Fukushima, Japan und die USA (1/2)
Heute, am 11. März, jährt sich zum fünften Mal die furchtbare AKW-Katastrophe von Fukushima. Anlaß auch für uns, zurückzublicken auf diesen Tag. Mehr noch aber, nach den Hintergründen dieser Katastrophe zu fragen. Nun, mit unserem heutigen Gast-Autor, dem Tokyoter Wissenschaftler Kazuhiko Kobayashi, konnten wir einen in jederlei Hinsicht hochkompetenten Gastautor für diesen Rückblick gewinnen. Kobayashi, von Hause aus eigentlich Philologe und Wirtschaftswissenschaftler, viele Jahrzehnte lang auch tätig gewesen in der Bundesrepublik, zeigt in seiner Untersuchung auf, was hinter Fukushima stand und steht, was sich hinter der japanischen AKW-Politik verbarg und verbirgt, welche internationalen Zusammenhänge am Beispiel Fukushima aufzuzeigen sind. Holdger Platta, der im letzten Jahr, im November, Kazuhiko Kobayashi für einen Vortrag in Göttingen gewinnen konnte, hat den Text des engagierten japanischen Kämpfers gegen die AKW-Politik seines Heimatlandes behutsam ins Deutsche übertragen. Kobayashi, mittlerweile 69 Jahre alt, der sich vor allem für die japanischen Kinder engagiert, die von der Fukushima-Katastrophe betroffen sind, wird voraussichtlich auch in diesem Jahr wieder nach Deutschland kommen, um auf einer längeren Vortragsreise für die zumeist an Schilddrüsenkrebs erkrankten Kinder aus Fukushima und Umgebung Spendengelder zu sammeln. Wir werden zu gegebener Zeit auf diese Vortragsreise hinweisen. (Artikel: Kazuhiko Kobayashi, Vorspann: Holdger Platta)
Kernwaffen und Kernkraftwerken sind das größte Verbrechen gegen die Menschheit!
Die Nukleartechnik ist in einem Super-GAU nicht mehr beherrschbar und bedroht die gesamte Menschheit und Umwelt mit ihren radioaktiven Verseuchungen auf unbegrenzte Zeit. Daher kann niemand für eventuelle Unfälle Verantwortung tragen, und die Unfälle können niemals zu 100% ausgeschlossen werden, solange die Technik von Menschen gemacht und eingesetzt wird. Daher ist sie die höchstkriminelle Technik aller Zeiten.
Zum Beispiel: welche Katastrophe droht im Falle des Super-GAUs bei der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague in Frankreich?
Nach den Angaben des japanischen Wissenschaftsjournalisten Takashi Hirose könnte dort zum Beispiel ein einziger Supergau das gesamte Europa bzw. den größten Teil der Nordhemisphäre mit seinen starken radioaktiven Verseuchungen u n b e w o h n b a r machen!!!
Bericht über die a k t u e l l e Lage im vierten Jahr nach dem Fukushima-SUPERGAU:
Die Rückkehr von Flüchtlingen nach Fukushima (wörtlich ins Deutsche übersetzt: „Glücksinsel“!) wird mit Hochdruck gefördert. Kurbedarf für die Kinder in Fukushima wird von der Regierungsseite ignoriert bzw. nicht anerkannt. Die Eltern, die mit den Kindern Fukushima wegen einer Kur verlassen wollen, werden von den Mitbürgern oft sogar als Feiglinge bzw. Verräter beschimpft. (= im Hintergrund bewusst gelenkt von der regionalen Präfektur Fukushima in Zusammenarbeit mit der Staatsregierung).
Überall werden die Bürger von dem Pro-Atom-Bündnis der Regierung, der Ministerien und Tepco einer gezielten Gehirnwäsche unterzogen: nach dem Super-GAU wird den Bürgern täglich gesagt, in Fukushima bestehe keine Gefahr radioaktiver Erkrankungen.
Ist es wirklich so?
Die Erkrankungsrate bei den Kindern in Fukushima steigt!
Kinder bis zum Alter von 19 Jahren:
Zeit: Schilddrüsenerkrankte Verhältnis zu den gesamten Kinder
Kinder
2008 0
2006 46 2 Kinder von 1 Million Kindern
31.12. 2013 74 1 Kind pro 3639 Kinder
31.03. 2014 3 Monate später 89 (+15) 1 Kind pro 3320 Kinder
30.06. 2014 3 Monate später 103 (+14) 1 Kind pro 2874 Kinder
31.10. 2014 4 Monate später 112 (+09) 1 Kind pro 2648 Kinder
31.12. 2014 2 Monate später 117 (+05) 1 Kind pro 2551 Kinder
31.03. 2015 3 Monate später 126 (+14) 1 Kind pro 2377 Kinder
30.06. 2015 3 Monate später 137 (+11) 1 Kind pro 2193 Kinder
Nach wissenschaftlichen Untersuchungen ist es heute ein klares Faktum, daß die Krankheit „Schilddrüsenkrebs“ bei Kindern im Normalfall sehr selten vorkommt, etwa im Verhältnis 1 zu 1 Million.
Das heißt, selbst die oben angegebene Relation 2 Kinder zu 1 Million im Jahr 2006 in ganz Japan war schon anomal. Einer von den Gründen dafür kann durchaus die durch 54 Reaktoren in Japan verursachte radioaktive Auswirkung sein.
Die Zahlentabelle oben verweist aufs deutlichste auf einen Zusammenhang zwischen der drastisch erhöhten Zahl der schilddrüsenerkrankten Kinder in Fukushima und dem SuperGAU. Und:
Die radioaktive Verseuchungen setzen sich fort!
Zum Beispiel: Region überfüllt von radioaktiven Müllsäcken, wohin damit?
Private Familienhäuser müssen mit ihren radioaktiven Müllsäcken leben, in denen abgekratzter radioaktiver Klumpen Erde aus der Oberschicht ihres Grundstücks, Äste, Blätter usw. gesammelt sind, und zwar so lange, bis jemand von der Stadtverwaltung zum Abholen kommt. Auch kann der nächste starke Wind je nach der Windrichtung den dekontaminierten Boden wieder radioaktiv verseuchen und die nächste Entseuchungsarbeit beginnt.
Der japanische Premierminister Abe besichtigte die Tanks fürs hochgiftiges radioaktiv verseuchte Wasser in Fukushima, mit der Absicht, die Ungefährlichkeit der Situation dort zu demonstrieren. In Wahrheit hielt er sich aber nur für einen kurzen Augenblick in der Anlage auf, zudem in einer extrem schweren Schutzbekleidung. Er wollte vermutlich absolut sicher gehen, um sich gegen die radioaktive Strahlung zu schützen. Das ist der Mann, der immer wieder behauptet, Fukushima sei nach wie vor sicher gegen Radioaktivität!
Wie leben die aus der 20 Km Sperrzone zwangsevakuierten Menschen?
Die Menschen, die aus der 20-Km-Sperrzone in angeblich sichere Gegenden innerhalb von Fukushima evakuiert wurden, sind nach wie vor zum großen Teil gezwungen – ohne eigene Schuld -, heute noch nach, 4 Jahre nach dem Super-GAU, in solch primitiven Hütten zu wohnen, sie haben noch nicht mal persönliche Bade- bzw. Duscheinrichtungen. Unter ihnen sind auch Menschen, die aus Verzweiflung Selbstmord begehen.
Drei ältere Frauen, Hüttenbewohnerinnen, die bis vor 4 Jahren ihre eigenen traditionsreichen Bauernhäuser und Reisfelder besaßen, wohnen jetzt in Hütten. Ihre Familienmitglieder, die mit ihnen zusammenwohnten, leben jetzt weit verstreut an verschiedenen Orten. Sie haben beinah alles verloren, was ihrem Lebens einen Sinn gegeben hatte. Dennoch sind sie der Meinung, die Menschen (= die eigentlich Verantwortung tragen) seien nicht schuldig, schuldig seien nur das Erdbeben und der Tsunami. Keine Rede also davon, wieso die Verantwortlichen so viele Atomkraftwerke in Japan gebaut und betrieben haben (und weiter betreiben wollen!), obwohl diese sehr genau wußten, daß es in einem extrem erdbebenreichen Land wie Japan jederzeit zu einem gefährlichen Erdbeben und Tsunami kommen kann. Woher diese naive Gutmütigkeit, Gutgläubigkeit und Kritiklosigkeit? – Vermutlich entstammen sie der traditionellen, japanischen Mentalität, nämlich einer seit Jahrhunderten eingeübten Gehorsamskeits- und Hingabebereitschaft der unteren, schwächeren und jüngeren Menschen gegenüber den höherrangigen Menschen in der sozialen Hierarchie. Immer wieder wird diese weitverbreitete Mentalität von den Machthabern in Japan ausgenutzt und mißbraucht.
Die Kinder in Fukushima werden als Versuchskaninchen mißbraucht!
Wie dieser Junge tragen die Kinder in Fukushima Dosimeter mit Halsbändern. Damit werden die von ihnen aufgenommenen Mengen an radioaktiven Strahlen gemessen. Die Daten werden für Experimente der IAEO, der Atommächten und der Atommafias, gesammelt und benutzt.
(Die Fortsetzung dieses Artikels lesen Sie am Montag)