Eulenfeder: Abrechnung und Aufforderung

 In Politik (Inland)
Auf Maskenbällen geht alles höflich und kultiviert zu.

Auf Maskenbällen geht alles höflich und kultiviert zu.

“Wir könnten von einem anderen Planeten regiert werden – der Abstand zum Volk könnte nicht grösser sein.” Das Verdammungsurteil unseres Kommentators und Autors Eulenfeder könnte kaum härter ausfallen. Vor allem beklagt er den massiven Verfall an Vertrauenswürdigkeit bei Politikern. Kaum ein Satz wird gesprochen, in dem nicht manipulative Absicht durchscheint. Erfahrene Beobachter der Szenerie müssen da schon zu Interpretationsgenies mutieren: “Da der Politiker das, was er sagt, keinesfalls meinen kann, was meint er dann?” Ein trauriger Verfall. Dennoch macht Eulenfeder auch ein Versöhnungsangebot. Politiker können und sollten umkehren und wieder zu dem werden, was sie einmal waren: Menschen wie du und ich.

gibt es noch ein ehrliches wort gegenüber den bürgern dieses landes?
einen ehrlichen satz, nicht politisch-taktisch formuliert, hintenrum gedacht?
eine ehrliche absicht, nicht parteidienlich vorgeschoben?
ein glaubwürdiges versprechen im wählerstimmenfang?

gibt es noch einen aufrechten, offenen charakter,
einen vertrauenswürdigen menschen,
einen uneigennützlich sich für uns einsetzenden,
sich nicht schamlos bereichernden politiker?

ja – manchmal glaube ich einen zu entdecken, einen oder eine den/die ich als menschen erkenne, aber an einer hand kann man sie abzählen. im rest gehen sie unter: im ensemble einer volksverrätertruppe, die über die sorgen und nöte der bürger himwegmarschiert, auf ihnen herumtrampelt, sie benutzt für erlangung von macht, karriere und elitärem sonderstatus – rechte für sich in anspruch nehmend, die den bürgern versagt bleiben.

ein undurchschaubares machtkonstrukt des lügens, tarnens und täuschens, des geheimen verhandelns – und die ungeheure frechheit besitzend zu behaupten, es geschähe zum wohle der bürger! offensichtlicher kann nicht mehr gelogen werden. eine “kultur” des lügens hat sich da entwickelt, etabliert. die “hohe” schule der politik ist das erlernen von machtmechanismen die von anfang an gegen die interessen der bürger zielen. man bedient sich aus einem bürgerpool, um an eine machtspitze zu kommen, wo dann gegen die interessen eben jener bürger politik gemacht wird.

auf diesem weg hin zu einer politischen karriere wird gelehrt und gelernt, dass politik nur durchzusetzen, zu machen ist, wenn sie über die interessen und auch sorgen und nöte des einzelnen hinausgeht. das “ganze” müsse man im auge behalten! also das ganze unrecht, die gesamte unterdrückung, die allumfassende ausbeutung und entmenschlichung nebst entrechtung der bürger. ist dann am ende dieses politischen weges das “reifezeugnis” für den politikerberuf erlangt – die eigene entmenschlichung -, dann ist die verrohung bereits so weit fortgeschritten, dass man das eigene verwerfliche tun nicht mehr als solches erkennt.

so läuft dieses system, so funktioniert es. so negativiert, verschlimmert es sich zunehmend, abstrakt, undurchschaubar, entfernt sich weiter und weiter von einer realen welt gegebener, tatsächlicher bedürfnisse, sorgen und nöte der bürger. wir könnten von einem anderen planeten regiert werden – der abstand zum volk könnte nicht grösser sein.

um solch selbstgefällige und rein egoistisch ausgerichtete macht ausüben zu können, finanziert man all das nicht aus eigener tasche – nein, man bedient sich an einem kapital das die masse der bürger erarbeitet, erwirtschaftet hat. zum wohle des volkes soll es ja verwendet werden, so haben sie sich eidlich verpflichtet. (klar: ein meineid, der der nicht geahndet wird, so hat man sie gelehrt, wird allgemein-gültige politik-praxis). aber in diesem fortgeschrittenen stadium eines politikerhirns sind verpflichtungen gegenüber bürgernöten irrelevant (obwohl solche geheuchelt werden), politisch nicht machbar oder unklug, weil die politik übergeordnete ziele verfolgen muss. hohe politik beginnt unten, also dort, wo sie ihre karriere begannen, im kleinen kommunalen raum. naja – freilich war man da noch näher am volk, an dessen bedürfnissen, aber – ich bitt recht schön! – wo wäre ich denn heute, wenn ich mich nicht entfernt hätte vom gewöhnlichen, alltäglichen, banalen bürgerdasein? sicher immer noch dort unten. ganz sicher aber nicht dort, wo ich jetzt bin, an der spitze der macht. verantwortung tragen für ein ganzes volk – das ist die herausforderung, eine grosse aufgabe, dazu fühlte ich mich berufen. dafür muss eben auch das kapital verwendet werden.

nun – geneigter leser – muss ich aufpassen, dass ich mich nicht selbst verirre. beim versuch ein politikerhirn zu ergründen gerät man leicht in einen irrgarten, lässt sich verführen, selbst wie ein politiker zu denken und findet am ende nicht mehr zurück zu der abstands-position, die es einem möglich macht, den ganzen verlogenen mist zu durchauen: diesen misthaufen aus lug und trug, macht und gier, tarnen und täuschen, unmenschlichkeit, rücksichtslogkeit und schamlosigkeit, auf dem sie sitzen, den sie nähren – selbstgefällig und machtgeil. aber ihr seid es, ihr politiker, die auf diesem misthaufen sitzt, nicht ich! ich bin mensch geblieben, ganz unten, und von dort erkenne ich euch, kann den mist riechen, den ihr verzapft, wissentlich und willentlich. und dort unten sehe und fühle ich die bedürfnisse, die not der bürger. die von politik unverdorbene klare sicht auf notwendigkeiten die es zu erfüllen gibt. ich sehe das täglich tausenfach geschehende unrecht, die gnadenlose entmenschlichung und vereinnahmung, versklavung, die entmündigung und entrechtung, das ausradieren individueller bedürfnisse – das ganze verwerfliche ausmass Eures tuns!

und soll mir keiner von euch daherkommen und behaupten wollen, ihr wäret auch nur bürger dieses landes! mein lieber schwan – eine solche verlogenheit wäre wohl nicht mehr zu toppen.

der ungeheuerliche missbrauch eurer position, die euch laut grundgesetz rein zum wohle der bürger verpflichten würde, ist nicht nur zutiefst verwerflich, er ist ist kriminell. würde man einem für alle geltenden recht genüge tun, dann müsste man euch anzeigen. mehr noch: ihr wärt eigentlich verpflichtet euch selbst anzuzeigen.

nein, ein scharfrichter bin ich nicht, auch wenn diese anklage so deutlich formuliert werden muss. ich bin schon bereit, auch zu geben was ich verlange: gnade vor recht zum beispiel. also, wer ein gewissen hat, der legt sein amt nieder und macht platz für bürger, die bürger bleiben, macht nicht missbrauchen, ihre kraft für die bürger einsetzen! dann sei euch verziehen. reiht euch ein in eine solidargemeinschaft für den frieden, die gerchtigkeit und die freiheit. werdet wieder zu menschen, zu brüdern und schwestern in unserem geiste.

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