Die Skandale in Griechenland potenzieren sich

 In FEATURED, GRIECHENLAND, Holdger Platta, Über diese Seite

Zwölfter Spendenbericht zu „Patenschaft für Panagiota“. Eher gute Nachrichten und ganz bösartige Informationen mischen sich in diesem Bericht: die griechische Regierung entsorgt mittlerweile auch die letzten Reste ihrer Demokratie auf der Mülldeponie (und Europa schaut wie immer ohne jeden Widerstand zu). Bei uns hingegen, bei der Hilfsaktion für verarmte Menschen in Griechenland, ist wieder etwas Licht zu sehen. Licht jedoch, das – auch bei uns, auch bei HdS – von immer bedrohlicherem Dunkel umgeben ist. Ein überaus wichtiger Bericht heute, der sogar Existenzfragen aufwirft. Holdger Platta

 

 Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser,

ich danke Euch sehr. Mein letzter Bericht zu unserer Spendeninitiative für verarmte Menschen in Griechenland scheint nicht ohne Wirkung geblieben zu sein.

Wie Ihr wisst: ich hatte letzte Woche lediglich 70,- Euro, überwiesen von zwei UnterstützerInnen an uns, als Spendeneingang mitteilen können, nach einer Null-Woche davor. Stand vor einer Woche mithin: 1.874,45 Euro. Das sah dann während der letzten sieben Tage doch deutlich besser aus.

220,- Euro gingen seither auf unserem Hilfskonto an neuen Spendengeldern ein, vier SpenderInnen sorgten für diesen wichtigen Zuwachs. Diesen HelferInnen danke ich dieses Mal also ganz besonders herzlich.

Außerdem bekam ich von Tassos Chatzatoglou entlastende Nachrichten:

Laura scheint bis auf Weiteres keine weitere Hilfe zu benötigen. Sie, die bisher alljährlich neue Fußprothesen benötigte, in der Kostenhöhe von 5.000,- Euro, dürfte in diesem Jahr keine neuen Gehhilfen benötigen, da sich ihr Körperwachstum verlangsamt hat. Und Alexander, der Schauspieler aus Athen, der nun endlich, nach jahrelanger Wartezeit, seine monatliche Rente erhält, ist bis auf weiteres ebenfalls nicht auf neue Zahlungen angewiesen. Zwar ist seine Monatsrente nicht hoch – sie liegt weit unter dem bundesdeutschen ‚Grundsicherungsbetrag‘ (= 502,- Euro/Monat) –, aber Alexander, so vermute ich, hat wohl die bis dato vorenthaltenen Rentenbeträge nachträglich in einer Summe ausgezahlt bekommen, so dass er vermutlich auf seine Monatsrente den Betrag draufschlagen kann, den er benötigt, um bis auf weiteres wenigstens ein einigermaßen menschenwürdiges Existenzminimum absichern kann.

In beiden Fällen – bei Laura wie bei Alexander – gilt allerdings: irgendwann kommt auch auf sie wieder die Existenznot zu – und damit die Notwendigkeit für uns, dann wieder aus unseren Mitteln beide Hilfsbedürftige unterstützen zu müssen.

So oder so: gemeinschaftlich haben Tassos (auf dessen Antrag hin), Volker Töbel (unser Kassenwart), und ich uns entschieden, dass in diesen Tagen 1.400,- Euro nach Griechenland überwiesen worden sind:

900,- Euro an die Eltern von Dionysis für dessen lebenserhaltende Spezialdiät (die er wegen einer vielfachen Lebensmittelallergie benötigt). Das müßte, knapp gerechnet, reichen für die nächsten drei Monate (unklar ist mir derzeit, wie stark die griechische Inflation mit ihren Preissteigerungen auch bei dieser Spezialdiät für Dionysis zugeschlagen hat).

Weitere 300,- Euro bekommt ein Junge auf Andros, der ebenfalls auf Spezialernährung angewiesen ist (Details dazu auch mir noch nicht bekannt).

Schließlich haben wir uns entschlossen, 200,- Euro für weitere verarmte Familien auf Andros zu überweisen – wegen dringlichst benötigter Hygieneartikel.

Heißt: auf unserem Konto für die Hilfsinitiative, verarmte GriechInnen betreffend, gibt es derzeit noch einen Restbetrag von 694,45 Euro.

Natürlich, dieser Betrag benötigt Zuwachs auch weiterhin – nicht zuletzt der Tatsache wegen, dass Panagiota mit ihren beiden Töchtern monatlich 350,- Euro für ihre Mietwohnung ausgeben muß. Aber wir Helfer hoffen sehr, dass wir diese Beträge auch in Zukunft werden aufbringen können.

Ein Helfen dicht an unserer Leistungsgrenze entlang bleibt das alles natürlich auch weiterhin. Ihr werdet das selber sehr gut nachvollziehen können.

An dieser Stelle lasst mich – sehr ausnahmsweise – freilich ein anderes Problem ansprechen! Scheinbar hat dieses Problem mit unserer Hilfsaktion nichts zu tun. Indirekt aber doch – und für unsere Hilfsaktion sehr gefährdend sogar.

Leider, es ist so: der Spendenzufluss für unsere Website Hinter den Schlagzeilen hat dramatisch nachgelassen, und die finanzielle Unterstützung dort – präziser: der Rückgang der Hilfsgelder für HdS – nähert sich der Existenzgefährdung von HdS. Hinter den Schlagzeilen aber – Ihr wisst es ja alle – ist überlebensentscheidende Basis auch für unsere Hilfsakionen in Griechenland. Eine andere Werbeplattform für „Patenschaft für Panagiota“ steht uns nicht zur Verfügung – oder anders gesagt: Werbung für unsere GriechInnenhilfe auf anderen Wegen – etwa auf diversen Facebook-Seiten (so meiner eigenen) – bringt offenbar nichts.

„Verrückterweise“ muss und möchte ich deswegen heute alle HdS-Leserinnen und HdS-Leser bitten, auch das Trägermedium für die GriechInnenhilfe nicht zu vergessen, also Hinter den Schlagzeilen beziehungsweise HdS.

Einen kurzen Rückblick möchte ich heute noch werfen auf die Überwachungsskandale in Griechenland, auf ein Thema, über das ich unlängst schon ausführlicher berichtet habe.

Nun, das „Bündnis der Radikalen Linken“, die SYRIZA unter Alexis Tsipras, hat in Reaktion darauf beschlossen, zukünftig ihre Stimmabgabe bei sämtlichen Entscheidungen im griechischen Parlament zu verweigern. Man wolle „neuen Gesetzen der Regierung keinerlei Legitimation verleihen“, so Tsipras in einer öffentlichen Erklärung zu diesem landesinternen Spionageskandal und zu diesem SYRIZA-Beschluss.

Außerdem hat das „Bündnis der Radikalen Linken“ noch für diesen Monat Februar 2023 Neuwahlen in Griechenland verlangt. Kurz zur Erinnerung:

Herausgekommen ist, dass während der letzten Monate die Telefone zahlreicher Minister und zahlreicher Mitglieder der Opposition, aber auch die Telefone von Militärs, Unternehmern und Journalisten illegalerweise abgehört worden sind. Es gäbe „starke Hinweise“, so Tsipras, daß Premierminister Kyriakos Mitsotakis (Chef der regierenden „Neudemokraten“, der „Nea Dimokratie“, der „ND“) in diese Affäre verwickelt sei.

Erst vor kurzem nun ist ein Misstrauensvotum der Opposition im griechischen Parlament gegen die ultrakonservative Mitsotakis-Regierung gescheitert. Die ND stimmte mit ihren 156 ParlamentarierInnen geschlossen für den Verbleib „ihrer“ Regierung im Amt. Und auch der Vorhalt von Alexis Tsipras gegen Kyriakos Mitsotakis, dieser sei dem griechischen Parlament sämtliche klaren Antworten zu dieser Überwachungsaffäre schuldig geblieben, fruchtete bei den UnterstützerInnen von Mitsotakis nicht. Bedeutet: aus dem Abhörskandal, schlimm genug, ist nun auch ein fundamentaler Demokratieskandal schlechthin geworden. Denn:

Die Legislative, das Parlament, hat aufgegeben, die staatliche Exekutive (Behörden und dergleichen) in ihre Schranken zu verweisen. Selbst nach den Maßstäben einer bürgerlichen Demokratie funktioniert also dieses angeblich demokratisch-parlamentarische Staatswesen nicht mehr. Und ich füge hinzu:

Wiederum schweigt sich auch die europäische Öffentlichkeit darüber aus, ganz überwiegend jedenfalls. Weder Politiker noch Massenmedien in Europa ergreifen Partei für die Rechtsstaatlichkeit in Griechenland! Was bedeutet:

Nicht nur an diesem Fall wird aktenkundig, was von „westlichen“ Bekenntnissen zu Legalität und Legitimität, zu Rechtsstaat und Demokratie zu halten ist. Gar nichts! – Wenn es in den Kram passt, wenn es den eigenen politischen Interessen dient, sind alle diese Bekenntnisse das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt worden sind. Sieht es beim Ukraine- Konflikt so viel anders aus? Berechtigte Kritik am völkerrechtswidrigen Verhalten eines Putin ist nahezu Stunde für Stunde bei uns zu vernehmen. Berechtigte Kritik an Machenschaften zum Beispiel in Griechenland kann man hingegen mit der Lupe suchen. Aber immer noch gilt: Moral nach Belieben, Moral nach dem Willkürprinzip ist keine Moral, sondern zynischer Mißbrauch derselben, nichts sonst. Gerne könnte Ihr auch sagen: bloßer Mummenschanz!

Liebe HdS-Leserinnen und liebe HdS-Leser, bitte vergesst den Dauerskandal in Griechenland nicht, dessen Regierung ein gutes Drittel der Bevölkerung mehr und mehr verrecken lässt! Vergesst aber auch nicht, dass es so viele Websites bei uns im deutschsprachigen Raum nicht gibt, die solche tiefstgreifenden Menschenrechtsverletzungen immer wieder angeprangert haben und – selbstverständlich! – auch weiterhin anprangern werden! Hilfe benötigen also die verelendeten Menschen in Griechenland, das ohnehin und sowieso. Hilfe benötigt aber inzwischen auch HdS selbst. Bitte vergesst beides nicht!

In diesem Sinne wie immer mithin:

Wer von Euch uns Gelder für unsere Hilfe für Menschen in Griechenland zukommen lassen will, der überweise uns diese bitte unter dem Stichwort „Panagiota“ auf das Konto:

IBAN: DE16 2605 0001 0056 0154 49
BIC: NOLADE21 GOE
Inhaber: IHW

Wer eine Spendenbescheinigung benötigt – ab 201,- Euro erforderlich –, wende sich bitte an Volker Töbel, entweder unter der Postanschrift Tewaagstraße 12, 44141 Dortmund, oder unter der Mailadresse vtoebel@web.de.

Mit herzlichen Grüßen
Euer Holdger Platta

 

 

 

Kommentare
  • Ulrike Spurgat
    Antworten
    Gesundheitliche Gründe haben es nicht zugelassen meine Versprechen die GriechInnenhilfe weiterhin zu unterstützen bislang einzuhalten.

    Da ich kein Online-Banking mache wird erst im Laufe der nächsten Woche – so hoffe ich – eine Überweisung möglich sein.

    Den Betrag werde ich teilen, und so geht ein Teil an die GriechInnenhilfe und der andere an HdS, denn ohne HdS keine GrieInnenhilfe.

    Viel Erfolg !

    Ulrike

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