Die Mütter der Toten

 In FEATURED, Politik

1870 verfasste Julia Howe ihre Muttertagsproklamation gegen den Krieg — eine bis heute inspirierende, schonungslose Anklage aus Frauenperspektive. „Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht.“ Reinhard Mey machte in seinem berühmten Lied „Nein, meine Söhne geb ich nicht“ auf einen zu wenig gesehenen Aspekt des Krieges aufmerksam: die Rolle der Mütter von Soldaten. Diese sollen, wenn es nach den Kriegsherren geht, zuerst einmal jenes Menschenmaterial gebären, das sie später an der Front verheizen können. Sie sollen ihnen ihre geliebten Kinder widerstandslos ausliefern und noch stolz auf deren Taten für das Vaterland sein. Anschließend kommen sie seelisch schwer angeschlagen, ja oft gebrochen, aus dem Krieg zurück — oder gleich in einem Sarg, den die Nationalflagge ziert. Mütter müssen dann mit der Angst, der Sorge, der Trauer und der Verzweiflung leben. Sie sind die oft vergessenen Opfer des Krieges. Aber die meisten von ihnen sind durch Unterstützung der Krieg führenden Regierungen und durch ihren Verzicht auf jegliche Widerstandshandlung durchaus mitverantwortlich am Schicksal ihrer Kinder. Es wird Zeit für einen Aufstand der Mütter gegen das Abschlachten ihrer Kinder. Das ist keine neue Erkenntnis. Schon ein Friedensmanifest aus der Zeit des Krieges 1870/1871, geschrieben von Julia Howe, trug die bis heute gültigen pazifistischen Argumente schlüssig und auf emotional bewegende Weise zusammen. Gary G. Kohls

 

Vor 150 Jahren wurden die verheerenden menschlichen und wirtschaftlichen Folgen des US-amerikanischen Bürgerkrieges immer offensichtlicher — vor allem für jene nachdenklichen, weisen Frauen, deren testosterongeladene Angehörige fünf Jahre zuvor eifrig in diesen „unrühmlichen“ Krieg gezogen waren. Diese Männer und Frauen hatten, wie heute auch, keine Ahnung von der psychologischen und seelischen Verheerung, die das Töten von Mitmenschen bewirkt — bis es dafür zu spät war. Aber die gut verhüllte Wahrheit traf sie, als sie ihre Angehörigen, für immer verwandelt, nach Hause kommen sahen. Manche kamen tot zurück, manche nur körperlich verwundet, alle jedoch waren seelisch abgestorben.

Dieser „patriotische“ Krieg endete 1865 im Grunde genommen in einer beiderseitigen Erschöpfung. Die zahlenmäßig überlegenen Fußsoldaten aus dem Norden empfanden keine Freude über den „hohlen Sieg“, sondern nur Erleichterung. Viele Frauen aus der Bürgerkriegsära, darunter auch Howe, hatten — angestachelt von Kriegstreibern und -profiteuren — inbrünstig die Fahnen geschwungen. Die Kriegspropaganda richtete sich schon immer an arme Männer und Männer aus der Arbeiterklasse, die dazu verleitet werden mussten, die seelenvernichtende Drecksarbeit des Tötens und Getötetwerdens zu verrichten.

Julia Ward Howe, Autorin der Muttertags-Proklamation von 1870, war ihr Leben lang Abolitionistin. Daher unterstützte sie schon früh die auf der Antisklavenhaltung basierende Argumentation der Unionsarmee, in den Krieg zu ziehen, um die Politiker und Industriellen im Konföderationssüden davon abzuhalten, sich wegen der Sklavenfrage von der Union abzuspalten.

Howe war ein mitfühlendes und gebildetes mittleres Kind einer Oberschichtfamilie. Sie war auch eine Dichterin und hatte zu Beginn des Bürgerkriegs „The Battle Hymn of the Republic“ („Die Schlachtenhymne der Republik“) geschrieben, in der sie die Bibel vielfach zitiert. Howe wollte dieses Lied als Lied für die Abschaffung der Sklaverei verstanden wissen, aufgrund des kämpferisch klingenden Textes und der ausgeprägten Marschmelodie griffen die Propagandisten der Unionsarmee es jedoch schnell als inspirierendstes Kriegslied aufgegriffen — es ist anzunehmen, dass Howe dies sehr bedauerte, als ihr das Massengemetzel des ersten „totalen Krieges“ der Welt bewusst wurde.

Howe verfasste die „Battle Hymn“ in einer einzigen Sitzung, im Morgengrauen des 18. November 1861, wurde jedoch bald darauf zur Pazifistin und Aktivistin gegen den Krieg. Als sie dieses Lied schrieb, hatte der Bürgerkrieg gerade erst begonnen und war noch nicht zu dem Massengemetzel ausgeartet, das Kavallerieangriffe, Bajonett und Schwert durch die technologischen Fortschritte in der Waffentechnik — vor allem Artillerie und Musketen mit gezogenem Lauf — überflüssig machte.

Damals zensierte die Presse nicht ALLE Kriegsschrecken.

Howes Verwandlung von einer Kriegsbefürworterin zur aktiven Kriegsgegnerin vollzog sich, nachdem sie Zeugin des gegenseitigen Massenabschlachtens im Krieg zwischen den Staaten (1861 bis 1865) geworden war. Als sie einen Nationaltrauertag für die Opfer aller Kriege vorschlug, hatte sie auch das Gemetzel des Krieges zwischen Preußen und Franzosen im Sinn, der im Juli 1870 begonnen hatte.

Dieser Krieg, aus dem Deutschland als Sieger hervorging, war kurz, aber fast 100.000 Soldaten waren gefallen und weitere 100.000 schwer verletzt. Wie bei Kriegsnationen aller historischen Epochen üblich, dachte niemand daran, die psychologischen und seelischen Opfer bei Soldaten oder Zivilisten zu zählen.

Nicht so Howe. Da es Kriegsberichterstattern erlaubt war, über die Barbarei des Krieges zu schreiben, die sensible Menschen wie Howe entsetzte, war sie in der Lage, die Realitäten des Krieges wahrzunehmen.

Bei friedensliebenden, gerechtigkeitsorientierten und mitfühlenden Beobachtern hatte sich bald die Erkenntnis eingestellt, dass Krieg in der Tat der Hölle auf Erden gleichkam. Howe verstand, was Bürgerkriegsgeneral William Tecumseh Sherman mit seiner berühmten Erklärung über das satanische Wesen des Krieges gemeint hatte. Shermans Aussage war eine Anklage gegen die „Chicken Hawks“ (siehe weiter unten) seiner Zeit.

„Ich bekenne ohne Scham, dass ich den Krieg satt habe und dessen müde bin. Sein Ruhm ist Schall und Rauch. Nur diejenigen, die noch nie das Kreischen und Stöhnen der Verwundeten gehört haben, rufen nach noch mehr Blut, mehr Rache, mehr Verwüstung. Krieg ist die Hölle.“

Chicken Hawks sind Fahnen schwenkende, kriegstreiberische politische oder wirtschaftliche Führer, die nie die grauenvolle Realität einer Schlacht erfahren haben und kein Problem damit haben, für den Militarismus zu werben und die Söhne und Töchter Anderer in Gefahr zu bringen.

Zu den jüngsten Bespielen gehören Republikaner wie Donald Trump, Mike Pence, Ted Cruz, Marco Rubio, Jeb Bush, Scott Walker, Chris Christie, Mike Huckabee, George W. Bush, Dick Cheney, Karl Rove, Donald Rumsfeld, John Ashcroft, Condolezza Rice, Mitch McConnell, Newt Gingrich, Paul Wolfowitz, Douglas Feith, Richard Perle, Eliot Abrams, Rudy Guiliani, Rick Santorum, Phil Gramm sowie viele Demokraten, darunter Bill Clinton, Barack Obama and Hillary Clinton.

In die Liste der Chicken-Hawk-Eliten gehören auch viele Journalisten und Reporter des rechten Flügels, die besonders gerne die Kriegstrommel rühren, sich selbst aber vor dem Kriegsdienst gedrückt haben wie Bill O’Reilly, Sean Hannity, Glenn Beck, Charles Krauthammer, George Will, Bill Kristol, Rush Limbaugh und so weiter und so fort.

Frauen haben zu allen Zeiten miterlebt, wie ihre Söhne und Ehemänner an Körper, Seele und Geist gebrochen aus dem Krieg heimkehrten. Diese psychologisch traumatisierten Veteranen — gleichgültig, auf welcher Seite des Krieges sie gekämpft und ob sie eine hohlen Sieg errungen haben —, waren zu Kriegsende alle gleichermaßen vernichtet.

Und die meisten von ihnen betrachteten sich selbst nicht als Helden, bis irgendjemand auf dieser Bezeichnung bestand. Ihre Körper und Gehirne waren für alle Zeit verändert, und sie wussten das, wie sie auch in ihren Herzen wussten, dass Krieg nicht glorreich ist.

Das Soldatenherz: Die posttraumatischen Belastungsstörungen der Bürgerkriegsära

Viele Mütter der heimkehrenden Soldaten hatten nicht damit gerechnet, dass viele der Veteranen zwar körperlich unversehrt geblieben, die meisten von ihnen jedoch geistig-seelisch geschädigt waren. Bei vielen von ihnen verschlechterte sich nach ihrer Rückkehr der Zustand sogar zunehmend. Bei kriegsbedingtem Trauma heilt die Zeit nicht alle Wunden, wie in weniger schwerwiegenden Arten von Trauma.

Militärveteranen mit einer kampfbedingten posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) haben allzu oft Schwierigkeiten damit, nach dem Krieg in der Gesellschaft zurechtzukommen. Viele werden schwer depressiv und/oder leiden an Ängsten und tagsüber unter invalidisierenden Flashbacks des ursprünglichen Traumas. Kommen diese während des Schlafes vor, werden sie Albträume genannt, aber von Psychiatern üblicherweise als Halluzinationen fehldiagnostiziert. Auf diese Weise kam die fälschlicherweise hohe Anzahl von „Schizophrenie“-Fällen unter den Vietnam-Veteranen zustande.

Viele Militärveteranen leiden unter schwerer Schlaflosigkeit und damit Schlafmangel, starken Konzentrationsschwierigkeiten und werden häufig drogenabhängig sowohl von illegalen Drogen als auch von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Viele Opfer einer kampfbedingten PTSD werden suizidgefährdet, gemeingefährlich und/oder kriminell. All diese Verhaltensweisen werden durch die Einnahme Hirn verändernder, süchtig machender Medikamente oder während des Entzugs derselben stark potenziert.

Es ist eine Tatsache, dass einige der berüchtigtsten Banditen, Zug- und Bankräuber sowie Serienmörder der späten 1800er Jahre ihre Karriere als Bürgerkriegssoldaten begannen. Die Mitglieder der James- und Younger-Banden sind hierfür gute Beispiele.

Die USA wussten nie, was sie mit der großen Anzahl traumatisierter Veteranen nach der Heimkehr aus ihren ganzen Kriegen anfangen sollten. Im Bürgerkrieg wurden die ersten „Veteranenheime“ speziell für die Pflege invalider Exsoldaten errichtet, die durch den Krieg „verrückt“ geworden waren.

Ohne die Hilfe des Staates wären diese Opfer sonst obdachlos, hoffnungslos, arbeitslos und hilflos gewesen und möglicherweise verhungert.

Bei vielen dieser unglücklichen Veteranen wurde ein „Soldatenherz“ diagnostiziert, in der Bürgerkriegsära auch als „Nostalgie“ bekannt, ein üblicherweise unheilbares Leiden, das nach dem Ersten Weltkrieg als „Kriegsneurose“ bekannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es „Kriegsmüdigkeit“ und nach dem Vietnamkrieg „posttraumatische Belastungsstörung“ genannt.

Howes Aktionsaufruf an die Mütter

Julia Ward Howe war eine Humanistin, die sich um leidende Menschen Gedanken machte. Sie war auch Feministin, Aktivistin für soziale Gerechtigkeit und Suffragette. Wegen ihres Engagements gegen den Krieg verfasste sie die berühmte „Muttertagserklärung“ (Mother’s Day Proclamation) — fünf Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, der zu 600.000 toten US-Soldaten geführt hatte sowie zu einer unbestimmten, aber wahrscheinlich viel höheren Anzahl von Soldaten, die verwundet waren, als vermisst galten oder nach Ende des Krieges Selbstmord begingen.

Die Mother’s Day Proclamation war zum Teil eine Klage über die nutzlosen Tode und zum Teil ein Aufruf, künftige Kriege zu verhindern. Der Aufruf war nicht an Männer gerichtet, von denen die meisten aufgrund ihres männlichen Stolzes nicht zugegeben hätten, dass ihre toten Kameraden umsonst gestorben waren. Vielmehr war der Aufruf an Frauen gerichtet, die nachdenklicher, menschlicher und mitfühlender waren als die eher gewaltbereiten männlichen Mitglieder der Spezies.

Das Ziel der Mother’s Day Proclamation von Howe ist geschickterweise in Vergessenheit geraten

Traurigerweise wurde Howes ursprünglicher Aufruf an die Mütter, regelmäßig gegen den Krieg zu protestieren, aus dem Bewusstsein unserer kapitalistischen, von Konzernmedien kontrollierten, militarisierten und vom Krieg profitierenden Gesellschaft gestrichen. Howes Aufruf wurde zu einem sentimentalen Schatten seiner ursprünglichen Absicht verwässert. Die kriegsmüde Welt und ihre unschuldigen Kinder leiden deswegen zunehmend.

Der Muttertag wurde am 9. Mai 1914 offiziell als jährlicher Feiertag in den USA eingeführt, aber Präsident Wilson erwähnte mit keinem Wort, dass Howe diesen Tag dem Frieden widmen wollte. Stattdessen sagte Wilson, man wolle damit die Mütter würdigen.

Und so wurde der Muttertag zu einem weiteren profitablen Feiertag für Unternehmen kommerzialisiert — ohne Rücksicht auf die ursprüngliche Absicht, für den Frieden und gegen den Krieg zu werben. Wie die meisten anderen US-Feiertage — darunter vor allem auch die ursprünglich religiösen Feste wie Ostern und Weihnachten — wird der Muttertag bis heute kommerziell ausgebeutet. Ursprünglich ein Aufruf an aufgebrachte Mütter, aktiv zu werden und ihre übertölpelten Söhne und Ehemänner davon abzubringen, mit dem Finger am Abzug loszuziehen und für den einen oder anderen Konzern-Kriegsgewinnler zu töten und zu sterben, wurde (der Muttertag) zu einer weiteren Gelegenheit für kommerzielle Unternehmen, ihre Gewinne zu steigern. Selten nur wird der ursprüngliche Zweck erwähnt.

Man fragt sich, von welchen „irrelevanten Agenturen“ Howe in der zweiten Zeile ihrer Proklamation spricht. Sicher meinte sie die Vorfahren der modernen Militaristen, Politiker, Banker, Medienmogule, soziopathischen Unternehmer und verschiedenen bürokratischen Behörden der USA, die überall auf der Welt ein katastrophales Chaos angerichtet haben.

Denken Sie an all die Nationen, die das US-Militär bombardiert, überfallen und besetzt hat und von denen viele danach von unseren räuberischen Finanzunternehmen wirtschaftlich kolonisiert wurden. Denken Sie an all die Länder weltweit, die unsere CIA destabilisiert und zu deren Regierungs-Umstürzen sie beigetragen hat.

Denken Sie an all die Wahlen im Ausland, die unser Tiefer Staat der USA heimlich beeinflusst hat, damit sie unseren „nationalen Interessen“ entsprechen — also vor allem den „Geschäftsinteressen“ der USA.

Hier ist eine Liste der Länder, die die USA nur seit dem Zweiten Weltkrieg bombardiert haben:

China 1945 bis 46, Korea 1950 bis 53, China 1950 bis 53, Guatemala 1954, Indonesien 1958, Cuba 1959 bis 60, Guatemala 1960, Belgisch-Kongo 1964, Guatemala 1964, Dominikanische Republic 1965 bis 66, Peru 1965, Laos 1964 bis 73, Vietnam 1961 bis 73, Kambodscha 1969 bis 70, Guatemala 1967 bis 69, Libanon 1982 bis 84, Grenada 1983 bis 84, Libyen 1986, El Salvador 1981 bis 92, Nicaragua 1981 bis 90, Iran 1987 bis 88, Libyen 1989, Panama 1989 bis 90, Irak 1991, Kuwait 1991, Somalia 1992 bis 94, Bosnien 1995, Iran 1998, Sudan 1998, Afghanistan 1998, Jugoslavien – Serbien 1999, Afghanistan 2001 bis?, Iraq 2003 bis?, Somalia 2001, 2011, Pakistan 2009 bis?, Yemen 2009, 2011, 2016 bis?, Libyen 2011, Syrien 2015 bis?. Die Liste der Geheimoperationen der CIA ist noch viel länger.

Wann werden wir (Männer) jemals dazulernen?

Beachten Sie in Howes Manifest (s.u.), wie entschieden sie dafür eingetreten ist, dass Ehefrauen und Mütter nie wieder in die Lage geraten sollten, ihren Soldatenehemännern und Soldatensöhnen Beifall zu spenden, wenn sie „nach Gemetzel stinkend“ aus dem Krieg heimkehrten.

Howe war entschieden der Ansicht, dass Mütter nie wieder zulassen sollten, dass kriegsführende und vom Krieg profitierende Institutionen aus ihren Söhnen, die sie selbst zu ethischen, humanen Bürgern mit einer Liebe zur Menschheit erzogen hatten, Mörder machten.

Die Vermeidung eines solchen „Gestanks nach Gemetzel“ ist umso vieles einfacher als die nie enden wollenden Versuche, die oft unheilbaren Folgen des Grauens eines Krieges umzukehren. Eine Unze Prävention ist mehr wert als ein Pfund Heilung und so weiter.

Lasst die Menschen, die guten Willens sind, wieder damit beginnen, für die 150 Jahre alte friedensschaffende Vision der Julia Ward Howe und ihrer weiblichen Kohorte zu werben. Angesichts der chaotischen Zeit des ewigen Krieges der USA ist keine Zeit zu verlieren. (…)

Julia Ward Howes Mother’s Day Proclamation von 1870

„Steht auf, Ihr Frauen von heute! Steht auf, Ihr Frauen, die Ihr ein Herz habt, ob Ihr nun mit Wasser oder Tränen getauft wurdet!

Sprecht mit fester Stimme: ‚Wir werden nicht zulassen, dass irrelevante Behörden über die großen Fragen entscheiden.

Unsere Ehemänner sollen nicht, nach Gemetzel stinkend, für Zärtlichkeit und Beifall zu uns zurückkommen.

Unsere Söhne sollen uns nicht weggenommen werden, um dann all das zu verlernen, was wir sie über Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Geduld gelehrt haben.

Wir Frauen eines Landes werden den Frauen eines anderen Landes gegenüber zu zartfühlend sein, um zuzulassen, dass unseren Söhnen beigebracht wird, die ihren zu verwunden.

Aus dem Schoß der verwüsteten Erde erhebt sich eine Stimme gemeinsam mit der unseren. Sie sagt: Die Waffen nieder! Die Waffen nieder!‘

Das mordende Schwert stellt keine Gerechtigkeit her. Blut löscht keine Schmach aus und Gewalt ist kein Zeichen von Besitz.

Wie Männer oft den Pflug und den Amboss verlassen haben, um dem Ruf nach den Waffen zu folgen, verlassen Frauen nun das, was von ihrem Zuhause noch übrig ist, für einen großen und aufrichtigen Tag der Beratung.

Lasst sie zunächst als Frauen treffen, um die Toten zu beweinen und ihrer zu gedenken. Lasst sie dann miteinander die Möglichkeiten besprechen, wie die Menschheitsfamilie in Frieden leben kann, dass jeder zu seiner Zeit den heiligen Aufruf höre, nicht des Cäsar, sondern Gottes.

Im Namen der Weiblichkeit und der Menschheit fordere ich aufrichtig die Ausrufung einer Generalversammlung aller Frauen, ungeachtet ihrer Nationalität, am hierfür geeignetsten Ort und zum frühestmöglichen, mit ihren Zielen vereinbaren Zeitpunkt — zur Förderung eines Bündnisses der unterschiedlichen Nationalitäten, der gütlichen Einigung in internationalen Fragen und des großen und allgemeinen Friedensanliegens.“

Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Women’s Rights and Social Justice: Julia Ward Howe’s 1870 Anti-War Mother’s Day Proclamation, A Day of Peace“. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratteam lektoriert.

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