Die doppelten Silben der Weihnachtszeit
von Holdger Platta
Als der Onkel den Winter im karierten Schnupftuch versteckte, war der
Dezember seit Wochen schon rotes Nasenvolk mit Rotzglockengebimmel, dingdong!
„Ach, schmeckt das gut!“ sagte nun jeder beim Weihnachtgebäck!
Der Onkel stand in der Mitte des hitzigen Zimmers, und seine Backen
kugelten sich rot wie das Funkeln des Schmucks an einem prächtigen
Weihnachtsbaum im Licht seiner Kerzen, Schneetreiben draußen, klingling.
Wir Jungen umstanden ihn, jeder von uns ein unruhiger Sack
voller Wünsche nach einem besseren Leben. Wer bekommt
die elektrische Eisenbahn, wer nur die vernünftigen Socken?
Doch der Onkel dampfte erstmal voller Rundlichkeit,
ein Wohnzimmer, das für lange nur aus einer Tabakspfeife bestand,
und dann klingelte es, ringding, verschmitzt aus seinem Gesicht.
„Jungs“, sagte er, „Jungs, erstmal habe ich jetzt Appetit,
einen ganzen Bauch voll, später sehen wir weiter! Ihr wisst ja,
daß draußen die Kutsche steht mit mindestens einem Goldesel darin!“
Wir bekamen Milchkakao und Kuchen und äugten wieder
und wieder zur Mutter hinüber. Doch die war nur eine steile Falte
auf ihrer Stirn, vor allem, als der Cognac auf den Tisch kam.
Aber der Onkel lärmte sich bis weit in den Abend hinein. Und die Kutsche?
Stand sie noch immer draußen im Schneefall? Der Onkel jedenfalls hatte sie
längst schon vergessen und sagte jede Silbe seit langem schon doppelt.