Besatzungsmacht hatten sie sich dieses Recht vorbehalten und fleißig davon Gebrauch gemacht. Dass Telefone abgehört wurden, war vielen auch klar, aber wenn es nicht in der Leitung knackte, konnte man sich noch sicher fühlen. Wanzen, also Abhörmikrofone, waren sündhaft teuer und nur von Spezialisten zu installieren, also blieben sie Geheimdienstoperationen vorbehalten.

Autor Egon W. Kreutzer

Inzwischen wird so ziemlich alles abgehört, aufgezeichnet und ausgewertet, was ‘Mensch’ so von sich gibt. Milliarden von Handys offenbaren jederzeit den Aufenthaltsort ihrer Besitzer, von Mautbrücken herunter werden Kennzeichen erfasst und die Fahrer fotografiert, die beglückenden Kundenkarten, die jedes größere Handelsunternehmen unter die Menschheit streut, geben klar Auskunft über Konsumgewohnheiten, einschließlich des Verbrauchs an Nikotin und Alkohol, Präservativen und Tiefkühlgerichten. Klar, dass es längst die Idee geben muss, die Daten des Einkaufsverhaltens von Millionen Bürgern mit den Daten der elektronischen Gesundheitskarten der gleichen Bürger abzugleichen und daraus den Bedarf an Ärzten, Apotheken und Krankenhausbetten zu ermitteln, während die Krankenkassen heftig mit den Hufen scharren, um endlich Risikoprämien für Fehlverhalten kassieren zu können – und dann wird es eines Tages so weit sein, dass ein nett angestrichener Roboter im Supermarkt dafür sorgt, dass jeder nur noch das kaufen kann, was das “System” im Sinne der Kostendämpfung im Gesundheitswesen erlaubt.

Der Chip ist doch nicht nur der Ersatz für die Geldbörse.

Der Chip ist der Zugangsschlüssel zum virtuellen Ebenbild seines Trägers und dieses virtuelle Ebenbild ist für jedes Lesegerät, in dessen Nähe der Chipträger kommt, vollkommen transparent. An der ständigen Vergrößerung der Reichweite der RFID-Technologie wird fieberhaft gearbeitet. Offiziell bekannt sind Reichweiten bis zu 10 Metern. Was im Geheimen bereits entwickelt wurde und womöglich auch schon zum Einsatz kommt, weiß ich nicht, kann mir aber vorstellen, dass die 50-Meter-Marke bereits überschritten ist.

Wer heute im Internet nach einem neuen Kühlschrank sucht, wird anschließend monatelang mit Werbung für Kühlschränke bombardiert. Es ist keine Kunst, den Browserverlauf eines Surfers auszulesen und daraus Angebote zu kreieren. Hier ist die IP-Adresse das Identifikationsmerkmal.

Ist das Bargeld erst mal weg, wird die ID des Chips ausgelesen und aus den Datenbanken im Hintergrund werden ohne nennenswerte Zeitverzögerung Schlüsse gezogen und Aktionen eingeleitet.

Wir werden es noch erleben, dass wir beim Bummel von unsichtbaren Lautsprechern plötzlich persönlich angesprochen werden:

“Hallo, Herr Kreutzer, wie geht es Ihrem Knie? Ihr MRT von vor vier Wochen sah ja noch ganz gut aus. Dennoch empfehlen wir Ihnen dringend unseren Knorpelstärker “Meniskusplus”, für Sie heute zum Kennenlernen mit 25% Rabatt. Treten Sie näher, unser Servicerobot hat schon alles für Sie vorbereitet. Und, keine Sorge, Sie können sich das leisten. Wir haben Ihr Konto geprüft und eine mittelfristige Liquiditätsrechnung für Sie durchgeführt – Sie wissen, wären Sie nicht liquide, hätten wir Sie doch gar nicht angesprochen.”

Natürlich ist das nicht schlimm. Der Anbieter weiß halt, oft schon vor dem Kunden selbt, wer welchen Bedarf hat bzw. haben wird, und ob er genug Geld hat. Dass die Preise dann dem Geldbeutel des potentiellen Kunden angepasst werden, ist ebenfalls zu erwarten. Gibt es ja heute schon. Je länger man nach einem Kühlschrank sucht, desto kräftiger sinken die Preise. Und das ist bereits eine kundenspezifische Preisgestaltung. Suchen Sie – von einem fremden Rechner aus – nach dem gleichen Kühlschrank, werden Sie feststellen, dass Sie dann erst einmal wieder die Vollpreiswerbung erhalten. Bis auch dort im Laufe mehrerer Wochen immer schönere personifizierte Sonderangebote bei Ihnen eintreffen.

Das funktioniert heute schon. Mit dem Chip als Bargeldersatz lassen sich die Einsatzmöglichkeiten der bereits vorhandenen Software aber noch einmal potenzieren.

Selbstverständlich werden die Besatzungen der Streifenfahrzeuge der Polizei dann nicht mehr eigenäugig nach Straftätern Ausschau halten müssen. Das macht der Personenscanner, der die Chips aller Passanten ausliest und womöglich bei einem Treffer auch gleich noch ein Fangnetz auswirft, womit die Festnahme jedes Verdächtigen zum Kinderspiel wird, das man durchaus auch selbstfahrenden Autos, ganz ohne Polizisten drin, überlassen kann.

Das alles, liebe Bürger, finanzieren wir ausschließlich zu eurer Sicherheit mit euren Steuergeldern, die wir selbstverständlich direkt von euren Konten einziehen, auf der Basis der dort verzeichneten Geldeingänge und der bei uns hinterlegten persönlichen Steuer-Daten.

Natürlich ist das nicht schlimm. Mit dem Bargeldverbot und der dafür eingesetzten neuen Bezahltechnologie kann die Kriminalität äußerst wirkungsvoll bekämpft werden. Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten, und so werden auf den Bürgersteigen bald nur noch vollkommen unbescholtene Bürger unterwegs sein. Niemand muss sich mehr fürchten, alleine auf die Straße zu gehen. Wir fangen ja nicht nur innerhalb von maximal dreißig Minuten jeden Straftäter ein, der eine Straftat begangen hat, wir wissen ja auch schon vor dem Täter, dass er ein Verbrechen begehen wird, und fangen ihn weg, bevor ihm selbst auch nur die Idee kommt, eine Bank zu überfallen, ein Feuer zu legen oder eine Frau zu vergewaltigen.

Es ist doch besser, ein Verdächtiger sitzt hinter Gittern, von dem wir wissen, dass er garantiert eine Straftat begangen hätte, als tausend Unverdächtige in Angst leben zu lassen. Da wird es auch keine langen Prozesse geben. Der Inhaftierte kann nicht bestreiten, dass er in Freiheit eine Straftat begehen würde, oder dies zumindest einmal erwogen zu haben. Um dies zur Verteidigung vortragen zu können, müsste er seine Daten kennen, die jedoch aus Datenschutzgründen geheim bleiben müssen.

Wo der Verdacht noch schwach ist, wenn also nur drei bis fünf von tausend Punkten erreicht sind, wird es Warnungen geben. So, zum Beispiel:

“Sie befinden sich soeben auf einer von uns als schädlich eingestuften Website. Sie sind nicht als legitimierter Medienforscher registriert. Verlassen Sie diese Seite unverzüglich, ansonsten werden Sie nach drei Sekunden auf die Webseite von BILD-online umgeleitet. Dort finden Sie zertifiziert unverdächtige Informationen für Unverdächtige und solche, die unverdächtig bleiben wollen. Selbstverständlich können Sie die Seite egon-w-kreutzer.de jederzeit wieder ansurfen. Sie sind ja schließlich ein freier Mensch, doch müssen Sie eben auch bereit sein, die Konsequenzen aus der Nutzung dieser Freiheit auf sich zu nehmen. Vorsorglich haben wir Ihr Konto bei der Sparkasse für vier Wochen gesperrt. Wir wünschen Ihnen eine befreiende Fastenzeit!”

Man macht das mit Hartz-IV-Beziehern schon eine ganze Weile so. Wer nicht spurt, wird von Amts wegen auf Null-Diät gesetzt. Vier Wochen hält das einer schon durch – und wenn er immer noch renitent ist, dann darf der Manager im JobCenter durchaus in die Verlängerung gehen. Wir werden ja sehen, wer den längeren Atem hat.

Wer nicht mehr kaufen oder verkaufen kann, weil der “große Bruder” es so will, ist verloren. Er kann sich selbst nicht mehr helfen – und es ist kein Problem, auch jegliche Hilfe anderer abzustellen.

Ihm Geld zu geben, geht nicht mehr, weil es kein Geld mehr gibt. Einen Betrag auf sein Konto zu überweisen, hilft nichts, weil sein Konto ja gesperrt ist, außerdem wird im Wiederholungsfall auch das Konto des Senders für vier Wochen gesperrt. Da überlegt man sich das zweimal.

Ja, und für das schwarze Schaf der Familie im Supermarkt auf eigene Rechnung einzukaufen und dann die Naturalien zu übergeben, das funktioniert auch nicht. Erstens wird der Mehrbedarf als verdächtig eingestuft, zweitens kommunziert der Chip in der Bierdose mit dem Implantat dessen, der sie in der Hand hält, und erkennt, dass dieser nicht berechtigt ist, dieses Bier zu trinken, was unmittelbar dazu führt, dass über den Erwerber der Bierdose Sanktionen verhängt werden. An selbstzerstörenden Bierdosen wird noch gearbeitet.

Wer einmal vom System aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurde, kommt nicht wieder rein, solange das System das nicht will, und alle, die ihm helfen wollen, laufen Gefahr, selbst ausgeschlossen zu werden.

Es gab Zeiten, die Älteren von uns erinnern sich daran, als man den führenden Politikern noch ein gewisses Vertrauen entgegen brachte. Sie rangierten in der Skala der Vertrauenswürdigkeit zwar hinter Bankbeamten und Lehrern, aber doch noch deutlich vor Gebrauchtwagenhändlern und Zuhältern.

Wo man sich, unter allen Strichen, als freier Bürger in einem Rechtsstaat gut aufgehoben fühlt, wo man ein ausreichendes Vertrauen in die Rechtschaffenheit seiner gewählten Vertreter aufbringen kann, schrecken auch diese Vorstellungen nicht. Denn es wird ja – erstens – wirklich immer die Richtigen treffen, und – zweitens – wird der Staat mit diesen grundsätzlich menschenwürdig umgehen, sie also nicht verkommen lassen, sondern versuchen, sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern, zu resozialisieren.

Wir leben jedoch im Jahre 2015 und die Reputation des politischen Personals ist auf einen Tiefpunkt gesunken. Ikonen, wie “Mutti” werden zwar nach wie vor von Millionen “angebetet”, aber nur, weil sie Angela Merkel eben überhaupt nicht mit der CDU oder der großen Koalition oder deren Politik in Verbindung bringen. Derartige Volksverblödung wirkt ausgesprochen nachhaltig, Die Leute, die beim letzten Mal auf diese Masche hereingefallen sind, sterben inzwischen aus, doch von denen, die noch leben, hört man auch heute noch: “Das hat der Führer nicht gewusst.”, und, “Nicht alles was der Führer gemacht hat, war schlecht.”

Das sollte man nicht vergleichen, ich weiß, aber wenn ich heute mit jungen Leuten ins Gespräch komme, dann sind viele von Ihnen von der Ikone “Merkel” so verhext, dass sie “Mutti” wie eine Heilige verehren und an ihr weder Schuld noch Sünde, weder Fehler noch gebrochene Versprechen feststellen können – und manche sagen halt auch heute schon wieder: “Ja, es mag ja sein, dass nicht alles richtig war, da kenne ich mich zu wenig aus, aber sie hat doch unbestreitbar sehr viel Gutes für Deutschland getan, mehr als jedem anderen zuzutrauen wäre, also ich möchte wirklich keinen anderen als Bundeskanzler.”

O.K., Ich stelle fest, die Masse der Unverdächtigen hat sich bereits in der ihr zugewiesenen Rolle eingelebt. Das “Mal der Unverdächtigkeit” prangt an vielen, vielen Stirnen, noch bevor der Chip implantiert ist. Dadurch ist es schon heute einfach, Verdächtige zu identifizieren und unschädlich zu machen. Das fing mit der Rasterfahnung an und ist mit den legalen und illegalen (also eigentlich nur für Geheimdienste legitimierten) Verfahren der zu 70 Prozent vollendeten Totalüberwachung sich immer noch frei fühlender Bürger noch nicht zu Ende.

Das Bargeldverbot, das aus Gründen der Terrorbekämpfung zweifellos kommen wird, das aber auch gebraucht wird, um ein großes Schlupfloch zur Vermeidung der ebenfalls zu erwartenden, flächendeckenden negativen Zinsen zu schließen, ist das Mittel der Stunde, um die Totalüberwachung auf 99 Prozent zu bringen. Was da an direkter Überwachung noch fehlt, lässt sich mühelos aus den erfassten 99 % ableiten. Der gläserne Bürger nimmt Gestalt an – und es wird eine Elendsgestalt sein, ein Abziehbild von einem Bürger, dem man am Ende auch guten Gewissens noch das umständliche Rituals der Stimmabgabe bei Wahlen erlassen kann.

Der Staat weiß doch sowieso, wer wie wählen wird. Die Erkenntnisse aus den Datenbanken der Überwacher, gemixt mit den Erfahrungen der Demoskopen, wird die Vorhersagewahrscheinlichkeit derart verbessern, dass wirklich nicht mehr gewählt werden braucht.

Und, seien wir doch einmal ehrlich, Wahlen helfen ja doch nichts mehr.

Das SYSTEM ist bereits erstarrt. Es ist nicht mehr in der Lage, sich zu verändern, es kann sich nur noch perfektionieren – und mit jedem Schritt der Perfektionierung erstarrt es weiter.

Das System lähmt die Bürger, es sperrt jeden einzelnen und alle miteinander in Käfige, die so eng sind, dass man auf die Freiheit in Legehennenbatterien neidisch werden könnte.

Heute Morgen, im ARD-ZDF-Morgenmagazin kam ein Rechtsanwalt zu Wort, der als Ratgeber für Rechtssuchende, nicht etwa als Systemkritiker, erklärte, das Recht sei so komplex, dass kein Anwalt sich überall auskennen könne. Daher gäbe es spezialisierte Fachanwälte, und ich füge dem noch hinzu, unter diesen wiederum gibt es spezialisierte Spezialspezialisten, die, wenn man sie sich leisten kann, immer für einen Freispruch, mildernde Umstände oder einen geschickt eingefädelten Deal gut sind.

Ich weiß, dass ich keine Ahnung habe, an welche Gesetze ich mich zu halten hätte, würde ich sie denn kennen. Ich habe aufgehört, mir deswegen Sorgen zu machen. Der Gesetzeswust, in dem wir ebenso gefangen sind, wie in der Totalüberwachung, dient direkt zu 70 Prozent, indirekt jedoch zu 99 Prozent der Interessenswahrung des Kapitals. Solange ich nicht mindestens 50 Millionen auf einem Konto auf den Cayman-Inseln gebunkert habe, habe ich auch kein Interesse an der Durchsetzung und Einhaltung solcher Gesetze – und diejenigen, die ein Interesse daran haben, werden in den meisten Fällen gar nicht bemerken, dass da so ein “Nichts” überhaupt gegen ihre Interessen verstößt.

Und wenn sie mich erwischen? Dann habe ich Pech gehabt. Unkenntnis schützt vor Strafe nicht. Dieses Pech kann aber gar nicht so schwarz sein, wie mein Leben aussähe, würde ich auch nur anfangen, feststellen zu wollen, welche der Millionen Seiten von Gesetzestexten und Kommentaren von mir bei welcher Gelegenheit zu beachten wären.

Es ist nicht feststellbar.

Kein Rechtsgelehrter ist dazu in der Lage.

Warum soll ausgerechnet ich mir die Mühe geben?

Mir reicht mein gesunder Menschenverstand und ein natürliches Rechtsempfinden um mein Handeln so auszurichten, dass ich mich jeden Morgen ohne Scham im Spiegel anschauen kann.

Wenn unsere Politiker das aufrichtig und ehrlich von sich ebenfalls sagen könnten, wäre schon viel gewonnen

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