Die digitale Gefangenschaft

 In FEATURED, Gesundheit/Psyche, Medien, Politik

Zu den Tricks der Macht gehört es, dass der Widerstand zunehmend nur noch online stattfindet — wir sollten uns in der analogen Welt wieder näher kommen. Teile und herrsche! Die Corona-Politik der Regierung hat nicht nur viel Anlass gegeben, zu protestieren, sie vermochte es auch, den Protest überwiegend auf virtuelle Kanäle umzulenken und dort weitgehend zu neutralisieren. Fast alle leiden in diesen Tagen. Die Menschen im aktiven Widerstand sind jedoch noch um ein Vielfaches stärker betroffen von den verfassungswidrigen Einschränkungen als Menschen, die sich in einer gemäßigten Diktatur eigentlich ganz wohl fühlen. Andauernd werden sie zu Verhaltensweisen genötigt, die ihrer tiefsten Überzeugung widersprechen. Sie sollen mit Maske gegen den Maskenzwang demonstrieren und isoliert im stillen Kämmerlein gegen die Vereinzelung. Es gibt zwar insgesamt viele Corona-Skeptiker, jedoch leben sie verteilt über das ganze Land und die ganze Welt. Im täglichen Leben fühlen sie sich oft allein und ohne Unterstützung. Wenn wir diese Dynamik durchschauen, können wir die Spielräume nutzen, die wir haben, und möglichst oft offline zusammenkommen. Elke Grözinger

 

Die sogenannten Maßnahmen führen, wenn wir sie nicht befolgen, für uns zu folgendem Erleben: Wir werden ausgegrenzt und ausgeschlossen aus der „Gemeinschaft der Willigen und Fügsamen“, können unsere Einkäufe des Lebensnotwendigen nicht mehr ohne körperliche und seelische Angriffe und Gewalt machen, werden ausgeschlossen aus kulturellen und religiös-spirituellen Veranstaltungen. Dasselbe geschieht uns, wenn wir öffentliche Verkehrsmittel benutzen möchten. Wir leiden noch mehr unter der sogenannten Kontaktbeschränkung, da hierdurch, durch diese von oben diktierte Spaltung, unsere Familien und Freundeskreise zerstört werden.

„Virtuell“ heißt: simuliert, imaginär, nur theoretisch vorhanden

Ein viel größeres Problem ist, obwohl kaum erkannt, weil es so unliebsam ist: Wir verlieren uns in der virtuellen Welt. Wir denken, nur dort könnten wir mit Gleichgesinnten kommunizieren oder „zusammen sein“. Die virtuelle Welt ist jedoch eine Illusion! Es sieht nach Kontakt aus, nach Kommunikation, es sieht so aus, als täten wir da etwas, als würden wir uns dort einbringen und gestalten können. Es sieht so aus, als könnten wir dort „leben“! Wie fatal das ist! Es ist eine Täuschungsmaschinerie!

Die virtuelle Welt, all die Kanäle, wo wir uns tummeln, teilweise fast den ganzen Tag, sie sind nützlich, unbestritten. Sie können perfekt einen Informationsaustausch anbieten; das ist wichtig und gut, wo wir doch sonst keinerlei echte Informationen mehr bekommen können. Doch alles, was wir dort darüber hinaus tun, ist nicht nur eine Täuschung, da steckt der Teufel drin.

Jeder, der intensiv bemüht ist, gerade in dieser Zeit, Menschen zusammenzubringen, mit ihnen gemeinsam eine Arbeit zu tun — zum Beispiel und vor allem im Widerstand —, muss erleben, dass viele gute Ideen und Ansätze nach wenigen Wochen in den Kanälen totdiskutiert sind und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Nicht nur, weil sich dort auch Gegner und Störer tummeln, die alles kaputt machen, wenn von den Widerständlern nicht erkannt wird, wer diese sind. Sondern vor allem, weil dieses virtuelle Medium im Sozialen schädlich wirkt, einfach nur deshalb, weil es ist, was es ist: anonym, unverbindlich, Lebenszeit raubend, Energie und Kraft bindend und vernichtend. Und es trennt in Wahrheit die Menschen voneinander und verhindert echte Begegnung und echte Mitmenschlichkeit.

Systemfehler im Widerstand

Mein Mann und ich erleben das seit vielen Jahren und im gerade vergangenen Jahr ganz besonders: Überall, wo wir beide tätig waren, schon im zeitigen Frühjahr 2020, war dieselbe Entwicklung zu erkennen. Zündende Ideen, zum Teil großartige Inspirationen mit einem enormen Zulauf von Menschen, die darin einen Hoffnungsschimmer erkannten und hochmotiviert mitmachen wollten.

Doch dann kam die Stagnation. Man verlor sich in Kleinigkeiten, stritt wochenlang in diversen Kanälen über die Gestaltung eines Logos oder die Formulierung eines einzigen Satzes, über die Art der Software, die zu nutzen sei. Zahllose virtuelle Arbeitsgruppen entstanden, Posten mussten vergeben werden, um die wiederum auch gestritten wurde und so weiter. Es wurde ein Braten im eigenen Saft, ohne jeden Fortschritt in der Sache — diese wurde unterwegs irgendwie vergessen. Keine Verantwortlichkeit für eine Aufgabe, alles mehr oder weniger unverbindlich.

Von manchem Mitstreiter kannte man nur das virtuelle Pseudonym. Und unsere Mahnungen, einander zu treffen, persönlich kennenzulernen, uns auf die Sache zu konzentrieren, um nicht in Hahnenkämpfen und Rechthabereien zu versinken, wurden ignoriert oder belächelt. Man habe keine Zeit — nie hatte man Zeit —, man wolle warten, bis man einen gemeinsamen Termin finden könne, der allen möglich ist. Ausreden. Das alles sind nichts als Ausreden. Zwischenzeitlich schwand die Anzahl der zuvor Begeisterten; Hunderte, ja Tausende und noch mehr meldeten sich ab. Diese begannen, noch in der Hoffnung lebend, Alternativprojekte zu gründen. Auch dort dasselbe nach kurzer Zeit: keine realen Begegnungen, alles nur virtuell, braten im eigenen Saft, Hahnenkämpfe und so weiter und so fort.

Digitale Gefangenschaft

Wir erlebten das sehr konkret, weil wir nicht nur so am Rande mitliefen, sondern mittendrin waren, immer von Anfang an dabei waren. Und die Wiederholungen sind so auffällig, es ist sogar für Blinde sichtbar.

Heute ist es genauso, es hat sich nichts geändert. Es geht um eine heilige Kuh: die virtuelle Welt! Es ist der Irrtum, diese könne die reale Welt ersetzen. Und der Hinweis darauf genügt schon, um wirklich richtig angegriffen zu werden. Es scheint eine Art Sakrileg zu sein, auf die Gefahren der virtuellen Kommunikation hinzuweisen, und noch schlimmer scheint zu sein, auf echte Begegnung in der realen Welt zu pochen.

Abgesehen von einer Art „digitaler Gefangenschaft“, wie ich das mittlerweile nenne, scheint es eine Angst zu geben vor echter Begegnung mit anderen Menschen.

Darüber hinaus besteht eine Gefahr, die noch nicht bei den Menschen angekommen ist. Angesichts einer augenscheinlich totalen Abhängigkeit von dieser virtuellen Welt, da der Großteil unserer Lebenszeit virtuell verbraucht wird: Was geschieht mit uns, wenn „sie“, die Herrschermächte, uns den Hahn zudrehen, vollständig, so wie man das jetzt von Präsident Trump hört, den man auf allen Kanälen gesperrt zu haben scheint? Was geschieht dann mit uns, vor allem mit uns im Widerstand? Werden sich diejenigen, die am meisten von dieser inzwischen Mediensucht genannten Lebensweise betroffen sind, umbringen, weil sie in eine Entzugskrankheit rutschen? Werden noch Einzelne in der Lage sein, ihre Widerstandsarbeit weiterhin zu tun? Ganz allein, weil sie niemanden in der direkten Umgebung wirklich kennengelernt haben?

Hochwassermeldung!

Seit Monaten kann man auf allen Kanälen und in allen alternativen Medien lesen und hören, was genau die Regierungen planen und wie sie es umsetzen werden. Es ist alles bekannt. Wir wissen es, wir käuen es wieder und immer wieder, Hunderte Artikel befassen sich damit, mit immer demselben Thema, und da steht inzwischen kaum etwas Neues drin. Wir starren wie die Karnickel vor der Schlange auf das, was uns bevorsteht. Und rühren uns nicht, keinen Millimeter. Wir wissen es: Alles wird knapp, die Daumenschrauben werden enger gezogen, wir werden viel bis alles verlieren. Wir wissen es. Und tun mehr oder weniger nichts. Was tut man, wenn man weiß, Hochwasser wird kommen? Genau! Man geht raus und legt Sandsäcke, bringt Dinge in Sicherheit, arbeitet Hand in Hand mit den Nachbarn, versorgt sich und andere mit dem Nötigsten. Das diskutiert man nicht digital. Das tut man analog, real, „in echt“! Was ist hier aber mit uns los, was ist nur mit uns los????

Es geht uns an den Kragen. Und zwar nicht digital, sondern analog. Wir werden es spüren an unseren Körpern, in unseren Seelen, mit unserem Geist. Was auf uns zukommt, das lesen wir, das wissen wir, doch es ist so unvorstellbar, so etwas haben wir noch niemals erlebt. In gewisser Weise scheinen wir das irgendwie zu verdrängen, sonst würden wir nicht seit Monaten dasitzen und digitale Meinungen und Kommentare von uns geben und immer weiter einfach nur dasitzen! Wahrscheinlich wird es keine Großdemo-Partys mehr geben, die wir konsumieren können wie letzten Sommer — so wichtig sie waren und weiterhin sein würden.

Wir müssen in die Puschen kommen, falls das inzwischen nicht schon reichlich spät ist. Wir können nicht warten, bis irgendein scheinbarer Messias kommt, um uns zu retten. Und das Flüchten in spirituelle Scheinwelten wird auch nicht helfen. Das sage ich als zutiefst spiritueller Mensch. Denn auch hier gilt: Es gibt die echte Spiritualität und die verlogene und süßlich-kitschige „Hollywood-Spiritualität“. Nein, auch „das Licht“ wird es nicht richten. Wir werden nicht digital überleben!

Es fängt bei dir an — und nur bei dir!

Wir müssen es selbst tun. Wir müssen selbst rausgehen, die „Sandsäcke schleppen“ und dergleichen. Mit anderen Menschen zusammen. Wir wissen genug, ein jeder von uns weiß genug über die Tatsachen, seit Monaten. Was jedoch nur wenige zu wissen scheinen, ist : Was wollen wir eigentlich? Was ist unser Ideal von uns selbst und von der Gemeinschaft, in der wir leben wollen? Diese Flamme, dieses Feuer kann uns Kraft geben, uns ein Leuchturm sein für das Mammutwerk, das wir bewältigen müssen, und zwar gemeinsam.

Diese Gemeinschaft besteht aus vielen einzelnen echten Menschen in der realen Welt. Wir müssen zueinander finden, einander begegnen, einander kennenlernen, miteinander gut umgehen lernen und zusammenarbeiten, Hand in Hand, im stetigen analogen Austausch. So banal das klingt: Wir müssen einander real helfen können. Es wird um so banale Dinge gehen wie: Woher bekommen wir etwas zu essen? Wo können wir uns aufwärmen? Wie können wir einander unterstützen, wenn wir krank sind, wer hat Ahnung vom Heilen und die Fähigkeiten dazu? Wir werden einander jeden Tag brauchen, dort, wo wir sind, dort, wo wir leben.

Es wird ums pure Überleben gehen. Was wir zum Überleben brauchen, wird nicht vom Himmel fallen, wir müssen uns vorbereiten und unser analoges Netzwerk bilden. Was, wenn es keinen Strom mehr gibt? Keine Heizung? Keine Nahrung? Nützen mir dann meine „Follower“ irgendetwas oder meine Freunde auf Telegram, oder brauche ich jetzt echte Menschen in erreichbarer Nähe? Wir brauchen, ein jeder von uns, unsere mitmenschlichen „Keimzellen“. Wir werden verkümmern und verhungern, wenn wir nicht anfangen, uns zusammenzutun. Wie kann man das so dermaßen ausblenden?

Marathon, vielleicht über viele Jahre?

Wir müssen uns auf einen Langstreckenlauf einstellen. Wir werden noch vieles mehr brauchen. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen einander. Wir benötigen unter Umständen Begleitung bei Einkäufen für das Lebensnotwendige, um Gewalt und Übergriffe zu vermeiden beziehungsweise sie besser zu überstehen, falls es noch etwas in den Läden zu kaufen geben wird.

Wir schaffen diese Herausforderungen nicht ohne echte Gespräche mit Freunden in der realen Welt in Zeiten von Not, Verzweiflung, Verzagen, in Situationen, die als schockierend erlebt werden, inklusive Trost, Ermutigung, Hilfe bei der Aufarbeitung solch traumatischer Alltagserlebnisse. Wir brauchen die Fähigkeiten der Mitmenschen in Form von Unterstützung bei Krankheiten oder in der Kinderbetreuung, und wir müssen wohl unseren Kindern selbst die Schule sein, die es so nicht mehr geben wird.

Abgesehen von allen sogenannten überlebenswichtigen und existenziellen Themen sollten wir auch denken an den Aufbau von Kleinkultur, um den menschengemäßen Anspruch auf Kultur nicht ersterben zu lassen, sowie den Aufbau eines geistig-spirituellen Lebens in Form von Meditationsgruppen, Lesekreisen et cetera.

Wir brauchen Angebote innerhalb der Gemeinschaft, die zum Menschenleben gehören und die für aktive Widerständler noch schwerer zu bekommen sein werden: handwerkliche Hilfe, Haarschnitt, Fahrdienste — öffentliche Verkehrsmittel werden uns zunehmend untersagt oder sind mit gewalttätigen Übergriffen verbunden —, Rechtsbeistand und vieles mehr.

Es ist reichlich spät für all das, obwohl wir schon lange wissen, dass wir es brauchen werden. Das alles läßt sich nicht digital machen. Wir brauchen echte Menschen. Wir sollten dringend anfangen und jetzt nicht wieder damit warten, bis einer beginnt, eine digitale Arbeitsgruppe dafür zu gründen. Das hier, das wird ein jeder selbst in seinem Umfeld tun müssen, und nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für seine Mitmenschen. Die Kraft und die Inspiration erhält man aus dem eigenen inneren Ideal, sofern man das sich aufgebaut oder entdeckt hat. Auch das kann seine Zeit dauern, es muss erarbeitet werden, es wird nicht vom Himmel fallen. In Not rufe ich zu euch allen!

 

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