Der Mythos der Heil bringenden Herrschaft

 In FEATURED, Politik

Wir Menschen tragen eine tiefe Sehnsucht in uns; eine Sehnsucht nach einem vollen, geglückten Leben. Diese Sehnsucht können wir nur ausleben, wwnn wir in herrschaftsfreien Verhältnissen leben. Vor 5000 Jahren sind jedoch mit der Entwicklung des Kapitalismus Herrschaftsstrukturen enstanden, die die Entfaltung der Menschen behindern und die Menschheit an den Rand des Kollapses gebracht haben. Wenn wir in Fülle leben (und als Menschheit überleben) wollen, dann müssen wir Herrschaft, Kapitalismus und Patriarchat hinter uns lassen. Dazu braucht es drei Bausteine: mehr Achtsamkeit mit uns selbst, die Pflege von authentischen Verbindungen zwischen uns Menschen und eine neue Wirtschaftsordnung.  Auszug aus “Herrschaftsfrei leben!”, erhältlich im Sturm-und-Klang-Shop. Markus Pühringer

„Jedes System braucht einen Mythos oder eine Geschichte, um zu erklären, warum die Welt aussieht wie sie aussieht, und warum geschieht was geschieht. Eine Geschichte häufig genug erzählt und im Alltag bestätigt, hört auf eine Geschichte zu sein und wird schließlich als Wirklichkeit angenommen.“ Liv Larson

Mythen sind mächtig. Mythen erklären uns die Welt. Mythen erzählen uns, woher wir kommen und warum die Welt, in der wir leben, gut und richtig ist.

Mythen sind dann besonders mächtig, wenn sie unsichtbar sind. Gesellschaften, die kollektiv an einen Mythos glauben, fällt gar nicht mehr auf, dass da überhaupt ein Mythos ist.

Herrschaft, Kapitalismus und Patriarchat haben vor gut 5000 Jahren einen neuen Mythos begründet. Ich nenne ihn den Mythos von der Heil bringenden Herrschaft.

Der Mythos sagt: Herrschaft im Sinne gewaltiger Machtkonzen- tration (Herrschaft, Staat, gesellschaftliche Institutionen, hierarchische Organisationen) müsse sein. Ansonsten drohe Chaos und Anarchie.

Nur weil es Herrschaft gebe, gebe es gesellschaftliches Wohlergehen: Wohlstand, Fortschritt und kulturelle Entwicklung. Herrschaft, Kapitalismus und Patriarchat sind unterschiedliche Perspektiven auf ein großes, globales Phänomen. Gemeinsam ist ihnen der Glaube an die Notwendigkeit einer hierarchischen Gliederung unserer Gesellschaft. Diesen Glauben halte ich für die Essenz des Mythos von der Heil bringenden Herrschaft.

Wie jeder Mythos hat auch dieser Mythos seine Gründungsgeschichte: Diese ist in vielen verschiedenen Facetten im modernen Geschichtsunterricht nachzulesen. Dort wird im Wesentlichen gelehrt, dass menschliche Geschichte erst so richtig beginnt, als der Prozess der sogenannten Zivilisation startet. Als Wiege der menschlichen Zivilisation werden die Gesellschaften der Sumerer im Zwischenstromland oder in Ägypten bezeichnet. Dabei wird uns suggeriert, dass erst dieser Prozess der Zivilisation die menschliche Kultur auf ein höheres Niveau gebracht hat: Schrift, Architektur, Baukunst, Handwerk u.v.a.m. hätten sich erst entwickelt, als Menschen in den Prozess der Zivilisation getreten sind. Weil der Prozess der Zivilisation in Mitteleuropa erst vor gut 2.000 Jahren begonnen hat, halten wir unsere Geschichte für deutlich jünger. Dabei drängt sich der Eindruck auf, „dass es in früheren Epochen bis zur Ankunft der indoeuropäischen Eroberer von wilden Stämmen bevölkert war, deren kultureller Entwicklungsstand kaum der Rede wert ist.“

Der Prozess der Zivilisation ist mit einer Organisationsform aufs Engste verbunden: Herrschaft. Also bezeichnet unsere moderne Geschichtsschreibung Gesellschaften erst dann als entwickelt, als sie komplexere Herrschaftsformen herausgebildet hatten. In unserer modernen Geschichtsschreibung werden Menschen erst als volle Menschen wahrgenommen, als sie begonnen haben über andere zu herrschen.

Herrschaft wird typischerweise sozialwissenschaftlich, nach dem Soziologen Max Weber, folgendermaßen definiert: „Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei an- gebbaren Personen Gehorsam zu finden.“ 3 Im Gegensatz zur Macht entsteht Herrschaft erst dann, wenn die Beherrschten die Legitimität der Herrschenden akzeptieren (Legitimitätsglauben).

Es ist nicht zufällig, dass unsere Geschichtsschreibung vor allem an den Herrschenden interessiert ist: an Pharaonen, Königen und Feldherren. Wenig im Blick hat sie das Leben der Beherrschten, der einfachen Leute. Wir sind derart mit der Brille der Herrschaft aufgewachsen, dass uns gar nicht mehr auffällt, dass wir auf Geschichte (und andere Disziplinen) ständig durch die Brille der Herrschaft schauen. Wir können also mit Fug und Recht behaupten: Unsere herrschende Geschichtsschreibung ist die Geschichte der Herrschenden. Sie erzählt die Vergangenheit aus der Perspektive der Herrschenden. Sie erzählt in vielen verschiedenen Facetten den Mythos der Herrschaft.

Nun, es ist der modernen Geschichtsschreibung kein Vorwurf zu machen. In einer Herrschaftskultur wie der unsrigen kann sich nur eine Herrschafts-Geschichtsschreibung durchsetzen. Eine Herrschaftsgesellschaft braucht für ihre Legitimation eine Herrschaftsgeschichte. Nur eine Herrschafts-Geschichtsschreibung liefert eine Rechtfertigung für die herrschenden Glaubenssätze. Nur sie legitimiert die Existenz von Herrschaft und damit für den Lauf der Geschichte.

Im Übrigen gilt: So wie wir eine Herrschafts-Geschichtsschreibung haben, so haben wir heute auch eine Herrschaftsökonomie, eine Herrschaftssoziologie oder eine Herrschaftstheologie. Alle gesellschaftlichen Institutionen müssen sich in einer Herrschaftsgesellschaft in den Dienst der Herrschaft stellen. Daher haben wir heute ein Herrschafts-Bildungssystem, ein Herrschafts-Gesundheitssystem und ein Herrschafts-Produktionssystem. Alle Institutionen müssen der grundlegenden Logik der Herrschaft (=des Kapitals) folgen, damit sie hier Bestand haben.

Allgegenwärtiger Mythos

Wesentliches Kriterium für den Mythos der Heil bringenden Herrschaft ist: Das Heil kommt von außen. Und es kommt von oben.

Oder in eine theologische Sprache übersetzt: Das Göttliche ist im außen. Es ist hierarchisch über uns. Demgegenüber würde der alter- native Mythos, den ich noch entwickeln werde, sagen: Das Heil ist in uns. Das Göttliche ist in uns und damit in allem Lebendigen.
Dieser Mythos ist in vielen verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen wiederzufinden:
• Erziehungssystem: Dem Mythos der Heil bringenden Herrschaft zufolge müssen Kinder erzogen werden. Ihnen muss von außen (Eltern, Kindergarten, etc.) gelehrt werden, was sie zu tun haben und wie sie sich zu benehmen haben. Ohne Erziehung würden Kinder zu unflätigen, asozialen Wesen. (Der alternative  Mythos würde sagen: Kinder entfalten sich von ganz alleine. Sie haben ein inneres Bedürfnis, ihr Wesen zu entdecken und – als von Grund auf soziale Wesen, die wir als Menschen sind – in achtsamen Kontakt mit anderen Menschen zu gehen.
• Bildungssystem: Dem Mythos der Herrschaft zufolge muss uns von anderen (LehrerInnen) gelehrt werden, was wirklich wichtig ist. Der Lehrplan hat sich an den Wünschen und Erfordernissen des Herrschaftssystem zu orientieren. Das bedeutet heutzutage, dass sich das Bildungssystem in den Dienst der Ökonomie zu stellen hat; nicht nur inhaltlich, sondern auch metho- disch. Neben den Inhalten haben die Schülerinnen Tugenden wie Pünktlichkeit, Disziplin, Gehorsam, u.v.a.m. zu lernen. Wer nicht spurt, wird bestraft (=schlechte Noten). Da zeigen sich viele Parallelen zur Arbeitswelt. Dort heißt es dann: Wer nicht spurt, erhält keinen Job oder wenig Gehalt. (Der alternative Mythos würde sagen: Der Mensch will von klein auf seine Potenziale entfalten und geht mit Freude auf die Welt zu. Er will von sich aus lernen, was es alles auf der Welt gibt. Freilich interessiert nicht alle Menschen das gleiche, aber das ist ja auch gar nicht nötig. Wir können darauf vertrauen, dass sich in Gemeinschaften alle wichtigen Talente entfalten, die fürs gute Leben wichtig sind.)
• Gesundheitssystem: Dem Mythos der Herrschaft zufolge kommt das Heil von außen. Das Gesundheitssystem interessiert sich für den Menschen eigentlich nur dann, wenn er erkrankt. Dann werden von außen Reparaturmaßnahmen gesetzt (Medikamente, Therapie, Operation, u.dgl.) und der Körper soll wieder funktionieren. (Der alternative Mythos würde sagen: Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk an Selbstheilung. Daher sollten wir ihn ständig unterstützen, auch und gerade, wenn er gesund ist: durch gute Ernährung, durch Bewegung, durch seelische Ausgeglichenheit, usw. – Und wenn er erkrankt, könnten wir auch danach fragen, was ihn erkranken ließ.)
• Produktionssystem: Dem Mythos der Herrschaft zufolge müssen wir uns so verhalten, dass möglichst viel in Geld gemessener Wert produziert wird. Das ist im Interesse des Kapitals, das unser Wirtschaftssystem dominiert. Und es wird uns erzählt, dass das auch in unser aller Interesse sei, weil somit der sogenannte Wohlstand steige. (Der alternative Mythos würde darauf vertrauen, dass die Erde genug für uns alle zur Verfügung stellt. Sie hat es seit vielen Generationen getan und wird es auch in Zukunft noch tun, wenn wir achtsam mit ihr umgehen.)
• Politisches System: Politische Bewegungen von links bis rechts teilen diesen Mythos: Herrschaft müsse sein. Linke und rechte Ideologien unterscheiden sich „nur“ in der Auffassung, was gute Herrschaft sei. Das Heil müsse von oben kommen. (Der alternative Mythos würde sagen, dass Herrschaft an sich das Problem sei. Menschen seien für das Leben in überschaubaren Gemeinschaften gemacht. Also gelte es die Machtkonzentrationen zu überwinden. Wenn wir wieder besser lernen, auf das Göttliche in uns zu vertrauen, dann können wir den Weg in eine herrschaftsfrei(er)e Zukunft gehen.)

Überall ist prinzipiell das gleiche Schema zu finden: Dem Mythos der Heil bringenden Herrschaft zufolge liegt das Heil, das Göttliche im außen. Und es ist oben zu finden: Bei den Expertinnen,  bei den Mächtigen oder bei den Herrschenden. Damit das Heil (Wohlstand, Fortschritt, …) auf die Menschen herniederkommen kann, müssen sie im Sinne der herrschenden Logik funktionieren.

Freilich gibt es in allen Systemen auch Freiheitsgrade. So auch in unserer heutigen Gesellschaft:

• Es gibt Eltern, die für die Entwicklung ihrer Kinder wundervolle Begleiter sind und sich oft daran erfreuen, wenn ihre Kinder ihre Potenziale entdecken.
• Es gibt LehrerInnen und Schulen, die im herrschenden Schulsystem bestmögliche Rahmenbedingungen schaffen, damit sich
Potenziale von Kindern entfalten können.
• Es gibt im Gesundheitssystem auch ein Umdenken: mehr Fokus auf die Beziehung zwischen Arzt/Ärztin und Patient/in, Prä- vention, gesunde Ernährung, usw.
• Es menschelt auch in der Arbeitswelt: Manche Menschen können dort ihre Potenziale ein Stück weit entfalten. Viele Menschen knüpfen in der Arbeitswelt mit anderen Menschen soziale Be- ziehungen, aus denen sich tiefe persönliche Freundschaften entwickeln.
• Politik versucht manchmal auch Machtkonzentrationen zu verhindern. Sie fördert z.B. kulturelle Ausdrucksformen in Kunst und Kultur, die sich kritisch mit Herrschaft auseinandersetzen.

Siehe das Prinzip der Subsidiarität (= Stärkung der unteren Ebenen) bzw. lokale Wirtschaftskreisläufe. Manchmal wagt sie es auch, die Interessen des Kapitals zu durchkreuzen (z.B. durch Vermögens- oder Erbschaftssteuern).

Das ändert aber nichts daran, dass sich der Existenzgrund aller gesellschaftlichen Institutionen an den Erfordernissen der Herrschaft (=des Kapitals) zu orientieren hat.

Der Mythos der Heil bringenden Herrschaft wird tagtäglich in den verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen gelebt. Und er wird uns in den Medien immer wieder erzählt: Zeitungen, Nachrichtensendungen und Talkshows berichten über gute und schlechte Herrscher und streiten über gute oder schlechte Gesetze. Politische Visionen und wirtschaftliche Analysen gehen davon aus, dass es gute Regeln brauche, damit die Wirtschaft (=Kapital) immer weiterwachsen könne. Ja selbst die religiösen Institutionen sagen uns, dass sie wissen, was zu tun ist und die Gläubigen nur ihre Regeln und Gesetze befolgen müssen. Überall begegnet uns dieser Mythos. Er ist zum großen Glaubenssystem der Moderne geworden.

Mythos der Herrschaft = Mythos des Kapitals

Eine zentrale These dieses Buches ist: Herrschaft verdankt ihre Existenz der Dynamik der Kapitalakkumulation. Die grundsätzliche Logik der Kapitalakkumulation ist, dass Reichtum mit einer jährlichen Prämie belohnt wird. Ich halte diese „Reichtumsprämie“ für den zentralen Skandal des Kapitalismus.

Die Reichtumsprämie ist nichts anderes als institutionalisierter Diebstahl in kolossalem Ausmaß. Vor allen Augen und ohne schlechtes Gewissen werden Jahr für Jahr riesige Summen von Geld von der Allgemeinheit an die Reichen transferiert. Ca. 2530 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung gehen Jahr für Jahr – völlig leistungslos! – an die Reichen und festigen so deren Herrschaft. (Um eines gleich klar zu stellen: Übeltäter sind nicht einzelne (reiche) Personen, sondern das System an sich.) Wir sind alle mit dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit aufgewachsen, sodass wir diesen Skandal gar nicht mehr richtig wahrnehmen.

Weil Herrschaft so eng mit Kapital verbunden ist, ist der Mythos der Herrschaft zugleich ein Mythos des Kapitals. Dieser Mythos der Heil bringenden Herrschaft (respektive: der Mythos des Heil bringenden Kapitals) hat eine zentrale Funktion. Er sichert die herrschenden Verhältnisse ab und er verschleiert den Skandal des kolossalen Diebstahls. Der Mythos der Heil bringenden Herrschaft schafft die Grundlage für Herrschaft, Kapitalismus und Patriarchat.

Der Mythos der Heil bringenden Herrschaft ist eng verknüpft mit dem „Mythos der erlösenden Gewalt“ 4. Wer sich der Logik
von Herrschaft und Wohlstand in den Weg stellt, darf auch mit Gewalt bekämpft werden: innerstaatlich, aber auch zwischenstaatlich.

Entzauberung des Mythos

Der herrschende Mythos kann mit einer Metapher von P. David Steindl-Rast veranschaulicht werden: Alle Welt glaubt daran, dass die prinzipielle Gesellschaftsstruktur die Form einer Pyramide haben müsse. Man könne bestenfalls über die Steilheit der Pyramide diskutieren oder darüber, wer an der Spitze der Pyramide stehe. Aber der Glaube, dass die Gesellschaft die Form einer Pyramide haben müsse, wird weder von links noch von rechts angezweifelt. In der modernen Version dieses Mythos heißt es, dass die Herrschaft demokratisch kontrolliert werden müsse. Denn genau diese demokratisch kontrollierte Herrschaft bringe der Welt Wohlstand, Fortschritt und Aufklärung. (Freilich sind der demokratischen Kontrolle klare Grenzen gesetzt: Sie darf die Logik von Herrschaft und Kapitalakkumulation an sich nicht ernsthaft in Frage stellen.)
Wie P. David Steindl-Rast glaube ich, dass es die große Aufgabe unserer Generation ist, den Mythos von der Heil bringenden Herrschaft zu entzaubern. Anstelle Gesellschaft ständig in Form einer Pyramide zu denken, müssen wir lernen, an ein Zusammenleben in flachen, hierarchiefreien Netzwerken zu glauben. Dafür  braucht es einen alternativen Mythos; einen Mythos, der das Leben will; einen Mythos, der das Leben in Fülle will. Ich nenne ihn den Mythos vom Paradies. Dabei handelt es sich um einen sehr, sehr alten Mythos.

Ich bin überzeugt, dass wir als Menschheit in unserer Generation an einem Punkt angelangt sind, wo es an der Zeit ist, den Mythos der Herrschaft hinter uns zu lassen: Wenn wir den Prozess der sogenannten Zivilisation immer weiter so forttreiben, werden wir als Menschheit von diesem Planeten verschwinden. Die sich anbahnende große globale Krise wird die Menschheit nur meistern können, wenn es ihr gelingt, einen alternativen, menschenfreundlichen Mythos zu entwickeln.
Der Mythos vom Paradies Zurück zur Geschichtsschreibung: Es gibt viele Indizien dafür, dass die menschliche Vergangenheit gar nicht so verlaufen ist, wie es uns immer erzählt wird.

Neue historische Erkenntnisse zeigen: Viele technische Inno- vationen wie Getreideanbau, Hausbau, Herstellung von Gefäßen
und Kleidern, die Entwicklung von Schrift, Arbeitsteilung und künstlerischen Ausdrucksformen wurden schon lange vor der
Herrschaftsbildung erfunden und kultiviert. Bevor es vor gut 6.000 Jahren zur Herausbildung von Herrschaftsverhältnissen
kam, lebten unsere Vorfahren in weitgehend herrschaftsfreien Verhältnissen. Diese Zeit war geprägt von Frieden und Wohlstand, „in der die soziale, technologische und kulturelle Evolution große Fortschritte machte.“

 

Markus Pühringer:

Herrschaftsfrei leben!

Wie wir Menschen durch Herrschaft, Kapitalismus und Patriarchat aus paradiesischen Zuständen vertrieben wurden… und wie wir wieder dahin zurückkehren können.

Planet Verlag

214. Seiten, € 19,90

Anzeigen von 8 Kommentaren
  • Volker
    Antworten
    Es wird kein Zurück zu sogenannten paradiesischen Zuständen mehr geben, wobei schon der Begriff Paradies als Zukunftstraum an der Realität völlig vorbei geht, als eine mythisch geprägte Vorstellung/Sehnsucht – ein weiterer Mythos.

    Wenn wir in Fülle leben wollen (…) Fülle? Bei über sechs Milliarden Menschen heute, Tendenz nach oben stätig steigend? Und: wie sollte herbeifantasierte Fülle in Zukunft verteilt werden, welchen Menschen stünde sie zu noch, und welches herrschende System würde über Lebensberechtigungen entscheiden.

  • Bettina
    Antworten
    Was bleibt von dem Mythos Venedig eigentlich, wenn die stinkenden, überdimensionierten Stahlrosse, auch Kreuzfahrtschiffe genannt, weiterhin Venedig überfluten, die Lagunen verschmutzen, die Luft verpesten und die Aussicht auf die alten, wunderschönen, venezianischen Fassaden verstellen?
    .

    “Hast du sie auch geseh’n, die Schönen und Blasierten,
    wie sie aufgetakelt von dem Schiff stolzierten,
    gefressen hab schon lang’ ich sie,
    vermissen werd’ ich Kreuzfahrtschiffe nie.”

    .

    #Kultursollbleiben
    #Stinkerraus!
    #bahnfahrenmachtmobil

    .
    Donna Leon Brunetti Titelmusik Theme © by André Rieu @ 2011
    https://youtu.be/zA2nlvRoAfo

  • Piranha
    Antworten
    Und hier noch der Zynismus der Woche:

    gestern verkündet Gerd Müller, seines Zeichens Entwicklungsminister:

    der grüne Knopf in Textilien etikettiert, dass dieses Stück ohne Kinder- und Zwangsarbeit und ohne giftige Chemikalien hergestellt wurde.

    Alles freiwillig und viele viele Ausnahmen.

    Ausnahme Nr. 1: es darf auch Kinderarbeit sein

    Ausnahme Nr. 2: es darf auch Zwangsarbeit sein

    Ausnahme Nr. 3 es dürfen auch giftige Substanzen sein

    Und: von den vereinbarten Mindestlöhnen kann immer noch niemand leben.

    Glückwunsch Herr Minister! Über 50 % der Branche machen eh nicht mit, die anderen freiwillig, solange es den Profit nicht schmälert.

    • Volker
      Antworten
      Ja, Labels aller Art sind der Renner, das neue Gewissen des Verbrauchers, der sich glücklich schätzt, weiterhin beschissen zu werden weiterhin – und nun erst recht – sorgenfrei zu konsumieren. Schummellabels, Schummelsoftware, Bandenkriminalität, na und, Moral bleibt Angelegenheit der Kirche ++glucks++

      Arglistige Politiker sind länger schon der Renner, tarnen, täuschen (Kriegs-Jargon) und mauscheln sich die Säckel voll; merkt ja keiner, wenn standesgemäß betrogen wird, dank Lobbylabels Parteienlabels.

      Man muß es sacken lassen, um den Wahnsinn zu verstehen. Gerd Müller, ehemals Ballprofi, auch Bomber der Nation genannt, wechselt vom Rasen zur Politik und….

      Wegen verschwörungstheoretischer Verallgemeinerung gestrichen, obwohl, hätte ja so sein können – oder nicht?

  • Bettina
    Antworten

    ich muss lernen, wie man träumt,
    den nicht-träumern zum trotz

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    Dieses Gedicht lese ich hier an anderer Stelle, und plötzlich verbindet es sich mit mit diesem Artikel und mit dem, was ich erst letztes Wochenende gesehen, und mit dem, was ich soeben erfahren habe:  eine traurige Geschichte, die schon lange schwelt, dessen ungutes Ende doch niemand wahr haben will, dessen Ende aber so gut wie besiegelt erscheinen mag. Mit ist nach Träumen zumute, aussteigen aus der kalten und brutalen Realität, all den Nicht-Träumern zum Trotz. ich möchte mir die Vision und die Hoffnung aufrecht erhalten, auch wenn die Geschichte, auf dem schnöden Aktenpapier von einem schnöden Verwaltungsbeamten unterzeichnet, von den Mächtigen im Zeichen des Profits vorangetrieben, derzeit aktenkundig zu sein scheint. Nein, dieses Ende möchte ich mir anders erträumen.
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    Ich spreche von den Dörfern rund um den Tagebau Hambach und Garzweiler. Manheim wurde bereits platt gemacht, das Dorf gleicht heute einer Geisterstadt. In Morschenich stehen nur noch vereinzelt bewohnte Häuser, die Kirche und der Friedof wurden vor wenigen Wochen entweiht. Auch hier: zugenagelte Fenster und Türen, Häuser, die in Schutt zerfallen, und überall die Abrissbagger, Zäune für die Abrissmaschinen und ein morscher Zaun, dessen Tür im Winde auf und zuschlägt und quietscht. Eine alte Frau, eine Bäuerin war noch zu sehen. Sie wohnte noch in einem bewohnbaren Haus zwischen verlassenen, geräumten Häusern und pflegte die Rosen ihres Vorgartens. Ich wagte es nicht, sie anzusprechen.
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    Letzten Sonntag, zum Tag des offenen Denkmals, besuchte ich eine Ortsbegehung der anderen Art: eine Begehung der Orte Keyenberg und Kuckum, vis a vis zum RWE Tagebau Garzweiler, um mir anzuschauen, welche denkmalgeschützten Kulturgüter aktuell von den Abrissbaggern bedroht sind. Ich sah zwei intakte, alte Dörfer, die bereits seit vielen Generationen existieren. In dieser Gegend hatten sich bereits im 17. und 18. Jahrhundert bäuerliche Familien niedergelassen, der fruchtbare Lößboden bot ihnen eine gute Existenzgrundlage. Seit dieser Zeit existieren die Dörfer, wie auch Kuckum und Keyenberg, und sind gewachsen. Es sind schöne, intakte Dörfer mit alter Bausubstanz, aus dem Orts typischen dunkelroten, hart gebranntem Ziegel erbaut, unter dem Dach mit mit verspielten Gesimsen und Dachüberständen, wo die Schwalben im Sommer Zuflucht finden. Die Dörfer sind gebettet in einen großen alten Baumbestand, ein kleiner Flusslauf speist den Weiher eines alten Rittergutshof, dessen weite, mäandrierende  Parkanlage den Betrachter ins 19. Jahrhundert zurückversetzten lässt.  Hier der Rosengarten, dort das Pferdegestüt, der Bio- Hof, mitten in dem Dorf die Denkmal geschützte alte Schule, die Kirche, in der die Dorfbewohner getauft wurden zur Kommunion gingen geheiratet haben, wo die liebsten begraben sind, der Traditions- Bäcker,  das Vereinshaus, der Sportverein und am Rande des Dorfes die alte Mühle mit der großen, alles überragenden alten Linde, unter dessen Herzen sich bis heute die Liebenden abends treffen.
    Ich sehe noch vor meinem inneren Auge die Blumen bunt den Hauseingang schmücken, den Puppenwagen vor der Tür, den Teddy auf der Bank… All das Leben- es hat gelebt und lebt noch heute.
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    Soeben lese ich, alles, was ich im Rahmen der Vorträgen am Sonntag efuhr, was ich nicht für möglich gehalten hatte, weil es in diesen Dorffrieden von früher nicht hineinpasst, soll wahr werden. RWE schafft Fakten, zur Erweiterung der Kohlegruben, zur Steigerung seines Profits.
    Am 19. Oktober schon sollen sie kommen, die Abrissbagger der RWE.
    Ich stehe fassungslos davor.
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    Unruhige Zeiten mein Schatz

    Hast du sie auch gehört und geseh’n,
    die Rufe der Angst, die um die Dörfer weh’n,
    die Höfe, die Brunnen, die Kirchen, den Turm,
    zum Tode geweiht, im bebenden Sturm?

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    Noch heut‘ unterm Mond bleibt uns das Herz uns’rer Linde,
    schon morgen wird sie gefällt – es rauen die Winde.
    Die Bagger, mein Schatz, horch nur, sie nah’n! –
    Bebend und gierig verschluckt uns ihr Wahn.

    (BB / 08-09-19)
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    Mir fäkkt gerade dazu ein Gedicht ein. Es ist ein Teil des Canto General Mikis Theodorakis & Pablo Neruda). Es ist der Teil, den Mikis Theodorakis für seinen, noch vor der Uraufführung verstorbenen Freund Pablo Neruda als Requiem geschrieben hat: das Neruda Requiem Eternam

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    Lacrima für die Lebenden,
    versklavtes Amerika,
    versklavt alle Völker Lacrimosa.
    Du warst die letzte Sonne.
    Jetzt herrschen Zwerge.
    Die Erde verwaist.

    .
    Mikis Theodorakis:
    Neruda Requiem Eternam (CANTO GENERAL)
    https://youtu.be/rep1qPNOjrQ

  • heike
    Antworten
    Liebe Bettina, vielen Dank für diesen Kommentar und viele andere, die mir oft Mut gemacht gemacht haben, da sie mir gezeigt haben, dass ich nicht allein bin.

    Der Hambacher Wald ist ein Austragungsort des Machtanspruches der “alten Zeit” geworden. Obwohl klar ist, dass die Notwendigkeit besteht, aus der Kohleverbrennung auszusteigen, um den CO2-Gehalt der Atmosphäre zu senken und zudem klar ist, wie wichtig die Wälder ebenso dafür sind, muss RWE jetzt beweisen, dass es in seiner Macht steht, diese Kohle trotzdem weiter abzubauen. Der Hambacher Wald ist ein Symbol für die Menschen geworden, die für den Klima- und Naturschutz in Deutschland stehen. Man hätte ihn und die Dörfer erhalten können. Die Kohlekommission hat sich dafür ausgesprochen. Jetzt hat man einige Zeit abgewartet, bis sich der Medienrummel gelegt hat und heimlich, still und leise wird er doch noch abgeholzt, der Rest Wald. Und fast keinen stört es. Und zurück bleibt bei denen, die dagegen gekämpft haben, ein Gefühl der Niederlage.

    Gleichzeitig wird der Klimawandel zwar verstärkt in der Presse thematisiert, aber konkrete Maßnahmen zu seiner Verhinderung/Eindämmung trotzdem gewissermaßen attackiert oder sabotiert. Heute steht in meiner Lokalzeitung, der Freien Presse, ein einseitiger Bericht über das Abschmelzen des Grönlandeises mit sehr vielen Informationen: das Inlandeis schmilzt schneller als erwartet und lässt bereits jetzt den Meeresspiegel weltweit um einen Millimeter pro Jahr ansteigen. Laut der Weltorganisation für Meteorologie hat sich der Meeresspiegel der Erde im vergangenen Jahr insgesamt um 3,7 Millimeter erhöht. Pro Jahr brechen an der Front eines der Gletscher (Jakobshavn-Gletscher) 46 Kubikkilometer Eis ab. Damit könnte man den jährlichen Wasserverbrauch der USA abdecken.

    Der abschließende Absatz des Artikels: “Die Bilanz des Glaziologen Konrad Steffens aus mehr als 30 Jahren Forschung auf Grönland ist pessimistisch: Wenn die Erderwärmung fortschreitet wie bisher, “werden wir die grönländische Eismasse verlieren”. Es fragt sich nur, wie schnell. Wenn man den Massenverlust der vergangenen Jahre von 300 Gigatonnen pro Jahr – 2012 waren es sogar 360 Gigatonnen – zugrunde legt, “dann kann es noch etwa 7000 Jahre so weitergehen, bis die Eiskappe verschwunden ist – und uns dabei einen Meeresspiegelanstieg von sechs bis sieben Metern beschert”, so der Wissenschaftler. Es könne aber auch schneller gehen.”

    Quintessenz: Wir nehmen den Klimawandel jetzt zur Kenntnis, aber wir haben noch viel Zeit und sinnlose Panikmache, und damit auch Maßnahmen zur Eindämmung der CO2-Emission, sind nicht übertrieben nötig. Darüber, dass de Temperaturanstieg der Erde sich garantiert erhöhen wird und nicht auf dem jetzigen Stand sthnbleibt, wenn weiterhin Treibhausgase in diesen Mengen in die Atmosphäre gelangen, kein Wort.

    Mit der Abholzung der Hambacher Waldes gibt man Menschen, die an die Zukunft unseres Planeten denken, eine öffentliche Ohrfeige. Man sollte das wirklich verbieten und den Hambacher Wald zum Naturschutzgebiet erklären. Man könnte die Tagebaugrube fluten und ein neues Biotop enststehen lassen, man könnte Umweltorganisationen und Landschulheimen dort ein Zuhause geben.

     

     

  • heike
    Antworten
    Vor einigen Jahren habe ich mir das Buch „Aus Staub geboren / Leben als kosmische Zwangsläufigkeit“ von Christian de Duve (im Original: „Vital Dust. Life as a Cosmic Imperative“, erschienen 1995) gekauft, in dem der Autor, der viele Jahre das von ihm gegründete Internationale Institut für Zell- und Molekularpathologie in Brüssel leitete und 1974 den Nobelpreis für Medizin erhielt,  vier Milliarden Jahre chemischer und biologischer Evolution auf unserer Erde „zu einem atemberaubenden Panorama der kleinen Schritte und großen Sprünge“ ausbreitet (Klappentext) und „den Bogen von der Entstehung des Universums bis zum menschlichen Geist, von der Erdgeschichte bis zur Kultur“ schlägt.

    Ich finde, es ist ein wirklich sehr gutes Buch, das die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Entstehung des Lebens und des Bewusstseins zusammenfasst und die auftretenden Probleme gut beschreibt.

    Nach vielen interessanten Dingen zur Entwicklung des Lebens auf der Erde beschreibt er im Kapitel „Die Zukunft des Lebens“ u.a. folgendes:

    „Eine der Hauptgefahren für unsere Zukunft ist die Entwaldung. Über 50 Prozent aller Wälder der Erde sind schon verschwunden (mehr als die Hälfte davon in den letzten 100 Jahren), und sie schrumpfen erschreckend schnell weiter. Ursachen sind Kultivierung, Ackerbau, Holznutzung, Abbrennen und Schäden durch Dürre, sauren Regen, Baumkrankheiten und andere Übel. Große Flächen können, der schützenden Bäume beraubt, den geballten Angriffen der Elemente und der Übernutzung durch Menschen und Tiere nichts entgegensetzen. Überall schiebt sich die Wüste vor und erobert das nunmehr leblose Land. Die Sahara, die früher einmal grün war, dehnt sich heute jedes Jahr um über eine Million Hektar aus. In der Sahelzone wächst sie jährlich um fünf Kilometer. Noch schlimmer ergeht es den tropischen Regenwäldern, die jedes Jahr über 15 Millionen Hektar oder zwei Prozent ihrer Gesamtfläche verlieren (das ist ungefähr die Größe Floridas). Wenn es so weitergeht, wird es in 50 Jahren keine tropischen Regenwälder mehr geben.

    Die tragischen Folgen der Entwaldung bringt uns das Fernsehen ständig ins Haus, fast sind sie schon alltäglich geworden. Die ausgemergelten Kinderkörper, die sich an flache Brüste klammern, der verzweifelte Blick der Mütter, die mageren Silhouetten alter Männer und Frauen, die auf den Tod warten, sind uns so vertraut, daß uns derartige Bilder kaum noch berühren. Aber Hungersnöte sind örtliche Tragödien. Ein großer Teil der Welt ist gut ernährt. In vielen Gegenden werden Nahrungsmittelüberschüsse produziert, Silos und Lagerhäuser quellen über, und den Bauern gibt man Geld, damit sie Flächen stilllegen. Hunger ist nicht nur ein biologisches, sondern auch ein politisches und wirtschaftliches Problem. Aber das Verschwinden der Wälder hat noch andere Folgen, weniger sichtbar, aber dafür weltweit und irreparabel.

    Eine davon ist der Verlust der Artenvielfalt. Wie viele biologische Arten es auf der Erde gibt, weiß niemand. In einem Aufruf zur Rettung gefährdeter Arten aus jüngerer Zeit spricht Edward O. Wilson von 1 402 900 katalogisierten Arten. Über die Hälfte davon, nämlich 751 000, sind Insekten, und dazu kommen noch 123 000 andere Gliederfüßler und 106 300 weitere Arten von Wirbellosen. Bei den Wirbeltieren kennt man dagegen nur 42 300 Arten, von denen noch nicht einmal zehn Prozent Säugetiere sind. Die Pflanzen sind mit 248 400 Arten vertreten, die Pilze mit 69 000, die Protisten mit 57 700  (darunter 26 900 phototrophe Algen) und die Bakterien nur mit 4 800. Nach übereinstimmender Ansicht sind diese Zahlen aber viel zu niedrig geschätzt. Die Welt der Bakterien ist fast völlig unerforscht. Und Millionen Insektenarten warten vermutlich noch auf ihre Beschreibung. Nach Wilsons Ansicht <liegt die Gesamtzahl (der lebenden Arten) auf der Erde irgendwo zwischen 10 und 100 Millionen>. Robert M. May, ein Fachmann aus Oxford, bietet eine bescheidenere, aber immer noch ansehnliche Schätzung an: etwa fünf bis acht Millionen.

    Über die Hälfte aller bekannten Arten lebt in den tropischen Regenwäldern, die auch das wichtigste Reservoir für nicht katalogisierte Arten darstellen. Diese Lebensräume zahlen durch die Entwaldung einen gewaltigen Tribut. Nach Wilsons optimistischster Schätzung liegt die Zahl der Arten, die derzeit jedes Jahr durch die Vernichtung der Regenwälder ausgerottet wird, bei 27 000, das sind 74 am Tag oder drei in jeder Stunde. Diese Zahl – das Tausend- bis Zehntausendfache der geschätzten Aussterberate in prähistorischer Zeit – stellt die Zahl der bedrohten Tierarten in den gemäßigten Klimazonen, wie Riesenpanda, Fleckenkauz oder Schlangenhalsvogel, auf die sich das Hauptaugenmerk der Naturschützer richtet, bei weitem in den Schatten – freilich ohne daß diese dadurch an Bedeutung verlieren.

    Die Ausrottung lebender Arten ist nicht nur ein Schaden für Orchideenzüchter, Schmetterlingssammler und Käfernarren. Sie bedeutet den unwiederbringlichen Verlust wertvoller Information und ist damit die biologische Entsprechung zum Brand der Bibliothek von Alexandria im Jahr 641. Das Buch des Lebens wird zu einem großen Teil vernichtet, bevor man es gelesen hat, und damit gehen unersetzliche, lebenswichtige Hinweise auf die biologische Evolution und unsere eigene Vergangenheit verloren. Außerdem verschwinden Ressourcen, die möglicherweise großen praktischen Nutzen haben könnten. Vielleicht ist mit dem täglichen Schrumpfen der Biosphäre schon eine wertvolle Nahrungsquelle für immer verloren gegangen oder aber ein Molekül, das Malaria, AIDS oder eine andere Geißel der Menschheit hätte heilen können.”

     

  • Bettina
    Antworten
    “Ich singe, weil ich ein Lied hab, nicht, weil es euch gefällt…”, singt Konstantin Wecker in seinem fulminanten Lied, einst in einer fulminanten Aufführung, gemeinsam  mit Mercedes Sosa und Joan Baez. Inzwischen gibt es eine wundervolle Wiederaufnahme von Sarah Straub.
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    Ich kann leider nicht singen, doch ich kann erzählen, nicht weil es euch gefällt. Ich kann erzählen von all dem, was ich sehe und erlebe auf meinen ritualisierten Sonntagsspaziergängen in und rund um den Hambacher Wald, da, wo David auf Goliath trifft .
    Man versteht viel von den “Spielregeln” der Rendite- – rein auf Profit ausgerichteten Wirtschaft, die über ihr agieren das gemeine Volk ganz vergisst!!! Ich werde weiter erzählen, und kein Blatt vor den Mund nehmen. Die ritualisierten Spaziergänge rund um den Hambacher Wald und die mir zugetragenen Zusatzinformationen reichen aus,  um das perfide Vorgehen der korrupten Wirtschaft zu erklären.  Irgendwann werden wir, wie einst David, die Stelle bei Goliath finden, mit der wir ihn zu Fall bringen können.
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    Was wir heute brauchen sind weniger Schreiber, sondern mehr Aktivisten, Menschen, die sich engagieren und  auf die Straßen gehen, gegen den Raubbau an Mensch und Natur. Wir sitzen mitten drin, in der Klimakatastrophe. Es ist 5 nach 12. Es muss etwas geschehen!
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    Konstantin Wecker
    “Empört euch!”
    Occupy Frankfurt
    https://youtu.be/RzHVsBS0z90

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