Die letzte Himbeere

 In Kurzgeschichte/Satire, Roland Rottenfußer

HimbeereÖffentliche Güter sind ein Ärgernins, weil sie sich hartnäckig der privaten Verwertbarkeit zu entziehen versuchen. Insbesondere gilt dies für die Natur, die sich – dumpf vor sich hinvegetierend – ihres Charakters als potenzielle Ware gar nicht bewusst ist. Schluss mit dem Gejammer der Besitzstandswarer und fortschrittsfeindlichen Spaßbremsen! Die Privatsierung der Himbeere ist keine Eskalationsstufe, sie ist erst der Anfang dessen, was unaufhaltsam kommen wird. Ein Erlebnisbericht aus der nahen Zukunft von Roland Rottenfußer.

Sie haben meinen Himbeerstrauch vernichtet. Meinen geliebten Himbeerstrauch, den ich seit fünf Jahren auf meinem Balkon großgezogen habe. Der Eingreiftrupp der Genpolizei hat sich vom Dach mit Seilen herabgelassen. Sie waren mit feuersicheren Anzügen und Helmen ausgerüstet, Schutzhelme und Gasmasken auf dem Kopf. Martialisch sahen sie aus, unangreifbar, furchteinflößend. Anna und ich saßen gerade beim Frühstück, im Bademantel. Es war ein warmer Hochsommertag. Sie kamen ohne Vorwarnung. Ihre schweren Stiefel klatschten auf den morschen Holzbalken meiner Terrasse auf, und ohne sich zu entschuldigen, ohne sich vorzustellen oder sonst ein Wort zu sagen, richteten sie den Strahl ihres Flammenwerfers auf das zarte Pflänzchen, das in einem alten, moosbewachsenen Terrakotta-Blumenkübel leicht im Morgenwind zitterte. Anna flüchtete sich mit einem spitzen Schrei ins Wohnzimmer. Ich konnte mich nicht bewegen und starrte versteinert vor Schreck auf das Geschehen. Ein orangefarbener, fauchender Strahl, ein Schwall von Hitze, der mich zurückweichen ließ, dann schwarzer Rauch, der sich in Schwaden über den ganzen Balkon ausbreitete und Partikel grauer Asche in meinen Kaffee und auf mein Aprikosen-Marmeladen-Brötchen regnen ließ.

Meine geliebte Himbeere war mitsamt der Blumenerde verdampft, der Terrakotta-Kübel war nur noch ein schwarzes Skelett, und mit meinem Himbeerstrauch waren auch die umstehenden Pflanzen vernichtet: meine hochstangigen rosa Cosmeen und mein Hibiskus, der im Herbst zu üppiger, leuchtend roter Spätblüte fähig war. Es waren nur noch zwei Himbeeren am Strauch gewesen, aber saftige, schöne Himbeeren, die ich mir bis zum Schluss aufgehoben hatte. Ich wollte sie Anna als Überraschung zum Nachtisch servieren, eine für sie, eine für mich. Anna mochte es, wenn ich in ganz kleinen, scheinbar unbedeutenden Angelegenheiten an sie dachte. Sie gab mir dann immer einen Kuss und sagte: „Du bist süß!“ Natürlich, man hätte sich einen ganzen Korb SchulzTech-Himbeeren aus dem Supermarkt holen können, sie waren – wie könnte es anders sein – viel größer und makelloser als meine kleinen Balkon-Beeren. Aber ich hatte eben über die Jahre eine besondere Beziehung zu meinem kleinen Strauch entwickelt.

Der Samen des Himbeerstrauchs musste vor fünf Jahren ganz zufällig von ferne mit dem Wind zu mir hinübergeweht sein. Mein leerer Blumenkübel war Brachland gewesen, ohne Funktion, nur noch deshalb da, weil ich zu faul gewesen war, ihn wegzuräumen. Dann bemerkte ich die kleine Pflanze. Himbeerblätter – ohne Frage. Ob sich daraus ein großer Strauch ziehen ließe, ob er eines Tages sogar Beeren tragen würde? Himbeeren waren meine Lieblingsfrüchte gewesen, seit ich als Kind an der Hand meiner Mutter zu den Himbeerfeldern an der Autobahnbrücke gepilgert war. Jeder von uns hatte einen Eimer in der Hand, groß genug, um drei Liter zu fassen. In der Himbeersaison kamen wir nie zurück, ohne dass unsere Eimer randvoll gefüllt und mein Mund rot verschmiert war von einer wahren Himbeer-Fressorgie. Es gab dann wochenlang Himbeer-Kuchen, Himbeer-Quark und Himbeersirup zum Vanillepudding. Mit den Jahren war die Ernte spärlicher ausgefallen, und es hatte mich auch nicht mehr so interessiert, weil ich aus dem Alter raus war, in dem man mit seiner Mutter Beeren pflücken ging. Heute gibt es das Feld an der Autobahnbrücke nicht mehr – ausradiert von der Genpolizei.

Ich hatte es erst nicht glauben können, als es in der Zeitung hieß, Himbeeren – also alle Himbeeren weltweit – seien von nun an Eigentum der Firma SchulzTech. Ich hatte mich an einiges gewöhnt: Privatisierung des Trinkwassers, Privatisierung von Schulen, von Kindergärten, Privatisierung der Eisenbahnen und Straßennetze … Aber Privatisierung einer Nutzpflanze, einer beliebten und traditionellen Obstsorte – weltweit, per Dekret der WFO (World Foodcare Organisation) – das hatte es bisher nicht gegeben. Ich habe anfangs noch beim Essen mit Anna darüber gespottet: „Was wollen sie denn machen? Wollen sie uns verbieten, im Wald Himbeeren zu pflücken?“ Einige Monate später wurde klar, dass SchulzTech es bitter ernst meinte. Das wilde Pflücken von Himbeeren wurde unter Strafe gestellt, vor ortsbekannten Himbeerfeldern patrouillierten Wachen, und als die ersten Verhaftungswellen durch die Presse gingen, wurde selbst unbedarften Himbeerpflückern klar, dass mit den neuen Patentrechtinhabern für Himbeeren nicht zu spaßen war. Später wurden die Wachen durch Videokameras ersetzt. Es konnte sein, dass dem Wildpflücker, der sich bei einem Waldspaziergang unbeobachtet wähnte, plötzlich ein Bußgeldbescheid in dreistelliger Höhe ins Haus flatterte.

„Schulzbeer-Wilderei ist kein Kavaliersdelikt“ hieß es in einer aufwändigen Pressekampagne. „Wer Schulzbeer-Diebstahl bei den zuständigen Behörden meldet, kann mit hohen Belohnungen rechnen“. Die Umbenennung der Himbeere in „Schulzbeere“ war damals noch relativ neu, und wieder lachten viele über die dämlich wirkende Bezeichnung. Die Bevölkerung würde sich nie an diesen Blödsinn gewöhnen, sagte ich zu Anna. Im Volksmund würde man selbstverständlich weiter den alten Begriff „Himbeere“ verwenden. Doch da hatte ich den Volksmund überschätzt. Kaum war die Umbenennung durch die Presse gegangen, wurde ich, als ich im Supermarkt nach „Himbeerjoghurt“ fragte, von einer Verkäuferin in strengem Tonfall belehrt: „Sie meinen wohl Schulzbeerjoghurt. Zweites Regal links.“ Ich konnte es kaum glauben und überprüfte alle mir bekannten Himbeerprodukte im Markt – und das waren nicht wenige. Tatsächlich waren alle ausnahmslos umbenannt: „Schulzbeer-Quark“, „Schulzbeer-Pudding“, „Schulzbeer-Sahnekefir“, „Schulzbeer-Kuchen“, „Eiscreme Vanille-Geschmack mit Waldbeer-Schulzbeer-Coctailsauce“ … Auch in meinem Stammrestaurant gab es jetzt „Vanilleeis mit heißen Schulzbeeren“. Einem bekannten Schlagersänger wurde verboten, mit seinem Lied weiter aufzutreten, weil er sich weigerte, sein Lied in einer von SchulzTech unwesentlich veränderten Version zu singen: „Schulzbeereis zum Frühstück, Rock’n Roll im Fahrstuhl“.

Natürlich war ich froh über das IIW (Independant Idealist Webmagazine), das mich unbestechlich über die wahren Hintergründe politischer Vorgänge aufklärte. Wenn es das IIW nicht gäbe, ich hätte nicht gewusst, welchem Presseorgan ich noch trauen konnte. Das Webmagazin berichtete in seiner jüngsten Ausgabe, dass es SchulzTech um nichts anderes ging als um die Vermarktung ihrer Hybrid-Himbeer-Samen, auf den sie das Patent erworben hatten. Hybrid-Himbeeren sahen genau so aus wie gewöhnliche Himbeeren, nur waren sie etwas größer und frei von jeglichem Makel, von schwärzlichen, vertrockneten Stellen, von Wurmbefall oder Unregelmäßigkeiten in der Form. Außerdem trugen Hybrid-Himbeeren, wie man erst bei genauerer Untersuchung erkennen konnte, keine Samenkörner in den kleinen roten Fruchfleischbläschen. Hybrid-Himbeeren konnten sich nicht selbst reproduzieren, indem aus dem Samenkörnchen neue Sträucher wuchsen. Jeder, der Himbeeren – besser gesagt: Schulzbeeren – privat oder kommerziell anbauen musste, war gezwungen, den Samen bei SchulzTech für einen saftigen Preis zu erwerben. Meist lohnte sich das nur für Obstbauern, die über eine große Anbaufläche verfügten und diese kostensparend bewirtschaften konnten (d.h. mit Hilfs-Schulzbeerpflückern aus Kasachstan, die, was Löhne und Sozialstandards betraft, nicht übertrieben anspruchsvoll waren).

Das Geschäft mit den Hybrid-Schulzbeeren florierte prächtig, allerdings gab es etwas, was den Produktmanagern des international agierenden Konzerns gegen den Strich ging: die Natur selbst, die sich hartnäckig weigerte, die „wilde“ Produktion selbst-reproduzierender Himbeeren einzustellen. Überall auf der Welt, von den weiten Wäldern Kanadas bis zu den gewaltigen Himbeerfeldern des südlichen Sibirien wuchsen wilde Himbeeren leuchtend rot und prall der Sonne entgegen, wenn der Sommer kam. Kinder – ungeachtet der Beschlüsse der fernen New Yorker WFO-Behörde – aßen sich inmitten der dornigen Sträucher an den süßen Früchten satt, bis ihre Münder und Gesichter rot verschmiert waren wie von frischem Blut. Die Bilanzen von SchulzTech zeigten an, dass der Verkauf von Schulzbeer-Samen in Ländern mit einem hohen Vorkommen wilder Himbeeren drastisch einbrach oder gar nicht erst ins Rollen kam. Mit einer groß angelegten Aufklärungskampagne wollte der Konzern dann dem noch weithin fehlenden Unrechtsbewusstsein beim „Wildschulzbeeren-Missbrauch“ entgegenwirken. Schließlich erkannten die SchulzTech-Strategen, dass drastischer Maßnahmen notwendig waren, um eine rigide Handhabung des Patentschutzes auch international zum Standard zu machen.

Eine Welle von Brandrodungen überzog in den kommenden Monaten alle Nationen, die über hohe Wildschulzbeeren-Vorkommen verfügten. Kasachstan, das den internationalen Patentschutz-Eingreiftruppen die Einreise verweigern wollte, war bald international isoliert. Harte Handelssanktionen, die SchulzTech mit Hilfe der WFO, der WTO und des IWF gegen Kasachstan durchsetzen konnte, zwangen den Störenfried in die Knie. „Wir dürfen nicht zulassen, dass bestimmte Nationen den Patentschutz unterlaufen und dem ungezügelten Wildschulzbeerraub auf ihrem Staatsgebiet Vorschub leisten“, gab ein entschlossener US-Präsident auf dem Internationalen Patentschutz-Kongress in New York unter dem Beifall der versammelten Firmenvertreter zu Protokoll. Die Tatsache, dass die kleine Agnetha aus Südschweden bei einer Brandrodung in den Flammen umkam, wurde von der internationalen Presse nicht den Rodungstrupps, sondern der unverantwortlichen Mutter der 8-jährigen angelastet, die ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt und damit die unwissentliche Verübung einer Straftat durch ihre Tochter begünstigt habe. Agnetha S. hatte sich aus Angst tief in das Himbeergestrüpp gekauert und war deshalb offenbar von den Einsatzkräften übersehen worden. „Das kleine Mädchen tut mir irgendwie leid“, sagte Einsatzleiter Bob Brave, vor der Presse. „Allerdings muss man auch sagen: anständige Leute, die keinen Wildschulzbeer-Diebstahl begehen, müssen auch nicht fürchten, von uns verbrannt zu werden.“

Natürlich habe ich gewusst, dass Wildschulzbeer-Anbau auch in Deutschland verboten ist. Aber von einem bewussten Anbau konnte man in meinem Fall ja eigentlich gar nicht sprechen. Der Himbeersamen wurde mir einfach vom Wind zugetragen. Ich habe höchstens mal, wenn ich meinen Cosmeen Wasser gab, die Gießkanne ein wenig nach rechts gedreht, damit auch mein Himbeerpflänzchen was abbekam. Kann man daraus bereits ein patentrechtliches Vergehen konstruieren? Ich habe drei Jahre lang warten müssen, bis mein kleiner Strauch eine einzige Himbeere trug. Über die habe ich mich dann freilich gefreut, ihren weichen, saftigen Geschmack auf dem Gaumen zergehen lassen und meine Anstrengungen, die Pflanze hochzupäppeln ein wenig verstärkt. Drei Beeren erntete ich im dritten Jahr, immerhin sieben im vierten und bisher vier in diesem Jahr – die beiden von der Genpolizei vernichteten inbegriffen. Ich gebe zu, ich hatte die Hoffnung gehegt, dass es dieses Jahr zehn oder gar zwanzig sein könnten, genug für eine kleine Himbeerquarkspeise für Anna und für mich – und in zehn Jahren vielleicht sogar genug für einen richtigen Kuchen.

Anna hatte mich gewarnt, sie hatte gesagt, mit SchulzTech sei nicht zu spaßen. Die Kino-Werbespots mit den Wildschulzbeer-Räubern, die für Jahre hinter Gittern schmachten mussten, taten ihr übriges, um die Panik zu schüren. „Quatsch“, sagte ich, „die paar Himbeeren, und ich habe sie nicht mal selbst angepflanzt. Und außerdem, die Beeren wachsen in einem Eck, das man von nirgendwo einsehen kann, weder von der Straße noch vom Dach oder von der Nachbarwohnung. Wer sollte das Pflänzchen schon bemerken?“ Offenbar hatte es jemand bemerkt. Ich kann es mir nicht anders erklären, als dass einer meiner Freunde, die ich auf den Balkon eingeladen habe, die Genpolizei alarmiert hat. Das Kopfgeld, das man für „sachdienliche Hinweise“ ausgesetzt hat, ist beträchtlich, das gebe ich zu. Ich kann es dem betreffenden Freund oder der Freundin gar nicht verdenken, aber es tut schon ein bisschen weh, ehrlich gesagt. Wenn man nicht genau weiß, wer es gewesen ist, verdächtigt man alle anderen gleich mit. Und wenn ein Freund, egal wer, zu Besuch kommt, sortiert man hektisch seine Gedanken, ob es irgendwo in der Wohnung nicht etwas gibt, was bei der Genpolizei zu melden sich lohnen könnte.

Als sich der Rauch über meiner Terrasse ein bisschen verzogen hatte, stand ich immer noch lange sprachlos da, bevor ich meinen Mund zu einer zaghaften Frage öffnen konnte. „Warum …“, versuchte ich zu beginnen, aber der Einsatzleiter fuhr mir ins Wort. „Wir stellen hier die Fragen!“ Eingeschüchtert schaute ich zu ihm hin. „Verstoß gegen § 17/B der Patentschutzverordnung betreff Naturalpatente. Widerrechtlicher Anbau von Wildschulzbeer-Sträuchern im Privatwohnbereich. Wir sind befugt, gleich hier vor Ort einen Strafbescheid auszustellen, um das Verfahren zu vereinfachen.“ Der Einsatzleiter hatte sein Sprüchlein mit monotoner Stimme und regungsloser Mine heruntergespult. Er schrieb etwas auf einen kleinen Zettelblock, riss den Zettel ab und überreichte ihn mir. Dann winkte er seinen Männern, und einer nach dem anderen kletterte mit der Behendigkeit von Affen über das Seil nach oben auf mein Dach, bis auch das Seil, von oben gezogen, aus meinem Blickfeld verschwand. Wenig später hörte ich das Knattern eines Einsatzhubschraubers über den Häuserblocks. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören oder hatte ihn nicht beachtet.

„13.579“ Euro stand auf dem Zettel. Davon machten nur 250,- die Strafe für mein eigentliches Vergehen aus. Den Rest verschlangen hohe Personal- den Sachkosten für den aufwändigen Hubschrauber-Einsatz, zu dem mein Vergehen die Ordnungsmacht gezwungen hatte. Wie um Himmels Willen sollte ich diese Summe aufbringen? Ich war freiberuflicher Journalist und hielt mich mehr schlecht als recht mit Artikeln für ein paar kleine Alternativblättchen über Wasser. Es half nichts: Ich musste irgendwo nach neuen Verdienstquellen Ausschau halten, und bei der Suche danach durfte ich nicht innerhalb der Grenzen meines herkömmlichen Berufsbilds bleiben, so viel war mir klar. Zuerst hieß es einen Kredit aufnehmen. Die Bußgeldzahlung war binnen 14 Tagen fällig. Ein Gefängnisaufenthalt wegen eines Patentschutz-Vergehens war kein Zuckerschlecken, seit auch bei deutschen Verhörmethoden amerikanische Standards eingeführt worden waren.

„Ich weiß nicht, ob du so was noch magst“ – fragte mich Anna etwas zaghaft, als wir am Abend beim Fernsehen saßen. Die gröbsten Verwüstungen auf der Terrasse hatten wir aufgeräumt, die notwendigen Jobsuche-Aktivitäten auf den nächsten Morgen verschoben. Nun stand sie da mit einem Plastikbecher, den ich wegen der schummrigen Beleuchtung nicht genau identifizieren konnte.

„Was ist das?“, fragte ich.

„Schulzbeerjoghurt“, sagte Anna kleinlaut.

„Anna, mich stört es nicht, Himbeerjoghurt zu essen. Aber warum in alles in der Welt nennst Du sie ‚Schulzbeeren’? Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir, die wir dem System kritisch gegenüberstehen, weiter ‚Himbeeren’ dazu sagen. Der menschliche Geist wird auch über die Sprache verformt, und die Manipulation beginnt, indem sie uns ihre Begriffe aufzwingen.“

„Ich weiß nicht, was du willst“, sagte Anna etwas genervt. „Früher hat man zu ‚Onkel’ ‚Oheim’ gesagt. Bis vor kurzem sagte man eben zu Schulzbeeren Himbeeren. Sprache befindet sich in einem ständigen Prozess, man kann sie nicht an einem bestimmten Punkt einfrieren, genauso wenig wie das Leben selbst.“

Ich musste zugeben, dass Anna Recht hatte. Wenn sie aber recht hatte, warum machte es mich so traurig?

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